Bewerbung als Notar in NRW

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Moderator: Verwaltung

Learned Hand
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Beitrag von Learned Hand »

Survivor hat geschrieben:Da gebe ich dir recht, diese Frage ist offen. Es gibt aber außer der Note keinen obj. Maßstab, anhand dessen das jew. Land solche Unterschiede beurteilen und seine Einstellungsentscheidung darauf stützen kann. Da die Auslese der Bewerber u.a. ohne Rücksicht auf die Herkunft zu erfolgen hat, halte ich die "Umrechnung" bzw. "Anpassung" von Examensnoten in den Ländern zumindest für sehr problematisch.
Es wäre interessant zu erfahren, ob es hierzu Entscheidungen gibt bzw. auf welche Grundlage die Länder ihre Praxis stützen. Weiß jmd. vielleicht genaueres?
Solange sie, wie es hier für Bayern beschrieben wurde, nur die Noten der Einzelleistungen zu einer anderen Gesamtnote umrechnen, ließe sich dass schon noch mit dem Eignungs-/Leistungsprinzip in Einklang bringen, denn sie legen dann ja die Leistungen des Bewerbers so zugrunde, wie sie erbracht wurden. Die Leistungen werden nur im Hinblick auf die Verwendung in dem Bundesland einheitlich gewichtet um die Vergleichbarkeit mit den Landeskindern herzustellen.

Von einem pauschalen Abzug auf die Einzelleistungen oder die Gesamtnote habe ich dagegen bisher nur Gerüchte gehört.
Okudera
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Beitrag von Okudera »

Ich kenne die bayerische Praxis von einem Bekannten, der dort Staatsanwalt geworden ist:

Es gibt keinen Abschlag o.ä..
Das Justizministerium berückjsichtigt, dass in anderen Bundesländern die mündliche Prüfung ein anderes Gewicht hat als in Bayern.
In NRW wiegt das Mündliche 40% in Bayern dagegen 20% (schlagt mich dafür nicht tot).
Da es also möglich ist, dass in NRW jemand durch eine gute Punktzahl in der Prüfung sein schriftliches deutlicher zu verbessern als dies in Bayern möglich wäre (und umgekehrt natürlich auch), werden die Punkte aus den Klausuren und dem Mündlichen gem. der bayerischen Verteilung gewichtet.
De Facto führt das zu einem Abschlag: Zumindest in NRW ist es die Regel, dass die mündliche Prüfung bessere Noten bringt als die schriftliche.

Für Beanstandenswert halte ich die zuvor geschilderte Praxis nicht. Ansonsten wären die bayerischen Absolventen (zu Recht) sauer, dass andere Bewerber ihnen die Stellen klauten
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

MichaelJ hat geschrieben:In den letzten ca. 5 Jahren wurden lediglich 2 Leute mit nicht-bayerischem Examen in den bayerischen notariellen Anwärterdienst übernommen. Und diese beiden stammen aus Baden-Württemberg (nix Hamburg :D ).

MJ
So, um jetzt mal dem manchmal recht lustigen Lokalpatriotismus zu fröhnen: Ich würde behaupten, die Zahl der Hamburger Referendare, die sich in Bayern auf eine Notarstelle bewerben, strebt - zu Recht - gegen Null!

Ich jedenfalls würde selbst mit 14 P. im Zweiten nicht einen Gedanken daran verschwenden.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

SpvGG Jung und Schück Rul hat geschrieben:
MichaelJ hat geschrieben:In den letzten ca. 5 Jahren wurden lediglich 2 Leute mit nicht-bayerischem Examen in den bayerischen notariellen Anwärterdienst übernommen. Und diese beiden stammen aus Baden-Württemberg (nix Hamburg :D ).

MJ
So, um jetzt mal dem manchmal recht lustigen Lokalpatriotismus zu fröhnen: Ich würde behaupten, die Zahl der Hamburger Referendare, die sich in Bayern auf eine Notarstelle bewerben, strebt - zu Recht - gegen Null!

