Die Grünen, Frau Twesten und der Wolf in Deutschland

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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Man müsste eben wieder mehr Land zu Naturschutzgebieten erklären. Wenn schon die kleine Schweiz Platz hat für Luchse, Bären und Wölfe, warum dann nicht Deutschland? Es ist alles eine Einstellungssache.
Honigkuchenpferd
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Die Rahmenbedingungen in der Schweiz sind aber völlig andere, und selbst dort gibt es bekanntermaßen deshalb auch Ärger.

Von mir aus kann man ja vertreten, man sollte in Deutschland - mit allen damit verbundenen Kosten, Unannehmlichkeiten und Enteignungen - solche Areale einrichten. Das wäre wenigstens ehrlich und würde dann auch dazu führen, dass die Wölfe wieder einigermaßen artgerecht leben könnten. Der Punkt ist aber, dass die derzeit stattfindende Wiederansiedlung eben nicht nach dieser Maxime erfolgt, sondern billigend in Kauf nimmt, dass Wölfe und Menschen regelmäßig in Kontakt zueinander treten (jedenfalls, sobald es etwas mehr Rudel gibt) und sich die entsprechenden Konflikte einstellen, wobei die Betroffenen dann eben schlicht Pech haben. Das ist weder gerecht noch vernünftig, und es dient letztlich auch nicht wirklich dem Tier- oder Naturschutz.
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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ja, dafür wäre ich auch, denn ich sehe es schon auch so, dass Wölfe nicht wie Füchse derart menschennah leben können ab einer bestimmten Rudelgröße, wobei aber bisherige Wolfsbeobachtungen in Italien höchst selten gemacht werden, obwohl dort diese Nähe gegeben wäre. Die Wölfe sind wirklich sehr scheu und auch von Wolfsforschern kaum auffindbar ohne technische Registrierung und Beobachtung. Trotzdem glaube auch ich, dass die Wolfspopulationen mehr Überlebenschancen haben, wenn sie ohne Menschen leben dürfen, was sie sicher bevorzugen, wenn entsprechende Areale bereitständen, wohin sie auch umgesiedelt werden könnten. Wichtig wäre aber, dass diese Areale durch Naturkorridore mit anderen Wolfspopulationen verbunden sind.
Honigkuchenpferd
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Auch in Italien gibt es zunehmend Probleme. Aktuell: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/ ... 28610.html

(Aber die Debatte gibt es auch dort schon seit einigen Jahren, und es wird, wie man es von Italien erwarten würde, durchaus illegal abgeschossen.)

In Deutschland sind die Erfahrungen auf jeden Fall ziemlich eindeutig, seitdem die Bestände wieder (deutlich) wachsen. Inzwischen beschweren sich sogar vermehrt ökologische Landwirte, weil sie viele der Schutzmaßnahmen aufgrund des von ihnen favorisierten Haltungsstils gar nicht ergreifen können. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung führt in Deutschland unweigerlich zu erheblichen Problemen. Die Wölfe wären ja auch dumm, wenn sie sich dieses "Angebot" entgehen lassen würden. Die Populationen in Deutschland wachsen übrigens - relativ betrachtet - deutlich stärker als in Italien.
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Levi
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Levi »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:In den meisten anderen Ländern Europas - gerade in denjenigen, in denen er in vergleichsweise großer Zahl stets noch vorhanden war - geht man alles andere als zimperlich mit Wölfen um, die menschlichen Siedlungen zu nahe kommen. Sie werden entweder getötet oder zumindest durch Schüsse vergrämt. So ist es etwa in Rumänien (ca. 4.000 Exemplare), was du wissen würdest, hättest du den oben verlinkten Artikel aus der Zeit gelesen (aber natürlich liest du die Links nicht oder ignorierst ihren Inhalt, auch das kennt man ja schon). Durch europäisches Recht ist es auch mitnichten geboten, anders zu verfahren.
Ich weiß nicht, woher du dein Wissen beziehst, aber selbstverständlich ist der Wolf europarechtlich im besonderen Maße geschützt. Es handelt sich bei ihm um eine "Prioritäre Art von gemeinschaftlichem Interesse" nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie 92/43/EWG sowie nach Anhang A der EG Verordnung 338/97.

