Soziale Übeforderung

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Tibor
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Tibor »

Spencer hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 16:31 die Gruppe der Karrieristen, die um der eigenen Karriere Willen sich untreu werden und anderen nach dem Mund reden. Die überangepasst sind, keine kritische Meinung haben, schlicht nicht authentisch sind sondern alles dem eigenen Fortkommen untergeordnet haben, selbst die eigene Meinung. Nur um diesen Menschenschlag geht es mir.
Ok, das ist aber hoffentlich eher die Ausnahme. Ich kenne aus anderen Gerichten zwar auch ein paar, aber diese Art Mensch gibt es wohl - Querschnitt der Gesellschaft - überall.
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Swann
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Swann »

Spencer hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 16:31
Tibor hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 00:28 Für manche Kollegen mögen es „Tänze“ sein; andere haben aber einfach Bock darauf auch in der Justizverwaltung zu arbeiten, sich in „Networking-Veranstaltungen“ (Empfänge, Diskussionsrunden etc) zu begeben und dann eben auf die immer gleichen Personen zu treffen und gerade nicht immer nur die Tour Büro-Gerichtssaal-Büro zu machen. Die Menschen sind halt höchst unterschiedlich und es gibt auch nicht „den Richter“.
Es geht mir nicht um die Kollegen, die „einfach Bock“ haben, in der Justizverwaltung eine Aufgabe zu übernehmen und dabei authentisch bleiben, ihre eigene Meinung behalten und nicht anderen nach dem Mund reden. Solche Kollegen gibt es bei uns auch und ich schätze sie für ihr Engagement sehr! Mit „Tänzen“ meine ich die Gruppe der Karrieristen, die um der eigenen Karriere Willen sich untreu werden und anderen nach dem Mund reden. Die überangepasst sind, keine kritische Meinung haben, schlicht nicht authentisch sind sondern alles dem eigenen Fortkommen untergeordnet haben, selbst die eigene Meinung. Nur um diesen Menschenschlag geht es mir. Dieser Menschenschlag verzichtet auf den aufrechten Gang, den ihnen ihr Beruf in einzigartiger Weise ermöglicht, nur für ein paar Euro mehr und etwas Prestige. Vielleicht habe ich da aber auch einfach noch ein zu idealistisches Richterbild.
Oder eine Antipathie gegen bestimmte Kollegen, die dein Urteil trübt.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Kasimir »

Swann hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 16:43
Spencer hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 16:31
Tibor hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 00:28 Für manche Kollegen mögen es „Tänze“ sein; andere haben aber einfach Bock darauf auch in der Justizverwaltung zu arbeiten, sich in „Networking-Veranstaltungen“ (Empfänge, Diskussionsrunden etc) zu begeben und dann eben auf die immer gleichen Personen zu treffen und gerade nicht immer nur die Tour Büro-Gerichtssaal-Büro zu machen. Die Menschen sind halt höchst unterschiedlich und es gibt auch nicht „den Richter“.
Es geht mir nicht um die Kollegen, die „einfach Bock“ haben, in der Justizverwaltung eine Aufgabe zu übernehmen und dabei authentisch bleiben, ihre eigene Meinung behalten und nicht anderen nach dem Mund reden. Solche Kollegen gibt es bei uns auch und ich schätze sie für ihr Engagement sehr! Mit „Tänzen“ meine ich die Gruppe der Karrieristen, die um der eigenen Karriere Willen sich untreu werden und anderen nach dem Mund reden. Die überangepasst sind, keine kritische Meinung haben, schlicht nicht authentisch sind sondern alles dem eigenen Fortkommen untergeordnet haben, selbst die eigene Meinung. Nur um diesen Menschenschlag geht es mir. Dieser Menschenschlag verzichtet auf den aufrechten Gang, den ihnen ihr Beruf in einzigartiger Weise ermöglicht, nur für ein paar Euro mehr und etwas Prestige. Vielleicht habe ich da aber auch einfach noch ein zu idealistisches Richterbild.
Oder eine Antipathie gegen bestimmte Kollegen, die dein Urteil trübt.
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Solar
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Solar »

