Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

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Moderator: Verwaltung

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JRG
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von JRG »

i live in tokyo hat geschrieben:Aber eins hat sich bewährt: Frühzeitig Schwerpunkte setzen. Im Ref habe ich meine Stationen so oft es ging im Ausland gehabt und für meine zukünftige berufliche Vorstellung entsprechende Kanzleien/Institutionen (Verwaltungsstation = Ausw. Amt z.B. usw.) gesucht, mich dort aber auch angestrengt, um gute Zeugnisse zu kriegen. Das war dann auch mehr als gedacht äußerst positiv.

Ich kann dir nur empfehlen, dir nicht großartig Sorgen zu machen über irgendwelche Perspektiven, sondern gerade im Ref. gezielte Schwerpunkte zu setzen. Dann solltest du doch recht gut in den Beruf einsteigen können.
Das kann ich (jedenfalls, wenn das Ziel nicht Staatsdienst lautet) nur unterschreiben und habe es auch so gehandhabt. Wer weiß, wo er hin will, für den ist das Ref. die ideale Möglichkeit ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen und der Berufseinstieg ist dann ein leichtes.
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Strich
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Strich »

Thüringen hat auf zweimal 8 für den Staatsdienst gesenkt, oder eben 16 aus beiden.

Die Aussichten eingestellt zu werden, sind wirklich so gut wie lange nicht. Ich müchte aber zu bedenken geben, dass die Klageeingangszahlen ebenfalls rückläufig sind. Undzwar im Bundesdurchschnitt. Mehr informationen hier:

https://verfahrensrecht.uni-halle.de/2016/07/11/tagungsband-zum-symposium-der-rueckgang-der-klageeingangszahlen-in-der-justiz-moegliche-ursachen-erschienen/ (Verwaister Link automatisch entfernt)

Wenn sich der Trend fortsetzt, kann es sein, dass die Einstellungen auch wieder rückläufig werden.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

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Seit 31.05.2022 Lord Strich
Herr Anwalt
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Herr Anwalt »

Etwas, was hier bisher noch gar nicht zu Sprache gekommen ist:

Die Justiz wird weiblich und damit steigt die Anzahl der halbtags Arbeitenden sowohl auf Anwalts- als auch auf Seiten der Gerichte/STA etc.
Dadurch wird die Personalsituation insbesondere an den Gerichten erheblich verschärft.

Deshalb sind die Absolventenzahlen nicht als alleiniger Maßstab relevant.
Ich kenne persönlich sogar 2-3 Absolventinnen mit 2 Stex. die gar nix machen, oder Hausfrau sind.
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Ara
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Ara »

Außerdem werden Erfahrungsgemäß mehr Frauen als Männer schwanger (#Aufschrei). 100 Frauen (vor allem im gebärfähigen Alter und die häufig die Justiz wegen der guten Vereinbarung mit Familie wählen) sind schon darum weniger Arbeitskraft als 100 Männer, weil regelmäßig ein paar wegen Schwangerschaft ausfallen (Auch weil die Elternzeit nun einmal auch heute noch mehr von Frauen in Anspruch genommen wird) und der Personalbedarf nicht auf die hohe Frauenquote ausgelegt ist.

Das heißt je weiblicher die Justiz wird, desto mehr Personal braucht es für die gleiche Arbeit. Ist natürlich eine andere Frage, ob das in der Praxis auch so umgesetzt wird oder ob die restlichen Richter und Staatsanwälte einfach nur mehr machen müssen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
sai
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von sai »

Das ist im Übrigen auch der Grund dafür, warum manche Gerichte dazu übergegangen sind und schlicht keine oder deutlich weniger Frauen einstellen.
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Solar
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Solar »

sai hat geschrieben:Das ist im Übrigen auch der Grund dafür, warum manche Gerichte dazu übergegangen sind und schlicht keine oder deutlich weniger Frauen einstellen.
Wird jetzt scheinbar auch schon in Ref-Bewerberveranstaltungen kommuniziert: "Bitte überlegen Sie sich vorher, ob Sie ein Kind bekommen wollen. Es ist nicht gerne gesehen, wenn Sie dann deshalb während der Probezeit Teilzeit arbeiten wollen!" :eeeek: Sollte sich mal ein normaler Arbeitgeber trauen...
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Ara
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Ara »

