"Drin bleiben" als Richter: Was lest Ihr?

[Joshua]

Ich habe bemerkt, dass die Arbeit als Proberichter schon nach kurzer Zeit zu ganz erheblichen Verlusten des Wissensstandes, vielleicht auch der rechtsmethodischen und argumentativen Fähigkeiten, in den nicht bearbeiteten Rechtsgebieten führt.

Ich habe mir daher vorgenommen, wieder Ausbildungszeitschriften zu lesen, vielleicht auch noch die NJW. Denn die Zeit, ganze Lehrbücher oder Praktikerliteratur für die anderen Rechtsgebiete zu lesen, habe ich schlicht nicht.

Was macht Ihr, um trotz Staatsdienst juristisch nicht zu "verblöden" und auch in den gerade nicht bearbeiteten Rechtsgebieten fit zu bleiben?

[Learned Hand]

Ich habe bemerkt, dass die Arbeit als Proberichter schon nach kurzer Zeit zu ganz erheblichen Verlusten des Wissensstandes, vielleicht auch der rechtsmethodischen und argumentativen Fähigkeiten, in den nicht bearbeiteten Rechtsgebieten führt.

Ich habe mir daher vorgenommen, wieder Ausbildungszeitschriften zu lesen, vielleicht auch noch die NJW. Denn die Zeit, ganze Lehrbücher oder Praktikerliteratur für die anderen Rechtsgebiete zu lesen, habe ich schlicht nicht.

Was macht Ihr, um trotz Staatsdienst juristisch nicht zu "verblöden" und auch in den gerade nicht bearbeiteten Rechtsgebieten fit zu bleiben?

Zunächst mal: keine Panik. Ein gewisses Maß an Wissensverlust ist normal und läßt sich auch nie vollständig aufholen. Ich habe aber bisher weder an Kollegen und Kolleginnen noch an mir selbst bemerkt, dass die grundlegenden Fähigkeiten so leicht wieder verschwinden. Sobald Du durch Dezernatswechsel o.ä. in ein anderes Rechtsgebiet kommst, wirst Du das vermutlich selbst merken.

Ich prüfe seit einigen Jahren im 1. Examen und habe festgestellt, dass ich auch in die für mich nicht mehr alltäglichen Rechtsgebiete durchaus schnell wieder hereinkomme und bei den Fällen der Prüferkollegen mithalten kann.

Von ganz überdurchschnittlich begabten Juristen abgesehen halte ich es auch schlicht für nicht möglich, sowohl auf dem eigenen Spezialgebiet als auch überall anders die Kenntnisse auf Examensniveau zu halten. Das ginge bei mir definitiv zu Lasten "meines" Rechtsgebietes.

Ansonsten würde ich die vorhandenen Zeitschriften mal danach durchsehen, was Dein Interesse findet. Die NJW lege ich z.B. fast immer beiseite, weil die Aufsätze entweder viel zu speziell oder zu allgemein sind. Für Feierabendlektüre finde ich das nicht interessant genug. In der JR, der ZGR oder im Strafverteidiger finde ich dagegen immer mal wieder Aufsätze, die etwas grundlegender sind und die ich bis zum Ende schaffe. Ö-Recht habe ich im wesentlichen ausgeblendet.

Zuletzt: wenn Du die echte Herausforderung suchst, dann übernimm am besten ein Mischpensum am Amtsgericht. Eine Kombination Straf/Zivil/Betreuung/WEG dürfte Dein Gehirn ewig jung halten :-)

[wertsackbeutel]

Ich würde mich ja schon freuen, wenn sich Richter in den zu bearbeitenden Gebieten auf dem Laufenden halten würden.
Also nicht zu viel Ehrgeiz...

[Samson]

Ich habe aus anwaltlicher Perspektive den Eindruck, dass ein totales sich "auf dem laufenden" halten nicht viel bringt, abgesehen davon, dass man fundamentale Änderungen (HOAI-Novelle; Mietrechtsreform, UMAG, Schuldrechtsreform) schon mitkriegen sollte, aber da reicht wirklich oberflächliche Lektüre. Wenn man in der Praxis vor einem Problem steht, muss man sowieso nachschlagen, und für allgemeine rechtspolitische Entwicklungen reicht fast die FAZ aus.

Sprich: es genügt m.E. wenn man das INHALTSVERZEICHNIS sowie die Beck online News mal quer liest.

[recht_selten]

beck-aktuell liefert einen groben Überblick über aktuelle Entwicklungen. Die 15-20 täglichen Nachrichten sind noch einigermaßen überschaubar, wenn man das für einen persönlich nicht Relevante herausfiltert. Da schaue ich eigentlich schon fast jeden Tag mal rein.

Ansonsten gibt es bei beck-online einige News-Dienste bzw. Zeitschriften, die Entscheidungen knapp zusammenfassen. Auch der eine oder andere Blog ist nicht schlecht.

NJW schaue ich auch meist mal drüber, aber die ist nicht allzu aktuell und thematisch bekanntlich sehr breit angelegt. Der Großteil interessiert mich ehrlich gesagt gar nicht.

In welchen konkreten Rechtsgebieten möchtest du denn drin bleiben?

[Pippen]

Ich würde mich ja schon freuen, wenn sich Richter in den zu bearbeitenden Gebieten auf dem Laufenden halten würden.
Also nicht zu viel Ehrgeiz...

Ich würde mich überdies freuen, wenn Richter Lebenserfahrungen sammeln. Man hat heute häufig Leute vor sich, die seit ihrem 8. Lebensjahr Stühle durchsitzen und die Lebenserfahrung eines 18jährigen haben. Das stört mich viel mehr als die fachlichen Unzulänglichkeiten - obwohl die stören mich auch^^.

[Parabellum]

Ich würde mich ja schon freuen, wenn sich Richter in den zu bearbeitenden Gebieten auf dem Laufenden halten würden.
Also nicht zu viel Ehrgeiz...

Ich würde mich überdies freuen, wenn Richter Lebenserfahrungen sammeln. Man hat heute häufig Leute vor sich, die seit ihrem 8. Lebensjahr Stühle durchsitzen und die Lebenserfahrung eines 18jährigen haben. Das stört mich viel mehr als die fachlichen Unzulänglichkeiten - obwohl die stören mich auch^^.

Das aus Deinem Munde.

[Vorkriegsjugend]

Köstlich.