Mal wieder: Amtsarzt

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

NichtTobiasG
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Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von NichtTobiasG »

Liebe Gemeinde,

zwar bin ich auch reguläres Forenmitglied, möchte aber zur Wahrung der Anonymität ausnahmsweise ein Pseudonym statt des Pseudonyms nutzen (Pseudonymoception?). Der Grund sollte gleich nachvollziehbar sein, denke ich.

Ich plane, mittelfristig in den Staatsdienst zu gehen und hätte, wie schon einige vor mir, eine Frage zur amtsärztlichen Untersuchung. Und zwar stellt sich gerade das Problem, dass ich an Knochenkrebs erkrankt bin. Ich weiß natürlich, dass ich mich in erster Linie auf die Heilung konzentrieren muss. Die Prognose ist aufgrund des sehr frühen Erkennens auch ungewöhnlich gut, vollständige Heilung damit recht wahrscheinlich. Allerdings habe ich im Hinterkopf, dass damit der Wunsch vom Staatsdienst wohl zu begraben sein dürfte.

Ich weiß natürlich, dass ihr mir keine sichere Auskunft geben könnt, aber vielleicht habt ihr ja in irgendeiner Form Erfahrung mit dem Thema gesammelt. Egal in welcher Richtung, positiv wie negativ, sie würden mir weiterhelfen :)

Und versprochen: Ich bin definitiv nicht TobiasG!
Herr Schraeg
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Herr Schraeg »

Lieber NichtTobiasG,

Du hast natürlich Recht, dass Du Dich jetzt primär auf die vollständige Heilung konzentrieren solltest. Dafür drücke ich die Daumen, gute Besserung.

Lies mal bei Gelegenheit die Entscheidung des BVerwG vom 25.07.2013, 2 C 12/11 und ihre Rezeption. Dort hatte das Gericht zu Gunsten der Bewerber den Beurteilungsmassstab in Abkehr von der bisherigen Rechtsprechung geändert. Aus gesundheitlichen Gründen kann ein Bewerber nur abgelehnt werden, wenn konkrete Anhaltspunkte die Prognose stützen, dass mit überwiegender Wahrscheinlichkeit (also über 50 %) Dienstunfähigkeit vor Ende der Amtszeit eintreten wird. Wenn bei vollständiger Heilung die Rückfallquote also gering ist, sollte die Krankheit einer Verbeamtung nicht entgegenstehen.
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Einwendungsduschgriff
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Gute Besserung! Und: ich kann mich Herrn Schraeg nur anschließen - die aktuelle Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist dahingehend zu Recht zugunsten eines kranken Bewerbers, einer kranken Bewerberin sehr offen. Sinnvoll wäre es wahrscheinlich, bereits zur Einstellungsuntersuchung ein entsprechendes onkologisches Gutachten mitzubringen, das substantiiert den Krankheitsverlauf und die Heilungschancen schildert. Auch würde ich bei einer Staatsdienstbewerbung sogar im Einstellungsgespräch - wenn es die Möglichkeit gibt und die hinreichende Vertraulichkeit gewahrt ist - mit offenen Karten spielen.
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Eagnai
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Eagnai »

Erstmal auch von mir gute Besserung.

Ich denke, eine Prognose, ob eine Verbeamtung letztlich trotz überstandener Erkrankung noch möglich sein wird, kann man jetzt noch nicht treffen.

Es wird sicherlich maßgeblich davon abhängen, ob und wann du als vollständig geheilt giltst und wie die konkrete ärztliche Prognose in Bezug auf das Risiko einer etwaigen erneuten Erkrankung zum Zeitpunkt der möglichen Verbeamtung aussieht. Gerade bei gut behandelbaren Krebserkrankungen ist es ja oft so, dass man nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne (bei einer Verwandten waren das zum Beispiel fünf Jahre) ab Krebsfreiheit als vollständig geheilt gilt, wenn man in dieser Zeit keinerlei Rückfälle mehr hatte, und die Wahrscheinlichkeit, erneut zu erkranken, nach dieser Zeitspanne auch nicht mehr höher sein muss als bei jemandem, der noch nie Krebs hatte. Eine sehr zeitnahe Verbeamtung nach einer überstandenen Krebserkrankung erscheint mir wegen des dann zumeist noch bestehenden erhöhten Risikos eines Rezidivs unwahrscheinlich, aber wenn eine gewisse Zeitspanne abgelaufen ist und die ärztliche Prognose keine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Wiedererkrankung mehr ausweist, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass eine Verbeamtung nicht per se ausgeschlossen ist.

Darüber hinaus weiß man auch nie, wie sich die Rechtsprechung in den nächsten Jahren noch weiterentwickelt - sie ist ja schon heute deutlich günstiger als noch vor ein paar Jahren.
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Solar
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Solar »

Auch von mir zunächst meine Anteilnahme und gute Besserung für dich!

