Wie geht es nun weiter?

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

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Herr Anwalt
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Herr Anwalt »

Achso, weil der Arbeitsimperativ alles ist und der Selbstrespekt nichts zählt? Meine Fresse. Hier hat jemand ein überdurchschnittlich anspruchsvolles Hochschulstudium abgeschlossen. Das ist erstmal ne super Leistung. Jeder der aus dem JPA rausgewankt kommt mit ner Urkunde, ist für mich nicht nur Kollege, sondern hat Respekt verdient.
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Tibor
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Tibor »

Herr Anwalt hat geschrieben:Achso, weil der Arbeitsimperativ alles ist und der Selbstrespekt nichts zählt? Meine Fresse. Hier hat jemand ein überdurchschnittlich anspruchsvolles Hochschulstudium abgeschlossen. Das ist erstmal ne super Leistung. Jeder der aus dem JPA rausgewankt kommt mit ner Urkunde, ist für mich nicht nur Kollege, sondern hat Respekt verdient.
Man kann natürlich jede Leistung so herausstellen. Wir kennen ja auch gar nicht das Ergebnis, aber es klingt ja nach einem eher durchschnittlichen Examen im Bereich von 5-6 Punkten. Natürlich kann man nun sagen, tolle Leistung. 99 Bauerntölpel hätten nicht mal mit 4,0 bestanden. Das ist aber die falsche Vergleichsgruppe. Man muss schon ehrlich sein und die Gesamtheit aller Prüflinge betrachten, die das Examen bestanden haben. Ich kenn jetzt nicht die aktuellen Statistiken, aber bisher haben immer ca 20-25% Ausreichend und 40-45% Befriedigend geschafft (also von denen, die bestanden haben). Da gehört der TE also eher zum üblichen Durchschnitt, kein Grund zur Trauer, aber auch kein Grund hier ein Ergebnis schön zu reden.
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Herr Anwalt
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Herr Anwalt »

Und deshalb darf man einen niedergeschlagenen Kandidaten nicht beglückwünschen für eine am Bevölkerungsmaßstab orientierte gute Leistung?
Gelöschter Nutzer

Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

In der Sache bin ich bei dir, Herr Anwalt, und denke auch, dass jeder, der das erste Examen schafft, stolz auf diese Leistung sein kann, ganz gleich, um welche Note es sich handelt. Auch sollte man nicht anfangen, sich selbst klein zu reden - das machen andere später schon genug. Das hier
Ein Prädikatsjurist dürfte zu den 3% fähigsten Menschen in Deutschland gehören.
Das ist eine herausragende intellektuelle Leistung.
ist dann aber doch zu viel des Guten - hier wird ein Prädikatsexamen in den Bereich der Hochbegabung gerückt, was m.E. völlig an der Sache vorbei geht.
Herr Anwalt
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Herr Anwalt »

Sofern mit Intellektualität einzig am IQ misst.
Wer ein Prädikat schreibt, hat aber nicht nur einen wahrscheinlich überdurchschnittlichen IQ, sondern auch noch Persönlichkeitseigenschaften die ihm im Zusammenspiel von dem Normalbürger deutlich abgrenzen. Und daran glaubt auch die Wirtschaft. Nicht umsonst zahlen Kanzleien für Doppelprädikatler im Vergleich zum Normalbürger fürstliche Summen die direkt das deutsche Durchschnittseinkommen deutlich übersteigen.

Ich bleibe dabei: Nur 3 von 100 Menschen würden meines Erachtens ein Prädikat erzielen. Nur 15/20 von 100 Jurastudenten tun das.
Damit sind sie nicht automatisch hochbegabt im Sinne der IQ Messung. Aber es gibt auch hochbegabte die niemals ein Examen schaffen würden, weil sie nicht subsumieren können. Das Zusammenspiel macht es. Und das schaffen eben nur ganz Wenige.
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Ara
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Ara »

Erinnert mich immer an meine Einstellung als Referendar.... "Sie gehören zur Elite, sonst wären sie ja auch nicht bei uns im Vorbereitungsdienst. Sie können echt stolz auf sich sein"... Und jeder AG-Leite hat uns dann erzählt, wie elitär wir doch seien. Im Endeffekt nur, um sich selbst aufzuwerten, was für tolle Referendare man ausbildet, und wie geil man selbst ist, weil man nur die Besten der Besten ausbildet.

