Als Volljurist neu orientieren
Moderator: Verwaltung
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Als Volljurist neu orientieren
Hallo Leute,
ich habe vor kurzem das zweite Examen bestanden (erstes Examen vb, zweites über acht, also ganz passabel). Das Problem ist, dass ich Jura schon seit dem ersten Semester hasse. Ich wünschte, ich wäre im ersten Examen zweimal durchgefallen, aber jetzt bin ich nun mal leider Volljurist. Ich wollte schon nach dem ersten Examen aufhören, aber alle haben mir dazu geraten, das Ref zu machen und ich dachte immer: "Du findest schon etwas, was dir Spaß macht". Leider war dies nicht der Fall. Richter, StA und Großkanzlei fand ich im Ref furchtbar. Nur in der Wahlstation in einer amerikanischen Metropole hat es mir gefallen. Die amerikanischen Juristen sind deutlich lockerer als die deutschen. Wenn ich könnte, würde ich sofort in die USA oder nach Kanada auswandern, aber das ist ja nicht so leicht.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, die nächsten 35 Jahre unglücklich zu sein. Ich habe auch schon Stellenangebote gecheckt, aber es war nichts dabei, was mich angesprochen hat. Allerdings würde mich kellnern oder als Verkäufer zu arbeiten auch nicht glücklich machen. Meine Frage ist nun: Gibt es irgendwie eine Möglichkeit, mit der juristischen Qualifikation einen Quereinstieg zu schaffen? Ich würde mich auch umschulen lassen, aber auf ein neues Studium habe ich ehrlich gesagt keine Lust.
Ich mache gerne Sport, reise gerne, lerne gerne Fremdsprachen, bin gerne unter Leuten (ich fühlte mich von Anfang an unter Juristen fehl am Platz). Ich denke auch, dass ich über die juristischen Kompetenzen wie logisches Denken, Durchhaltevermögen usw. verfüge. Kann man damit etwas machen? Ich interessiere mich auch sehr für Wirtschafts- und Finanznachrichten und handele auch an der Börse, aber der Zug als Investmentbanker oder Vermögensverwalter ist wohl abgefahren (außerdem ist es ja etwas anderes, ob man eigenes oder fremdes Geld anlegt). Ich bin auch in der komfortablen Situation, dass ich umsonst wohnen kann und mit der Geldanlage Geld verdiene, aber leider (noch nicht) so viel, dass es zum Leben reicht (außerdem ist die Börse ja sehr schwankungsanfällig, also als Hauptberuf taugt Börsenhändler erst ab einem großen Vermögen, habe das schon durchdacht ). An die BaFin oder Kapitalmarktrecht habe ich auch schon gedacht, aber es ist halt wieder Jura . Ich will einfach etwas machen, für das ich morgens gerne aufstehe. Geld und Status sind mir nicht wichtig. Ich weiß, manche sagen, dass ein Job in erster Linie den Lebensunterhalt sichern und nicht in erster Linie Spaß machen soll, aber für mich ist Jura irgendwie der Horror.
Ich wäre auch bereit, Geld für ein professionelles Coaching auszugeben, wenn dann am Ende wirklich ein konstruktiver Vorschlag rauskommen würde. Allerdings gibt es da wohl schwarze Schafe auf dem Markt. Hat jemand Erfahrungen damit gemacht? Habe auch mal ein Buch von Angelika Gulder gelesen "Finde den Job, der dich glücklich macht", aber danach war ich auch nicht schlauer. Bitte nur konstruktive Vorschläge und nicht noch draufhauen. Danke. Mein Traum wäre es, nie wieder Jura machen zu müssen.
ich habe vor kurzem das zweite Examen bestanden (erstes Examen vb, zweites über acht, also ganz passabel). Das Problem ist, dass ich Jura schon seit dem ersten Semester hasse. Ich wünschte, ich wäre im ersten Examen zweimal durchgefallen, aber jetzt bin ich nun mal leider Volljurist. Ich wollte schon nach dem ersten Examen aufhören, aber alle haben mir dazu geraten, das Ref zu machen und ich dachte immer: "Du findest schon etwas, was dir Spaß macht". Leider war dies nicht der Fall. Richter, StA und Großkanzlei fand ich im Ref furchtbar. Nur in der Wahlstation in einer amerikanischen Metropole hat es mir gefallen. Die amerikanischen Juristen sind deutlich lockerer als die deutschen. Wenn ich könnte, würde ich sofort in die USA oder nach Kanada auswandern, aber das ist ja nicht so leicht.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, die nächsten 35 Jahre unglücklich zu sein. Ich habe auch schon Stellenangebote gecheckt, aber es war nichts dabei, was mich angesprochen hat. Allerdings würde mich kellnern oder als Verkäufer zu arbeiten auch nicht glücklich machen. Meine Frage ist nun: Gibt es irgendwie eine Möglichkeit, mit der juristischen Qualifikation einen Quereinstieg zu schaffen? Ich würde mich auch umschulen lassen, aber auf ein neues Studium habe ich ehrlich gesagt keine Lust.
