Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

Antworten
Saroo
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 19. August 2020, 18:53
Ausbildungslevel: Anderes

Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Saroo »

Hi Leute,

ich spiele mit dem Gedanken, ein zweites Studium im Fach Jura anzufangen, bin mir aber unsicher, ob ich nicht inzwischen zu alt dafür bin.

Ich habe nach dem Abitur erst im Fach Informatik meinen Bachelor gemacht und dann meinen Master. Mittlerweile bin ich dabei, in diesem Fach zu promovieren und plane, Ende 2021/Anfang 2022 fertig zu sein. Nun mache ich mir eben so meine Gedanken, wie es danach weiter gehen soll und hierbei ploppt immer mein früherer Berufwunsch, Rechtsanwalt zu werden, auf.

Ich habe in der Oberstufe immer zwischen den beiden Polen "Informatik" und "Jura" geschwankt, mich letztlich aber für Info entschieden, weil man mir von Jura aus dem Grund abgeraten hatte, dass man nur dann wirklich gute Aussichten hat, wenn man ein Prädikatsexamen erreicht, und ansonsten mehr oder weniger um seine Existenz kämpfen müsste. Das war mir dann zu unsicher, so dass ich mich entschieden habe, lieber Informatik zu studieren, weil für dieses Fach ein steigender Bedarf an Akademikern prognostiziert wurde. Nach der Uni habe ich dann erst einmal einige Zeit als Software-Entwickler gearbeitet und arbeite momentan als wissenschaftlicher MItarbeiter, um meine Promotion zu finanzieren.

Allgemein bin ich sehr stark am politischen Zeitgeschehen interessiert und lese auch ganz gerne immer mal wieder mit, wenn es irgendwo um Rechtsthemen geht. Vor einigen Tagen habe ich dann "einfach mal aus Spaß" das Online-Selbst-Assessment für den Studiengang "Rechtswissenschaften" an der Fernuni Hagen durchgeführt und heraus kam in fast allen Bereichen eine "hohe Übereinstimmung" oder sogar eine "vollständige Übereinstimmung". Nun frage ich mich, ob ich mir diesen "alten Traum" doch noch verwirklichen kann oder ob es nun endgültig zu spät dafür ist?

Ich meine, natürlich kann man auch mit 80 noch "aus Spaß" Jura an der Uni studieren, wenn man sonst nichts zu tun. Aber mir geht es eben um die Frage, ob ich, wenn ich jetzt Jura als Zweitstudium belege, noch eine vernünftige Perspektive hätte, mich nach Abschluss des Studiums und dem Absolvieren des Referendariates als Anwalt niederzulassen. Wie würdet ihr meine Position mit meinem Erststudium im Fach Informatik und die spätere Berufserfahrung als Software-Entwickler bewerten? Wäre das ein klarer Pluspunkt, wenn ich mich dann auf das Thema "Computer-/Internetrecht" spezialisieren würde? Im Rahmen der Digitalisierung werden schließlich auch immer mehr rechtliche Probleme aufgeworfen, wäre das dann ein möglicher Anknüpfunspunkt für mich?

Meine Planung sähe dann so aus: Ich würde mich erst mal an der Fernuni Hagen in den LL.B.-Studiengang in Teilzeit einschreiben und dann später die zusätzlichen Inhalte für die EJP ebenfalls an der Fernuni absolvieren (so sieht deren Modell hierbei aus). Mein Studium würde ich mir finanzieren, indem ich immer mal wieder als Software-Entwickler arbeiten oder als Solo-Selbstständiger kleinere Programmieraufträge bearbeiten würde.

Hat jemand hier im Forum schon was Ähnliches gemacht und könnte mir davon berichten oder mir einige Tipps geben?

Bis dann,
Saroo
Praxiskommentar
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 250
Registriert: Dienstag 28. März 2017, 09:12
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Praxiskommentar »

Das Jurastudium mit Ref dauert idR mindestens 6 Jahre, wenn du flott bist. D. h. du wirst bei Berufseinstieg Ende 30, ggf. sogar Anfang 40 sein. Dass du die besten Chancen mit einem Prädikatsexamen hast, gilt auch weiterhin - an dieser "Unsicherheit" hat sich nichts geändert.

