Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Liebe Forengemeinde,

ich habe gestern meine mündliche Prüfung abgelegt. Diese ist leider gemessen an der Ausgangslage und den Erwartungen in die Hose gegangen. Ich hatte aus den Klausuren einen Schnitt von 8,12 und bin am Ende ohne wirkliche Verbesserung raus mit 8,21. Vortrag lief gar nicht gut, die Benotung des Gesprächs fand ich persönlich nicht nachvollziehbar.

Nun ist 8,21 kein Weltuntergang. Im ersten Examen habe 10,2 (Staatsteil 9,7) bei der aktuellen Stellenlage würde ich damit in Hamm zum AC geladen werden (sagte mir die zuständige Dame am Telefon). Promotion läuft noch, LL.M. habe ich im Inland gemacht. Die Wahlstation war beim OLG Hamm. Im Zeugnis gab es ein gut mit dazugehörigem netten Text. Die Stationszeugnisse waren alle gut, außer StA, da gabs ein VB.

Ich überlege dennoch den Verbesserungsversuch im August o. September zu machen, weil der Verlauf der Prüfung mich wirklich wurmt.

Nun weiß ich nicht, ob eine Bewerbung mit laufendem Verbesserungsversuch gern gesehen wird oder sogar unzulässig ist. Derartige Gerüchte wurden mir zugetragen.

Das wäre natürlich ausgesprochen ärgerlich, da ich dann die Wahl hätte, die 8 zu behalten und die einmalige Personalaufstockung mitzunehmen oder zu zocken und auf eine Verbesserung sowie spätere Einstellung zu hoffen. Variante zwei ist nicht mehr als graue Theorie. Ich bin zwar etwas eitel, aber nicht total verblödet.

Vielen Dank
Spencer
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Spencer »

a_moron hat geschrieben: Nun weiß ich nicht, ob eine Bewerbung mit laufendem Verbesserungsversuch gern gesehen wird oder sogar unzulässig ist. Derartige Gerüchte wurden mir zugetragen.
Was sollte dein zukünftiger Dienstherr dagegen haben, wenn du dich bereits für den Verbesserungsversuch angemeldet hast? Doch höchstens, dass du im Falle einer Notenverbesserung abspringst - was ich bei der Justiz für unwahrscheinlich halte: "Mehr" geht doch im Staatsdienst kaum.
Ich würde nur zusehen, dass du die Klausuren vor deinem Dienstantritt geschrieben hast.
Kasimir
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Kasimir »

Du hast ja nichts zu verlieren und bevor du dich den Rest deines Lebens darueber aergerst, die Chance auf ein Praedikat nicht genutzt zu haben, mach es doch einfach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein laufender Verbesserungsversuch die Einstellungschancen verschlechtert. Was soll der Grund dafuer sein?

Du hast dich in der muendlichen Pruefung doch sogar verbessert. Warum ist es dann "in die Hose" gegangen? Kenne einige Beispiele von Verschlechterungen in der muendlichen Pruefung, gerade wenn der AV schlecht war.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
OJ1988
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von OJ1988 »

Eine Verbesserung um 0,09 Punkte ist im relativen Vergleich nicht die Verbesserung, die man sonst "normalerweise" in der Mündlichen einfährt (0,5 . 1,5 Punkte), gerade wenn wie hier das VB offensichtlich in Reichweite war. Würde das auch als "in die Hose gegangen" betrachten.
julée
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von julée »

Eben. Es hätte noch schlimmer kommen können, aber quasi mit dem schriftlichen Ergebnis wieder aus der mündlichen Prüfung herauszugehen ist eher mau.
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Gelöschter Nutzer

Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Schlimmer geht immer. Ich bin jeden Tag heilfroh in diesem Teil der Welt geboren und gesund zu sein.

