Examensvorbereitung
Moderator: Verwaltung
-
- Häufiger hier
- Beiträge: 110
- Registriert: Donnerstag 22. November 2007, 12:48
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Examensvorbereitung
Hallo an alle,
ich stehe nun unmittelbar vor der Anwaltsstation und da macht man sich ja doch Gedanken, wie die Examensvorbereitung laufen soll (Brandenburg).
Ich habe schon einige ältere Ref-Kollegen gefragt und bekomme total verschiedene Antworten... ich bin irgendwie sehr unsicher.
Bisher habe ich es so gehandhabt:
Ich habe innerhalb jeder Station den prozessualen Stoff ausgearbeitet, Muster für Urteile und Anklagen etc erstellt. Damit ich erstmal die gängigen Formulierungen, Konstellationen auf dem Schirm habe und später nichts mehr nacharbeiten muss.
Mittlerweile wiederhole ich auch hier und da materielles Recht (kommt auch immer drauf an, was man in der Praxis so macht).
Außer den Klausuren in den Stationen schaue ich mir ab und zu die Übungsklausuren vom Kammergericht Berlin an. Ich gehe diese aber nur durch...
Einige raten nun: kommerzielles Rep. Hab ich beim 1. Examen nicht gemacht, und will ich beim 2. auch nicht (Zeit und Kind).
Einige sagen viele viele Klausuren schreiben, die anderen sagen Materielles Recht lernen ist noch wichtiger. Meine bisherigen Ausbilder sagen: einfach Formulierungen drauf haben und ne praktikable vollständige Lösung hinknallen.
Wie habt ihr euch vorbereitet?
Ich wollte eigentlich weiterhin prozessual stetig am Ball bleiben und wiederholen. Materiellrechtlich wollte ich mir eigentlich nur nochmal einige Themenkreise genauer anschauen .... in der Woche schaue ich mir jedoch auch nur 1-2 Übungsklausuren an, die ich aber nicht ausformuliere.
Grüße
ich stehe nun unmittelbar vor der Anwaltsstation und da macht man sich ja doch Gedanken, wie die Examensvorbereitung laufen soll (Brandenburg).
Ich habe schon einige ältere Ref-Kollegen gefragt und bekomme total verschiedene Antworten... ich bin irgendwie sehr unsicher.
Bisher habe ich es so gehandhabt:
Ich habe innerhalb jeder Station den prozessualen Stoff ausgearbeitet, Muster für Urteile und Anklagen etc erstellt. Damit ich erstmal die gängigen Formulierungen, Konstellationen auf dem Schirm habe und später nichts mehr nacharbeiten muss.
Mittlerweile wiederhole ich auch hier und da materielles Recht (kommt auch immer drauf an, was man in der Praxis so macht).
Außer den Klausuren in den Stationen schaue ich mir ab und zu die Übungsklausuren vom Kammergericht Berlin an. Ich gehe diese aber nur durch...
Einige raten nun: kommerzielles Rep. Hab ich beim 1. Examen nicht gemacht, und will ich beim 2. auch nicht (Zeit und Kind).
Einige sagen viele viele Klausuren schreiben, die anderen sagen Materielles Recht lernen ist noch wichtiger. Meine bisherigen Ausbilder sagen: einfach Formulierungen drauf haben und ne praktikable vollständige Lösung hinknallen.
Wie habt ihr euch vorbereitet?
Ich wollte eigentlich weiterhin prozessual stetig am Ball bleiben und wiederholen. Materiellrechtlich wollte ich mir eigentlich nur nochmal einige Themenkreise genauer anschauen .... in der Woche schaue ich mir jedoch auch nur 1-2 Übungsklausuren an, die ich aber nicht ausformuliere.
Grüße
- Tibor
- Fossil
- Beiträge: 16446
- Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
halte ich für gewagt. Die typischen Klausuren im 2. Examen haben doch erhebliche materiell-rechtliche Probleme und Breite. Oftmals kommen auch Themen vor, die man für das 1. Examen eher nicht "auf der Pfanne" hatte (bspw. Mietrecht). Klausuren muss man mE nicht zwingend durchschreiben und korrigieren lassen; der Vorteil von ständigen Korrekturen ist jedoch, das man weiss wo man steht.Materiellrechtlich wollte ich mir eigentlich nur nochmal einige Themenkreise genauer anschauen
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
- famulus
- Fossil
- Beiträge: 10256
- Registriert: Freitag 12. März 2004, 12:55
- Ausbildungslevel: Interessierter Laie
Re: Examensvorbereitung
Definitiv. Der Schwerpunkt sollte nach wie vor beim materiellen Recht liegen.Tibor hat geschrieben:Die typischen Klausuren im 2. Examen haben doch erhebliche materiell-rechtliche Probleme und Breite.