Welche Tätigkeit als Rechtsanwalt stellst du dir denn vor - lieber eine kleine Kanzlei oder Großkanzlei?

Sofern du in eine Großkanzlei möchtest (und mit den entsprechenden Arbeitszeiten einverstanden bist; hier solltest du dich informieren, was realistisch ist) und mit Topnoten aufschlägst, schätze ich deine Chancen nicht schlecht ein (den Arbeitsmarkt in 7-9 Jahren kann man freilich nicht genau vorhersehen). Dein Vorwissen ist sicherlich ein kleiner Pluspunkt, entscheidend bleibt nach meiner Einschätzung die Note im Examen. In der Beratung wird dir dein Wissen weiterhelfen, um technische Zusammenhänge zu verstehen, wenn du in einem entsprechenden Rechtsgebiet berätst. In kleineren Kanzleien ist das Vorwissen ggf. etwas gewichtiger, dort wird mutmaßlich aber auch das Alter mehr ins Gewicht fallen.

Wenn du eine Tätigkeit als selbstständiger Anwalt und in einer kleinen Kanzlei anstrebst, ist die Note nicht ebenso entscheidend. Ich kenne auch eine Anwältin, die tatsächlich erst mit Ü40 eingestiegen sind. Das Leben als selbstständiger Berufseinsteiger ist aber kein Zuckerschlecken und in den Anfangsjahren auch nicht immer wirtschaftlich ertragreich.

Ich würde mir an deiner Stelle überlegen, was eigentlich dein Zielbild des beruflichen Alltags ist. Wenn es "nur" um die juristische Arbeit geht, ist ggf. ein LLB/LLM mit anschließender Tätigkeit in einem Unternehmen sinnvoller für dich.
Tyberius
Häufiger hier
Häufiger hier
Beiträge: 57
Registriert: Montag 9. März 2020, 19:16
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Tyberius »

Ich studiere Jura auch im Zweitstudium nachdem ich meinen Bachelor und Master in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang gemacht habe. Der langen Ausbildungsdauer von 6-8 Jahren solltest du dir bewusst sein. Du bist beim juristischen Berufseinstieg erheblich älter als deine Mitbewerber. Das muss aber überhaupt kein Nachteil sein. Wenn du tatsächlich später im Bereich IT-Recht, Datenschutz, geistiges Eigentum o.Ä. tätig sein willst, wäre dein Erststudium dafür sicherlich sehr hilfreich.

Man sollte sich den Schritt gründlich überlegen, trotz guter Qualifikation mit Ende 20/Anfang 30 nochmal ein so langwieriges und lernintensives Studium wie Jura anzufangen. Ich wollte es damals unbedingt und ich habe es bisher nicht bereut. Wenn du dir also wirklich sicher bist, dass Jura das ist, was du machen willst, dann mach das Zweitstudium.

Die Examensnote ist natürlich nach wie vor sehr wichtig. Aber dass man nur mit Prädikatsexamen gute Jobaussichten hat, halte ich für übertrieben. Aktuell ist der Arbeitsmarkt für Juristen so gut wie lange nicht mehr, mal abgesehen von Corona.

Ich kenne noch ein paar andere Personen, die Jura auch im Zweitstudium studieren und alle sind sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung und auch sehr erfolgreich im Studium. Wenn man schon mal ein paar Jahre etwas anderes gemacht hat und ein bisschen Lebenserfahrung mitbringt ist das sicherlich kein Nachteil im Studium.
Saroo
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 19. August 2020, 18:53
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Saroo »

