Ausbildung abbrechen? Studium?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Kitty1801
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Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Kitty1801 »

Hallo,

Momentan mache ich mir ein paar Gedanken wie es nun mit mir weitergehen soll. Zunächst ein paar Eckdaten zu mir:

Ich bin 19 Jahre jung und habe 2016 in Baden Württemberg mein Abitur gemacht. Mein größter Wunsch war es Medizin zu studieren, was leider so nicht geklappt hat (Abi 1,9). Also beschloss ich erst mal ein FSJ zu machen, im Krankenhaus. Dazu bin ich bei meinen Eltern ausgezogen und nach Berlin gezogen :) da ich schon immer in die Großstadt wollte. Zum Ende des FSJs hatte ich immer noch keinen Platz und beschloss eine Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen.
Seit Oktober habe ich das auch umgesetzt und bin leider sehr gelangweilt ... mit kaum bis keiner Mühe habe ich nur 1,0en und mir wird immer klarer, dass ich diesen Job mit Sicherheit niemals bis zum Ende meines Lebens machen möchte, allein aus dem Anforderungsaspekt heraus. :(
Nun habe ich angefangen nach Alternativen zu schauen. In der Schule war ich in allen Fächern ziemlich solide, große Katastrophen gab es nicht. Meine zwei Vorzeigefächer waren Philosophie und Chemie :)
Dann bin ich, nach ein wenig Recherche, auf Jura gestoßen und habe mich ein wenig schlau gemacht. Auf Rat einiger Seiten habe ich mir ein Lehrbuch gekauft (Rolf Schmidt, Strafrecht AT) und muss sagen, dass sich mir das „Trockene“ in Jura nicht erschlossen hat. Gut, das komplette Buch habe ich nicht gelesen aber einen kleinen Überblick habe ich sicherlich. So ging meine Recherche noch ein bisschen weiter und ich bin zum Schluss gekommen, dass Jura eine gute Alternative zur Medizin für mich darstellen könnte.
Nun stellen sich mir jedoch ein paar Fragen:

1. Macht es Sinn die Ausbildung bis zum Ende zu machen? Im Hinblick auf Alter, Chancen nach dem Studium und evtl. Familie.
Es ist so, dass ich zum Ende der Ausbildung 22 wäre, zum Ende des Studiums, im optimalsten Fall, 29 1/2. Per se ist Alter ja kein Problem in der Juristerei, vorausgesetzt die Noten stimmen (gutes befriedigend, VB). Jedoch möchte ich auch mal Kinder haben und wäre zum Berufseinstieg also Anfang 30... und die biologische Uhr tickt ja bekanntlich ohne Erbarmen :) Wie würdet ihr das bewerten?Ausbildung (die man furchtbar findet) abbrechen und gleich studieren, mit dem Risiko nichts zu haben oder sie zu Ende zu machen, damit das allgemeine Risiko zu verringern aber eben später in den Beruf zu starten.

2. Was hat euch damals zur Juristerei gebracht? Was war die Motivation? Gab es große Oho-Momente im Studium ?

3. Waren hier Leute an HU oder FU? Prinzipiell haben ja beide einen ganz guten Ruf. Mich würde interessieren, ob es große negativ Punkte gab und wie sich diese geäußert haben. In Berlin würde ich schon gerne bleiben da ich mich sehr wohl hier fühle. Zudem habe ich hier auch eine nette Wohnung gefunden ... \:D/


Was würdet ihr dazu sagen? Ich erhoffe mir hier ein paar konstruktive Meinungen aus dem anonymen Internet, entscheiden muss ich mich letztendlich selbst :)
Falls ihr sonst noch einen Tipp für mich habt, nur zu :)

LG
K.
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thh
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von thh »

Kitty1801 hat geschrieben: Auf Rat einiger Seiten habe ich mir ein Lehrbuch gekauft (Rolf Schmidt, Strafrecht AT) und muss sagen, dass sich mir das „Trockene“ in Jura nicht erschlossen hat.
Wobei das Strafrecht natürlich schon das "farbigste" Rechtsgebiet mit der meisten "Action" ist.
Kitty1801 hat geschrieben:1. Macht es Sinn die Ausbildung bis zum Ende zu machen?
Du bist nach Ausbildung, Studium und Referendariat sicherlich nicht "zu alt", und es schadet auch nicht, wenn man nicht direkt von der Schule ins Studium startet, sondern schon einmal über den Tellerrand geschaut hat.