Den meisten von uns hätte es ehrlich gesagt eher gut getan, wenn man sie mal ein wenig zurück auf den Boden geholt hätte.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Tobias__21 »

Man unterschätzt sich vielleicht auch gerne mal im Vergleich zum Rest der Bevölkerung. Ich sehe das Jurastudium auch nicht als intellektuell fordernd an. Meine Freundin (Chemie Diplom+Promotion) lacht mich auch regelmäßig aus. Ein naturwissenschaftliches Studium hätte ich wahrscheinlich nicht gepackt. Ich denke dafür braucht man wirklich Intellekt. Man sollte aber trotzdem nicht vergessen, wie viele wirklich dumme Menschen es auf dieser Welt gibt. Ich meine das gar nicht herablassend oder so, man kann ja nichts für seinen Intellekt, aber im prozentualen Vergleich denke ich schon, dass es eine besondere Leistung ein Hochschulstudium erfolgreich abgeschlossen zu haben.
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Ara
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Ara »

Genau das was du aber sagst ist ja der springende Punkt "Man kann ja nichts für seinen Intellekt". Von daher sollte man auch etwas zurückhaltender sein. Den Anteil den wir an unseren Staatsexamina haben, ist dann doch nur ein Bruchteil, wenn man das Gesamtpaket anschaut. Natürlich nicht völlig unbedeutend, aber überwiegend wohl doch von externen Faktoren geprägt. Mutter hat in der Schwangerschaft nicht gesoffen (X), Freundeskreis hat einen nicht total runtergezogen (X), Elternhaus war nicht völlig Bildungsfern (X), irgendwie war eine Finanzierung des Studiums möglich (X), in nem Land mit Bildungssystem geboren (X). Das sind alles Startbedingungen die wir hatten (bzw. die meisten von uns), die uns das überhaupt ermöglicht haben.

Was ich z.B. immer etwas beschämende finde ist, wenn sich Juristen mit 2 Staatsexamen hämisch und sarkastisch über die dummdreisten Lügen von Leuten ohne Hauptschulabschluss lustig machen. Sofern ich es in der Situation auch nachvollziehen kann, so sollte man doch eine gewisse Demut haben. Soviel geiler sind die meisten Juristen nämlich nicht.
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Survivor »

Herr Anwalt hat geschrieben:Achso, weil der Arbeitsimperativ alles ist und der Selbstrespekt nichts zählt? Meine Fresse. Hier hat jemand ein überdurchschnittlich anspruchsvolles Hochschulstudium abgeschlossen. Das ist erstmal ne super Leistung. Jeder der aus dem JPA rausgewankt kommt mit ner Urkunde, ist für mich nicht nur Kollege, sondern hat Respekt verdient.
Du und ich sehen das so und wahrscheinlich auch ein Großteil der hier schreibenden Kollegen. Es liegt mir völlig fern, diese Leistungen des Threaderstellers in irgendeiner Art herabzuwürdigen. Ich wollte nur darauf hinaus, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler. Man soll sich nicht kleiner machen als man ist. Aber eben auch nicht größer. Das ist alles. Man sollte den eigenen Selbstwert vor allen Dingen nicht an irgendwelchen Abschlüssen, Noten o.ä. festmachen.
"Wenn die Welle kommt, dann nimm dir Zeit."

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Tobias__21
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Tobias__21 »

Survivor hat geschrieben:
Herr Anwalt hat geschrieben:Achso, weil der Arbeitsimperativ alles ist und der Selbstrespekt nichts zählt? Meine Fresse. Hier hat jemand ein überdurchschnittlich anspruchsvolles Hochschulstudium abgeschlossen. Das ist erstmal ne super Leistung. Jeder der aus dem JPA rausgewankt kommt mit ner Urkunde, ist für mich nicht nur Kollege, sondern hat Respekt verdient.
Du und ich sehen das so und wahrscheinlich auch ein Großteil der hier schreibenden Kollegen. Es liegt mir völlig fern, diese Leistungen des Threaderstellers in irgendeiner Art herabzuwürdigen. Ich wollte nur darauf hinaus, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler. Man soll sich nicht kleiner machen als man ist. Aber eben auch nicht größer. Das ist alles. Man sollte den eigenen Selbstwert vor allen Dingen nicht an irgendwelchen Abschlüssen, Noten o.ä. festmachen.
+1

