PKV oder GKV?

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Kulika
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PKV oder GKV?

Beitrag von Kulika »

Hi,

ich habe einmal eine Frage:

Ist es als angestellte Anwältin vorteilhaft, sich privat krankenversichern zu lassen? In meinem Fall würde ich dadurch ca. 150 Euro sparen bei besseren Leistungen. Ich habe nicht vor, einmal Kinder zu haben, um das einmal vorwegzunehmen.

Was seht ihr für Risiken/weitere Vorteile und wie handhabt ihr das?

Einziges Risiko dürfte ja sein, dass man im Alter nicht mehr in die GKV zurückwechseln kann. Aber da gibt es ja auch "Tricks" (einige Monate arbeitslos melden, Gehalt absinken lassen, etc.), um trotzdem den Wechsel durchzuführen, oder?

Vielen Dank für eure Ratschläge.

Grüße.
TedRemptation
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von TedRemptation »

Die PKW ist in "jungen Jahren" deutlich billiger als die GKV. Das dreht sich ab dem mittleren Alter aber wohl so ziemlich.
Liz
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Liz »

M. E. sollte man nicht damit rechnen, später noch mit "Tricks" in die GKV zurück zu kommen - abgesehen davon, dass man nicht weiß, ob die Lücken noch in 20 Jahren bestehen, muss man dann erstmal im kritischen Zeitraum mal sein Gehalt für längere Zeit runterschrauben können.

Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass die PKV im Rentenalter einschließlich Selbstbehalt echt teuer sein kann; insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Renten künftig eher sinken als steigen.
Kulika
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Kulika »

Danke für eure Meinungen. Ich bin auch am überlegen, ob ich diese Risiken wegen 150 Euro pro Monat in Kauf nehmen soll. Wenn ich jetzt 120.000 Euro pro Jahr verdienen würde, dadurch die Ersparnis viel höher wäre, wäre das jetzt etwas anderes. ;)
Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass die PKV im Rentenalter einschließlich Selbstbehalt echt teuer sein kann; insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Renten künftig eher sinken als steigen.
Hm, wenn ich mich als 63-jährige neu privat krankenversichern wollte, wäre das schon ab 350 Euro im Monat möglich. Gut, als 73-jährige würde das dann schon 600 Euro monatlich kosten.
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Tikka
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Tikka »

Das ist ein recht komplexes Thema was sich imho sehr schwer hier abhandeln lässt.

Ein paar zusätzliche Gedanken:

- Ist eine Familienversicherung möglich? Spräche für die GKV
- Ist eine Arbeitgebermitfinanzierte Beitragsreduzierung im Alter möglich? Wäre ein Argument für die PKV
- Gibt es ein Bonussystem und/oder ein Beitragsrückerstattungssystem? Macht die PKV ggf. nochmal attraktiver, wenn man selten zum Arzt geht.
- Hat man keine Lust auf den Verwaltungsaufwand mit Rechnungen (z.T. nicht zu unterschätzen)? Dann eher GKV

Für mich persönlich hat sich unter Berücksichtigung der jährlich steigenden BBM auf der einen Seite und der Beitragsrückerstattung + Bonussystem auf der anderen Seite in den 10 Jahren meiner Mitgliedschaft die PKV bisher extrem gelohnt. Die Ersparnis liegt bei deutlich > 2000 EUR p.A.
Aber das trifft eben nicht auf jeden zu. Wer auf Grund von Erkrankungen und regelmäßigen Untersuchungen häufig zum Arzt muss verliert z.B. jede Menge, der Vorteil ist dann auch deutlich geringer.
Und dagegen ist das Thema "Beiträge im Alter" eben aufzuwägen. Zwar mag man in den Basistarif der PKV wechseln können, im Zweifel ist und bleibt die PKV aber je nach Tarif im Alter deutlich teurer.
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EinHeinz
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von EinHeinz »

Tikka hat geschrieben: Montag 15. Juli 2019, 12:25
Aber das trifft eben nicht auf jeden zu. Wer auf Grund von Erkrankungen und regelmäßigen Untersuchungen häufig zum Arzt muss verliert z.B. jede Menge, der Vorteil ist dann auch deutlich geringer.
Eigentlich sollte genau dann die PKV die deutlichen Vorteile gegenüber der GKV haben, weil es primär um die Leistungen geht.