Andererseits: wenn Du jetzt schon weißt, dass Du in dem Beruf, den Du jetzt erlernst, nicht arbeiten möchtest, hilft es Dir ja auch nicht, wenn Du die Ausbildung abschließt ...
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Dike
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Dike »

Hm ... fühlst du dich einfach nur unterfordert in der Krankenpflege oder liegt dir das Metier nicht? Wie wäre es mit einem Pflegemanagement-Studium nach der Ausbildung?
Du solltest dir auf jeden Fall gut überlegen, ob du wirklich neugierig genug bist auf ein Jura Studium. Das kann man sicherlich nicht beurteilen, wenn man mal in einem Lehrbuch geblättert hat. Die Zahl der Studienabbrecher ist sehr hoch und wenn du nicht wirklich Interesse für die Juristerei hast, wird dir das Studium sehr schwer fallen.
Bezüglich des Kinderwunsches solltest du dir in deinem Alter keine weitreichenden Gedanken machen. Wer sagt denn, dass du gerade dann einen passenden Erzeuger parat hast? ;) Und bis deine biologische Uhr aufhört zu ticken, vergehen noch sehr sehr viele Jahre. Zeit genug für Ausbildung und/oder Studium oder was auch immer.
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Kitty1801 »

Ich fühle mich unterfordert in den Leistungsansprüchen, welche die Ausbildung an mich stellt. Es ist eben so, dass das Lerntempo langsam und gemächlich ist und alles 5-Mal erklärt wird bis es auch der letzte endlich kapiert. Und ich sitze da und habe es eigentlich schon verstanden nachdem ich es gelesen habe - mal überspitzt formuliert. Sehr erfüllend ist das nicht ... die Materie an sich finde ich super spannend, ich bin geradezu durstig danach.

Das Problem am Studium der Pflegewissenschaften ist: es geschieht erstens zeitgleich mit der Ausbildung und zweitens ist man danach trotzdem Krankenschwester. Der Mehrwert darin besteht, dass man so auch in die Büroabteilung (Pflegedirektion) kommen kann. Und das hat nicht mehr mit Medizin zutun, was mich ja interessiert, sondern mehr mit Organisation der Pflege im Krankenhaus.


Klar kann ich anhand eines Buches und ein bisschen Recherche nicht Beurteilem on mein Interesse für dieses Studium genügt. Was könnte ich den tun um mir sicher zu sein? Oder besser gesagt sicherer? Interesse ist in jeder Hinsicht da :)
Dike hat geschrieben: Bezüglich des Kinderwunsches solltest du dir in deinem Alter keine weitreichenden Gedanken machen. Wer sagt denn, dass du gerade dann einen passenden Erzeuger parat hast? ;) Und bis deine biologische Uhr aufhört zu ticken, vergehen noch sehr sehr viele Jahre. Zeit genug für Ausbildung und/oder Studium oder was auch immer.
Das ist eigentlich ziemlich gut gesagt ... eine Kristallkugel habe ich (leider) nicht aber es ging mir eigentlich mehr um das zusammenfallen von Berufseinstieg und „Der Zeit zum Kinder kriegen“ :)
Dike
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Dike »

Siehst du. Genauso "durstig" solltest du sein, wenn du Jura studieren möchtest. Sonst kann es sehr mühsam werden für dich.
Offenbar macht dir ja der Pflegeberuf ansich viel Spaß. Trotz der widrigen Arbeitszeiten, der personellen Unterbesetzung, der schlechten Bezahlung u.s.w.
Wenn dich die Organisation der Pflege nicht interessiert, wäre dann Juristin die richtige Wahl für dich? Da sitzt du tagtäglich von morgens bis abends am Schreibtisch. Der Kontakt mit Menschen ist nicht so intensiv wie in der Pflege.