Hi Leute,

erst einmal vielen Dank für eure Antworten!
Praxiskommentar hat geschrieben: Sonntag 23. August 2020, 12:16 Wenn du eine Tätigkeit als selbstständiger Anwalt und in einer kleinen Kanzlei anstrebst, ist die Note nicht ebenso entscheidend. Ich kenne auch eine Anwältin, die tatsächlich erst mit Ü40 eingestiegen sind. Das Leben als selbstständiger Berufseinsteiger ist aber kein Zuckerschlecken und in den Anfangsjahren auch nicht immer wirtschaftlich ertragreich.
Ich würde mich dann schon gerne als selbstständiger Anwalt niederlassen, weil die Selbstständigkeit schon etwas ist, was ich an diesem Beruf auch ziemlich verlockend finde. Leider habe ich aber überhaupt keinen Plan, wie viel Startkapital man zur Gründung einer eigenen Kanzlei braucht, mit welchen laufenden Kosten (Miete, Ausstattung, Fachliteratur, evtl. Weiterbildung, Sekretär*in etc.) zu rechnen ist und wie lange es dauert, bis man endlich in die Gewinnzone kommt. Ich habe leider auch keine Jurist*innen in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis, ebenso wenig in meiner Familie, so dass das alles Neuland ist für mich.

Hat außerdem irgendjemand hier im Forum Erfahrungen mit dem Studium an der Fernuni Hagen? Wie ist der Aufwand im dortigen LL.B.-Studium im Vergleich zu einer "normalen" Präsenzuni? Ist das mehr oder weniger identisch oder deutlich aufwendiger? Hat außerdem jemand schon die EJP nach dem Studium an der Fernuni absolviert (gibt es meines Wissens ja erst seit einigen Jahren) und könnte was dazu sagen, wie gut man dort auf das Examen vorbereitet wird?

Vielen Dank schon mal!

CU Saroo
Praxiskommentar
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 250
Registriert: Dienstag 28. März 2017, 09:12
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Praxiskommentar »

Selbstständigkeit als niedergelassener Anwalt bedeutet nicht zwingend, dass du eine Kanzlei neu und alleine gründen musst. Du kannst dich auch in eine bestehende Kanzlei einmieten, Kosten für Räumlichkeiten, Assistenz, Literatur etc werden dann geteilt.
Bedenke dabei, dass du auch von irgendjemandem lernen musst; das Referendariat bereitet einen kaum auf den Arbeitsalltag als Anwalt vor, das Studium ohnehin nicht. Das ganz alleine durch zu ziehen und sofort in die Selbstständigkeit zu gehen, stelle ich mir sehr hart vor (von meinen wenigen Bekannten, die den Schritt getätigt haben, höre ich ähnliches); und damit meine ich in erster Linie fachlich schwierig, nicht die (sicherlich nicht untergeordneten) Startschwierigkeiten, die die Selbstständigkeit mit sich bringt.

Im Übrigen drängt sich eine selbstständige Tätigkeit in deinem Wunschgebiet IT-Recht offen gestanden nicht unbedingt auf.

Noch ein abschließender Hinweis: Jura ist ein tolles Studienfach und ich arbeite gerne in meinem Beruf. In vielen typischen Berufen, die man als Volljurist ergreift, fallen aber überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten an. Bei Jobs mit einer guten Work-Life-Balance sind die Gehälter oft nicht gerade üppig (va auch im Vergleich zu Gehältern von Informatikern und Ingenieuren und in Proportion zu der Ausbildungsdauer). Das ist freilich eine pauschalisierte Darstellung und wird nur als Denkanstoß erwähnt.
Kurzum, wenn Selbstständigkeit dein Ziel ist, würde ich an deiner Stelle zuvor noch etwas grundlegende Recherche betreiben zu den wirtschaftlichen Bedingungen, zu Mandantenakquise und co.

P.s.: Wieso soll es eigentlich unbedingt die Fernuni Hagen sein? Viele Universitäten haben in Jura keine oder kaum Präsenzpflicht und sind dahingehend auch sehr transparent, ob und für welche Kurse sie "Sitzscheine" verlangen. Bedenke auch, dass du im Referendariat auf jeden Fall vor Ort anwesend sein musst und die Zuverdienstmöglichkeiten vom Bundesland abhängig sind.
Sektnase
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1893
Registriert: Dienstag 4. Juni 2019, 22:22
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Sektnase »

Ich würde auch bedenken, ob man im dann fortgeschrittenen Alter noch mal bei 0 als Selbstständiger anfangen will.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
Saroo
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 19. August 2020, 18:53
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Saroo »

