famulus hat geschrieben:Zwei Jahre vor der Wahl müssen das natürlich die tragenden Erwägungen gewesen sein - liegt ja auf der Hand.
Nee, also diese Unterstellung ausschließlich parteitaktischer Erwägungen bei der eiligen Entscheidung einer Regierungschefin in einer humanitären Notlage halte ich - gerade jetzt in der bequemen Lage der Kenntnis der letztendlichen politischen Konsequenzen - für reichlich wohlfeil.
Naja, die Indizien sprechen nun wirklich für sich:
- wie von HKP ausgeführt hatte Merkel tatsächlich Angst vor "bösen Bildern"
- Merkel hat in ihren 12 Jahren als Kanzlerin kaum jemals eine eigene Agenda oder Idee mit Elan durchgesetzt, es gibt also keine Anzeichen für viele starke eigene politische Überzeugungen
- Merkel hat auch bei anderen Themen ihre Meinung aus rein parteipolitischen Gründen um 180 Grad geändert
- Merkel hat konkret zu dem Asyl- und Migrationsthema schon völlig konträre Ansichten geäußert
- Es ist erwiesen, dass Merkel häufig Umfragen usw. durchführen lässt und hieran ihre Politik orientiert
- Man wird nicht Parteichefin der CDU und Kanzlerin eines der reichsten Länder der Welt für 12 Jahre, ohne nicht ein paar Jahre Voraus zu planen und intensiv parteipolitische Erwägungen zu berücksichtigen
Was spricht hingegen dafür, dass Merkel primär aus der Güte ihres Herzens gehandelt hat? Doch wohl kaum die Tatsache, dass sie gewisse Nachteile davon hatte, zumal - wie ich ausführlich begründet habe - die Alternative für sie noch weitaus größere Nachteile (potentieller Machtverlust 2017, enorme Stärkung der linken Parteien) mit sich gebracht hätte.
famulus hat geschrieben:
Es ging also um Zuwanderung - wo ist da also der Widerspruch?
Die nun strikte Unterscheidung zwischen "Asyl" und Zuwanderung entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Wurden nicht 2015 die beiden Begriffe munter vermengt? Wurde nicht immer wieder betont, die sog. Flüchtlinge würden unserem Fachkräftemangel abhelfen? Darüber hinaus ist eine Trennung der beiden Begriffe heutzutage schon deshalb ein Witz, weil der weit überwiegende Anteil sämtlicher Flüchtlinge und Migranten auf Dauer hier bleibt, völlig unabhängig davon, ob ein (temporärer! vgl. GFK) Aufenthaltstitel erteilt wird oder nicht. D.h. de facto handelt es sich bei den meisten letztlich um genau das: Zuwanderer.