Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Moderator: Verwaltung
Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Hallo liebe Kollegen/innen,
Diesen Sommer steht ich vor meiner Verbeamtung als Staatsanwalt und wollte mich vorher bei euch erkundigen, wass ihr euch in den Wochen vor dem Berufsbeginn und die ersten Berufswochen an fachlicher Literatur zu Gemüte geführt habt?
Den Heghmanns habe ich mir angesehen und "StA Sitzungsdienst" von JuraKompakt habe ich auch. Gibt es noch gewisse andere die ich vor dem Start unbedingt nochmal wiederholen sollte oder ist vieles "learning by doing" und mit den gängigen Kommentaren im Büro zu erledigen?
Viele Grüße
Diesen Sommer steht ich vor meiner Verbeamtung als Staatsanwalt und wollte mich vorher bei euch erkundigen, wass ihr euch in den Wochen vor dem Berufsbeginn und die ersten Berufswochen an fachlicher Literatur zu Gemüte geführt habt?
Den Heghmanns habe ich mir angesehen und "StA Sitzungsdienst" von JuraKompakt habe ich auch. Gibt es noch gewisse andere die ich vor dem Start unbedingt nochmal wiederholen sollte oder ist vieles "learning by doing" und mit den gängigen Kommentaren im Büro zu erledigen?
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- Super Power User
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Im Hinblick auf deine Berufswahl rate ich zu heiterer Belletristik
- non-liquet
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Eine frühere (immer noch gültige) Antwort auf eine Inkarnation dieser Frage gibt es hier: Klick!
Kurzfassung: Nicht zu viel in Lehrbüchern herumlesen (90% dort ist praxisferner Ballast), sondern die Üblichkeiten in der eigenen Behörde kennenlernen und - vor allem - Kollegen fragen.
Kurzfassung: Nicht zu viel in Lehrbüchern herumlesen (90% dort ist praxisferner Ballast), sondern die Üblichkeiten in der eigenen Behörde kennenlernen und - vor allem - Kollegen fragen.
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Eine Mischung aus "learning by doing", "Frag den Gegenzeichner" und "Frag die Kollegen auf dem Flur" ist mit Abstand die einfachste Art, den Berufseinstieg zu bewältigen.
Ich habe zwar vorher auch Bücher gelesen, kann aber nicht sagen, dass mir das irgendwas Nennenswertes gebracht hätte. Die Gepflogenheiten sind doch an jeder Behörde etwas anders, und welche Fragestellungen tatsächlich relevant sind, erfährst du sowieso erst, wenn du selbst vor deinen ersten Akten sitzt.
Wenn ich heute etwas nachschlage, dann im Kommentar oder bei Juris - in meine Lehrbücher habe ich seit dem ersten echten Tag im Büro höchstens noch fünfmal reingeschaut.
Ich habe zwar vorher auch Bücher gelesen, kann aber nicht sagen, dass mir das irgendwas Nennenswertes gebracht hätte. Die Gepflogenheiten sind doch an jeder Behörde etwas anders, und welche Fragestellungen tatsächlich relevant sind, erfährst du sowieso erst, wenn du selbst vor deinen ersten Akten sitzt.
Wenn ich heute etwas nachschlage, dann im Kommentar oder bei Juris - in meine Lehrbücher habe ich seit dem ersten echten Tag im Büro höchstens noch fünfmal reingeschaut.
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Kein Roxin?
Kein Kant?
Kein The punisher?
Wie findet ihr euch bloß zurecht.
Kein Kant?
Kein The punisher?
Wie findet ihr euch bloß zurecht.
- Zippocat
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Manche tragen sogar schwarze Anzüge im Büro.
OT: Gelegentlich gibt es - aber das hilft Dir jetzt nicht - auch eine Sammlung von Unterlagen zum Einstieg (hier sog. Rotmappe für Assessoren). Ansonsten kann ich mich nur anschließen: Fragen.
OT: Gelegentlich gibt es - aber das hilft Dir jetzt nicht - auch eine Sammlung von Unterlagen zum Einstieg (hier sog. Rotmappe für Assessoren). Ansonsten kann ich mich nur anschließen: Fragen.
"If we should deal out justice only, in this world, who would escape?"
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Frag vor allem Kollegen bzw. den Gegenzeichner, wenn Du bei etwas keine Ahnung hast - nichts ist frustrierender, als zwei Stunden in einer Akte zu erraten, was Du jetzt machen musst, DANN einen Kollegen zu fragen und "Oh, da musst Du nur "1. Herrn RPfleger." verfügen." als Antwort zu kriegen.
