Wenn man bereit ist, karrierehindernde Konsequenzen in Kauf zu nehmen, sollte man in solchen Situationen Überlastungsanzeigen schreiben. Die bringen durchaus etwas.Nach nur wenigen Wochen habe ich schon so weit resigniert, dass ich es nicht einsehe, weit über 50h zu arbeiten. Regelmäßige 60h-Wochen werde ich nicht machen. Und das soll sich dann halt auf mein Zeugnis auswirken. Na und?
EInstieg in der Zivilkammer
Moderator: Verwaltung
Re: EInstieg in der Zivilkammer
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Als Proberichter?
Re: EInstieg in der Zivilkammer
Auch als Proberichter. Deswegen wird niemand entlassen. Problematisch wird es nur, wenn man eine Überlastungsanzeige schreibt, obwohl gerichtsbekannt ist, dass man zu den Richtern gehört, die ausgiebig an den Mittags- und Kaffeerunden teilnehmen und auch sonst gerne früher gehen. Wenn man sich als Proberichter wirklich einer 50 bis 60h-Woche ausgesetzt sieht, ist eine Überlastungsanzeige nach einer gewissen Zeit ein berechtigtes Instrument, um sich selbst zu schützen. Es machen leider nur die wenigsten.
- batman
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Zumindest das würde ich Proberichtern auch empfehlen.Quantensprung hat geschrieben:obwohl gerichtsbekannt ist, dass man zu den Richtern gehört, die ausgiebig an den Mittags- und Kaffeerunden teilnehmen
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Ich finde es auch falsch, die Belastung an Mittagspause und Kaffee fest machen zu wollen. Was man jeden Abend an Akten mit heim nimmt und dass 7 Tage gearbeitet wird, sollte vielleicht eher berücksichtigt werden.
Selbst wenn man sich sagen wollte „ich mache jetzt meine 10 h/Tag und das an 5 Tagen der Woche und in der restlichen Zeit mache ich Freizeit“ ist das ja auch nur bedingt überhaupt möglich. Um das durchzusetzen müsste ich ca. die Hälfte meiner Termine (VTs und Sitzungen) aufheben und das hätte sicherlich weiter reichende Konsequenzen als nur eine solala- dienstliche Beurteilung. Obwohl einem die Konsequenzen ja auch nie wirklich mitgeteilt werden - was den Druck weiter erhöht.
Selbst wenn man sich sagen wollte „ich mache jetzt meine 10 h/Tag und das an 5 Tagen der Woche und in der restlichen Zeit mache ich Freizeit“ ist das ja auch nur bedingt überhaupt möglich. Um das durchzusetzen müsste ich ca. die Hälfte meiner Termine (VTs und Sitzungen) aufheben und das hätte sicherlich weiter reichende Konsequenzen als nur eine solala- dienstliche Beurteilung. Obwohl einem die Konsequenzen ja auch nie wirklich mitgeteilt werden - was den Druck weiter erhöht.
Re: EInstieg in der Zivilkammer
Das nimmt aber keiner wahr. Mittags- und Kaffeepausen haben natürlich mehr als nur ihre Berechtigung, aber eben in vertretbaren Maßen. Unter den Proberichtern, die 50 bis 60h pro Woche arbeiten, gibt es eben auch einige, die gerade deshalb ein so hohes Stundenpensum haben, weil sie sich den Gepflogenheiten der älteren Kollegen anpassen und in jeder Runde dabei sein müssen. Und ob auf die Überlastungsanzeige einer solchen Person der Geschäftsverteilungsplan geändert wird, wage ich zu bezweifeln.Ich finde es auch falsch, die Belastung an Mittagspause und Kaffee fest machen zu wollen. Was man jeden Abend an Akten mit heim nimmt und dass 7 Tage gearbeitet wird, sollte vielleicht eher berücksichtigt werden.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Solche Leute habe ich bei uns noch nicht wahrgenommen. Ich wüsste aber auch nicht, wieso jemand, der in den Arbeitszeiten quasi durchgehend in Kaffeerunden chillt (so liest sich das jedenfalls für mich) sich hier über die immense Arbeitsbelastung beschweren sollte. Das sind doch dann eher die, die alles schön reden und super souverän wirken müssen.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Zumindest bei uns gibt es unter den älteren Kollegen einige, die es trotzdem tun. Kommen um 10 Uhr, gehen um 16 Uhr, nehmen jede Pause mit und heulen über die Belastung.Fragerei hat geschrieben:Solche Leute habe ich bei uns noch nicht wahrgenommen. Ich wüsste aber auch nicht, wieso jemand, der in den Arbeitszeiten quasi durchgehend in Kaffeerunden chillt (so liest sich das jedenfalls für mich) sich hier über die immense Arbeitsbelastung beschweren sollte. Das sind doch dann eher die, die alles schön reden und super souverän wirken müssen.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Das ist aber ein Phänomen, das in der gesamten Arbeitswelt existiert - insofern unterscheidet sich die Richterschaft nicht von der Privatwirtschaft oder dem Beamtentum.sai hat geschrieben:Zumindest bei uns gibt es unter den älteren Kollegen einige, die es trotzdem tun. Kommen um 10 Uhr, gehen um 16 Uhr, nehmen jede Pause mit und heulen über die Belastung.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Zwischenfrage:
Muss ich meinen Wohnsitz eigtl im Inland haben?
