Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

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Eagnai
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Eagnai »

nona hat geschrieben:hab die Info von einer befreundeten Richterin auf probe (Duisburg) die sagte eine Freundin von ihr würde mit 10,x im ersten und 8,5 im zweiten jetzt seit 2 Jahren nicht eingeladen...also scheinen Sie das gute 1. zumindest nicht positiv zu bewerten...und unsere Ausbilder im ref (auch olg Düsseldorf) behaupten auch durchweg das 1. sei völlig egal, man würde auch mit 6 punkten im 1. eingeladen, würde also auch nicht negativ bewertet!
Die offizielle Info auf der Homepage des OLG Hamm zur Richtereinstellung lautet:

"Es werden jedoch vorrangig solche Bewerber geladen, die das 2. Staatsexamen mindestens mit der Note „vollbefriedigend“ und das 1. Staatsexamen mindestens mit der Note „befriedigend“ abgelegt haben."

Demnach wäre das erste Examen zwar weniger wichtig als das zweite, aber nicht völlig egal.

Mit welchen Noten man tatsächlich eingeladen wird, hängt aber natürlich immer maßgeblich davon ab, wie viele Konkurrenten man mit welchen Noten im jeweiligen Zeitraum gerade so hat und wie viele Stellen aktuell frei sind... das kann ja immer recht schnell etwas schwanken.
Gelöschter Nutzer

Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Vielen Dank nochmals für die zahlreichen Hinweise. Ich werde diese Woche eine Bewerbung Richtung Bayern und NRW (bzw. an die dortigen OLGe) absenden, und dann schauen wir mal. Zur Info an alle Interessierten, in Sachsen-Anhalt reichte es für mich auch erst einmal nur zum Listenplatz (wobei natürlich nicht klar ist, ob dies dort eventuell das normale Prozedere ist).

@isolai Ich persönlich finde Umrechnungen der Examensergebnisse im Sinne der Vergleichbarkeit nur fair. Ich würde hier in Sachsen auch nicht gern Konkurrenten aus Hamburg o.ä. haben wollen, deren 9,5 vergleichsweise(!) wenig wert sind. Man schaue sich mal die völlig verschobenen Examensergebnisse aus manchem Bundesland an, in HH gibt es etwa mehr "gute" Examina als in Sachsen-Anhalt "vb". Ich gehe hinsichtlich der Begabung der jeweiligen Kandidaten übrigens von einer Normalverteilung aus. Mein Ergebnis ist nach bayrischer Umrechnungsmethode übrigens besser, müsste knapp unter 9,5 liegen, falls ich die Zahlen richtig getippt habe (iudex non calculat:).

@nona Danke für den NRW-Input, ich verstehe die Frustration vieler über die scheinbare Bedeutungslosigkeit des Prädikats im Ersten (wobei ich es mir eigentlich nicht wirklich vorstellen kann, dass diese Note wirklich so wenig Einfluss haben soll). Für mich ist es, wie du schon sagtest, natürlich eher positiv. Verstehen kann man das nur, wenn man sieht, dass die jeweiligen Justizbehörden im Zweiten selber ausbilden und prüfen, und sich der Objektivität "ihrer" Examensergebnisse sicherer sind.
Kasimir
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Kasimir »

In NRW zählen das Erste und das Zweite. Warum die Kollegin nicht eingeladen wird, liegt nicht daran, dass ihr erstes Examen nicht berücksichtigt wird, sondern weil ihr das Prädikat im Zweiten fehlt. Nach dem was man so hört, braucht geht selbst mit zwei einstelligen Prädikaten in NRW zur Zeit nicht viel (Ausnahme vielleicht Hamm).
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
julée
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von julée »

Stimmgabel hat geschrieben: @isolai Ich persönlich finde Umrechnungen der Examensergebnisse im Sinne der Vergleichbarkeit nur fair. Ich würde hier in Sachsen auch nicht gern Konkurrenten aus Hamburg o.ä. haben wollen, deren 9,5 vergleichsweise(!) wenig wert sind. Man schaue sich mal die völlig verschobenen Examensergebnisse aus manchem Bundesland an, in HH gibt es etwa mehr "gute" Examina als in Sachsen-Anhalt "vb". Ich gehe hinsichtlich der Begabung der jeweiligen Kandidaten übrigens von einer Normalverteilung aus.
Gerade bei Hamburg würde ich nicht unbedingt von einer Normalverteilung hinsichtlich der Begabung ausgehen - die Warteliste ist einigermaßen lang, aber wer einen LL.M. oder eine Diss in der Wartezeit anfertigt, kommt auch als Auswärtiger mit gutem Examen in Hamburg gut unter - wesentlich besser jedenfalls als in attraktiven Städten in Flächenländern.