- Bart Wux
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Das war meine Geheimwaffe bei der StA. Immer wenn ich partout keine Ahnung hatte, was das nun soll, hab ich es dem Rechtspfleger zugeschoben. Zurück gekommen ist davon nie eine. Ich hab keine Ahnung, was die immer damit gemacht haben.Stalker hat geschrieben:Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Frag vor allem Kollegen bzw. den Gegenzeichner, wenn Du bei etwas keine Ahnung hast - nichts ist frustrierender, als zwei Stunden in einer Akte zu erraten, was Du jetzt machen musst, DANN einen Kollegen zu fragen und "Oh, da musst Du nur "1. Herrn RPfleger." verfügen." als Antwort zu kriegen.
"Attempted murder. Now honestly, what is that? Do they give a Nobel Prize for attempted chemistry?"
Robert Underdunk Terwilliger
Robert Underdunk Terwilliger
- Bonnvoyage
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Bart Wux hat geschrieben:Das war meine Geheimwaffe bei der StA. Immer wenn ich partout keine Ahnung hatte, was das nun soll, hab ich es dem Rechtspfleger zugeschoben. Zurück gekommen ist davon nie eine. Ich hab keine Ahnung, was die immer damit gemacht haben.Stalker hat geschrieben:Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Frag vor allem Kollegen bzw. den Gegenzeichner, wenn Du bei etwas keine Ahnung hast - nichts ist frustrierender, als zwei Stunden in einer Akte zu erraten, was Du jetzt machen musst, DANN einen Kollegen zu fragen und "Oh, da musst Du nur "1. Herrn RPfleger." verfügen." als Antwort zu kriegen.
Die haben es deiner/deinem Abteilungsleiter/in vorgelegt
Vor meinem Berufsstart bei der StA habe ich auch so einige Werke verschlungen. Von Nutzen war davon nur sehr sehr wenig. Es ist zwar gut, wenn man mal z.B. etwas von den Voraussetzungen eines 111a-Beschlusses gehört hat, aber das befähigt dich leider noch nicht dazu, den Ablauf von Führerscheinsachen innerhalb der Behörde zu kennen. Das ist auch von Behörde zu Behörde unterschiedlich.
Ich kann nur den Tipp geben: Löcher die Kollegen mit sämtlichen Fragen, die dir einfallen. Es gibt keine dummen Fragen und oft sagt dir auch jemand, dass er sich das selbst am Anfang auch gefragt hat. Es wird Kollegen geben, die dir sofort eine kurze Antwort auf deine Frage geben, andere können dir einen 10-minütigen Vortrag über den Verfügungspunkt XY halten. Was du davon nun gerne hören möchtest, musst du mit der Zeit selbst entscheiden. Meinen Gegenzeichner habe ich auch mit Fragen nur so bombardiert. Es gibt hierzu wohl verschiedene Ansichten. Manche sagen, dass man doch bitte nur die Kollegen fragen soll, weil der Gegenzeichner nachher deine Beurteilung schreibt oder zumindest (wenn es dein(e) Abteilungsleiter/in übernimmt) einen wesentlichen Teil dazu beiträgt. Das habe ich aber direkt nach 2-3 Tagen mit ihm abgeklärt und seine Antwort war: "Für Ihre Fragen bin ich da." - Damit war das Thema für mich durch und ich habe munter alle Leute um nicht herum - inklusive Gegenzeichner - gefragt, was immer mir auf dem Herzen lag.
Definitiv nicht zu unterschätzen sind deine Geschäftsstellen und auch die Rechtspfleger. Ich will nicht wissen, wie oft mir in der Anfangszeit meine Geschäftsstellenverwalterin den Ar.... gerettet hat.
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Wobei man da wohl auch differenzieren muss: als mich am Lehrstuhl die "neue" Sekretärin nach drei Monaten fragte, wie sie denn wohl den Hauspostumschlag (erforderliche Angaben: "von [...] an [...]") beschriften müsse, wenn sie etwas an die Personalabteilung schicken wolle, war ich doch etwas irritiert...Bonnvoyage hat geschrieben: Es gibt keine dummen Fragen und oft sagt dir auch jemand, dass er sich das selbst am Anfang auch gefragt hat.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Ist aber immer noch besser, sie fragt, wenn es ihr nicht klar ist, als wenn sie sich nicht traut zu fragen, weil die Frage so "dumm" ist, und es einfach falsch macht.
Bei dem ersten Geschäftsstellenbeamten, den ich hatte, hätte ich mir jedenfalls gewünscht, er hätte mehr gefragt - der hat ständig so Sachen gebracht wie im System als Personalien eines Beteiligten als "Hans, Kevin, Dieter Müller" einzutragen, nur weil die Polizei in ihrem Personalbogen die Vornamen mit Kommata abgetrennt hatte. Der ist gar nicht auf die Idee gekommen, sich oder mich mal zu fragen, ob das nicht blöd ist, wenn der Name genau so im System steht und in jedem Text, den man mit den Textverarbeitungsprogrammen erstellt, dann steht "Herr Hans, Kevin, Dieter Müller wird angeklagt..."