Ich mache gerne Sport, reise gerne, lerne gerne Fremdsprachen, bin gerne unter Leuten (ich fühlte mich von Anfang an unter Juristen fehl am Platz). Ich denke auch, dass ich über die juristischen Kompetenzen wie logisches Denken, Durchhaltevermögen usw. verfüge. Kann man damit etwas machen? Ich interessiere mich auch sehr für Wirtschafts- und Finanznachrichten und handele auch an der Börse, aber der Zug als Investmentbanker oder Vermögensverwalter ist wohl abgefahren (außerdem ist es ja etwas anderes, ob man eigenes oder fremdes Geld anlegt). Ich bin auch in der komfortablen Situation, dass ich umsonst wohnen kann und mit der Geldanlage Geld verdiene, aber leider (noch nicht) so viel, dass es zum Leben reicht (außerdem ist die Börse ja sehr schwankungsanfällig, also als Hauptberuf taugt Börsenhändler erst ab einem großen Vermögen, habe das schon durchdacht ). An die BaFin oder Kapitalmarktrecht habe ich auch schon gedacht, aber es ist halt wieder Jura . Ich will einfach etwas machen, für das ich morgens gerne aufstehe. Geld und Status sind mir nicht wichtig. Ich weiß, manche sagen, dass ein Job in erster Linie den Lebensunterhalt sichern und nicht in erster Linie Spaß machen soll, aber für mich ist Jura irgendwie der Horror.
Ich wäre auch bereit, Geld für ein professionelles Coaching auszugeben, wenn dann am Ende wirklich ein konstruktiver Vorschlag rauskommen würde. Allerdings gibt es da wohl schwarze Schafe auf dem Markt. Hat jemand Erfahrungen damit gemacht? Habe auch mal ein Buch von Angelika Gulder gelesen "Finde den Job, der dich glücklich macht", aber danach war ich auch nicht schlauer. Bitte nur konstruktive Vorschläge und nicht noch draufhauen. Danke. Mein Traum wäre es, nie wieder Jura machen zu müssen.
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Sind Sie ein Mensch? Sowas Ähnliches, ich bin Anwalt.
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- famulus
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Leute, die Jura hassen bzw. den Absprung geschafft haben, werden sich wahrscheinlich weniger in einem Juristenforum tummeln.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Es gibt doch genügend Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung (im weiteren Sinne) wo man mit Jura im klassischen Sinne eher weniger zu tun hat, sondern in erster Linie Führungskraft ist und Management-Aufgaben wahrnimmt. Für viele Juristen, die berufnah arbeiten wollen, ist das eher abschreckend und daher dürfte ein Einstieg dort mit deinen Noten zurzeit relativ problemlos sein.
Wenn deine Allgemeinbildung und deine Wirtschaftskenntnisse gut sind, könnte - aufgrund deiner genannten Interessen - z. B. auch der Auswärtige Dienst etwas für dich sein.
Wenn deine Allgemeinbildung und deine Wirtschaftskenntnisse gut sind, könnte - aufgrund deiner genannten Interessen - z. B. auch der Auswärtige Dienst etwas für dich sein.
- Tibor
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Re: Als Volljurist neu orientieren
+1Levi hat geschrieben:... Für viele Juristen, die berufnah arbeiten wollen, ist das eher abschreckend ...
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Was heißt denn "deutlich lockerer" und warum macht das für Dich einen Unterschied? Das verstehe ich noch nicht so ganz.MacNCheese hat geschrieben:Richter, StA und Großkanzlei fand ich im Ref furchtbar. Nur in der Wahlstation in einer amerikanischen Metropole hat es mir gefallen. Die amerikanischen Juristen sind deutlich lockerer als die deutschen.
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Unternehmensberater. Finde ich auch immer noch sehr reizvoll. Achte mal auf Stellenausschreibungen, die mehrere Absolventengruppen ansprechen. Ich hatte das zum Beispiel bei Stiftungen öfters gesehen, wenn eben Positionen zu vergeben sind, wo man so die eierlegende Wollmichsau möchte, aber von Beginn an klar ist, dass man sie nicht bekommt.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
- Einwendungsduschgriff
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Da habe ich eher gegenteilige Erfahrungen gemacht, jedenfalls bei den "Austausanwälte" während meinen Zeiten in Anwaltskanzleien. Fände die Damen und Herren eher steif. Wobei meine jeweilige Kollegenschaft eher locker war, jedenfalls im internen Umgang. Auch in internationalen Wirtschaftskanzleien.Liz hat geschrieben:Was heißt denn "deutlich lockerer" und warum macht das für Dich einen Unterschied? Das verstehe ich noch nicht so ganz.MacNCheese hat geschrieben:Richter, StA und Großkanzlei fand ich im Ref furchtbar. Nur in der Wahlstation in einer amerikanischen Metropole hat es mir gefallen. Die amerikanischen Juristen sind deutlich lockerer als die deutschen.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: Als Volljurist neu orientieren
logisch!famulus hat geschrieben:Leute, die Jura hassen , werden sich wahrscheinlich weniger in einem Juristenforum tummeln.