Ich habe gerade vorhin mal die letzten Monate Revue passieren lassen und wurde da auch ein bisschen stolz auf mich. Gar nicht mal wegen der Qualität meiner Leistung, sondern einfach, weil mir aufgefallen ist, was ich eigentlich mit der Examensvorbereitung, dem Start ins Ref und den ganzen Stationen schon alles hinter mich gebracht habe. Nach dem zweiten Staatsexamen bin ich wahrscheinlich nochmal ein bisschen stolzer, egal wie die Note aussieht. Man muss sich das mal bewusst machen, was man schon alles geleistet und hinter sich gebracht hat. Viele meiner Freunde sind als direkt entgeistert, wenn ich denen erzähle, was ich noch so machen muss und dass ich eben nicht zum Saufen, Skifahren, etc. mitkommen kann, weil ich lernen, eine Akte bearbeiten, o.ä machen muss. Ich habe schon langsam die Befürchtung, dass einige denke, ich hätte kein Bock auf ihre Gesellschaft und würde sie verarschen. Neulich hat mich sogar einer gefragt, ob ich ihm mit einem anwaltlichen Briefkopf ein Schreiben fertigen könnte. Als ich ihm erklärt habe, dass ich das a) nicht darf und b) kein Volljurist bin, ist der aus allen Wolken gefallen. Er wusste, dass ich Examen gemacht habe, aber nicht, dass da noch ein zweites folgen muss. Meine Freundin hatte es mit ihrem Chemie Diplom "einfacher" (jetzt nicht auf den geistigen Anspruch bezogen, Chemie halte ich für viel viel schwieriger als Jura). Die hat ein paar Monate vor dem Diplom richtig gelitten und der Bib gelebt, dann war es aber vorbei. Bei mir geht das Leiden gerade wieder los :) Will sagen: Jura ist hart genug. Auch ohne Prädikat darf man stolz auf sich sein :)
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von sai »

Herr Anwalt hat geschrieben:Sofern mit Intellektualität einzig am IQ misst.
Wer ein Prädikat schreibt, hat aber nicht nur einen wahrscheinlich überdurchschnittlichen IQ, sondern auch noch Persönlichkeitseigenschaften die ihm im Zusammenspiel von dem Normalbürger deutlich abgrenzen.
Wenn man den Normalbürger als intellektuell abgestumpften Affen sieht vielleicht. Ansonsten gibt es genug Juristen mit Prädikat(en), die dumm sind wie drei Meter Feldweg bei Nacht und dazu noch völlig lebensuntauglich.
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von OJ1988 »

Ara hat geschrieben:Was ich z.B. immer etwas beschämende finde ist, wenn sich Juristen mit 2 Staatsexamen hämisch und sarkastisch über die dummdreisten Lügen von Leuten ohne Hauptschulabschluss lustig machen.
Ich finde, über dummdreiste Lügen kann (und sollte) man sich immer hämisch und sarkastisch lustig machen - völlig unabhängig davon, wer sie ausspricht.
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Ara »

OJ1988 hat geschrieben:
Ara hat geschrieben:Was ich z.B. immer etwas beschämende finde ist, wenn sich Juristen mit 2 Staatsexamen hämisch und sarkastisch über die dummdreisten Lügen von Leuten ohne Hauptschulabschluss lustig machen.
Ich finde, über dummdreiste Lügen kann (und sollte) man sich immer hämisch und sarkastisch lustig machen - völlig unabhängig davon, wer sie ausspricht.
Aber doch nur heimlich nachträglich!
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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Schnitte »

Herr Anwalt hat geschrieben:Hier hat jemand ein überdurchschnittlich anspruchsvolles Hochschulstudium abgeschlossen.
Ich tippe mal, dass die Absolventen von so ziemlich jedem Hochschulstudium ihr jeweils abgeschlossenes Hochschulstudium mehrheitlich für "überdurchschnittlich anspruchsvoll" halten. Wenn man, wie du, auf die Grundgesamtheit der Bevölkerung abstellt, dann sind solche Selbstbeweihräucherungen unseriös.
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen [...], verstoßen nicht gegen göttliches Recht."

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Re: Wie geht es nun weiter?

Beitrag von Schnitte »

Herr Anwalt hat geschrieben: Wer ein Prädikat schreibt, hat aber nicht nur einen wahrscheinlich überdurchschnittlichen IQ, sondern auch noch Persönlichkeitseigenschaften die ihm im Zusammenspiel von dem Normalbürger deutlich abgrenzen.
Ich weiß ja nicht, wen oder was du für den "Normalbürger" hältst und was du von ebenselbem für eine Vorstellung hast (und auf welcher Grundlage). Meiner Erfahrung nach sind Menschen mehrheitlich nicht so dumm, wie es ihnen von anderen Menschen, die sich gerne für etwas besseres halten, nachgesagt wird.
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen [...], verstoßen nicht gegen göttliches Recht."

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