Alle Mitgliedsstaaten der EU sind verpflichtet, die Populationen der in Anhang II aufgeführten Arten vorrangig zu schützen sowie besondere Schutzgebiete (Special Area of Conservation, SAC) zu ihrem Erhalt einzurichten. Darüber hinaus dürfen grundsätzlich weder ihre Lebensstätten noch die Populationen selbst beschädigt oder zerstört werden. Alle Anhang II-Arten der FFH gehören automatisch auch zu den Anhang IV-Arten der FFH.

Ob dieses europarechtlich geforderte Schutzniveau tatsächlich überall in der EU im erforderlichen Umfang umgesetzt wird, sei mal dahingestellt. Ich weiß auch, dass dem leider nicht so ist. Rechtlich verbindlich ist es aber überall.
Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich bin durchaus für eine vernünftige, wissenschaftlich begleitete Kontrolle der Wolfspopulationen, wenn diese so hoch sind wie in Italien. Aber so ist es in D nun noch lange nicht. Da bräuchte es wohl noch 10 Jahre oder mehr, um hinreichend ähnliche Wolfspopulationen vorweisen zu können. Italien reguliert erst jetzt, was doch zeigt, dass die Probleme erst ab einer hinreichend hohen Wolfspopulation untragbar werden. Ansonsten reichen die bisherigen Ausnahmeregelungen bei Einzelexemplaren.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

@ Levi

Das schließt die Tötung aber keineswegs kategorisch aus. Erst recht gilt das für die Vergrämung, und auch die Umsiedlung bleibt prinzipiell möglich.

Das Schutzniveau ist also selbst nach geltendem Recht längst nicht so umfassend angelegt, wie bisweilen suggeriert wird, und was praktisch geschieht, ist in der Tat noch einmal eine ganz andere Frage. Es ist daher auch mitnichten so, dass man in Rumänien beständig gegen EU-Recht verstoßen würde, indem man notfalls unter Einschluss der Tötung Wölfe konsequent von menschlichen Siedlungsstrukturen fernhält.

Und noch einmal: Es gibt in Deutschland derzeit schlicht keine wirklich geeigneten Wolfsflächen. Auch wenn man der Ansicht ist, es sollte wieder Wölfe geben, wird das Pferd deshalb einfach von hinten aufgezäumt, und das ist niemals eine gute Sache.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Candor hat geschrieben:Ich bin durchaus für eine vernünftige, wissenschaftlich begleitete Kontrolle der Wolfspopulationen, wenn diese so hoch sind wie in Italien. Aber so ist es in D nun noch lange nicht. Da bräuchte es wohl noch 10 Jahre oder mehr, um hinreichend ähnliche Wolfspopulationen vorweisen zu können. Italien reguliert erst jetzt, was doch zeigt, dass die Probleme erst ab einer hinreichend hohen Wolfspopulation untragbar werden. Ansonsten reichen die bisherigen Ausnahmeregelungen bei Einzelexemplaren.
Doch. Eben deshalb diskutieren wir ja. Die Situation ist in Deutschland erstens eine andere, weil die Rahmenbedingungen völlig verschieden sind, und zweitens sind die Populationen in Brandenburg, Niedersachsen usw. inzwischen sehr wohl so groß, dass sie zu ernsten Problemen führen. Das war auch gar nicht vermeidbar.
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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Und noch einmal: Es gibt in Deutschland derzeit schlicht keine wirklich geeigneten Wolfsflächen. Auch wenn man der Ansicht ist, es sollte wieder Wölfe geben, wird das Pferd deshalb einfach von hinten aufgezäumt, und das ist niemals eine gute Sache.
Wölfe sind wie die Füchse auch in urbanen Regionen überlebensfähig, solange genug Wildtiere vorhanden sind. Man kann nicht sagen, es gäbe keine geeigneten Wolfsflächen, das war sogar in Deinem eigenen Link zu lesen. Aber klar, dass es Probleme geben kann, doch finde ich es schon etwas übertrieben, Italiens Wolfspopulationen (ca. 2000) mit derjenigen von D zu vergleichen, wo Du gleich eine Null streichen kannst.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Ich dachte, wir hätten uns jetzt endlich darauf verständigt, dass es nicht sinnvoll ist, Wölfe in Regionen zu halten, in denen intensiver Kontakt mit Menschen und den von ihnen gehaltenen Nutztieren zwingend ist? Genau das ist aber in Deutschland der Fall, weil es - anders als in anderen Ländern Europas - keine entsprechend großen naturbelassenen Flächen gibt.