Bedenke dabei, dass du auch von irgendjemandem lernen musst; das Referendariat bereitet einen kaum auf den Arbeitsalltag als Anwalt vor, das Studium ohnehin nicht. Das ganz alleine durch zu ziehen und sofort in die Selbstständigkeit zu gehen, stelle ich mir sehr hart vor (von meinen wenigen Bekannten, die den Schritt getätigt haben, höre ich ähnliches); und damit meine ich in erster Linie fachlich schwierig, nicht die (sicherlich nicht untergeordneten) Startschwierigkeiten, die die Selbstständigkeit mit sich bringt.
Okay, das muss man natürlich auch bedenken. Ist man als Sozius denn angestellt oder arbeitet man dann schon eigenständig und auf eigene Rechnung? Prinzipiell wäre es natürlich dann schon sinnvoller, erst einmal bei einer Sozietät oder Bürogemeinschaft einzusteigen und sich dort die wichtigsten Kunstgriffe abzuschauen, bevor man dann sich evtl. komplett selbstständig macht.
P.s.: Wieso soll es eigentlich unbedingt die Fernuni Hagen sein? Viele Universitäten haben in Jura keine oder kaum Präsenzpflicht und sind dahingehend auch sehr transparent, ob und für welche Kurse sie "Sitzscheine" verlangen
In NRW, wo ich wohne, richtet sich eine Einschreibung für ein Zweitstudium in einen NC-beschränkten Studiengang nach einem Punktesystem, in das einerseits die Abschlussnote des Erststudiums und andererseits die Motivation für das Zweitstudium, welche man in einem Begründungsschreiben darlegen muss, einfließen. Ich habe mich schon einmal an der Ruhr-Uni Bochum dafür beworben, allerdings wurden mir nur "sonstige berufliche Gründe" anerkannt, so dass ich einen relativ niedrigen Punktwert bekam und daher nicht aufgenommen wurde. An der Fernuni Hagen kann sich im Fach Jura derzeit jede*r einschreiben, da es keinen NC gibt, wird also auch nicht zwischen Erst- und Zweitstudium unterschieden.
Benutzeravatar
Blaumann
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1154
Registriert: Donnerstag 20. März 2014, 04:28
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Blaumann »

@TE

Ehrlich gesagt, kann ich aus deinen Beiträgen nicht so recht die Motivation für das Zweitstudium herauslesen.

Ganz nüchtern betrachtet: Du hast erfolgreich ein stark nachgefragtes MINT-Fach studiert und anscheinend auch ein gesundes fachliches Interesse daran (Master+Promotionsvorhaben). Insofern verwundert es mich schon einigermaßen, warum Du deine Fertigkeiten und Abschlüsse nicht direkt zu (richtigem) Geld machst und stattdessen die Ochsentour einer weiteren langwierigen Ausbildung auf dich nehmen willst.

Du wirst sicherlich deine Gründe haben. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass schon so mancher Jura-Absolvent sich nach erfolgreicher Ausbildung die Augen gerieben hat und feststellen musste, dass der vermeintliche "Traumjob" als Rechtsanwalt, Richter oder Staatsanwalt eben doch nur ein Job mit Höhen und Tiefen ist und relativ wenig mit den verklärenden gemeinbekannten Darstellungen zu tun hat.

Wenn Du gewichtige Gründe hast, will ich das aber auch nicht kleinreden.

Zum Thema Zweitstudium: Ich habe im Zuge eines klassischen geisteswissenschaftlichen Studiums über die Rechtsgeschichte die Juristerei entdeckt und mich spontan verliebt. Ich hab's durchgezogen und nie bereut. Ich liebe Jura und bin sehr gerne Jurist. Was allerdings nicht bedeutet, dass die juristische Tätigkeit immer toll und eitel Sonnenschein sein muss, s.o. ;)

An deiner Stelle würde ich wahrscheinlich die Möglichkeit nutzen, den LLB im Fernstudium zu machen. Juristische Kenntnisse sind immer von Vorteil. Nach dem LLB würde ich weitersehen, ob's wirklich die Rechtsanwaltschaft werden muss und eine nüchterne Kosten-/Nutzen-Rechnung aufmachen.

