Ziemlich dreist
Moderator: Verwaltung
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Re: Ziemlich dreist
Darüber, dass die Stationsnoten keinerlei Aussagekraft haben, brauchen wir doch nicht diskutieren. Meine Stationsnoten reichten von 7 bis 15 Punkten, obwohl ich im Examen in allen Rechtsgebieten ungefähr gleich gut war. Daher wurde von der verwaltungsgerichtlichen Rsp. bis vor kurzem sogar die Verwaltungsaktsqualität von Stationszeugnissen verneint, da diese "keine Aussagekraft und Bedeutung" hätten.
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Re: Ziemlich dreist
Wurde da wirklich auf die fehlende inhaltliche Aussagekraft abgestellt oder vielleicht eher auf die fehlende Statusveränderung (à la "..wird in die nächste Klasse versetzt") bzw. die fehlende Bedeutung (wie bei Klausurnoten in der Schule) hierfür?
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Re: Ziemlich dreist
Die Frage wäre ja weniger, was Du im Examen hattest, sondern inwieweit die Noten (bzw. der Zeugnistext) Deine Stärken und Schwächen widerspiegeln. Und da halte ich eine gewisse Streuung und Entwicklungskurve für normal. Auch kann es mal aus irgendwelchen Gründen menschlich nicht passen. Aber die Information, dass Referendar R in der Zivilstation unmotiviert und praktisch nicht zu gebrauchen war, aber in der Verwaltungsstation total aufgeblüht ist, und auch in der Anwalts- und Wahlstation super mitgearbeitet hat, ist ja wesentlich mehr "wert" als ein Satz nichtssagender 13 Punkte-Zeugnisse.joee78 hat geschrieben:Darüber, dass die Stationsnoten keinerlei Aussagekraft haben, brauchen wir doch nicht diskutieren. Meine Stationsnoten reichten von 7 bis 15 Punkten, obwohl ich im Examen in allen Rechtsgebieten ungefähr gleich gut war.
Und bei mir (ich war durchaus engagiert) passt etwa das Leistungsbild, das sich aus den Stationsnoten ergibt, ziemlich gut zu den Einzelnoten aus der mündlichen Prüfung und sieht auch im Verhältnis zum sonstigen Leistungsbild nicht so vollkommen lächerlich aus. Ich hätte es aber auch okay gefunden, bei null Engagement eben überall nur vielleicht gerade noch die 10 Punkte mitzunehmen und nicht mit Mondnoten beschenkt zu werden.
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Re: Ziemlich dreist
Mein Zivilrichter hat mir z.B. 7 Punkte gegeben und meinte, das sei doch "ne ordentliche Note".julée hat geschrieben:Die Frage wäre ja weniger, was Du im Examen hattest, sondern inwieweit die Noten (bzw. der Zeugnistext) Deine Stärken und Schwächen widerspiegeln.
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Re: Ziemlich dreist
Ja gut. Das ist mit Blick auf die übliche Noteninflation Mist.
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Re: Ziemlich dreist
Mein Staatsanwalt mir auch, verbunden mit der eigentlich unzulässigen Note "noch befriedigen", und dem Hinweis an mich, es wäre ein ausreichend geworden, wenn er dieses noch nicht davor geschrieben hätte. Mein Zivilrichter gab mir 8 Punkte.joee78 hat geschrieben:Mein Zivilrichter hat mir z.B. 7 Punkte gegeben und meinte, das sei doch "ne ordentliche Note".julée hat geschrieben:Die Frage wäre ja weniger, was Du im Examen hattest, sondern inwieweit die Noten (bzw. der Zeugnistext) Deine Stärken und Schwächen widerspiegeln.
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Re: Ziemlich dreist
Für eine Arbeitshaltung kurz vor Arbeitsverweigerung doch eigentlich noch ganz ordentlichSamson hat geschrieben: Mein Staatsanwalt mir auch, verbunden mit der eigentlich unzulässigen Note "noch befriedigen", und dem Hinweis an mich, es wäre ein ausreichend geworden, wenn er dieses noch nicht davor geschrieben hätte. Mein Zivilrichter gab mir 8 Punkte.
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Re: AW: Ziemlich dreist
Das entspricht einem älteren Schreiben der Ausbildungsleiter im hiesigen Bezirk, nachdem die langjährige faktische Durchschnittsnote zwischen 11 und 12 Punkten liege, verbunden mit der Anregung, sich im Sinne einer einheitlichen Benotung entweder daran zu orientieren oder durch einen ausdrücklichen Hinweis kenntlich zu machen, dass die Benotung dem vorgegebenen Maßstab der JAPrO entspricht. Das halte ich - angesichts der Realitäten - nicht für ganz dumm.Samson hat geschrieben:Wenn ein Referendar weniger als 11 Punkte bekommt, muss er mir schon schwer auf die E.. Nerven gegangen sein.