Solar hat geschrieben:
sai hat geschrieben:Das ist im Übrigen auch der Grund dafür, warum manche Gerichte dazu übergegangen sind und schlicht keine oder deutlich weniger Frauen einstellen.
Wird jetzt scheinbar auch schon in Ref-Bewerberveranstaltungen kommuniziert: "Bitte überlegen Sie sich vorher, ob Sie ein Kind bekommen wollen. Es ist nicht gerne gesehen, wenn Sie dann deshalb während der Probezeit Teilzeit arbeiten wollen!" :eeeek: Sollte sich mal ein normaler Arbeitgeber trauen...
Bei uns hieß es noch bei der Einstellung zurückhaltender: "Wir würden uns am Ende ihrer Referendarszeit selbstverständlich über eine Bewerbung für die Justiz freuen. Insbesondere wenn sie männlich sind oder einen Migrationshintergrund haben".
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Eagnai »

Solar hat geschrieben: Wird jetzt scheinbar auch schon in Ref-Bewerberveranstaltungen kommuniziert: "Bitte überlegen Sie sich vorher, ob Sie ein Kind bekommen wollen. Es ist nicht gerne gesehen, wenn Sie dann deshalb während der Probezeit Teilzeit arbeiten wollen!" :eeeek: Sollte sich mal ein normaler Arbeitgeber trauen...
Ob das nun gerne gesehen wird oder nicht, kann einem dann aber auch relativ egal sein, sobald man die Stelle erstmal hat - schließlich kann einem als Richter/Beamter nicht viel passieren, wenn man Elternzeit/Teilzeit anmeldet.

Später, wenn es um die Erprobung oder mögliche Beförderungsstellen geht, wird sich dann im Zweifel auch kaum einer noch daran erinnern, dass diese Bewerberin während der Probezeit in Teilzeit war (schon allein, weil wohl die meisten Richterinnen/Beamtinnen irgendwann innerhalb der ersten fünf bis zehn Jahre familiär bedingt mal eine Zeit lang aussetzen dürften).

Bei uns hat jedenfalls mal eine Kollegin angefangen, die am ersten Arbeitstag schon im 5. oder 6. Monat schwanger war - da haben auch erst alle die Nase gerümpft, weil sie ja nach wenigen Monaten schon wieder weg war, aber geschadet hat es ihr nachher nicht - sie hat nach der Probezeit sogar direkt ihre Wunsch-Planstelle in einer Behörde bekommen, auf die man eigentlich länger warten muss. Sie hatte dann eben dort ihren Wohnsitz, ihren Mann und ihr Kleinkind.
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Solar
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Solar »

Klar, diese vollmundigen Aussagen (ähnlich auch bei Ortswünschen) sind natürlich nur eingeschränkt ernstzunehmen. Dennoch finde ich die Aussage in heutigen Zeiten recht "steil"... ;)
Ryze
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Ryze »

