Die größere Bürokratie habe ich bislang immer bei den Kanzleien und den Unternehmen erlebt. Ein Grund, warum die Personalgewinnung dort nicht funktioniert. Ewig lange Reaktionszeiträume, keine konkreten Ansprechpartner (Unternehmen), Unterlagen gehen verloren, niemand ist zu erreichen und dazu eine Kommunikation, die unter aller Kanone ist. Dagegen die Justiz und die Verwaltung: schnell, transparent und verlässlich. Man kann es sich auch unnötig schwer machen.Kasimir hat geschrieben:Diese Diskussion hervorragendes Beispiel dafür, wie es die Verwaltung schafft, sich um sich selbst zu drehen... Jedes Unternehmen wäre bereits insolvent, wenn es so arbeiten würde und nicht den Steuerzahler als Finanzier hätte.
Drei Beispiele:
- Ein internationaler Konzern mit Sitz in Stuttgart: keine Rückmeldung auf die Bewerbung, Nachfrage meinerseits, keine Antwort, keine telefonische Erreichbarkeit, dann meine Ankündigung einer gewissen Fristnot wegen einer anderweitigen Zusage, dann plötzlich Alarm und die Terminierung eines Gespräches sechs(!) Wochen nach Ablauf meiner anderweitigen Zusagefrist. Absage des Gespräches, man rührt sich nicht. Zwei Wochen später (einen Tag vor meiner Zusagefrist): hektisches Antelefonieren, E-Mail-Tirade. Auf meine Antwort, dass ich morgen anderweitig zusagen möchte/muss: Schweigen. Acht Wochen später: Absage, dass man mich nicht berücksichtigen konnte.
- Eine renommierte deutsche Kanzlei - nennen wir sie Hacienda Mülleretto. Bewerbung lanciert. Keine Rückmeldung. Nach zwei Wochen Nachfrage meinerseits. Zwei Wochen später die Antwort, dass man aktuell nicht so schnell sei, weil "wichtigere Entscheidungen vorrangig bearbeiten werden müssten". Nach vier Wochen erneute Nachfrage meinerseits. Antwort: ja, gedulden Sie sich doch noch ein wenig, wir melden uns. Niemand meldet sich. Nun auch hier meine Nachfrage, wonach ich Fristen hinsichtlich des öffentlichen Dienstes habe. Antwort: ja, gedulden Sie sich noch ein wenig, wir sind dabei, das Bewerbungsverfahren in die Wege zu leiten. Ankündigung meinerseits: ich ziehe die Bewerbung zurück, weil ich sonst die Fristen des öffentlichen Dienstes verstreichen lassen muss. Schneller Anruf: bitte bleiben Sie bei uns und verfolgen Ihre Bewerbung weiter. Angekündigter Gesprächstermin: sechs Wochen später.
- Eine renommierte deutsche Kanzlei - nennen wir sie Calypso Minestrone Scusi. Man bewirbt sich auf eine Anwaltsstelle in einer Praxisgruppe, die recht genau den eigenen fachlichen Kompetenzen und Vorlieben entspricht. Man hat dort anscheinend sich dazu entschlossen, dass Personalanwerbung durch einen "Personalpartner" erfolgen muss. Bürokratie, ich hör dir trapsen. Nun kommt die legendäre Antwort: Sehr geehrter Herr Duschgriff, Ihre fachlichen Kompetenzen sind für unsere Sozietät ohne Belang. Wir bilden Ihre Kompetenzen nicht ab. Ihre Bewerbung können wir daher bei unserer zukünftigen Personalauswahl nicht berücksichtigen. Prima.