Natürlich sind Wölfe in urbanen Regionen "überlebensfähig", sofern man ihren Abschuss verbietet. Sie sind dort auch gar nicht auf Wildtiere angewiesen, sondern reißen dann halt gerade auch Nutztiere oder fressen Müll. Es bedingt aber eine Vielzahl an Problemen, sie dort zu dulden.

Übrigens konnte man meinem Link zu Brandenburg auch entnehmen, dass es allein dort inzwischen 200 Wölfe sind. Insgesamt ist die Wolfspopulation in Deutschland natürlich noch immer eindeutig kleiner als in Italien, aber die absoluten Zahlen sagen so gut wie nichts. Der Großteil der Wölfe in Italien lebt ja auch im Apennin.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Ich dachte, wir hätten uns jetzt endlich darauf verständigt, dass es nicht sinnvoll ist, Wölfe in Regionen zu halten, in denen intensiver Kontakt mit Menschen und den von ihnen gehaltenen Nutztieren zwingend ist? Genau das ist aber in Deutschland der Fall, weil es - anders als in anderen Ländern Europas - keine entsprechend großen naturbelassenen Flächen gibt.
Stimmt, aber solange keine solchen Areale für die Wölfe geschaffen werden, haben sie nun mal keine andere Möglichkeit, in solche Rückzugsgebiete abzuwandern. Deshalb kann man nicht sagen, dass sozusagen das Boot zu voll ist und D keine Wölfe aufnehmen kann.
Zuletzt geändert von Gelöschter Nutzer am Montag 7. August 2017, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Natürlich kann man das - es ist sogar logisch zwingend, wenn die Voraussetzungen nicht bestehen und nicht geschaffen werden sollen. Man hätte die Wölfe von Anfang an in geeignete Lebensräume zurückbringen müssen und könnte das auch heute noch tun. Das wäre übrigens auch besser, als hier regelmäßig "Exemplare aus dem Bestand nehmen" zu müssen, wie Weil es formuliert hat, weil sie sich in der Präsenz des Menschen gar nicht mehr artgerecht verhalten können.

Wer Wölfe in Deutschland will, müsste sich eigentlich für die Schaffung geeigneter Naturschutzgebiete einsetzen, aber das würde praktisch mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern, weil sie eben schon für anderweitige Nutzungen "verplant" sind. Die Lösung ist dann aber wohl kaum, Unsinniges einfach geschehen zu lassen.

Abgesehen davon ist es völlig inakzeptabel, den Leuten, die in Wolfsregionen leben, einseitig die damit verbundenen Probleme aufzubürden. Mit deiner Argumentation müsste man Wölfe letztlich auch in Potsdam und Berlin wieder dulden.
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thh
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Mit deiner Argumentation müsste man Wölfe letztlich auch in Potsdam und Berlin wieder dulden.
Spricht da denn etwas gegen? Wo, wenn nicht dort, wäre ein geeigneter Platz?
Deutsches Bundesrecht? https://www.buzer.de/ - tagesaktuell, samt Änderungsgesetzen und Synopsen
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Tibor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Zumindest Wildschweine gibt es in Berlin. Futtergrundlage wäre also vorhanden.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/tiere ... 93632.html
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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Natürlich kann man das - es ist sogar logisch zwingend, wenn die Voraussetzungen nicht bestehen und nicht geschaffen werden sollen.
Die soll man eben schaffen. Naturschutz hat seine Berechtigung, gesetzlich verankert, dem muss Rechnung getragen werden. Man kann es sich nicht so einfach machen.
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