Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

Antworten
ungewiss
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 11
Registriert: Dienstag 11. Februar 2020, 14:45
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Beitrag von ungewiss »

Ich plane, die Möglichkeit eines Verbesserungsversuchs im zweiten Examen wahrzunehmen. Ich habe dafür einige Monate Zeit, in denen ich auch nichts anders machen werde. Nun frage ich mich natürlich, wie ich mich am besten vorbereite. Dafür ist natürlich zunächst eine Fehleranalyse nötig, die mir nicht so leicht fällt - ich würde sagen, dass der Stoff in erster Linie nicht "gessessen" hat und die Routine fehlte, was sich bei mir in vielfacher Hinsicht negativ ausgewirkt hat: Zum einen habe ich natürlich Fehler gemacht, weil ich etwas einfach nicht wusste (z. B. eine unübliche Formulierung beim Tenor, weil mir die übliche nicht einfiel), zum anderen fehlte wegen der fehlenden Sicherheit Zeit, sodass ich einige Fehler gemacht habe, die vermeidbar gewesen wären (in einer Klausur habe ich die [wie durchaus üblich] ein bisschen versteckte Hilfsaufrechnung erst überlesen, sie ist mir zwar noch aufgefallen, aber es war dann keine Zeit mehr, sie aufzubauen; ich habe nicht daran gedacht, dass sich der Streitwert bei Erledigung auf die Kosten reduziert u. ä. - alles Fehler, die "nicht passieren dürfen" und über die ich mich natürlich sehr geärgert habe und letztlich fehlte mir - wohl wissend, dass der Stoff nicht richtig "saß" auch das Selbstvertrauen/der kühle Kopf/die Zeit um einfach ruhig den Sachverhalt auszuwerten).

Ich habe vor dem zweiten Examen leider erst recht spät angefangen zu lernen. Viele Probleme habe ich mir in den letzten Monaten vor dem Examen zum ersten Mal angesehen bzw. sie zum ersten Mal verstanden (Klausuren habe ich schon früher geschrieben, aber mein Eindruck war, das Klausuren bei völligem Unwissen nicht richtig weiterhelfen, auch wenn das Klausurenschreiben immer als Allheilmittel angepriesen wird). Wie gehe ich es jetzt an, routinierter zu werden? Dass ich weiterhin Klausuren schreiben muss ist klar, aber meinem Eindruck aber das kann (für mich) nicht alles sein. Ich habe vor dem Examen um die 60 Klausuren geschrieben - das ist nicht übermäßig viel, aber auch nicht unterirdisch wenig. Allein dadurch erlange ich leider keine Sicherheit, gerade bei den "Standardproblemen" im Zivilprozessrecht, da diese angesichts ihrer Vielzahl und der Vielzahl von Klausurtypen am Ende doch nur wenige Male vorkommen. Hat jemand Tipps, wie man sich gerade für den Verbesserungsversuch vorbereitet?

Vielen Dank!
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Beitrag von Tibor »

ungewiss hat geschrieben:Ich plane, die Möglichkeit eines Verbesserungsversuchs im zweiten Examen wahrzunehmen. Ich habe dafür einige Monate Zeit, in denen ich auch nichts anders machen werde. Nun frage ich mich natürlich, wie ich mich am besten vorbereite. Dafür ist natürlich zunächst eine Fehleranalyse nötig, die mir nicht so leicht fällt - ich würde sagen, dass der Stoff in erster Linie nicht "gessessen" hat und die Routine fehlte, was sich bei mir in vielfacher Hinsicht negativ ausgewirkt hat: Zum einen habe ich natürlich Fehler gemacht, weil ich etwas einfach nicht wusste (z. B. eine unübliche Formulierung beim Tenor, weil mir die übliche nicht einfiel), zum anderen fehlte wegen der fehlenden Sicherheit Zeit, sodass ich einige Fehler gemacht habe, die vermeidbar gewesen wären (in einer Klausur habe ich die [wie durchaus üblich] ein bisschen versteckte Hilfsaufrechnung erst überlesen, sie ist mir zwar noch aufgefallen, aber es war dann keine Zeit mehr, sie aufzubauen; ich habe nicht daran gedacht, dass sich der Streitwert bei Erledigung auf die Kosten reduziert u. ä. - alles Fehler, die "nicht passieren dürfen" und über die ich mich natürlich sehr geärgert habe und letztlich fehlte mir - wohl wissend, dass der Stoff nicht richtig "saß" auch das Selbstvertrauen/der kühle Kopf/die Zeit um einfach ruhig den Sachverhalt auszuwerten).