sai hat geschrieben:Das ist im Übrigen auch der Grund dafür, warum manche Gerichte dazu übergegangen sind und schlicht keine oder deutlich weniger Frauen einstellen.
Seit wann stellen Gerichte Richter ein (sofern damit nun nicht die landesspezifische Bewerbung über ein OLG gemeint sein soll)? Richtig ist zwar, dass die Justizministerien - je nach Bundesland in unterschiedlichem Ausmaß - versuchen, gezielt Männer zur Bewerbung zu ermuntern (gezielte Ansprache während dem Ref, Hinweise in Stellenausschreibungen, Anschreiben nach dem 2. Staatsexamen). Durch den Richterwahlausschuss gehen jedenfalls hierzulande letztlich aber nach wie vor sehr viel mehr Frauen als Männer; anders könnten die - ohnehin schon abgesenkten - Notenanforderungen auch bei Weitem nicht aufrecht erhalten werden. Ein anderes Ergebnis (Nichteinstellung/Einstellung von weniger Frauen durch Bevorzugung von männlichen Bewerbern mit schlechteren Noten) kann durch ein förmliches Auswahlverfahren auch nicht nach Belieben herbeigeführt werden, ohne die absehbare Folge einer Klage zu provozieren. Auch wenn das Problem der schwierigeren Personalplanung durch einen höheren Frauenanteil im Justizdienst nicht verkannt wird, ist mir bisher jedenfalls nicht zu Ohren gekommen, dass sich die Verwaltung eines Gerichts offen gegen (ohnehin einseitig erfolgende) Zuweisungen des Ministeriums gestellt hätte, zumal die Sinnhaftigkeit der Maßnahme bei offensichtlich bestehendem Personalbedarf - gelinde gesagt - fragwürdig wäre.

Jedenfalls in der hiesigen Einstellungsstatistik hat sich die Geschlechterverteilung durch das gezielte Anschreiben von lange zurückliegenden männlichen Bewerbern, die die erforderliche Notengrenze zu Zeiten der Bewerbung nicht erfüllt haben und daher zurückgestellt wurden, lediglich in einem Halbjahr die Waage gehalten. In den folgenden Richterwahlausschüssen wurden - wie zuvor - wieder deutlich mehr Frauen benannt und letztlich eingestellt. Ist das in deinem Bundesland anders oder worauf gründet sich diese Annahme?
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von schlumpfhausen89 »

In den letzten Tagen war bei uns in den Zeitungen wieder zu lesen, dass in der Justiz ein Personalmangel herrscht. Es fehlen wohl bundesweit 2000 Richter und Staatsanwälte auch hinsichtlich der bald einsetzenden bzw. schon laufenden Pensionierungswelle.

Fraglich ist, ob die Bundesländer auch entsprechend einstellen. Ich bin da ja etwas vorbelastet (Gurkentruppenbundesland) =P

Aber in absehbarer Zeit sehen wie Jobchancen zumindest in der Hinsicht nicht schlecht aus.

Letztlich hängt es davon ab wie dein 1. und 2. Staatsexamen läuft. Für sehr hohe vb-Kandidaten gibt es eigentlich nie schlechte Zeiten :)

Gruß
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Muirne »

Solar hat geschrieben:Klar, diese vollmundigen Aussagen (ähnlich auch bei Ortswünschen) sind natürlich nur eingeschränkt ernstzunehmen. Dennoch finde ich die Aussage in heutigen Zeiten recht "steil"... ;)
Ich auch, zumal der Apparat mit starkem Männerüberschuss auch irgendwie funktioniert hat, nicht wahr.
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von julée »

Meine ehemalige Ausbilderin bei der StA beschwerte sich letztens, sie habe jetzt einen Assessor, der als Erstes gefragt habe, ob er denn regelmäßig so um 16:00 Uhr Feierabend machen könne, weil seine Präsenz in Sachen Kind und Familie gefragt sei.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Muirne
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Muirne »

Jep, Wind dreht sich, auch bei vielen Bekannten von mir. Teilzeit wäre für mich auch nix, das Leben will auch bezahlt werden.
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von julée »

Ich denke, es kommt auch immer auf die konkreten Lebens- und Arbeitsverhältnisse an, also woher das Geld zum Leben im Wesentlichen kommt und wie viele Wochenstunden eine volle Stelle tatsächlich sind bzw. wie "familienkompatibel" der Arbeitsanfall ist. Aber im Grundsatz wäre es jetzt auch nicht mein Lebensziel jahrelang nur halbtags zu arbeiten, nur um pünktlich um 13 Uhr die Kinder aus Kita bzw. Schule abzuholen.
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