Lies doch mal ein paar Wochen hier mit. Die juristischen Themengebiete sind breit gefächert. Schau, ob du dich für die Fragen hier interessierst, für die Antworten, dafür wie man sie findet und für die Komplexität der Arbeit, die darin steckt.
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von wololo »

Wird sich wegen des NCs ja vermutlich ändern, aber wie lange muss man bei einem 1,9er Schnitt nach FSJ und Ausbildung voraussichtlich noch auf einen Medizinstudienplatz warten?
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Kitty1801 »

Zu dem Urteil zum NC habe ich natürlich gehört. Ich bin jedoch ziemlich skeptisch wie genau diese Änderungen aussehen sollen ...

An sich macht die Pflege Spaß ja. Im FSJ habe ich aber vor allem gemerkt, dass es gegen Ende langweilig war... Krankheitsbilder auf Station und wie sie zu versorgen sind kannte ich weitgehend. Zuhause habe ich immer viel gelesen wenn ich was neues kennengelernt hatte. Spaß machte es dennoch da man ja auch mit Menschen zu tun hatte und da passiert so allerhand :)

Das mit der Organisation hast du glaube ich falsch verstanden. Es geht mir nicht um den Schreibtisch (den hab ich als Arzt mehr oder weniger auch) sondern mehr darum, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass mich das sonderlich glücklich macht. Man überlegt sich dort eben ob noch Mitarbeiter fehlen, etwas angeschafft werden soll, welche Probleme Mitarbeiter haben...

Mit meiner Note kann ich es halt echt Knicken. In Medizin gibt es 3 Quoten, 20% Bestenquote 60% Auswahlverfahren (Die Hochschule gewichtet Dinge wie Einzelnoten und abgeschlossene Ausbildungen, in der Realität zählt bei den meisten trotzdem nur die Abi Note) und 20% Wartesemester. Dort ist es erst mal egal welche Note man hat denn es gilt Wartesemster>Note. D.h es wird geschaut welche Bewerber die meisten Wartesemester haben und die werden dann auf Ihre Wunschunis verteilt. Erst dann kommt die Note ins Spiel. Zurzeit sind es 14-15 Wartesemester also länger als ein Medizinstudium oder knapp ein Jurastudim... also ziemlicher Irrsinn.

Ich denke ich werde hier noch ein wenig mitlese und mich mal bisschen genauer mit en lösen juristischer Probleme befassen. Prinzipiell ist es denke ich das „lösen von Probleme“ was mich auch an der Medizin so anspricht. Man überlegt sich anhand von Symptomen, Aussagen des Patienten und mithilfe diagnostischer Mittel was der Patient hat und enstprechende Therapie. Einen ähnlichen Ansatz, mal ganz weit ausgeholt, scheint Jura ja auch zu haben.
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Dike »

Hier eine Weile mitzulesen ist sicherlich schon mal ein guter Anfang. Deine Probezeit in deiner momentanen Ausbildung ist sicherlich auch erst in einigen Monaten zu Ende. Diese Zeit solltest du nutzen, um dich weitreichender zu informieren über Aufstiegsmöglichkeiten und Weiterbildungen in der Pflege (z.B. Intensivfachpflegerin oder Stationsleiterin) und die Vor- und Nachteile eines Jurastudiums.
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Schnitte
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Schnitte »

Ich würde die Frage differenzieren zwischen "Wäre es besser, die Krankenpflege-Ausbildung abzubrechen?" und "Wäre es besser, ein Jura-Studium zu beginnen?". Die Antworten auf diese Fragen sind mE sehr verschieden, oder zumindest verschieden naheliegend.