Spencer hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 16:31
Tibor hat geschrieben: Mittwoch 30. Oktober 2019, 00:28 Für manche Kollegen mögen es „Tänze“ sein; andere haben aber einfach Bock darauf auch in der Justizverwaltung zu arbeiten, sich in „Networking-Veranstaltungen“ (Empfänge, Diskussionsrunden etc) zu begeben und dann eben auf die immer gleichen Personen zu treffen und gerade nicht immer nur die Tour Büro-Gerichtssaal-Büro zu machen. Die Menschen sind halt höchst unterschiedlich und es gibt auch nicht „den Richter“.
Es geht mir nicht um die Kollegen, die „einfach Bock“ haben, in der Justizverwaltung eine Aufgabe zu übernehmen und dabei authentisch bleiben, ihre eigene Meinung behalten und nicht anderen nach dem Mund reden. Solche Kollegen gibt es bei uns auch und ich schätze sie für ihr Engagement sehr! Mit „Tänzen“ meine ich die Gruppe der Karrieristen, die um der eigenen Karriere Willen sich untreu werden und anderen nach dem Mund reden. Die überangepasst sind, keine kritische Meinung haben, schlicht nicht authentisch sind sondern alles dem eigenen Fortkommen untergeordnet haben, selbst die eigene Meinung. Nur um diesen Menschenschlag geht es mir. Dieser Menschenschlag verzichtet auf den aufrechten Gang, den ihnen ihr Beruf in einzigartiger Weise ermöglicht, nur für ein paar Euro mehr und etwas Prestige. Vielleicht habe ich da aber auch einfach noch ein zu idealistisches Richterbild.
+1
Das sind dieselben Persönlichkeiten, die eben - wie auch schon in meinem obigen Beitrag geschildert - keineswegs für den fachlichen Austausch großen Wert auf die sozialen Kontakte legen, sondern denen es dabei um das eigene Fortkommen geht. Diese Persönlichkeiten kommen in Kanzleien und Unternehmen erheblich häufiger vor als in der Justiz. Die höchste Quote dürfte es in der Politik geben, wo ich von über 90 % ausgehen würde.

Man muss hier m.E. klar unterscheiden:

a) Fachlicher Austausch: Sehr wichtig, gerade in der Justiz viel zu wenig verbreitet. Birgt großen Nutzen für das Unternehmen, verbessert die Fachkompetenz der Mitarbeiter und macht sie effizienter.

b) Sozialer Austausch ohne Hintergedanken: Ebenfalls sehr wichtig für gegenseitige Solidarität, Nachvollziehbarkeit der Alltagsprobleme der Kollegen (Beispiel Justiz: Streit zwischen StrafR und ZivilR über die jeweilige Auslastung; Beispiel Unternehmen: das bereits angesprochene frühzeitige Gespür für juristische Problemfelder und das Absenken der Hemmschwelle) und generell zufriedeneres Arbeitsleben. Dieses Verhalten ist geprägt von gegenseitiger Hilfsbereitschaft und persönlichem Interesse. Es vermeidet kauzige Eigenbrötelei (die gerade in der Justiz auch sehr verbreitet ist).

c) Karrieretanz: Keinen oder nur vorgespiegelten Fachbezug. Geprägt von der Hervorhebung der eigenen Bedeutung, Aufgabe eines Wesentlichen Teils des Rückgrats und Anbiedern bei Entscheidern. Für das Unternehmen vollkommen wertlos, m.E. sogar nachhaltig schädigend. Auch in der Justiz keineswegs so selten, wie oben gemutmaßt. Insgesamt aber deutlich weniger verbreitet als in der Privatwirtschaft, wo ich das Gefühl hatte, dass nahezu jeder Kollege in diese Kategorie gehörte und wo man dieses Verhalten auch explizit gefordert und gefördert hat. Das Tragische ist, dass dieser Tanz leider das effektivste Mittel ist, die Karriereleiter hinaufzuklettern.

Nutzlos, da diese Tänze für das Unternehmen keinen positiven Effekt haben. Sie dienen gerade nicht dem fachlichen Austausch, sondern nur der Selbstdarstellung.