Mir hat geholfen, zig Klausuren (hatte mir gebraucht über hundert dieser Alpmann-Assessorklausurenhefte geschossen) "durchzugliedern", also schiere Masse und nicht mehr als 2-3 Stunden pro Klausur - nur ganz gelegentlich mal eine unter Wettkampfbedingungen, damit man auch dafür ein Gefühl bekommt. Damit hatte ich materiell-rechtlich "viel gesehen" (war für mich auch ein besseres Lernen, weil man das Problem gleich inkl. seiner klausurenmäßigen Verortung und Bearbeitung erleben konnte) und prozessual eigentlich alles, weil die "Probleme" in ihrer Anzahl recht übersichtlich sind und sich schnell vieles wiederholt.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
-
- Super Mega Power User
- Beiträge: 4499
- Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
+1famulus hat geschrieben:Definitiv. Der Schwerpunkt sollte nach wie vor beim materiellen Recht liegen.Tibor hat geschrieben:Die typischen Klausuren im 2. Examen haben doch erhebliche materiell-rechtliche Probleme und Breite.
Mir hat geholfen, zig Klausuren (hatte mir gebraucht über hundert dieser Alpmann-Assessorklausurenhefte geschossen) "durchzugliedern", also schiere Masse und nicht mehr als 2-3 Stunden pro Klausur - nur ganz gelegentlich mal eine unter Wettkampfbedingungen, damit man auch dafür ein Gefühl bekommt. Damit hatte ich materiell-rechtlich "viel gesehen" (war für mich auch ein besseres Lernen, weil man das Problem gleich inkl. seiner klausurenmäßigen Verortung und Bearbeitung erleben konnte) und prozessual eigentlich alles, weil die "Probleme" in ihrer Anzahl recht übersichtlich sind und sich schnell vieles wiederholt.
- Tibor
- Fossil
- Beiträge: 16446
- Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
Das ist h.F.M.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
-
- Häufiger hier
- Beiträge: 110
- Registriert: Donnerstag 22. November 2007, 12:48
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
Vielen Dank.
Ich habe das wahrscheinlich mit den "Themenkreisen" unglücklich formuliert. Natürlich wiederhole ich das materielle Recht, aber nicht mehr von A-Z ins Detail. Einige Bereiche einfach mehr und andere eben etwas weniger..
Also sollte ich doch mehr Klausuren schreiben ... vielleicht seh ich dann auch materiell-rechtlich besser, wo noch Lücken sind.
Ich habe das wahrscheinlich mit den "Themenkreisen" unglücklich formuliert. Natürlich wiederhole ich das materielle Recht, aber nicht mehr von A-Z ins Detail. Einige Bereiche einfach mehr und andere eben etwas weniger..
Also sollte ich doch mehr Klausuren schreiben ... vielleicht seh ich dann auch materiell-rechtlich besser, wo noch Lücken sind.
- Tibor
- Fossil
- Beiträge: 16446
- Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
Blöde Frage: Wie willst du sonst lernen, also ohne zu wissen, wo die Lücken sind? Auf gut Glück loslernen? Das ist ein Prozess; man versucht sich, erkennt Lücken, lernt diese und mehr und wieder von vorn. Im Optimalfall gibt es nach einigen Monaten eben immer weniger große Lücken bzw in den Korrekturen immer bessere Noten.ReFA hat geschrieben: Also sollte ich doch mehr Klausuren schreiben ... vielleicht seh ich dann auch materiell-rechtlich besser, wo noch Lücken sind.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
-
- Häufiger hier
- Beiträge: 110
- Registriert: Donnerstag 22. November 2007, 12:48
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
Ja da hast du Recht. Irgendwie hatte ich da wohl nen Denkfehler.
Danke für die Tipps
Danke für die Tipps
-
- Super Mega Power User
- Beiträge: 4499
- Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
Ja, unbedingt Klausuren schreiben - gerade weil es im 2. auch maßgeblich darauf ankommt, die diversen "Klausurtypen" zu kennen und zu beherrschen.
-
- Super Mega Power User
- Beiträge: 3751
- Registriert: Sonntag 10. Dezember 2006, 11:18
- Ausbildungslevel: RA
Re: Examensvorbereitung
Auch wenn es bei mir schon einige Jahre her ist: Die Musik spielt auch im zweiten Examen im materiellen Recht. Die Punkte holst du in der Begründetet, indem du das materielle Problem der Klausur gut löst. Für einen korrekten Tenor oder ein formal korrektes Rubrum bekommst du keine Zusatzpunkte. Es wird einfach erwartet, dass das sitzt, d.h. wenn es falsch ist, bekommst du eher Minuspunkte. Genauso bei den klassischen prozessualen Problemen.
Da die Zeit im 2. Examen erheblich knapper ist, als im 1. Examen, darfst du bei den Dingen, die dir keine Punkte einbringen, nicht zu viel Zeit verschwenden. D.h. Rubrum, Tenor und die gängigen prozessualen Probleme musst du runterspulen können, damit du Zeit hast, in der Begründetet di e Punkte für das Prädikat zu holen.
Ich schließe mich daher an. Nimm dir so viele Altklausuren wie möglich vor und gliedere sie innerhalb von 1,5 Stunden. 0,5 Stunden für das Erfassen der Akte und erster Stichpunkte und dann 1 Stunde für die Lösungsskizze. Die Skizze sollte dann so stehen, dass du die Klausur unterschreiben kannst ohne nochmal in den Kommentar schauen zu müssen. Mir hat diese Methode sehr geholfen und ich habe mich dadurch auch in den Klausuren sehr sicher gefühlt.