Auch ob man mit einer Umrechnung generell eine absolute Vergleichbarkeit erreichen kann, wage ich leise zu bezweifeln. Jedenfalls, wenn die Kommission ein Endergebnis mit 9.x oder 10.x erreichen möchte, dann misst man m.E. der konkreten mündlichen Note eine zu hohe Bedeutung bei, wenn man ernsthaft davon ausgeht, dass genau diese eine Punktzahl zwingend war - vllt. hat die Kommission 13 statt 12 Punkte gegeben, weil sie nur so nach bayrischer - oder sonstiger Wertung - auf die gewünschte Note kam.
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von qwer »

@ nona: Zu diesem Gerücht kann ich folgendes sagen: ich habe mich mit 2 x 9,x bei der StA Köln beworben. Das Antwortschreiben kam postwendend, darin hieß es, dass sich derzeit eine große Zahl Assessoren beworben hätten, die noch besser seien als ich und eine Einstellung in naher Zukunft daher nicht erfolgen könne. In der StA-Station hatte ich ein "gut", allerdings habe ich die Wahlstation nicht bei der StA gemacht. Ich kenne aber auch jemanden, der im letzten Jahr mit einem Befr. im 2. eingestellt wurde.

@ Kasimir: Tatsächlich komme ich mit meinen Noten (2 x 9,x) im OLG-Bezirk Köln zur Zeit nirgends in den Justizdienst. Es scheint also wirklich sehr viele Kandidaten zu geben, die das 2. Examen zweistellig haben... Zu den anderen OLG-Bezirken kann ich nichts sagen.

LG!
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

julée hat geschrieben:
Stimmgabel hat geschrieben: @isolai Ich persönlich finde Umrechnungen der Examensergebnisse im Sinne der Vergleichbarkeit nur fair. Ich würde hier in Sachsen auch nicht gern Konkurrenten aus Hamburg o.ä. haben wollen, deren 9,5 vergleichsweise(!) wenig wert sind. Man schaue sich mal die völlig verschobenen Examensergebnisse aus manchem Bundesland an, in HH gibt es etwa mehr "gute" Examina als in Sachsen-Anhalt "vb". Ich gehe hinsichtlich der Begabung der jeweiligen Kandidaten übrigens von einer Normalverteilung aus.
Gerade bei Hamburg würde ich nicht unbedingt von einer Normalverteilung hinsichtlich der Begabung ausgehen - die Warteliste ist einigermaßen lang, aber wer einen LL.M. oder eine Diss in der Wartezeit anfertigt, kommt auch als Auswärtiger mit gutem Examen in Hamburg gut unter - wesentlich besser jedenfalls als in attraktiven Städten in Flächenländern.
Ohne die ganze einfach-schwer-Diskussion wieder anfeuern zu wollen: es gibt wohl kaum eine fehlerhaftere Prämisse als eine Normalverteilung für einen Hamburger Referendarkurs anzunehmen ;)
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von 11 Freunde »

julée hat geschrieben:
Stimmgabel hat geschrieben: @isolai Ich persönlich finde Umrechnungen der Examensergebnisse im Sinne der Vergleichbarkeit nur fair. Ich würde hier in Sachsen auch nicht gern Konkurrenten aus Hamburg o.ä. haben wollen, deren 9,5 vergleichsweise(!) wenig wert sind. Man schaue sich mal die völlig verschobenen Examensergebnisse aus manchem Bundesland an, in HH gibt es etwa mehr "gute" Examina als in Sachsen-Anhalt "vb". Ich gehe hinsichtlich der Begabung der jeweiligen Kandidaten übrigens von einer Normalverteilung aus.
Gerade bei Hamburg würde ich nicht unbedingt von einer Normalverteilung hinsichtlich der Begabung ausgehen - die Warteliste ist einigermaßen lang, aber wer einen LL.M. oder eine Diss in der Wartezeit anfertigt, kommt auch als Auswärtiger mit gutem Examen in Hamburg gut unter - wesentlich besser jedenfalls als in attraktiven Städten in Flächenländern.

Auch ob man mit einer Umrechnung generell eine absolute Vergleichbarkeit erreichen kann, wage ich leise zu bezweifeln. Jedenfalls, wenn die Kommission ein Endergebnis mit 9.x oder 10.x erreichen möchte, dann misst man m.E. der konkreten mündlichen Note eine zu hohe Bedeutung bei, wenn man ernsthaft davon ausgeht, dass genau diese eine Punktzahl zwingend war - vllt. hat die Kommission 13 statt 12 Punkte gegeben, weil sie nur so nach bayrischer - oder sonstiger Wertung - auf die gewünschte Note kam.
"Stimmgabel" hat mit dem Wörtchen "vergleichsweise" meiner Ansicht nach hinsichtlich des Bewerbungsmarktes in Hamburg selbst recht. Auf Grund der Situation hier sind 9,5 Punkte nicht ganz so werthaltig wie in manch anderem Flächenland - es gibt einfach zu viele gute Bewerber. In Bezug auf die die Vergleichbarkeit zwischen Hamburg und einem anderen Flächenland insgesamt sind die 9,5 Punkte natürlich gleich viel wert wie ein Examen aus Bayern, Sachsen oder sonst wo. Als sog. "Auswärtiger", der morgen seine letzte Examensklausur hier im 2. schreibt, kommen mir die Klausuren hier nicht besonders leicht vor. Da man in Hamburg zuletzt aber nur ein verbindliches Angebot auf eine Referendarstelle bekommen hat, wenn die man eine Gesamtnote in der Ersten Prüfung mit 12 Punkten aufwärts aufweisen konnte, sind die guten Ergebnisse im 2. Staatsexamen weniger verwunderlich. Wer das Examen hier als Außenstehender als einfach deklarieren möchte, soll sich die Ergebnisse sin Bremen und Schleswig-Holstein ansehen. Dort werden die gleichen Klausuren geschrieben.
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