Abgesehen davon weiß niemand, ob es dieses System noch in 30 Jahren gibt. Es ist aber sicherlich schon eine gewisse Kunst, wenn man 40 Jahre freiwillig in einer PKV sein sollte, die Beiträge im Ruhestand nicht mehr zahlen zu können. Für die Fraktion, die Anfang 30 einen AMG in der Garage braucht, könnte hierin aber tatsächlich ein Risiko liegen. Alle anderen schaffen es hoffentlich, entsprechend vorzusorgen.
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Tibor
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Tibor »

EinHeinz hat geschrieben:Alle anderen schaffen es hoffentlich, entsprechend vorzusorgen.
What?
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j_laurentius
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von j_laurentius »

EinHeinz hat geschrieben: Dienstag 16. Juli 2019, 13:51 Es ist aber sicherlich schon eine gewisse Kunst, wenn man 40 Jahre freiwillig in einer PKV sein sollte, die Beiträge im Ruhestand nicht mehr zahlen zu können. Für die Fraktion, die Anfang 30 einen AMG in der Garage braucht, könnte hierin aber tatsächlich ein Risiko liegen. Alle anderen schaffen es hoffentlich, entsprechend vorzusorgen.
Wenn man(n) 25 Jahre verheiratet war, die Ehefrau Hausfrau und Mutter, es dann zur Scheidung kommt, muss man(n) einen dicken Batzen von seinen Altersbezügen aufgrund des Versorgungsausgleichs abgeben. Dann sieht es finanziell oft ziemlich bescheiden aus und wenn man 800 € für die PKV zahlen muss, hat man(n) ein dickes Problem. Die Ex-Ehefrau, die womöglich ebenfalls privat versichert war und ist, übrigens auch. Die Situation gibt es ziemlich häufig, auch ohne AMG mit Anfang 30.

Ich persönlich habe von der PKV die Finger gelassen und bin seit Beginn meiner Selbstständigkeit bis heute freiwillig gesetzlich krankenversichert. Ich habe an anderer Stelle schon ausgeführt, dass ich die Methoden der Versicherungsmakler unseriös finde (der Makler, den ich seinerzeit mal habe kommen lassen, hatte im Antragsformular die Kreuzchen so gesetzt, wie sie seiner Meinung nach gesetzt werden müssten, nicht so, wie ich sie gesetzt hätte, wenn ich gefragt worden wäre; ein anderer Makler hat mir offen empfohlen, eine Vorerkrankung zu verschweigen), und die Mandate, die ich betreffend Probleme mit der privaten Krankenversicherung geführt habe, haben mich darin bestätigt, die richtige Wahl getroffen zu haben (und als Fachanwältin für Sozialrecht streite ich mich auch mit den gesetzlichen Krankenkassen oft genug rum, aber da ging es bislang nie derartig ans Eingemachte). Solange man ziemlich gesund ist, ist die PKV sicherlich okay, aber wenn man viel mehr Geld kostet, als man mit den Beiträgen zahlt, wird es nach meinem Eindruck schwierig.
Liz
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Liz »

@EinHeinz: Die gesetzliche Höchstrente liegt m. W. n. bei knapp 3.000 €. Die PKV kann aber schnell 600 € im Monat kosten (plus Selbstbehalt). Bleibt erstmal genug übrig, allerdings dürfte künftig (inflationsbereinigt) einerseits die Rentenhöhe eher sinken und andererseits der Beitrag zur PKV steigen, ohne dass es einen Mechanismus gibt, der sicherstellt, dass die Differenz ausreichend groß ist.

Edit: Von den von Jana beschriebenen Problemen mal ganz abgesehen.
Theopa
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Theopa »

Ich würde daneben die Frage stellen, inwiefern die jeweils spezielle PKV (es gibt ja doch so 2-99 unterschiedliche Verträge) überhaupt günstiger und besser ist.

