Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

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Gerry1982
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Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Gerry1982 »

Hallo. Interessiere mich für eine Stelle als Sachbearbeiter in der Leistungsgewährung (SGB II) bei einer ARGE. Weiß jemand vielleicht, wie der Arbeitsalltag dort so ist? Was in der Regel so auf einen zukommt.

Vielen Dank schon mal für eure Antworten. :)
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Mr_Black
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Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Mr_Black »

Im schlimmsten Fall

Stress, Überforderung, Unzureichende gesetzliche Regelungen, rechtswidrige interne Arbeitsanweisungen, unangenehme Kundschaft, tragische Einzelschicksale,
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Tequila
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Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Tequila »

Mr_Black hat geschrieben:Stress, Überforderung
Das kann ich nach den Erfahrungen eines Freundes, der den Job schon seit rund 10 Jahren macht, nicht bestätigen. Das ist eine typische Beamtentätigkeit mit normalen Arbeitszeiten ;).

EDIT: Das mit der unangenehmen Kundschaft stimmt nach seinen Aussagen aber schon.
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Mr_Black
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Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Mr_Black »

Das hängt wohl echt vom JobCenter ab (Hintertupfingen oder Berlin Kreuzberg). Meine Schilderung basiert auch auf der Erfahrung einer Kollegin. Ist wohl auch ein Unterschied, ob man den Job schon länger macht, oder sich erst mal neu in "seine Fälle" und die Materie einlesen muss.

Dein Freund macht den Job seit 10 Jahren? Hartz IV und die ARGE gibt es doch noch keine 10 Jahre.
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Tequila
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Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Tequila »

Sorry, etwas schief ausgedrückt. Er ist seit 10 Jahren im öffentlichen Dienst tätig, den konkreten Job kann er natürlich auch erst machen, seit es Hartz IV gibt ;).
LieschenMueller
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Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von LieschenMueller »

Eine Bekannte hat nach (knapp bestandenem) 2. Examen auch einen Job bei einer ARGE. Sie berichtet von einer hohen Fluktuation unter den Mitarbeitern (sprich: wer was Besseres findet, ist weg), einigen Leuten mit/ kurz vor dem Burn-Out (wohl die, die schon länger dort sind...) und in der Tat auch fragwürdigen bis klar rechtswidrigen Anweisungen. Aber immerhin, die Arbeitszeiten sind geregelt und der Verdienst ist selbst als Sachbearbeiter besser als das, was sonst Kandidaten mit 2 ausreichenden Examen oft angeboten wird...
"Ich weiß nur das, was wir wissen. Ob ich alles weiß, was wir wissen weiß ich auch nicht, aber ich weiß natürlich, niemand von uns weiß etwas was er nicht weiß." (Dr. W. Schäuble)
Gelöschter Nutzer

Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo,
ich hab gerade von der Vermittlung in den Job als Sachbearbeiter bei einer ARGE gewechselt. Mittelgroße Stadt (160T EW in Niedersachsen). Bisher gefällt es mir gut. Ich verstehe Deine Frage so, dass Deine Jobbeschreibung auch direkt Sachbearbeiter heißt und nicht Leistungssachbearbeiter? LSB wäre mittlerer Dienst, Leistungen nach dem SGB II berechnen und bewilligen. Das wird es für Dich wohl mit Jurastudium wohl nicht sein.
Sachbearbeiter bedeutet in meinem Fall, dass ich die Fälle in der Leistungssachbearbeitung (immer zu unterscheiden von der Arbeitsvermittlung) bearbeite, die für die normalen LSB einfach zu schwierig sind, bzw die sie auch zeitlich nicht schaffen können, weil sie bei den hohen Schlagzahlen, die sie erreichen müssen, nicht in jedem Fall, der vom Standard abweicht, stundenlang recherchieren können. Diese Fälle sind aber auch noch nichts für den Rechstdienst, weil eben noch kein Widerspruch erhoben ist.
Ich bin noch in der Einarbeitung. Danach wird es meine Aufgabe sein, zB Rückforderungen zu bearbeiten, bei einem Erstagantrag zu überprüfen, ob alle Voraussetzungen vorliegen und den Fall anzuordnen, zu prüfen, ob konkret ein Gutschein oder Bargeld ausgezahlt werden kann, aber auch in komplizierten, nicht alltäglichen Sachverhalten mal zu gucken, was die Rechtsprechung zu bestimmten SV sagt, ob Ausnahmen gemacht werden können, mich auch mal mit dem Kunden zusammensetzen, um zugucken, wie wir für sein Problem eine Lösung finden können.
Klar sind nicht alle Leute einfach und es gibt definitiv auch unangenehme. Auch die Selbsthilfeorganisationen scheinen nicht immer auf konstruktive Zusammenarbeit aus zu sein. Insgesamt sind es aber nur ca 10% der Leute, die dann aber 90% des Ägers machen. Mit den meisten kann man ganz normal reden. Man muss sich halt immer daran erinnern, dass man auch mal in die Situation kommen könnte und dass man dann auch anständig behandelt werden will. Aber stressresistent sollte man sein und es auch nicht persönlich nehmen, wenn jemand mit dem Anwalt droht oder mal die Tür knallt. Auch abschalten sollte man können, weil man tatsächlich Einzelschicksale kennenlernt. Es heißt nicht umsonst "Sozial"recht.
Ich bin bisher mit dem Job jedenfalls zufrieden. Das Thema ist spannend und da es eine juristische Tätigkeit ist, wird man auch mal wieder was anderes finden, wenn man weg will. Die Arbeitsbedingungen sind halt die des öffentlichen Dienstes mit allen Vor- und Nachteilen. Früher, aber flexibler Arbeitsbeginn, vernünftig bezahlt, Urlaub, Überstundenausgleich, Sicherheit..... Aber eben auch erstmal immer nur befristet und eben deshalb hohe Kollegen- Fluktuation, weil die Jobs natürlich nicht sehr begehrt sind (aber meiner Ansicht nach ein guter Einstieg in den ÖD).
Natürlich richtet man sich nach den internen Anweisungen. Die richten sich nach der Rechtsprechung. Manches kommt einen merkwürdig vor, bei längerem Nachdenken ergibt aber vieles Sinn.
Man wird (jedenfalls in meinem Fall) wirklich gut eingearbeitet und kriegt auch immer Ansprechpartner zur Seite (die man auch mal fragen kann, wenn einam was ganz komisch vorkommt, in der Regel können sie es einem erklären).
Wenn Du Fragen hast, melde Dich. Ich würde von dem Job jedenfalls nicht grundsätzlich abraten. Kommt auf die eigene Schwerpunktsetzung an. Für mich passt es gut.
Gelöschter Nutzer

Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Nach den Aussagen in meinem Bekanntenkreis zu urteilen kommt es hier wohl sehr auf die einzelnen ARGE'n an und selbst innerhalb einer ARGE gibt es durchaus Unterschiede, was die Arbeitsbedingungen betrifft.
Von einer norddeutschen Großstadt wurde mir berichtet, dass in der dortigen Rechtsstelle die Fluktuation extrem hoch sein soll. Viele würden sogar die Arbeit an vorderster Front in der Vermittlung vorziehen bzw. intern dort hinwechseln, so schlecht sei das Klima in der betreffenden Widerspruchsstelle.

Bericht aus Stadt in NRW, dort soll ARGE in Ordnung sein. Wie Nuwanda bereits beschrieben hat, mit allen Vor- und Nachteilen des öffentlichen Dienstes. Jedenfalls ist der Verdienst besser als so manche Anwaltskanzlei Berufsanfängern zahlt, meiner Erinnerung nach so um die 2.500,- € brutto (je nach dem, ob man bei der Bundesagentur angestellt ist oder bei der Kommune/Stadt).
Gelöschter Nutzer

Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Genau, ca 2500 brutto. Da diese Tätigkeiten dem gehobenen Dienst angeglichen sind, wird man idR in Stufe 9 und dann je nach Arbeitserfahrung in den Gruppen 1 oder 2 eingeordnet. Was das dann für einen selber ergeben würde, kann man googeln.
Es kommt absolut auf die jeweilige Dienststelle an. Ich hab jetzt alles durch, also direkt BA, Landkreis/ Optionskommune und Jobcenter mit Asntellung über die Stadt, aber sehr BA-lastig, außerdem Vermittlung, Rechtsdienst und Leistungabteilung. Hat alles seine Vor- und Nachteile.
Nicht unterschätzen sollte man natürlich auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen und welche Kollegen man hat. Je nachdem, ob man dort den, nennen wir es mal mangels einer besseren Bezeichnung "klassischen Akademiker" mit "ganz normalem Studium" hat (eher in der AV), den Diplom-Verwaltungswirt (idR Rechtsdienst und Sachbearbeitung) oder die Verwaltungsfachangstellten (Leistung) hat man dann auch einen ähnlichen Background oder ähnliche BEtrachtungsweisen und Ziele. Ich denke, diesen Aspekt muss man schon ernsthaft betrachten. Es ist halt ein Unterscheid, ob jemand nach der Realschule verbeamtet worden ist, seit 40 Jahren Anträge bearbeitet und nie auch nur in Gefahr war, selbst arbeitslos zu werden, oder ob man den frisch diplomierten und (evtl. über-)motivierten Sozialpädagogen, der noch an das Gute im Menschen glaubt, als direkten Ansprechpartner hat.....
Aber ich kann immer nur wiederholen: ohne Werbung für die BA machen zu wollen (ganz bestimmt nicht, die haben wie überall auch da ihre Macken), die Arbeit ist nicht so schlecht, wie manchmal befürchtet wird.
Gerry1982
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Re: Arbeitsalltag Sachbearbeiter Leistungsgewährung ARGE

Beitrag von Gerry1982 »

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten. :) @Nuwanda: Es wäre das, was du machst. :) So in etwa habe ich mir das auch vorgestellt. Ich werde dann mein Glück versuchen. :)
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