Allerdings sollte man darauf achten, nach Möglichkeit nicht immer nur ein- und denselben Kollegen zu fragen. Gerade in den ersten Wochen hat man als Anfänger eigentlich bei jeder Akte tausend Fragen, und wenn man die alle einem einzigen Kollegen stellt, kommt der irgendwann auch nicht mehr wirklich dazu, mal in Ruhe seine eigenen Akten zu bearbeiten. Also am besten die Fragen ein bißchen mehr verteilen.
Bei dem ersten Geschäftsstellenbeamten, den ich hatte, hätte ich mir jedenfalls gewünscht, er hätte mehr gefragt - der hat ständig so Sachen gebracht wie im System als Personalien eines Beteiligten als "Hans, Kevin, Dieter Müller" einzutragen, nur weil die Polizei in ihrem Personalbogen die Vornamen mit Kommata abgetrennt hatte. Der ist gar nicht auf die Idee gekommen, sich oder mich mal zu fragen, ob das nicht blöd ist, wenn der Name genau so im System steht und in jedem Text, den man mit den Textverarbeitungsprogrammen erstellt, dann steht "Herr Hans, Kevin, Dieter Müller wird angeklagt..."
Allerdings sollte man darauf achten, nach Möglichkeit nicht immer nur ein- und denselben Kollegen zu fragen. Gerade in den ersten Wochen hat man als Anfänger eigentlich bei jeder Akte tausend Fragen, und wenn man die alle einem einzigen Kollegen stellt, kommt der irgendwann auch nicht mehr wirklich dazu, mal in Ruhe seine eigenen Akten zu bearbeiten. Also am besten die Fragen ein bißchen mehr verteilen.
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Klar, fragen ist besser als es einfach irgendwie (und zielsicher falsch) zu machen. Aber es war eben eine "Problemstellung", die sie als Sekretärin eigentlich an Tag 1 nach dem Einarbeiten hätte meistern können und nach drei Monaten bereits ungefähr ein Dutzend Mal hätte gemacht haben sollen.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Das mit dem Nachfragen sehe ich etwas differenzierter.
Für die Zivilrichtertätigkeit habe ich mich eine Woche vorher mit einem exzellenten Praxisleitfaden eingelesen. Der enthielt die praktisch Relevanten Verfügungen und sonstigen Entscheidungen jeweils mit Musterbeispielen. Damit hatte ich mein Vademecum gefunden, das ich bei neuen Fragen immer konsultieren konnte. 80% der Entscheidungskonstellationen, die sich mir nicht sofort erschlossen, hat das Buch abgedeckt. Damit musste ich weitaus seltener die Kollegen behelligen. Das ist für einen selbst auch angenehmer.
Bei der StA ist natürlich der Aspekt der hauseigenen Gewohnheiten noch einmal bedeutsamer als bei Gericht. Daher wird man hier tendenziell mehr erfragen müssen (und dürfen). Allerdings schadet es auch hier nicht, wenn man schlicht zuvor mit einem guten Buch gelernt hat, worum es jeweils in der Sache geht, und welche Ziele man mit welcher Verfügung erreichen kann.
Für die Zivilrichtertätigkeit habe ich mich eine Woche vorher mit einem exzellenten Praxisleitfaden eingelesen. Der enthielt die praktisch Relevanten Verfügungen und sonstigen Entscheidungen jeweils mit Musterbeispielen. Damit hatte ich mein Vademecum gefunden, das ich bei neuen Fragen immer konsultieren konnte. 80% der Entscheidungskonstellationen, die sich mir nicht sofort erschlossen, hat das Buch abgedeckt. Damit musste ich weitaus seltener die Kollegen behelligen. Das ist für einen selbst auch angenehmer.
Bei der StA ist natürlich der Aspekt der hauseigenen Gewohnheiten noch einmal bedeutsamer als bei Gericht. Daher wird man hier tendenziell mehr erfragen müssen (und dürfen). Allerdings schadet es auch hier nicht, wenn man schlicht zuvor mit einem guten Buch gelernt hat, worum es jeweils in der Sache geht, und welche Ziele man mit welcher Verfügung erreichen kann.
„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
Egon Bahr 2013
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Re: Berufsbeginn als StA: fachliche Tipps, Literatur?
Welcher war das?Joshua hat geschrieben: Für die Zivilrichtertätigkeit habe ich mich eine Woche vorher mit einem exzellenten Praxisleitfaden eingelesen.