Schädigend aus mehreren Gründen: Zunächst wird hierfür wertvolle Arbeitszeit verschwendet (z.B. endlose Jour-Fixes mit Pissing-Contests). Da das Verhalten häufig damit gepaart ist, die eigene Auslastung maßlos zu überzeichnen (nur wer völlig überarbeitet ist, ist wichtig), führt dies dazu, dass das Auslastungsbild verzerrt wird und Ressourcen nicht angemessen verteilt werden können. Vor allem aber werden durch dieses Verhalten Seilschaften gebildet, die letztendlich über die Karrieren entscheiden, was zwangsläufig dazu führt, dass nicht derjenige befördert wird, der am kompetentesten ist, sondern derjenige, der sich am meisten aufbläst oder mit dem der Befördernde auf der letzten Veranstaltung am meisten geredet hat (wie ich hier an anderer Stelle schon mehrfach sagte, halte ich diese Beförderungslogik *kenne ich->finde ich nett->befördere ich* für menschlich sehr gut nachvollziehbar, was sie aber nicht weniger falsch macht). Das führt dazu, dass spätestens ab einer gewissen Führungsebene intensive "Vetternwirtschaft" betrieben wird. Das Leistungsprinzip gilt dann nur noch eingeschränkt und es kommen letztlich vielfach Persönlichkeiten weiter, die mehr damit beschäftigt sind, sich selbst zu feiern, als den Laden voranzubringen. Auch die Justiz ist davor natürlich nicht ganz gefeit: Es gibt zweifelsohne zahlreiche hervorragend qualifizierte "größergleich R2"-Kollegen. Es gibt aber auch zahlreiche Kollegen, die nur deshalb befördert wurden, da sie im Ministerium die richtigen Kontakte geknüpft und die richtigen Leute beeindruckt haben, tatsächlich jedoch entweder mangels Fach- oder mangels Sozialkompetenz völlig fehl am Platz sind. Von politisch geprägten Ministerien-Karrieren ganz zu schweigen...

Es ist aber müßig, sich darüber aufzuregen. Denn diese Verhaltensstrukturen sind einer Gesellschaft egal in welcher Form immanent und durchziehen deshalb auch alle Berufsbereiche. Das war schon in der Grundschule nicht anders. Damit muss man sich bis zu einem gewissen Grade abfinden. Wenn einem das Verhalten allerdings zutiefst zuwider ist, muss man sich eben ein Berufsfeld suchen, in dem es weniger verbreitet ist oder in dem man sich davon weitgehend abkoppeln kann (wie ich meine die Justiz, wenn man mit R1 zufrieden ist).

Im Übrigen fände ich es ebenfalls schön, nun wieder etwas vom TE zu lesen, der die Diskussion ja angestoßen und viel Feedback erhalten hat.
Zuletzt geändert von Solar am Freitag 1. November 2019, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Volki
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Volki »

Spannender Faden. TE muss sich ernsthaft fragen, ob er der Geisterfahrer ist, da die anderen Mitarbeiter offenkundig den von ihm sehr präzise beschriebenen so genannten sozialen Wahnsinn schätzen.
Die Robe ist über der Kleidung zu tragen.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Snakeeater »

Hallo ForumsteilnehmerInnen,

vielen Dank für die vielen hilfreichen Beträge und die gut gemeinten Ratschläge. Viele halten mich wahrscheinlich für naiv. Aber mir war nicht bewusst, dass die Arbeit in der Rechtsabteilung solche sozialen Anforderungen stellt (wobei ich nicht davon überzeugt bin, dass dies in allen Rechtsabteilungen solche Ausmaße annimmt). Ich habe das zuvor weder von anderen Kollegen in Rechtsabteilungen gehört, noch hatte ich Gelegenheit, eine Referendariatsstation in einem Unternehmen zu absolvieren, sodass ich tatsächlich nicht genau wusste, was da auf mich zukommen würde. Zu den einzelnen Aussagen einiger Forumsteilnehmer hier:

- nein, meine Beschreibungen sind leider nicht übertrieben. Tatsächlich gibt es bei uns so eine Art soziales Punktesystem. Das geht soweit, dass die "Zusammenarbeit" mit anderen Kollegen selbst ein zielrelevanter Faktor ist, der in großem Umfang in die Leistungsbewertung eines Kandidaten am Ende eines Jahres eingeht und von dem auch die Gewährung von Boni und Gehaltsanpassungen abhängt. Das wurde einem natürlich erst nach der Einstellung gesagt und nicht im Interviev kommuniziert. Das hängt - wie einige hier richtig vermutet haben - tatsächlich mit der besonderen Unternehmenskultur zusammen. Allerdings war es kaum möglich, hierzu vorher Informationen im Internet einzuholen. Erst im Vorstellungsgespräch habe ich Informationsbroschüren erhalten, in denen diese Werte beschrieben sind. Ich wäre aber deswegen niemals auf die Idee gekommen, dass dies solche Ausmaße annehmen würde.

- Es wird tatsächlich nicht nur besonderen Wert auf regelmäßigen fachlichen Austausch (was ja gut und sinvoll ist und was ich nur kritisiere, wenn diese Gespräche vorgeschoben sind und es tatsächlich nur darum geht, die eigene Bedeutung zu unterstreichen) gelegt. Auch der soziale Austausch (der ausschließlich Privates zum Gegenstand, und der auch nicht dem Zweck dient, eine fachliches Gespräch einzuleiten) spielt eine sehr große Rolle. In solchen Gesprächen geht es ums Wetter, Wochenendaktivitäten, die Kinder, Hobbys, Tagespolitik usw. Da ich den Eindruck habe, dass diese Gespräche häufig nicht zwanglos stattfinden (und dass das Interesse häufig geheuchelt und nicht echt ist, besonders im Bezug auf meine Person und meinen Status als Berufsanfänger), empfinde sie als nicht besonders angenehm. Diesen Eindruck hatte in der AG beispielsweise nie. Dort hatte ich ein Problem mit den ganzen Alphas, die sich aufgeblasen und selbst inszeniert haben und die die AG Stimmung dadurch vergiftet haben. Ich bin aber kein Menschenhasser oder asozial. Nur glaube ich, dass ich ein ziemlich feines Gespür dafür habe, wenn Menschen sich nicht authentisch verhalten und sich zu sehr darstellen und das ekelt mich halt an. Paradoxerweise ist es sogar so, dass ich als besonders sozial und zugänglich von meinen Kollegen wahrgenommen werde (ich wäre ja schon längst untergegangen, wenn ich dieses Spiel nicht mitspielen würde). Ich werde auch häufig dafür gelobt, dass ich viele Fragen stelle - was ich zu 80 % mache, weil das von mir erwartet wird - und die Zusammenarbeit mit mir gut funktioniert. Das Problem ist auch nicht, dass ich diesen sozialen Anforderungen nicht genüge, sondern dass ich sie als starken und häufig unnötigen sozialen Zwang erlebe und ich mich aufgrund ihrer fachlich nicht weiterentwickeln kann.

- Leider trifft es auch zu, dass die fachlichen Gespräche häufig nur vorgeschoben sind, besonders die mit meinen juristischen Kollegen. Diese lassen sich daher auch nicht damit rechtfertigen, dass die Hemmschwelle für die im operativen Geschäft Tätigen, bei uns juristischen Rat einzuholen, besonders niedrig sein soll. Da geht es eher darum, sich selbst als wichtigen Player in der Rechtsabteilung wahrnehmen zu können, der dem Berufseinsteiger hilft. Tatsächlich wäre ich in viel größerem Maß zu selbstständiger Arbeit fähig, nur ist diese Entwicklung hier einfach nicht gewollt. Meine Sorge ist, dass meine Kollegen ihren Einfluss und ihre Macht im Unternehmen mit niemanden teilen wollen, auch aus Angst davor, ihren Status bei den Kollegen in anderen Abteilungen zu verlieren. DIe Rechtsabteilung ist in unserem Unternehmen sehr hoch aufgehängt. Insofern besteht hier eine echte Konkurrenzsituation. Häufig geht es beim fachlichen Austausch vielmehr darum, seine ihm zugewiesene Rolle zu spielen und sich in diesem System einzufügen und den anderen sozial die Bälle zuzuspielen. Nur wenn man dieses Spiel mitspielt, erhält man Arbeit und Aufträge.

