i live in tokyo hat geschrieben:@Solar
In vielerlei werden wir sicherlich nicht auf einen Nenner kommen, aber eines muss nach 7 Seiten von meiner Seite gesagt werden.
Du, mein Freund, hast - so vermute ich - vor Jahren dein Examen geschrieben. Das Examen von vor 10 Jahren schreibe ich auch in 3 Stunden mit meinen Füßen und wäre entsetzt, unter 14p zu landen.
Die Zeiten haben sich geändert und Jura ist nicht mehr "lern die Basics und dann klappt das alles". Und auch hat das Studium wenig mit dem Beruf zutun. Wenigstens das ist mittlerweile auch bei den Professoren angelangt, die den Erstis - war an meiner Uni so - direkt vermitteln, dass Das, was sie nun machen, völlig nutzlos für das Berufsleben sei und die Studenten es irgendwann nach fleißigem Eintrichtern getrost vergessen können.
Ein Richter, der heute seit 20 Jahren im Dienst ist und nicht zufällig AGs leitet, der wird so ziemlich durch jede aktuelle Klausur fallen. Da wette ich das Sonnensystem darauf.
Das Jurastudium ist heute noch auf dem Stand 4000 vor Christus, während wir es nun fast 2018 haben. Ihr habt also alle schlicht null, nada, niente, 0 Ahnung von den Leiden heutiger Studenten. Das Jurastudium ist meines Wissens und verglichen mit anderen Studiengängen das am schlechtesten organisierte (weltweit?).
Alle sind uns voraus und wie hier schon einer erwähnte, deutsche Juristen sind nicht mehr wert als Fliegen auf dem internationalen Markt.
Was soll man denn auf so einen Stuss noch ernsthaft antworten? Ich versuche es mit einer Liste der durchschnittlichen >VB-Quoten an meiner Uni der letzten Jahre (seit 2010, als ich Examen gemacht habe):
- Vor 2010: Im Schnitt 17-20%
- 2010/I: 22,51%
- 2010/II: 17,6%
- 2011/I: 21,99%
- 2011/II: 38,83%
- 2012/I: 40%
- 2012/II: 30,93%
- 2013/I: 30,7%
- 2013/II: 19,17%
- 2014/I: 34,57%
- 2014/II: 18,05%
- 2015/I: 31,34%
- 2015/II: 20,59%
- 2016/I: 28,57%
- 2016/II: 20,76%
- 2017/I: 21,52%
Muss tatsächlich viel viel schwieriger geworden sein seither... aber sicher kann man den ungefähr gleichbleibenden (sich wenn überhaupt sogar leicht verbessernden) Schnitt damit erklären, dass deine Kommilitonen ähnliche Genies sind wie du. Das Examen ist zwar jetzt zigtrilliardenmal schwerer als unser Pille-Palle "Examen" (ich traue mich kaum, das so zu nennen!) aber ihr seid halt einfach so schlau (oder habt ausschließlich mit Klausuren gelernt...), dass sich die Ergebnisse unterm Strich sogar verbessert haben. Ihr ärmsten müsst ja nun sogar Kommentare in den Klausuren nutzen, das muss echt die Hölle sein.
Bahnbrechende, das Studium massiv erschwerende Reformen in den vergangen 10 Jahren habe ich aber tatsächlich verpasst, die kannst du uns aber sicherlich erläutern.
Wieso sind die arrogantesten Menschen, die am lautesten schreien, eigentlich meist diejenigen mit am wenigsten Ahnung? Mir wäre es peinlich, zu behaupten, mein Examen oder ABI sei schwieriger gewesen als die heutigen, wenn ich nicht beide geschrieben habe (ergo keine Ahnung habe). Statistiken hingegen finde ich ein recht gutes Maß für diese Bewertung... Ebenso peinlich wäre es mir übrigens, zu behaupten, ich hätte als einziger die richtige Lernmethode erkannt. Aber du scheinst dem Motto zu folgen: Je weniger Ahnung ich habe, desto lauter schreie ich - damit überzeuge ich schon irgendwen.