Aber aus den Erfahrungen im Bekanntenkreis und den Werten aus den Protokollen gehen gefühlt 8 von 10 Leuten mit über 45 Vorpunkten mit über 90 Punkten in NRW aus der mündlichen Prüfung raus. Zwei meiner AG Kollegen sind mit 41 bzw. 43 Vorpunkten rein und mit 90 raus.

Zumal ich eigentlich nicht auf den Mund gefallen bin. Ich habe normalerweise kein Lampenfieber und kann ohne Probleme vor mehreren hundert Menschen sprechen (schon vorgekommen). Das macht mir sogar Spaß. Aber drei Prüfer, die sich jeden kleinen Lapsus im Vortrag notieren, machen mich einfach fertig. Ich bin dann so damit beschäftigt, dass meine Stimme nicht absackt und mein Kopf nicht komplett den Dienst versagt, dass die Vorträge im Examen einfach nicht werden wollen. Habe im ersten Examen im Freischuss sage und schreibe 2 Punkte im Vortrag bekommen.

Vorträge in der AG sind ebenfalls kein Ding. Übungsvorträge mit Kollegen bzw. in der AG laufen Reibungslos. In der AG waren alle Vorträge zweistellig (was natürlich nicht heißt, dass es im Examen auch so wäre, aber jedenfalls besser als 4 bzw. 2 Punkte).

Das Gespräch wiederum ist auch kein Thema. Ganz komische Kiste.

Zum Verbesserungsversuch konnte ein einfacher Anruf beim OLG helfen. Ist alles kein Thema solange es sich nicht mit dem AC oder dem Dienstantritt kreuzt.
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von OJ1988 »

Habe dieses Gerede von "Vorpunkten" noch nie verstanden - einfach, weil das hier völlig unüblich ist. Ist damit die Summe aus allen Klausurnoten gemeint? Dann wäre ein Sprung von 41 (bei 8 Klausuren im - unterstellt - 2. Examen also gut 5 Punkte) auf 90 "Endpunkte" also ein Sprung von 5 auf 9 Punkte nur durch die Mündliche?
Gelöschter Nutzer

Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

In NRW werden die 8 Klausuren mit dem Faktor 0,75 multipliziert. 60 Punkte aus den Klausuren wären bereinigt 45 Vorpunkte. Die zählen 60%. Also einfach durch 6 teilen. 45 Vorpunkte ist ein Schnitt von 7,5. Man kann auch einfach direkt die Gesamtpunktzahl der Klausuren durch 8 teilen. Das mit den Vorpunkten ist leichter zu berechnen, weil der Vortrag 10% zählt und das Gespräch
30%. Dann kann man seine bereinigten Vorpunkte+Punkte aus dem Vortrag+ (Gesprächx3)= Endpunkte. Endpunkte / 10 = Endnote.

Ist einfach sehr bitter, wenn man im Ref die ganze Zeit in den oberen Punkteregionen spielt, sich das auch in den Klausuren halbwegs widerspiegelt und am Ende geht man halt doch nicht mit nem VB nach Hause. Ich finde diese Konzentration auf insgesamt 2 Nettostunden Prüfung einfach nicht besonders ausgewogen.

40% der Punkte werden in NRW durch 1h 12 min Vortrag und 45 min Gespräch determiniert. Das finde ich irgendwie ziemlich Banane.
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von OJ1988 »

Was man in irgendwelchen AG-Klausuren hat, würde ich nicht überbewerten. Tragisch ist für mich nur, wenn man gegenüber dem 1. Examen deutlich abfällt, obwohl man das Ref eben nicht vertrödelt, sondern viel Energie ins Lernen gesteckt hat.