Zu meinen Vorrednern will ich noch ergänzen, dass selbst eine negative Prognose des Amtsarztes faktisch ja nicht zwangsweise dazu führt, dass dich der Staat nicht einstellt. Tatsächlich kenne ich einige Fälle, bei denen der Arzt aus unterschiedlichen (wenn auch weniger schwerwiegenden) Gründen Bedenken angemeldet hat, das Ministerium aber dennoch eingestellt hat. Anders ist das bei Lehrern, wenn es um die Frage der Verbeamtung geht (und von dort kennt man auch die Geschichten und Urteile). Insbesondere in der Justiz ist die Entscheidung ja aber + oder - für den gesamten Beruf. Ich habe tatsächlich noch nie von einem Richter/StA-Anwärter gehört, der aus gesundheitlichen Gründen nicht eingestellt wurde - das ist aber natürlich nur Nahbereichs-Empirie.
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Muirne
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Muirne »

Negative Berichte kenne ich auch nur von Lehrer/innen bisher. Ansonsten haben es alle mit kleineren, aber zT chronischen Sachen geschafft. Die Rechtsprechung kenne ich auch und wenn es da einen genetischen Zusammenhang geben sollte, ist die Lage wohl nochmal besser, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
Ich hoffe, dass du noch konkreter Auskunft bekommst und wünsche dir ebenfalls gute Besserung.
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NichtTobiasG
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von NichtTobiasG »

Vielen lieben Dank für eure Antworten und lieben Worte! :) Die Behandlung ist natürlich anstrengend, aber ich bin bei hervorragenden Ärzten und bekomme auch sonst viel Unterstützung. Es wird also schon irgendwie werden.

Eure Worte beruhigen mich auch sehr, ich hatte schon die Befürchtung, zwangsläufig Anwalt werden zu müssen (und das möchte ich, wenn irgendwie möglich, vermeiden, ist nicht so wirklich meins ;) ). Dann muss ich den Wunsch also noch nicht aufgeben.

Vielen Dank nochmals!

Edit: Oh, und ich hoffe, Tobias nimmt mir den Nick nicht übel ;)
Tobias__21
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Tobias__21 »

Nein, nehme ich Dir nicht übel :) Ich wünsche Dir alles Gute und eine hoffentlich schnelle und vor allem dauerhafte Genesung! Zum Amtsarzt kann ich leider nichts beitragen.
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schlumpfhausen89
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von schlumpfhausen89 »

Hallo

Ich denke soweit du wieder gesund bist steht einer Aufnahme in dem Staatsdienst nicht im Weg.

Vllt. nicht ganz vergleichbar: Ich hab beim Amtsarzt auch angegeben, dass ich vor einigen Jahren einen Tumor hatte und der mir samt befallenen Organ herausoperiert wurde. Das war überhaupt kein Problem für die Einstellung.

Kopf hoch und gute Besserung.
Boddenfan
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Boddenfan »

Hallo,

auch ich wünsche dir zuerst einmal viel Gesundheit und gute Besserung!

Ich bin Beamter, habe meine beiden Amtsarzt-Termine 2015 und Anfang 2017 gehabt und mir wie die meisten trotz Kenntnis der neuen BVerwG-Rechtsprechung große Sorgen gemacht.

Hab dann beim Verwaltungsamt gefragt, was denn passieren würde, wenn man beim Amtsarzt durchfallen würde. Man sagte mir, dass man dann ein Angebot zum Abschluss eines Arbeitsvertrags erhalten würde. Da die Amtsarztuntersuchung v.a. der Minimierung des finanziellen Risikos für den Dienstherrn dient, ist das auch logisch. Denn für Tarifbeschäftigte ist das Risiko des übermäßigen Ausfalls der Dienstkraft anders loziert.

Gesundheitliche Probleme mögen damit einer Verbeamtung entgegenstehen, aber nicht dem Staatsdienst.

Gruß
Bodden
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Tibor
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von Tibor »

Gute Besserung und viel Durchhaltevermögen von mir!
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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thh
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von thh »

Boddenfan hat geschrieben:Gesundheitliche Probleme mögen damit einer Verbeamtung entgegenstehen, aber nicht dem Staatsdienst.
In den Laufbahnen der Richter, Rechtspfleger, Staats- und Amtsanwälte allerdings schon.
Deutsches Bundesrecht? https://www.buzer.de/ - tagesaktuell, samt Änderungsgesetzen und Synopsen
Gesetze mit Rechtsprechungsnachweisen und Querverweisen? https://dejure.org/ - pers. Merkliste u. Suchverlauf
NichtTobiasG
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von NichtTobiasG »

Das ist die Crux, ja. Aber dennoch vielen lieben Dank für eure - auch sehr persönlichen - Erfahrungen und Worte!

Ich hoffe einfach mal, dass das dann alles so klappen wird, wie ich mir das erhoffe, zumal ich glücklicherweise in einem so frühen Stadium bin, dass ich derzeit keine Chemo brauche und man mir die Erkrankung auch momentan dementsprechend nicht direkt ansieht. Den Haarausfall überlasse ich erstmal anderen ;)

Ich bin euch wirklich sehr dankbar für eure Rückmeldungen und Bestärkung :)
NichtTobiasG
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von NichtTobiasG »

Ich wollte kurz mitteilen, dass jedenfalls die erste OP soweit gut verlaufen ist... Es heißt jetzt abwarten, ob in den nächsten Monaten noch Krebszellen gefunden werden; falls nicht, geht es im Dezember an die große Wiederherstellungsoperation, damit ich hoffentlich irgendwann wieder halbwegs normal laufen kann :-)
julée
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Re: Mal wieder: Amtsarzt

Beitrag von julée »

Ich drücke die Daumen!
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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