Das ist -leider- so wahr. Vielleicht liegt es einfach an der Differenzierungswut im allgemeinen. Nicht die Vorbereitung auf das Leben oder den Beruf steht im Vordergrund, sondern oftmals einfach die Vorbereitung auf die nächste Prüfung.thh hat geschrieben:Allerdings. Und dieser Fehler zieht sich auch schon durch die schulische Ausbildung. Da beschäftigt man sich an einer allgemeinbildenden Schule mit hochgestochenen literarischen Fragestellungen, mathematischen Spezialproblemen, chemischen Formeln, Atomphysik und Co. - aber niemand lernt dort den Umgang mit Geld, die Zubereitung von (gesunden) Mahlzeiten, Putzen, einfache Reparaturen im Haushalt und an Fahrzeugen, Rad- und Autofahren, die Buchung (und Durchführung) von Bahn- oder Flugreisen, Erste Hilfe und Gesundheitsprävention, Grundlagen der Steuererklärung, des Arbeits- und Mietrechts, obschon das einerseits alle Menschen betrifft und zudem sehr viel häufiger von Bedeutung ist als die typischen, konventionellen Schulfächer. Und so haben wir dann Studenten, die - zukunftsorientiert - etwas "mit Medien" studieren, dafür weder Formeln lösen noch chemische oder physikalische Experimente ausführen oder Schillers "Faust" rezitieren können, aber hilflos vor der Aufgabe stehen, ihre WG in Schuss zu halten und sich zu ernähren, nachdem sie den Umgang mit dem präferierten Fortbewegungsmittel durch externe Nachhilfe erlernen mussten.Tibor hat geschrieben:Das ist ja auch ein großer Fehler der "Juraausbildung", denn man kann behaupten, dass mehr Menschen mit Sozial- und Steuerrecht in Berührung kommen (der eine Teil der Bevölkerung zahlt Steuern, der andere Teil bezieht Sozialleistungen), als mit so tollen "Randgebieten" wie Bau-, Versammlungs-, Werkvertrags- oder gar Strafrecht.
In der Pädagogik und im Bildungswesen ist noch viel zu tun!
Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Armes Deutschland. Erst wurde nicht vorausplanend eingestellt, jetzt wird man die Notenerfordernisse erheblich absenken müssen, um den rapide wachsenden Einstellungsbedarf bis 2025 zu decken. Die zig Kollegen, die insbesondere in den Nullerjahren in manchem Bundesland trotz Doppel-VB nicht im Staatsdienst unterkamen ("Einstellungsstopp"; "Neueinstellungen nur in begründeten Ausnahmefällen"), ärgern sich zurecht.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Gerade heute habe ich im Intranet eine Ausschreibung für eine landesunmittelbare Einrichtung (unbefristet, Verbeamtung später möglich) gesehen: Anforderung war mindestens einmal "befriedigend". Und ich musste mich damals noch über Kettenbefristungen reinkrepeln.
Zuletzt geändert von famulus am Donnerstag 20. Juli 2017, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Ärgerlich definitiv. Allerdings kann man natürlich auch nur begrenzt 20 Jahre im Voraus für die großen Pensionierungswelle einstellen. Wesentlich ärgerlich dürfte es für diejenigen sein, die in den letzten fünf Jahren knapp die Notenanforderungen verfehlt haben und heute ohne Weiteres eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhielten.Joshua hat geschrieben:Armes Deutschland. Erst wurde nicht vorausplanend eingestellt, jetzt wird man die Notenerfordernisse erheblich absenken müssen, um den rapide wachsenden Einstellungsbedarf bis 2025 zu decken. Die zig Kollegen, die insbesondere in den Nullerjahren in manchem Bundesland trotz Doppel-VB nicht im Staatsdienst unterkamen ("Einstellungsstopp"; "Neueinstellungen nur in begründeten Ausnahmefällen"), ärgern sich zurecht.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Und was hält sie davon ab, sich heute (nochmal) zu bewerben?julée hat geschrieben:Ärgerlich definitiv. Allerdings kann man natürlich auch nur begrenzt 20 Jahre im Voraus für die großen Pensionierungswelle einstellen. Wesentlich ärgerlich dürfte es für diejenigen sein, die in den letzten fünf Jahren knapp die Notenanforderungen verfehlt haben und heute ohne Weiteres eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhielten.Joshua hat geschrieben:Armes Deutschland. Erst wurde nicht vorausplanend eingestellt, jetzt wird man die Notenerfordernisse erheblich absenken müssen, um den rapide wachsenden Einstellungsbedarf bis 2025 zu decken. Die zig Kollegen, die insbesondere in den Nullerjahren in manchem Bundesland trotz Doppel-VB nicht im Staatsdienst unterkamen ("Einstellungsstopp"; "Neueinstellungen nur in begründeten Ausnahmefällen"), ärgern sich zurecht.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Vielleicht, weil sie sich in den letzten Jahren etwas aufgebaut haben? Eine Freundin z. B. wäre gerne zur StA gegangen, aber notenmäßig passte es (insbesondere bzgl. des 1. Examens) nicht bzw. sie war örtlich nicht flexibel genug, also hat sie sich selbstständig gemacht - und seit 1-2 Jahren läuft die Kanzlei gut; d. h. die Lust jetzt noch mal als Assessor irgendwo zur Gegenzeichnung laufen zu müssen und irgendwelche Dezernate aufräumen zu müssen, ist da eher gering ausgeprägt.Levi hat geschrieben:Und was hält sie davon ab, sich heute (nochmal) zu bewerben?