Die 40% (so ja auch Berlin) sind in der Tat Banane. Zumal Bundesländer wie Bayern das bei einer Bewerbung wieder in ihren Modus (75% Klausuren, 25% Mündliche) umrechnen.
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famulus
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von famulus »

Kein Problem - dieser Systemfehler wird ja von (einigen) Prüfern durch (mehr oder weniger ausgeprägte) Vornotenorientierung ausgeglichen.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Samson »

famulus hat geschrieben:Kein Problem - dieser Systemfehler wird ja von (einigen) Prüfern durch (mehr oder weniger ausgeprägte) Vornotenorientierung ausgeglichen.
Das mit der Vornotenorientierung ist ein Übel, kein Vorteil. Die mündliche Prüfung wäre nur wirklich fair, wenn die Prüfer die Vornoten gar nicht kennen würden.
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famulus
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von famulus »

Natürlich ist es ein Übel.
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von julée »

@a_moron: so ein verhauener Vortrag (der in Berlin i. Ü. dann sogar noch 16 % zählt) ist natürlich Mist, weil nicht nur die Punkte fehlen, sondern der Eindruck auch den Rest der Prüfung prägt. Umgekehrt ist das ja ein Punkt, an dem Du für den Verbesserungsversuch nochmal arbeiten kannst (war's denn im 1. Examen im Verbesserungsversuch besser?).

Und ja, die mündliche Prüfung zählt im Vergleich zu den langwierig vorbereiteten Klausuren wahnsinnig viel und es kann - mit oder ohne Vornotenorientierung (die ich auch für ein Übel halte) - sehr viel schief gehen. Umgekehrt ist es natürlich auch eine Chance, die Note noch mal zu pushen. Hat also alles seine Vor- und Nachteile. Dass Bayern am Ende möglicherweise die Note umrechnet (@OJ1988), halte ich indes für unerheblich, solange ich für den Rest der Republik mehr Punkte auf dem Zeugnis stehen habe.
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Meine Kommission war sicher nicht vornotenorientiert, sonst hätten die mich wohl über die Schwelle gehievt. Bei gleichbleibender Notenstufe sowohl von Vortrag als auch Gespräch hätte es ja gereicht, wenn es jeweils das obere Ende der Notenstufe gewesen wäre. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass das Gesamtergebnis unverdient und total unfair war. Es war aber auch alles andere als wohlwollend. Zumal hadern ohnehin nichts bringt. Ich fühle mich zwar ein wenig als Versager. Aber das legt sich bestimmt in ein paar Wochen.

Im ersten Examen habe ich im Verbesserungsversuch 8 Punkte im Vortrag geholt. Bringt ja nichts zu hadern. Ich werde wohl in Hamm zum AC geladen. Die fachliche Hürde nehme ich. Im AC selbst ist die Note dann unbedeutend, sagte mir die Dame am Telefon. Im Idealfall werde ich also in der mündlichen Prüfung für den Verbesserungsversuch als Richter auf Probe sitzen.

Bin mal gespannt. Tipps fürs AC sind willkommen.
julée
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Re: Assessmentcenter Hamm und Verbesserungsversuch

Beitrag von julée »

Nein, hadern bringt nichts - und die wichtigste Hürde hast Du ja offensichtlich genommen ;) Aber ärgerlich ist es, ja.

Ich denke aber ehrlich gesagt, dass ein misslungener Vortrag auch bei einer wohlwollenden* Kommision, die per se bereit wäre, auch aus 7,5-8,0 Punkten noch ein VB zu machen, ein Problem ist. Sie kann ja auch nicht ohne Rücksicht auf die tatsächliche Leistung die erforderlichen Punkte zum Notensprung geben, nur weil Kandidaten mit soviel Vorpunkten normalerweise einen 10 Punkte-Vortrag halten und sich auch im Gespräch ganz gut schlagen. Aber hilft ja nichts - ich drücke Dir die Daumen für die 2. Runde ;)


*unter Vornotenorientierung würde ich hingegen verstehen, dass die Note nach der mündlichen Prüfung nahezu unverändert ist, nicht dass es einen Aufschlag von bis zu einem Punkt gibt.
Zuletzt geändert von julée am Sonntag 5. Juni 2016, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.
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