Ich jedenfalls würde selbst mit 14 P. im Zweiten nicht einen Gedanken daran verschwenden.
Richtig, in Bayern wird man nämlich in der Regel Landnotar, der Ackerland und Einfamilienhäuser hin und herschiebt.
Flanke
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Beitrag von Flanke »

Mit 14 P. im Zweiten Examen bleibt man das aber nicht, weil nach der Seniorität und der (bei allen gleichen) Beurteilung die Note bis zur Rente maßgeblich für die Berücksichtigung von Bewerbungen auf Notarstellen bleibt. Das finde ich übrigens viel absurder als das Einstellungsverfahren.
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

Cardozo hat geschrieben:

Richtig, in Bayern wird man nämlich in der Regel Landnotar, der Ackerland und Einfamilienhäuser hin und herschiebt.
was für ein hanebüchener unsinn....
Zuletzt geändert von schlafkatze am Mittwoch 6. September 2006, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von ready_or_not »

schlafkatze hat geschrieben:
Cardozo hat geschrieben:

Richtig, in Bayern wird man nämlich in der Regel Landnotar, der Ackerland und Einfamilienhäuser hin und herschiebt.
was für ein hahnebüchener unsinn....
Ohne jetzt in die lokalpatriotische Kerbe schalgen zu wollen ... aber das hätte ich auch gedacht. Da ides vermutlich die unattraktivsten STellen sind und man zunächst eine vergleichsweise unattraktive Stelle bekommt ....aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren ...
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

du wirst recht haben: als notarassessor in hamburg wird man vermutlich nur die großen gesellschaftsrechtlichen geschichten auf dem tisch haben.
Der öffentliche Dienst braucht gar nicht für sich zu werben. Das ist wie Freibier auf der Wiesn, da braucht es auch keine konzertierten Marketinganstrengungen.
j 20.07.07
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Beitrag von ready_or_not »

schlafkatze hat geschrieben:du wirst recht haben: als notarassessor in hamburg wird man vermutlich nur die großen gesellschaftsrechtlichen geschichten auf dem tisch haben.

Dann sind wir uns ja einig :-)































Ne ernsthaft, ich glaube der Hamburger Notar wird die gleichen Sachen auf dem Tisch haben wie der Münchener Notar. allerdings ist es doch nciht fern liegend, dass ein Notar - ich nehme jetzt mal bewußt einen aus meiner Heimat - der in einem kleinen Kaff auf der schwäbischen Alb ansässig ist schwerpunktmäßg anderer Sachen betreut - völlig wertungsfrei.
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

dafür muss man auf der schwäbischen alb vermutlich keine lebenspartnerschaften eintragen ;-). außerdem: du bist ja nicht ewig auf der schwäbischen alb. als assessor wechselst du mE nach spätestens 2 jahren und dann kommt auch mal was interessantes. und so ein hofübergabevertrag hat auch was schönes, beschauliches, mal davon abgesehen, daß der grund und boden im süden überall gut a bisserl was wert ist ... ach,*seufz*, bayern ist so toll.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

schlafkatze hat geschrieben:dafür muss man auf der schwäbischen alb vermutlich keine lebenspartnerschaften eintragen ;-). außerdem: du bist ja nicht ewig auf der schwäbischen alb. als assessor wechselst du mE nach spätestens 2 jahren und dann kommt auch mal was interessantes. und so ein hofübergabevertrag hat auch was schönes, beschauliches, mal davon abgesehen, daß der grund und boden im süden überall gut a bisserl was wert ist ... ach,*seufz*, bayern ist so toll.
Der Unterschied Land/Stadt-Notariat ist gar nicht mal so groß... die Einküfte sind wegen der auch unterschiedlich hohen Ausgaben meist ähnlich und: auch auf dem Land gibts GmbHs --> Gesellschaftsrecht.

und: genau, bayern ist toll.