Zur ersten Frage: Wenn's dich ankotzt, dann lass es bleiben, und zwar bald. So, wie ich den Sachverhalt verstehe, hast du vor ein paar Monaten angefangen, und die Sache dauert drei Jahre. Da ist der Schaden nicht groß, abzubrechen; es ist sehr wenig Zeit, die du in den Sand gesetzt hättest. Anders sähe die Sache aus, wenn du nur noch ein Jahr dieser Ausbildung vor dir hättest.

Nun aber zum größeren Problem: Was tun stattdessen? - und versteh mich nicht falsch - ich finde nicht, dass du die Ausbildung abbrechen solltest, ohne eine Idee zu haben, was du stattdessen tun solltest. Es wäre besser, die Ausbildung erst abzubrechen, wenn du weißt, was du nun machen sollst - was ich sagen will, ist: Es klingt sehr danach, als ob die Ausbildung zur Krankenschwester echt nichts für dich ist. Jura kann eine gute Sache sein, verlangt aber Durchhaltevermögen, und nicht alles ist so spannend wie in einem Strafrecht-AT-Lehrbuch. Da können wir dir leider nur begrenzt helfen, raauszufinden, ob das das Richtige für dich ist (aber das Forum ist sicher gerne bereit, das, was es für dich tun kann, auch zu tun). Meine persönliche Tendenz wäre: Wenn Medizin dein Traum ist, dann bleib da am Ball - allerdings solltest du deinen Horizont geografisch ausweiten; es gibt sicher andere Unis in weniger überlaufenen Orten als Berlin, in denen es leichter sein könnte, einen Platz zu kriegen.
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Es kommt ja gar nicht selten vor, dass Leute zunächst einmal eine Ausbildung zum Krankenpfleger machen und dann (ggf sogar erst nachdem sie über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt haben...) auch noch Medizin studieren. Das Krankenpflegepraktikum fällt dann auch weg.

Mit ein paar Wartesemestern ist die Verwirklichung deines ursprünglichen Wunsches ja durchaus im Bereich des Möglichen. Jura scheint mir da eher eine Verlegenheitslösung zu sein. Manchmal klappt das mit der Verlegenheitslösung sehr gut und es erweist sich als das Richtige, oft aber auch nicht.
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Tibor
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Tibor »

Besser als ein Jurabuch oder ein Juraforum ist immernoch ein „Hardcorepraktikum“. Nimm von der Ausbildung mindestens eine Woche Urlaub. Dann setze dich einfach in Juravorlesungen rein und lausche dem, was dort geboten wird. Setze dich auch in Arbeitsgemeinschaften bzw laufe den Studies ein bisschen nach, die im 1.-3. Semester sind. Im Internet gibt es Vorlesungsverzeichnisse und/oder Stundenpläne, da kannst du dir leicht für 2-3 Tage den Tag vollpacken mit Vorlesungen zum Sachen-, Schuld-, Bau-, Straf- und Verfassungsrecht. Nimm ein Tablet mit um Gesetzestexte nebenbei online nachschlagen zu können und versuche den Gedanken zu folgen. Ggf kannst du dich auch in eine Fall-AG hinten reinsetzen und zuhören wie ein paar Fälle gelöst werden. Zudem gehst du mal ins lokale Amts- oder Landgericht und guckst dir bisschen Praxis der Justiz an, auch dort findet man Aushänge oder Infos auf Nachfragen, wann wer Sitzung hat. Wenn du dann noch nicht genug hast, setzt du dich einen Tag in eine Jurabibliothek (auch da kommt idR jeder rein) und nimmst dir Lehrbücher zu den Fächern, in denen du in den Vorlesungen warst; dann versuchst du einfach mal punktuell in Büchern 10-20 Seiten zu lesen oder suchst dir Aufsätze in Ausbildungszeitschriften (JuS, JA). Nach so einer „Praxiswoche“ kannst du viel besser einschätzen, ob Jura was für dich ist. Am Ende kann es aber immernoch so sein, dass du nach 2-3 Semestern hinschmeißt oder durchfällst; das Risiko kann dir keiner nehmen.
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von arlovski »

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Ara
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von Ara »

Also ich halte nicht viel davon hier jetzt noch weiter Podcasts oder Lehrbücher zu empfehlen. Die Threaderstellerin hat doch schon mehr Ahnung von dem was sie im Studium begegnet wie 99% ihrer zukünftigen Kommilitonen.