I want to believe.
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Re: Als Volljurist neu orientieren
#firstworldproblems
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
- famulus
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Inhaltlich stimme ich Levi zu: In der Verwaltung wird alles mögliche auch für Juristen ausgeschrieben. Sei es persönliche-Referenten-Stellen von Ministern oder Staatssekretären, in unserer Landesfinanzverwaltung z. B. werden Juristen für Führungsdienstposten in der Mittelbehörde (Referatsleiter) oder in den Ämtern eingesetzt. Die Referentenstellen in den Ministerien sind nach meiner Wahrnehmung häufig auch eher weniger juristisch als organisatorisch/koordinatorisch bzw. repräsentativ geprägt.
Ich hatte mit Juristen (außer hier) auch nie was zu tun, meine Vorbehalte waren daher ähnlich, haben sich in der Realität aber so gut wie nie als begründet erwiesen. Es gibt im übrigen (auch im öD) unzählige Stellen, z. B. als Justiziar einer jPdöR, bei der man mit Juristen so gut wie nie zu tun hat, sondern fast nur mit normalen/richtigen Menschen.
Hast du überhaupt schon mal juristisch gearbeitet? Probier es doch erst mal aus. Dass dir das Ganze liegt, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Und es kann in der Praxis durchaus Spaß machen. Denkt man nicht. Gerade nicht direkt nach der Ausbildung.
Ich hatte mit Juristen (außer hier) auch nie was zu tun, meine Vorbehalte waren daher ähnlich, haben sich in der Realität aber so gut wie nie als begründet erwiesen. Es gibt im übrigen (auch im öD) unzählige Stellen, z. B. als Justiziar einer jPdöR, bei der man mit Juristen so gut wie nie zu tun hat, sondern fast nur mit normalen/richtigen Menschen.
Hast du überhaupt schon mal juristisch gearbeitet? Probier es doch erst mal aus. Dass dir das Ganze liegt, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Und es kann in der Praxis durchaus Spaß machen. Denkt man nicht. Gerade nicht direkt nach der Ausbildung.
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Ich hätte jetzt auch zu allererst "Unternehmensberater " gesagt. Reisen wirst du da jedenfalls genug.
- Tibor
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Wer Dienstreisen auch immer unter "Reisen" subsumiert, verkennt den Sinn und Zweck und hängt sich allein am Wortlaut auf. Eine für manche Stellen erforderliche Reisebereitschaft ist nicht zu unterstellen, wenn man sonst auch gern verreist.
Ich verreise zu Urlaubszwecken auch gern und auch mal kurz. Eine Dienstreise hat jedoch nie denselben Satisfaktionswert, denn weder hat man seinen Lebenspartner bzw seine Freunde dabei, noch kann man übliche Urlaubsaktivitäten (Ausschlafen, Ausgehen, Sightseeing, Wellness, Party) ins Tagesprogramm aufnehmen. Vielmehr drohen längere Arbeitszeiten (Dinner mit Kunden) oder dröge Arbeitskollegen, den man dann vom Frühstückstisch bis zum Abendbier ausgesetzt ist.
Ich verreise zu Urlaubszwecken auch gern und auch mal kurz. Eine Dienstreise hat jedoch nie denselben Satisfaktionswert, denn weder hat man seinen Lebenspartner bzw seine Freunde dabei, noch kann man übliche Urlaubsaktivitäten (Ausschlafen, Ausgehen, Sightseeing, Wellness, Party) ins Tagesprogramm aufnehmen. Vielmehr drohen längere Arbeitszeiten (Dinner mit Kunden) oder dröge Arbeitskollegen, den man dann vom Frühstückstisch bis zum Abendbier ausgesetzt ist.
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- famulus
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Geht mir genau so. Ich sitze wirklich lieber in meinem Kabuff und bin produktiv als in unbequemen Dienstwagen ewig an komische Orte zu gondeln - das stresst mich komischerweise auch immer unheimlich, bin dann abends total kaputt.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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- Noch selten hier
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Re: Als Volljurist neu orientieren
Öffentlichkeitsarbeit.
Gibt genug Teilzeitstellen (30h/Woche) im Non-Profit Bereich. In Berlin kommt man damit gut über die Runden. Und die Leute sind ein anderer Schlag Mensch als der gemeine Jurist.
Ansonsten: Brüssel! Wenn du gerne Fremdsprachen/internationales Flair magst, bietet sich das doch an. Mit der Kombo Deutsch/Englisch/Französisch findest du problemlos was unjuristisches.
Gibt genug Teilzeitstellen (30h/Woche) im Non-Profit Bereich. In Berlin kommt man damit gut über die Runden. Und die Leute sind ein anderer Schlag Mensch als der gemeine Jurist.
Ansonsten: Brüssel! Wenn du gerne Fremdsprachen/internationales Flair magst, bietet sich das doch an. Mit der Kombo Deutsch/Englisch/Französisch findest du problemlos was unjuristisches.