MJ
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Beitrag von ready_or_not »

schlafkatze hat geschrieben:dafür muss man auf der schwäbischen alb vermutlich keine lebenspartnerschaften eintragen ;-). außerdem: du bist ja nicht ewig auf der schwäbischen alb. als assessor wechselst du mE nach spätestens 2 jahren und dann kommt auch mal was interessantes. und so ein hofübergabevertrag hat auch was schönes, beschauliches, mal davon abgesehen, daß der grund und boden im süden überall gut a bisserl was wert ist ... ach,*seufz*, bayern ist so toll.
Wie gesagt, war völlig wertungsfrei. Ich persönlich kann dem "ländlichen Raum" (um mal in der Ministeriumssprache zu bleiben) durchaus einiges abgewinnen. Und Lebenspartnerschaften wird man in einem Notariat in der schwäbischen Alb tatsächlich sicher nicht eintragen ... da der Notar bei uns dafür mE nicht zuständig ist, sondern meinem Wissen nach das Standesamt. Wir sind halt fortschrittlich in B-W :-) Wobei ich sagen muss, das eintragen von homosexuellen Lebenspartnerschaften fände ich sogar richtig lustig. Genauso wie übrigens den 80-jährigen Bauern, der die Hofnachfolge regeln will ...
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

ready_or_not hat geschrieben:Wir sind halt fortschrittlich in B-W :-) Wobei ich sagen muss, das eintragen von homosexuellen Lebenspartnerschaften fände ich sogar richtig lustig. Genauso wie übrigens den 80-jährigen Bauern, der die Hofnachfolge regeln will ...
Bzw. der 80-jährige Bauer, der eine Lebenspartnerschaft begründen will, um, im Wege der dann möglichen Stiefkindadoption, die Hofübergabe steuergünstig darzustellen. :D

EDIT: Bauern übergeben bis spätestens 65, sonst gibts keine Altersrente...

MJ
ready_or_not
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Beitrag von ready_or_not »

Könnten unsere beiden Teilnehmer an den Vorstellungsgesprächen evtl. posten, wie die Gespräche so abgelaufen sind? Wäre sicherlich für einige von Interesse ....
- Due to budget cutbacks the light at the end of the tunnel is temporarily switched off! -
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

ready_or_not hat geschrieben:Könnten unsere beiden Teilnehmer an den Vorstellungsgesprächen evtl. posten, wie die Gespräche so abgelaufen sind? Wäre sicherlich für einige von Interesse ....
Die Auswahlgespräche fanden als Einzelgespräche in den Geschäftsräumen der Rheinischen Notarkammer statt. Das Auswahlgremium bestand aus sieben Personen, die sich aus Vertretern der Oberlandesgerichte und der Rheinischen Notarkammer zusammensetzten.

Nachdem sich alle vorgestellt hatten, präsentierte der Vorsitzende des Auswahlausschusses einen kleinen Fall. Er berichtete über eine - klassische - Beratungssituation eines Notars. Dabei stellten sich einige kleinere Rechtsprobleme (Beurkundung, Dolmetscher, Befangenheit, Wirkungen, Amtshaftungsansprüche gegen Notar).

Letztlich sehr machbar. Einem stand dabei das Beurkundungsgesetz zum Durchblättern zur Verfügung, was man aber wirklich nicht brauchte. Ich habe die Fragen ohne Nachzugucken mit dem Judiz entschieden und auch unproblematisch begründen können.

Es folgte ein weiterer Fall zur Vertretung bei Beurkundungen (Spannungsfeld § 311 b I bei § 167 II BGB). Ebenfalls absolutes Standardwissen.

Danach wurde es etwas kniffliger. Nacheinander stellten die Mitglieder der Auswahlkommission Fragen zur Person und zur Motivation (Erläuterung des Lebenslaufs; warum wollen Sie Notar werden? Was machen sie als Anwalt? Was machen Sie, wenn es nicht mit dem Notariat klappt?). Die Gesprächsstimmung war dabei sehr höflich und zuvorkommend.

Zum Abschluß habe ich noch Fragen an die Runde gestellt.
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