Ich würds ganz simpel machen: Haste noch bock auf Krankenschwesternausbildung, dann mach die zu Ende und schau danach dann ob Medizin- oder Jurastudium. Haste kein Bock mehr drauf, dann go fürs Studium.

Am Ende vom Studium ist es relativ egal ob du eine Ausbildung hast oder nicht. Sie schadet aber auch nicht, weil das Alter relativ egal ist.

Wenn du das Studium abbrechen solltest, kannste noch immer eine Ausbildung fertigmachen. Im Endeffekt stehst du selbst im ungünstigsten Fall genauso so dar, wie jeder der direkt nach dem Abitur das Studium angefangen hat.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
mrmojo
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Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von mrmojo »

hallo kitty,
du hast schon einige Antworten bekommen.
Aber meinen meinen Ratschlag kriegst du auch.
Bedenke aber, dass auch Ratschläge Schläge sind.

Du stehst vor einigen vermeintlich großen Entscheidung. Vor diesen standen viele.
Es ist schwer eine Entscheidung als richtig oder falsch zu bezeichnen, wenn die Konsequenz der Entscheidung sich erst in der Zukunft zeigt.

Mach deine Entscheidung also nicht nur daran abhängig was das klügste, sinnvollste oder effizienteste wäre.
Vertrau auch auf das was du möchtest, was dein Bauch dir sagt.
Wenn es dein Wunsch ist Medizin zu studieren folge dem Wunsch. Lass dir deinen Wunsch nicht nehmen - du musst kämpfen, durchhalten wo andere aufgeben.

Entscheidest du dich für deinen Wunsch Medizin zu studieren, dann zieh die Ausbildung durch. Eine abgeschlossene Ausbildung zur Krankenschwester gibt dir bessere Chancen auf ein Studiumsplatz!
Sie ist für dich zu einfach? Sehr gut, dann hast du viel Zeit im Gegensatz zu den anderen. Du kannst ein Instrument erlernen, eine neue Sportart, eine neue Sprache, irgendwas neues.
Und Gehalt bekommst du auch noch (oder?)
Alles was du jetzt bis zum Beginn deines Medizinstudium lernst, wird dir helfen im Studium und danach!
Die Zeit ist nicht verschwendet. Du wirst viel lernen können - von allem. Es werden am Ende alles kleine Haltestellen sein auf dem Weg zu deinem Wunsch.

Die Tür zur Juristerei steht dir auch offen.
Mit der Juristerei ists wie mit dem Bier, das erste graust ein, aber nach ner Zeit gehts nicht ohne. - Goethe

Bei mir hat es 13 Semester gedauert bis ich es erkannt habe und es werden wohl noch einige vergehen bis zum Abschluss.

Ich war in deiner ähnlichen Situation wie du.
Traum war Medizin, Noten sagten Nein.
Ausbildung zum Physiotherapeuten, Abbruch, Verlegenheitslösung : Jura.

Wenn du Jura studierst, musst du nicht Anwalt werden. Du musst auch nicht am Schreibtisch sitzen. Es gibt viele Alternativen. Wenn du Jura studierst, wirst du die Rechtswissenschaft studieren - nicht Anwalt sein. Du kannst es aber danach werden, genauso wie viele andre Berufe.
Du wirst lernen wieso es Gesetze gibt, wie sich verändern, welche Funktion sie haben, wer sie macht und wie wichtig das ganze für eine Gesellschaft ist und wenn du dir Zeit beim Studieren lässt und ab und zu nach links/rechts guckst, wirst du auch sehr viel über Psychologie, Sozioligie, Philosophie und Geschichte lernen. Wissenschaften sind von einander abhägngig.
ubi societas ibi ius - da wo Gesellschaft ist, ist Recht.