Man mag im zahnärztlichen Bereich noch über wesentliche Vorteile bei den Leistungen sprechen können - wobei Zusatzversicherungen eben auch existieren - abseits dessen muss man aber erst einmal suchen: Auch vom maximalen PKV-Tarif (der dann sicher nicht mehr wirklich günstig ist) profitiert man eben nur, wenn man zufällig Behandlungen braucht, die einerseits medizinisch objektiv sinnvoll, andererseits aber nicht im GKV-Tarif enthalten sind. Da wird es dann aber schon eher dünn. Frühere Termine dürften natürlich ein universeller Unterschied sein, daneben sehe ich für den Durchschnittsversicherten erst einmal eher keinen großen Bonus.
MarioB
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von MarioB »

Liz hat geschrieben: Montag 15. Juli 2019, 09:43 M. E. sollte man nicht damit rechnen, später noch mit "Tricks" in die GKV zurück zu kommen - abgesehen davon, dass man nicht weiß, ob die Lücken noch in 20 Jahren bestehen, muss man dann erstmal im kritischen Zeitraum mal sein Gehalt für längere Zeit runterschrauben können.

Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass die PKV im Rentenalter einschließlich Selbstbehalt echt teuer sein kann; insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Renten künftig eher sinken als steigen.
Andererseits reicht mWn ein Tag Arbeitslosigkeit, um wieder zurück in die GKV zu wechseln. Das sollte im Laufe eines Berufslebens darstellbar sein.
Liz
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Liz »

MarioB hat geschrieben: Samstag 27. Juli 2019, 11:07
Liz hat geschrieben: Montag 15. Juli 2019, 09:43 M. E. sollte man nicht damit rechnen, später noch mit "Tricks" in die GKV zurück zu kommen - abgesehen davon, dass man nicht weiß, ob die Lücken noch in 20 Jahren bestehen, muss man dann erstmal im kritischen Zeitraum mal sein Gehalt für längere Zeit runterschrauben können.

Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass die PKV im Rentenalter einschließlich Selbstbehalt echt teuer sein kann; insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Renten künftig eher sinken als steigen.
Andererseits reicht mWn ein Tag Arbeitslosigkeit, um wieder zurück in die GKV zu wechseln. Das sollte im Laufe eines Berufslebens darstellbar sein.
Nicht, wenn es Dir erst mit 55 einfällt (s. § 6 Abs. 3a SGB V) - und mein Einwand war ja auch de lege ferenda.
MarioB
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von MarioB »

Liz hat geschrieben: Samstag 27. Juli 2019, 13:29
MarioB hat geschrieben: Samstag 27. Juli 2019, 11:07
Liz hat geschrieben: Montag 15. Juli 2019, 09:43 M. E. sollte man nicht damit rechnen, später noch mit "Tricks" in die GKV zurück zu kommen - abgesehen davon, dass man nicht weiß, ob die Lücken noch in 20 Jahren bestehen, muss man dann erstmal im kritischen Zeitraum mal sein Gehalt für längere Zeit runterschrauben können.

Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass die PKV im Rentenalter einschließlich Selbstbehalt echt teuer sein kann; insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Renten künftig eher sinken als steigen.
Andererseits reicht mWn ein Tag Arbeitslosigkeit, um wieder zurück in die GKV zu wechseln. Das sollte im Laufe eines Berufslebens darstellbar sein.
Nicht, wenn es Dir erst mit 55 einfällt (s. § 6 Abs. 3a SGB V) - und mein Einwand war ja auch de lege ferenda.
Klar sollte man vor dem 55. Geburtstag wissen, in welchem der beiden Systeme man seinen Lebensabend verbringen möchte. Aber es geht eben bei Jobwechsel vor 55 nach derzeitiger Rechtslage und auch ohne "im kritischen Zeitraum längere Zeit das Gehalt herunterzuschrauben". Das war mein einziger Punkt. Dass Gesetze sich ändern können, ist bekannt.
Liz
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Re: PKV oder GKV?

Beitrag von Liz »

Nun ja, der Gedanke, dass die PKV im Alter doch etwas arg teuer werden könnte, dürfte regelmäßig erst mit Ü50, wenn die ersten größeren gesundheitlich Probleme auftreten, kommen - dann muss man aber auch gerade seinen Job wechseln wollen (oder eben die Verdienstgrenze eine Zeit lang unterschreiten).

Daher war mein Punkt schlichtweg: man sollte sich nicht in dem Glauben, später auf jeden Fall noch rechtzeitig in die GKV wechseln zu können, heute für die PKV entscheiden.
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