- De facto ist es so, dass ich zu 50 % für den vorgeschobenen fachlichen und sozialen Austausch hier bezahlt werde (das ist leider keine Übetreibung). Das Problem ist nur, dass dies im Vorstellungsgespräch nicht kommuniziert wurde. Wie sollte man das auch machen ohne sich als Unternehmen selbst lächerlich zu machen.

- Ich habe auch schon einen Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber organisieren können. Ich passe wohl besser in die Anwaltschaft hinein. Für die Justiz sind meine Noten leider nicht genug genug.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von markus87 »

Also auf mich machst du hier mit Abstand den normalsten Eindruck. Man darf sich halt nicht gleich beim zweiten Geisterfahrer hinterfragen ;)

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Solar
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Solar »

Snakeeater hat geschrieben: Sonntag 3. November 2019, 08:36 Leider trifft es auch zu, dass die fachlichen Gespräche häufig nur vorgeschoben sind, besonders die mit meinen juristischen Kollegen. Diese lassen sich daher auch nicht damit rechtfertigen, dass die Hemmschwelle für die im operativen Geschäft Tätigen, bei uns juristischen Rat einzuholen, besonders niedrig sein soll. Da geht es eher darum, sich selbst als wichtigen Player in der Rechtsabteilung wahrnehmen zu können, der dem Berufseinsteiger hilft. Tatsächlich wäre ich in viel größerem Maß zu selbstständiger Arbeit fähig, nur ist diese Entwicklung hier einfach nicht gewollt. Meine Sorge ist, dass meine Kollegen ihren Einfluss und ihre Macht im Unternehmen mit niemanden teilen wollen, auch aus Angst davor, ihren Status bei den Kollegen in anderen Abteilungen zu verlieren. DIe Rechtsabteilung ist in unserem Unternehmen sehr hoch aufgehängt. Insofern besteht hier eine echte Konkurrenzsituation. Häufig geht es beim fachlichen Austausch vielmehr darum, seine ihm zugewiesene Rolle zu spielen und sich in diesem System einzufügen und den anderen sozial die Bälle zuzuspielen. Nur wenn man dieses Spiel mitspielt, erhält man Arbeit und Aufträge.
Ja, das klingt so wie es auch in meinem Konzern war und wie ich es aus meiner Anwaltszeit auch aus anderen Konzernen (Mandanten) erlebt habe - dort natürlich nur als Einblick von außen. Ich drücke dir die Daumen, dass das in deiner neuen Kanzlei besser wird, bin da aber zuversichtlich. Wie gesagt, entkommt man diesem Verhalten nie ganz aber es finden sich selbstverständlich Arbeitsumfelder mit wesentlich geringerer Ausprägung dieser Krankheit.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Snakeeater »

Danke Solar für die aufmunternden Worte!
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Kasimir »

Viel Erfolg in der Kanzlei. Auch dort wirst du sicherlich viel mit Mandanten und Kollegen zusammenarbeiten müssen, aber ich hoffe, dass du die dortige Atmosphäre als angenehmer empfindest. Small Talk und Belanglosigkeiten gehören eben zum Geschäft. Das ist in allen Branchen so.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Mia »

Das klingt doch echt gut! Und nach wie vor glaube ich nicht, dass es nicht auch Unternehmen gibt, in denen es für dich passt. Also mach dir keinen Kopf und mach einfach weiter. Dass man auf manche Leute im Ref nicht steht sagt noch gar nichts über die Sozialkompetenz aus. :) Eher im Gegenteil mMn.
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Tibor
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Tibor »

Mich würde ja schon interessieren, in welcher Art Unternehmen so „gearbeitet“ wird? Ist es kleiner Mittelstand, der durch alte eingeschliffene Strukturen so wurde? Ist es eine spezielle Branche oder kommt diese „Kultur“ aus einem anderen Gesellschaftskreis/Land?
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