Du wirst alles lernen, was du brauchst um in einer Gesellschaft zu leben und zu überleben deren Fundament auf einen Rechtsordnung basiert.
Es wird dein Werkzeug sein, egal ob du zum Bäcker gehst, dir ein Fernseher kaufst, ins Schwimmbad gehst, deiner Freundin Geld leihst, beim Nägellackieren.

Mit Jura kann man alles machen sagt man und das stimmt.
Mit Jura wirst du zum Superfriseur.
zum Superbusfahrer.
Zum Superarzt.
Zum Superbäcker.
Superjournalist.

Wer das Gesetz, seine Rechte und Pflichten kennt ist mächtig.
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JulezLaw
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Ausbildungslevel: Doktorand

Re: Ausbildung abbrechen? Studium?

Beitrag von JulezLaw »

Viele hier haben dir ja schon ihre Auffassung geschrieben, und im Wesentlichen kann ich mich dem anschließen: Wir können die Entscheidung für dich natürlich nicht treffen.
Was du hinsichtlich des Kinderwunsches bedenken solltest, ist, dass du im Falle des Wartens auf ein Medizinstudium vor dem gleichen Problem stündest. Darüber hinaus tickt die biologische Uhr "heutzutage" auch nicht mehr soo schnell - du kannst auch mit Mitte/Ende 30 noch Mutter werden. (Persönlich finde ich den Weg über den Physiotherapeuten übrigens top, wenn man in den unfallchirurgischen/orthopädischen Bereich will - hab eine solche Ärztin, und sie ist durch die Kenntnisse sooo viel besser!)

Zu Frage 2: Tatsächlich war ich vor Studiumsbeginn in der komfortablen Situation, sowohl die Zusage für Jura als auch Medizin zu haben. Ich habe mich letztlich für Jura mit einem medizinrechtlichen Schwerpunkt entschieden. Das lag vor allem daran, dass ich schon seit der 5./6. Klasse Jura studieren wollte (hab sogar deshalb Latein als 2. Fremdsprache gewählt... Ja, ich war schon damals komisch :D ). Ich fand es auch von Anfang an interessant, war aber weiterhin total faul, weil ich trotzdem irgendwie durchgekommen bin. Der Aha-Moment - dass Jura genau das ist, was ich machen will, und ich mich entsprechend reinhängen muss - kam bei mir erst in der Examensvorbereitung, als ich zur vertieften Auseinandersetzung mal gezwungen war. Es hat dann mit entsprechendem Einsatz auch notentechnisch ganz gut geklappt :)

Zu Frage 3: FU und HU sind beides gute Unis, die HU hat evtl. einen etwas besseren Ruf. Dafür hat die FU den schöneren Campus (ruhig, im Grünen, keine Touris...). Ein befreundeter Prof hat an beiden Unis gelehrt und meinte mal, dass die HU'ler tendenziell etwas "versnobbter" sind, die FU'ler eher alternativ. Das sind aber immer nur Momentaufnahmen, du wirst überall nette Leute finden. Die Profs sind an beiden Unis gut.


Sorry fürs OT, aber:
mrmojo hat geschrieben: Bei mir hat es 13 Semester gedauert bis ich es erkannt habe und es werden wohl noch einige vergehen bis zum Abschluss.
Du hast schon mehr als 13 Semester Jura studiert und schreibst jetzt gerade Klausuren im Grundstudium? Was hast du die ganze Zeit gemacht?! :eeeek:
The way I see it, every life is a pile of good things and bad things. The good things don’t always soften the bad things, but vice versa, the bad things don’t always spoil the good things and make them unimportant.
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