Nicht zwingend, oder? § 9 DRiG spricht ja nur davon, dass man Deutscher gem. § 116 GG sein muss und auch sonst habe ich nichts anderes gefunden auf die Schnelle.
Danke!
Back to topic: Wie haltet/hieltet ihr es mit Urlaub? Ein erfahrener Kollege sagte, selbst er würde sich kaum mal trauen, 3 Wochen am Stück in Urlaub zu gehen.
Ich brauch schon einen ganzen Tag, um nach meinem Sitzungstag die Post aufzuarbeiten...
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Nicht zwingend, oder? § 9 DRiG spricht ja nur davon, dass man Deutscher gem. § 116 GG sein muss und auch sonst habe ich nichts anderes gefunden auf die Schnelle.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Indeed.batman hat geschrieben:Zumindest das würde ich Proberichtern auch empfehlen.Quantensprung hat geschrieben:obwohl gerichtsbekannt ist, dass man zu den Richtern gehört, die ausgiebig an den Mittags- und Kaffeerunden teilnehmen
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
21 Abs. 2 Nr 6 DRiG )Salisa hat geschrieben:Zwischenfrage:
Muss ich meinen Wohnsitz eigtl im Inland haben?
Nicht zwingend, oder? § 9 DRiG spricht ja nur davon, dass man Deutscher gem. § 116 GG sein muss und auch sonst habe ich nichts anderes gefunden auf die Schnelle.
Danke!.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Habe in Kürze auch drei Wochen Urlaub.
Ein Kollege sagte mir, dass es keinen großen Unterschied mache, ob man ein, zwei oder drei Wochen weg sei. Ich habe schon etwas Bammel vor dem Vor- und Nachstress aber dann verzögern sich die Sachen eben, kann es auch nicht ändern. Ich werde jedenfalls nicht weiterhin 60/70h-Wochen reißen (übrigens im Hinblick auf die obige Diskussion nicht nur ohne Kaffee-, sondern häufig auch ohne Mittagspause) und dann auch noch auf vernünftigen Urlaub verzichten. Irgendwann ist auch mal gut.
Ein Kollege sagte mir, dass es keinen großen Unterschied mache, ob man ein, zwei oder drei Wochen weg sei. Ich habe schon etwas Bammel vor dem Vor- und Nachstress aber dann verzögern sich die Sachen eben, kann es auch nicht ändern. Ich werde jedenfalls nicht weiterhin 60/70h-Wochen reißen (übrigens im Hinblick auf die obige Diskussion nicht nur ohne Kaffee-, sondern häufig auch ohne Mittagspause) und dann auch noch auf vernünftigen Urlaub verzichten. Irgendwann ist auch mal gut.
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Gibt es eigentlich Zahlen dazu, wie viele Eingänge und welchen Bestand ein Zivilezernat am LG durchschnittlich hat? Bzw. welche Zahlen einer Belastung von 100% entsprechen?
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Re: EInstieg in der Zivilkammer
Fragerei hat geschrieben:Gibt es eigentlich Zahlen dazu, wie viele Eingänge und welchen Bestand ein Zivilezernat am LG durchschnittlich hat? Bzw. welche Zahlen einer Belastung von 100% entsprechen?
siehe https://www.lto.de/recht/justiz/j/justiz-ranking-2016-zahlen-deutsche-gerichte-effektivitaet-schnelligkeit-transparenz/ (Verwaister Link automatisch entfernt)
bzw.
die Links hier: http://www.dr-riemer.de/verfahrenslaufz ... er-justiz/
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)