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Also ich wäre gerne Kutschenbauer geworden!
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Der Staat wird sich schon bald ganz schön umgucken müssen, wo er überhaupt noch geeignete Kandidaten findet. Momentan trifft eine anschwellende Pensionierungswelle auf den Ruf der Öffentlichkeit nach dem starken Rechtsstaat.
Das Schwarze-Peter-Spiel zwischen dem Bund und den Ländern hat dabei schon begonnen:
http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/h ... vorwuerfe/
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Dann kann der Wunsch nach einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst aber auch nicht wirklich ausgeprägt (gewesen) sein. Sollte das nämlich tatsächlich das berufliche Ziel sein, fängt man gerne noch mal von vorne an, wenn sich dadurch die Möglichkeit eröffnet, seiner Berufung zu folgen.julée hat geschrieben:Vielleicht, weil sie sich in den letzten Jahren etwas aufgebaut haben? Eine Freundin z. B. wäre gerne zur StA gegangen, aber notenmäßig passte es (insbesondere bzgl. des 1. Examens) nicht bzw. sie war örtlich nicht flexibel genug, also hat sie sich selbstständig gemacht - und seit 1-2 Jahren läuft die Kanzlei gut; d. h. die Lust jetzt noch mal als Assessor irgendwo zur Gegenzeichnung laufen zu müssen und irgendwelche Dezernate aufräumen zu müssen, ist da eher gering ausgeprägt.Levi hat geschrieben:Und was hält sie davon ab, sich heute (nochmal) zu bewerben?
Meine eigenen Erfahrungen als Angehöriger der hier schon erwähnten "Nuller-Jahre": Bei kaum einem meiner Kommilitonen (und auch bei mir nicht!) hat der Einstieg in den öffentlichen Dienst sofort geklappt, aber am Ende sind alle - für die das wirklich das berufliche Ziel war - auch dort geladet. Man musste halt einige Jahre in anderen Tätigkeiten (Rechtsanwalt, Unternehmen, Promotion etc.) "überwintern" und danach räumlich mobil sein, aber selbst seinerzeit war der öffentliche Dienst irgendwie/irgendwo/rgendwann erreichbar.
Insofern ist es nicht "ärgerlich", wenn man mal einige Jahre was anderes machen muss, bevor man seiner Berufung folgen kann, sondern einfach das normale Leben.
Auch in anderen akademischen Bereichen ist das im Übrigen ganz normal. Angehende Mediziner warten aufgrund des hohen NC in der Regel zunächst jahrelang, bevor sie überhaupt mit dem Studium beginnen können, ganze Lehrer- und Pfarrerjahrgänge haben erst nach Jahrzehnten den beruflichen Einstieg geschafft und die meisten Geisteswissenschaftler hangeln sich von (schlecht bezahlter) Befristung zu Befristung.
Die bisweilen erforderlichen beruflichen Überbrückungszeiten bei Juristen sind dagegen nun wirklich Luxusprobleme.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Ist doch überall so. Vor fünf Jahren hätte dich keine GK ohne VB eingestellt, wenn Papa und Mama nicht beide Dax-Vorstände sind.Joshua hat geschrieben:Armes Deutschland. Erst wurde nicht vorausplanend eingestellt, jetzt wird man die Notenerfordernisse erheblich absenken müssen, um den rapide wachsenden Einstellungsbedarf bis 2025 zu decken. Die zig Kollegen, die insbesondere in den Nullerjahren in manchem Bundesland trotz Doppel-VB nicht im Staatsdienst unterkamen ("Einstellungsstopp"; "Neueinstellungen nur in begründeten Ausnahmefällen"), ärgern sich zurecht.