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Re: AW: Ziemlich dreist
Aber hat sich ein Referendar, der sich als unterdurchschnittlich engagiert (Minimalistenprogramm) und / oder unterdurchschnittlich begabt erweist, die zweistellige Durchschnittsnote verdient oder darf es dann von diesem faktischen Durchschnitt ausgehend nicht vielleicht doch eher ein befriedigend sein (was ja an sich immer noch eine krasse Übertreibung ist)?thh hat geschrieben:Das entspricht einem älteren Schreiben der Ausbildungsleiter im hiesigen Bezirk, nachdem die langjährige faktische Durchschnittsnote zwischen 11 und 12 Punkten liege, verbunden mit der Anregung, sich im Sinne einer einheitlichen Benotung entweder daran zu orientieren oder durch einen ausdrücklichen Hinweis kenntlich zu machen, dass die Benotung dem vorgegebenen Maßstab der JAPrO entspricht. Das halte ich - angesichts der Realitäten - nicht für ganz dumm.Samson hat geschrieben:Wenn ein Referendar weniger als 11 Punkte bekommt, muss er mir schon schwer auf die E.. Nerven gegangen sein.
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Re: AW: Ziemlich dreist
Kennst du das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg?julée hat geschrieben:Aber hat sich ein Referendar, der sich als unterdurchschnittlich engagiert (Minimalistenprogramm) und / oder unterdurchschnittlich begabt erweist, die zweistellige Durchschnittsnote verdient oder darf es dann von diesem faktischen Durchschnitt ausgehend nicht vielleicht doch eher ein befriedigend sein (was ja an sich immer noch eine krasse Übertreibung ist)?thh hat geschrieben:Das entspricht einem älteren Schreiben der Ausbildungsleiter im hiesigen Bezirk, nachdem die langjährige faktische Durchschnittsnote zwischen 11 und 12 Punkten liege, verbunden mit der Anregung, sich im Sinne einer einheitlichen Benotung entweder daran zu orientieren oder durch einen ausdrücklichen Hinweis kenntlich zu machen, dass die Benotung dem vorgegebenen Maßstab der JAPrO entspricht. Das halte ich - angesichts der Realitäten - nicht für ganz dumm.Samson hat geschrieben:Wenn ein Referendar weniger als 11 Punkte bekommt, muss er mir schon schwer auf die E.. Nerven gegangen sein.
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Re: Ziemlich dreist
Es scheint mir hier eher ein Fall von "Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen" zu sein.
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Re: Ziemlich dreist
Ich kann Jesus besser leiden als Paulus.julée hat geschrieben:Es scheint mir hier eher ein Fall von "Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen" zu sein.
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Re: Ziemlich dreist
Aber nochmal im Ernst:
Die Referendare haben es schon schwer genug.
Ein Examen vor sich, dass über ihre ganze berufliche Zukunft entscheidet.
Spätere Jobfindung.
Ein Leben voller Termindruck, Stress, Arbeitslast bzw. drückender Verantwortung.
Ich finde, da kann das Leben zumindest in Bezug auf die Stationsbewertung ruhig ein wenig Ponyhof und Wunschkonzert sein.
Das darf man natürlich gerne anders sehen.
Die Referendare haben es schon schwer genug.
Ein Examen vor sich, dass über ihre ganze berufliche Zukunft entscheidet.
Spätere Jobfindung.
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Ich finde, da kann das Leben zumindest in Bezug auf die Stationsbewertung ruhig ein wenig Ponyhof und Wunschkonzert sein.
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Re: Ziemlich dreist
Bitte mehr von dieser Satire.Samson hat geschrieben:Ein Leben voller Termindruck, Stress, Arbeitslast bzw. drückender Verantwortung.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Ziemlich dreist
@Samson: Diese Umstände mögen begründen, warum man mal fünfe gerade lässt und den Erwartungshorizont entsprechend anpasst. Aber deshalb muss man m. E. Referendare nicht in Watte packen und ihnen die Wahrheit ersparen, nämlich, dass ihre Leistungen möglicherweise auch bei wohlwollenster Betrachtung nicht mehr durchschnittlich sind und sie daher dringend etwas an ihrer Arbeitshaltung ändern sollten.
Zuletzt geändert von julée am Freitag 27. Mai 2016, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.
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