Eine seriöse Prognose für den juristischen Arbeitsmarkt in 8 Jahren kann dir hier keiner bieten.
Zuletzt geändert von Blaumann am Montag 24. August 2020, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
Praxiskommentar
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 250
Registriert: Dienstag 28. März 2017, 09:12
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Praxiskommentar »

Saroo hat geschrieben: Montag 24. August 2020, 11:18
Bedenke dabei, dass du auch von irgendjemandem lernen musst; das Referendariat bereitet einen kaum auf den Arbeitsalltag als Anwalt vor, das Studium ohnehin nicht. Das ganz alleine durch zu ziehen und sofort in die Selbstständigkeit zu gehen, stelle ich mir sehr hart vor (von meinen wenigen Bekannten, die den Schritt getätigt haben, höre ich ähnliches); und damit meine ich in erster Linie fachlich schwierig, nicht die (sicherlich nicht untergeordneten) Startschwierigkeiten, die die Selbstständigkeit mit sich bringt.
Okay, das muss man natürlich auch bedenken. Ist man als Sozius denn angestellt oder arbeitet man dann schon eigenständig und auf eigene Rechnung? Prinzipiell wäre es natürlich dann schon sinnvoller, erst einmal bei einer Sozietät oder Bürogemeinschaft einzusteigen und sich dort die wichtigsten Kunstgriffe abzuschauen, bevor man dann sich evtl. komplett selbstständig macht.
Gibt es beides. In einer kleinen Kanzlei, die offenbar deiner Wunschvorstellung entspricht (?), ist das Gehalt als Angesteller zunächst in der Regel nicht sehr üppig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es (ggf. sogar weit) unter dem liegt, was du in deinem derzeitigen Fachgebiet verdienen könntest. Richtwerte kann man sich recht einfach ergooglen; es gibt auch in diesem Forum Erfahrungsberichte dazu.
Atropos
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 727
Registriert: Montag 19. November 2007, 19:53

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Atropos »

Hast du schonmal über den Weg zum Patentanwalt nachgedacht? Das wäre ja vermutlich die Option, in der du Informatik-Studium + Promotion am stärksten in die rechtliche Arbeit einbringen könntest und es wäre erheblich kürzer, als volles Jurastudium dranzuhängen.

Gerade wenn du meinst, dass dich eine selbständige Tätigkeit im IT-Recht reizt. Ich meine, wenn jetzt jemand sagt, dass er spät im Leben entdeckt hat, dass er Richter oder Strafverteidiger werden will, sehe ich ein, noch ein volles Jurastudium nachzuschieben. Aber ob man jetzt IT-Recht als Rechtsanwalt oder Patentanmeldungen als Patentanwalt macht? Für mich beides wirtschaftsrechtliche Bereiche, bei denen sich die Tätigkeit intuitiv wohl nicht so krass unterscheidet und den Umweg etwas unverhältnismäßig erscheinen lassen. Kann mich aber täuschen!
Benutzeravatar
Blaumann
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1154
Registriert: Donnerstag 20. März 2014, 04:28
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Blaumann »

Atropos hat geschrieben: Montag 24. August 2020, 16:26 Hast du schonmal über den Weg zum Patentanwalt nachgedacht?
Das ist nun wirklich ein ganz hervorragender Vorschlag.
Liz
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3246
Registriert: Sonntag 22. Oktober 2017, 17:03
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Liz »

Ich würde auch tendenziell überlegen, ob ggf eine Ausbildung zum Patentanwalt eine Alternative wäre. Eine klassische juristische Ausbildung ist schlichtweg langwierig und insbesondere gegen Ende mit 3-4 Jahren Examensvorbereitung und Referendariat auch sehr zeit- und arbeitsintensiv und mit finanziellen Einschränkungen verbunden, dh das muss man dann wirklich wollen.
Saroo
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 19. August 2020, 18:53
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Zweitstudium im Fach Jura mit Anfang/Mitte 30?

Beitrag von Saroo »

Hi Leute,
schon einmal vielen Dank für eure Ratschläge! Anscheinend gibt es wohl doch einige, die in Jura ein Zweitstudium absolvieren. Ich werde jetzt erst mal meine Promotion in Informatik fertig machen und mir dann überlegen, ob ich dann noch Lust auf ein Zweitstudium habe oder lieber als Informatiker arbeiten möchte.
Bis dann,
Saroo
Antworten