Ärgerlich an der Sache ist allein, dass wie immer wenig vorausschauend geplant wird und durch die derzeitige Einstellung von Leuten, die andernfalls formal keine Chance hätten, die Qualität der Arbeit insgesamt leiden könnte (Ja, auch Leute mit mittelmäßigen Noten können gute Juristen sein; nein, nicht jeder mit guten Noten ist ein guter Jurist). Und noch viel ärgerlicher ist, dass im "Mittelbau" im Staatsdienst viel zu wenig getan wird. Bei uns am Gericht wäre zB eine Entlastung der Geschäftsstellen viel notwendiger und sinnvoller als zwei neue Richter.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
@Levi: Deine Anforderungen an die "Berufung" sind mir zu hoch. Nur weil jemand die notgedrungen gefundene berufliche Alternative nicht aufgeben möchte, bedeutet das nicht, dass der ursprüngliche Wunsch nicht echt war - und jetzt werden doch im Zweifelsfall wieder jede Menge Leute eingestellt, deren Berufung weniger der Sache, sondern "Hauptsache öffentlicher Dienst" gilt. Ich weiß nicht, ob es da nicht klüger gewesen wäre, bereits vor ein paar Jahren die Notenanforderungen etwas abzusenken und Leute einzustellen, die auch der Lage sind, sich außerhalb der Justiz etwas aufzubauen, was sie nach ein paar Jahren nicht aufgeben wollen. Und besagte Freundin wäre für die StA sicherlich ein Gewinn gewesen.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
@julée
Im Prinzip gilt hier immer noch dasselbe, was der Hl. Benedikt in seiner Regel bereits vor 1500 Jahren formuliert hat:
Im Prinzip gilt hier immer noch dasselbe, was der Hl. Benedikt in seiner Regel bereits vor 1500 Jahren formuliert hat:
Gutes, verlässliches und begeisterungsfähiges Personal gewinnt man auch heute noch am besten auf diesem Weg. Nicht nur im Kloster sondern in jedem System.Kommt einer neu und will das klösterliche Leben beginnen, werde ihm der Eintritt nicht leicht gewährt,sondern man richte sich nach dem Wort des Apostels: "Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind." (1Joh 4,1)
Wenn er also kommt und beharrlich klopft und es klar ist, dass er die ihm zugefügte harte Behandlung sowie die Schwierigkeiten beim Eintritt geduldig erträgt, aber trotzdem auf seiner Bitte besteht, gestatte man ihm vorläufig den Eintritt. Er halte sich jedoch zunächst in der Unterkunft für die Gäste auf. Danach wohne er im Raum für die Novizen, wo sie lernen, essen und schlafen. Ein erfahrener Bruder werde für sie bestimmt, der geeignet ist, Menschen zu gewinnen, und der sich mit aller Sorgfalt ihrer annimmt.
Man achte genau darauf, ob der Novize wirklich Gott sucht, ob er Eifer hat, ob er bereit ist zu gehorchen und ob er fähig ist, Widerwärtiges zu ertragen. Offen zeige und rede man mit ihm über alles Harte und Schwere auf seinem Weg.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Das wäre doch mal ein schöner Gesprächseinstieg für ein Assessment-Center beim BAMF.Levi hat geschrieben:Wenn er also kommt und beharrlich klopft und es klar ist, dass er die ihm zugefügte harte Behandlung sowie die Schwierigkeiten beim Eintritt geduldig erträgt, aber trotzdem auf seiner Bitte besteht, gestatte man ihm vorläufig den Eintritt. Er halte sich jedoch zunächst in der Unterkunft für die Gäste auf. Danach wohne er im Raum für die Novizen, wo sie lernen, essen und schlafen. Ein erfahrener Bruder werde für sie bestimmt, der geeignet ist, Menschen zu gewinnen, und der sich mit aller Sorgfalt ihrer annimmt.
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Re: Examensnoten Richter - bevorzugt östliche Bundesländer
Das stimmt nun wahrscheinlich auch in dieser Pauschalität nicht. Jedenfalls außerhalb von Berlin und München. Gerade aus den Jahren 2011/2012 kenne ich eine Menge Kolleginnen und Kolleginnen, die mit einem guten, aber nicht sehr guten Lebenslauf, ohne viel Mühe bei Gleiss, Freshfields, Linklaters und Hengeler untergekommen sind.sai hat geschrieben:Ist doch überall so. Vor fünf Jahren hätte dich keine GK ohne VB eingestellt, wenn Papa und Mama nicht beide Dax-Vorstände sind.Joshua hat geschrieben:Armes Deutschland. Erst wurde nicht vorausplanend eingestellt, jetzt wird man die Notenerfordernisse erheblich absenken müssen, um den rapide wachsenden Einstellungsbedarf bis 2025 zu decken. Die zig Kollegen, die insbesondere in den Nullerjahren in manchem Bundesland trotz Doppel-VB nicht im Staatsdienst unterkamen ("Einstellungsstopp"; "Neueinstellungen nur in begründeten Ausnahmefällen"), ärgern sich zurecht.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.