Ich habe vor dem zweiten Examen leider erst recht spät angefangen zu lernen. Viele Probleme habe ich mir in den letzten Monaten vor dem Examen zum ersten Mal angesehen bzw. sie zum ersten Mal verstanden (Klausuren habe ich schon früher geschrieben, aber mein Eindruck war, das Klausuren bei völligem Unwissen nicht richtig weiterhelfen, auch wenn das Klausurenschreiben immer als Allheilmittel angepriesen wird). Wie gehe ich es jetzt an, routinierter zu werden? Dass ich weiterhin Klausuren schreiben muss ist klar, aber meinem Eindruck aber das kann (für mich) nicht alles sein. Ich habe vor dem Examen um die 60 Klausuren geschrieben - das ist nicht übermäßig viel, aber auch nicht unterirdisch wenig. Allein dadurch erlange ich leider keine Sicherheit, gerade bei den "Standardproblemen" im Zivilprozessrecht, da diese angesichts ihrer Vielzahl und der Vielzahl von Klausurtypen am Ende doch nur wenige Male vorkommen. Hat jemand Tipps, wie man sich gerade für den Verbesserungsversuch vorbereitet?

Vielen Dank!
Fälle lesen, Lösungskizze erstellen (ausführlich), ggf entscheidende Formulierungen (Tenor, Antrag) zu Papier bringen, dann direkter Abgleich mit der Musterlösung und falsch/nicht erkannte Punkte mit Skript/Kommentar/Lehrbuch kurz nachfassen, insb den Sachverhalt nochmal nachprüfen, an welcher Formulierung der Punkt erkennbar gewesen wäre.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Gelöschter Nutzer

Re: Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Fälle, Fälle, Fälle.

Tipp: kleinere Fälle findest du zB in, Zimmermann, ZPO-Repetitorium. Diese können echte Klausuren nicht ersetzen, sind aber eine kurzweilige Möglichkeit, in wenig Zeit viele ZPO-(auch Sonder-) Probleme zu erlernen und zu wiederholen.

Falls es dir va um die Tenorierung geht, gibt es dazu auch ein Buch mit Fällchen ("Die Tenorierung im Zivilurteil"). Das würde ich aber nicht zu hoch hängen, die Tenorierung ist inzwischen ja oft teilweise erlassen.

Ich würde außerdem ein paar Aktenvortragssachverhalte gliedern. Die sind kürzer, dh mehr Fälle pro Zeiteinheit, aber trotzdem recht examensnah (zB NRW Aktenvorträge online via google).

Wie gesagt: Originalfälle müssen das Kernstück der Vorbereitung sein (viele gliedern), aber die aufgeführten kürzeren Fälle können einr Ergänzung sein.
Neuling55
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 38
Registriert: Freitag 10. Januar 2020, 16:07
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Beitrag von Neuling55 »

Suchender_ hat geschrieben: Dienstag 11. Februar 2020, 21:32
Falls es dir va um die Tenorierung geht, gibt es dazu auch ein Buch mit Fällchen ("Die Tenorierung im Zivilurteil"). Das würde ich aber nicht zu hoch hängen, die Tenorierung ist inzwischen ja oft teilweise erlassen.

Habe das Buch Die Tenorierung im Zivilurteil, bin aber nicht zu 100% überzeugt. Finde die Erklärung teilweise etwas wirr.
Hast du aber für das Strafrecht einen Buch-Tipp?
Gelöschter Nutzer

Re: Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

StPO gibt es zB das "StPO-Fallrepetitorium" von Schuster oder Kunnes, Revision. Den Russack finde ich zu oberflächlich bzw exemplarisch, wenn (!) einem noch Grundwissen fehlt. Wer etwa nie StPO wirklich gelernt hat, etwa § 160a oder die Widerspruchslösung nicht kennt, sollte eher erst ein Lehrbuch bearbeiten.

Im materiellen StrafR ist mE der Jäger AT und BT auch im Zweiten gut. Man kann auch ein paar hemmer Fälle ("die... Wichtigsten Fälle im...") machen.
ungewiss
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 11
Registriert: Dienstag 11. Februar 2020, 14:45
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Vorbereitung Verbesserungsversuch 2. Examen

Beitrag von ungewiss »

Danke für die zahlreichen Antworten, das war ja sehr eindeutig - Fälle so viel es geht. Vielen Dank! Die genannten Bücher schaue ich mir an. Grundwissen habe ich eigentlich, allenfalls im Bereich ZPO Lücken, die ich jetzt schließen möchte. Im ÖR und im StrafR habe ich ein gefestigtes Wissen aus dem ersten Examen, allerdings muss ich die Bereiche vertiefen, die im ersten Examen nur am Rande thematisiert wurden (Delikte wie Geldwäsche und Aussetzung oder im ÖR Beamtenrecht).
Antworten