Da die Zeit im 2. Examen erheblich knapper ist, als im 1. Examen, darfst du bei den Dingen, die dir keine Punkte einbringen, nicht zu viel Zeit verschwenden. D.h. Rubrum, Tenor und die gängigen prozessualen Probleme musst du runterspulen können, damit du Zeit hast, in der Begründetet di e Punkte für das Prädikat zu holen.
Ich schließe mich daher an. Nimm dir so viele Altklausuren wie möglich vor und gliedere sie innerhalb von 1,5 Stunden. 0,5 Stunden für das Erfassen der Akte und erster Stichpunkte und dann 1 Stunde für die Lösungsskizze. Die Skizze sollte dann so stehen, dass du die Klausur unterschreiben kannst ohne nochmal in den Kommentar schauen zu müssen. Mir hat diese Methode sehr geholfen und ich habe mich dadurch auch in den Klausuren sehr sicher gefühlt.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
- [enigma]
- Urgestein
- Beiträge: 7600
- Registriert: Mittwoch 24. Oktober 2012, 06:39
Re: Examensvorbereitung
Falls du Klausuren zum durchgliedern suchst, die Klausursammlung des Kammergerichts Berlin ist sehr umfangreich und die Lösungsskizzen sind häufig (leider nicht immer) ausführlich und gut geschrieben. Die Klausuren kann man gut durchgliedern (ich mache das immer in 1,5 bis maximal 2 Stunden, also wie im Ernstfall) und mit der Lösung vergleichen. Ansonsten würde ich den Klausurenkurs an deinem Ausbildungsgericht mitnehmen, falls ihr sowas habt. Durch die Korrektur findet man individuelle Fehler und Wissenslücken einfach besser. Beim Durchgliedern und Vergleichen mit der Lösung betrügt man sich da gerne mal selbst ("hätte ich gewusst, wäre mir beim Schreiben aufgefallen").
Smooth seas don`t make good sailors
-
- Noch selten hier
- Beiträge: 16
- Registriert: Dienstag 9. August 2016, 12:17
- Ausbildungslevel: RRef
Re: Examensvorbereitung
Hmm, also ich fand die Lösungen des KG überwiegend schlecht. Die Fälle an sich sind gut, da i.d.R. alte Examensklausuren. Aber die Lösungen sind überwiegend so schlecht. Oft enthält sie nur ein materielles Gutachten und das manchmal auch mit kaum einer wirklichen Begründung. Eine praktische Entscheidung in Form eines Urteils oder eines Schriftsatzes habe ich nur in wenigen Fällen gesehen.[enigma] hat geschrieben:Falls du Klausuren zum durchgliedern suchst, die Klausursammlung des Kammergerichts Berlin ist sehr umfangreich und die Lösungsskizzen sind häufig (leider nicht immer) ausführlich und gut geschrieben.
-
- Fossil
- Beiträge: 10395
- Registriert: Dienstag 4. November 2014, 07:51
- Ausbildungslevel: Au-was?
Re: Examensvorbereitung
Wie findet ihr eigentlich die Assesorexamensklausuren in der JuS? Ich hab mir da mal ein paar angesehen, schauen nicht schlecht aus. Leider verstehe ich da bisweilen nur Bahnhof, aber das wird sich ja hoffentlich bald ändern
Having cats in the house is like living with art that sometimes throws up on the carpet
-
- Fossil
- Beiträge: 13077
- Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
- Ausbildungslevel: Au-was?
Re: Examensvorbereitung
Diese Erfahrung kann ich nicht bestätigen. Es gab / gibt regelmäßig sehr gute Lösungsskizzen, die in aller Regel auch den praktischen Teil umfassen (ggf fehlt mal der Tatbestand).Träumer hat geschrieben:Hmm, also ich fand die Lösungen des KG überwiegend schlecht. Die Fälle an sich sind gut, da i.d.R. alte Examensklausuren. Aber die Lösungen sind überwiegend so schlecht. Oft enthält sie nur ein materielles Gutachten und das manchmal auch mit kaum einer wirklichen Begründung. Eine praktische Entscheidung in Form eines Urteils oder eines Schriftsatzes habe ich nur in wenigen Fällen gesehen.[enigma] hat geschrieben:Falls du Klausuren zum durchgliedern suchst, die Klausursammlung des Kammergerichts Berlin ist sehr umfangreich und die Lösungsskizzen sind häufig (leider nicht immer) ausführlich und gut geschrieben.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
-
- Super Mega Power User
- Beiträge: 4499
- Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
- Ausbildungslevel: Ass. iur.
Re: Examensvorbereitung
NRW veröffentlicht doch auch Klausuren mit Originallösungsskizzen. Ob die "gut" oder "schlecht" sind, ist dann weniger wichtig - es ist eben das, was dem Prüfer im Ernstfall auch vorliegt.