Examensschiss

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Bade1986
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Examensschiss

Beitrag von Bade1986 »

Nun ist es soweit.. auch ich muss bald das Examen antreten. Ist es normal, dass ich wirklich 0,0 das Gefühl habe nichts zu können? Ich kann die Sachverhalte ohne Hilfe nicht lösen und komme mir ziemlich dumm vor. Ich bereite mich alleine vor und habe offiziell im September 2019 angefangen. Gegen ein rep habe ich mich entschieden, weil ich mir das ganze Studium so gut wie selbst beigebracht habe. Bin damit immer am besten gefahren, lerne von fremden Unterlagen und auch vom sitzen und hören nichts. Ich muss sagen ich war das ganze Jahr 2020 über sehr faul und hatte davor auch private Probleme die dazu geführt haben, dass ich mich erholen musste (es waren wirklich ernste Probleme also nichts was ich hier so breit fächern und erzählen könnte). Ich glaube ich hatte zu der Zeit nen heftigen Burnout und habs nicht bemerkt. Jetzt bin ich 24, im 12. Semester und traue mich nicht dieses Examen anzutreten und es macht mir Angst. Ich kann kein Schemata ich kann keine Definitionen und ich kann keine Fälle alleine lösen. Bafög läuft Ende des Jahres ab. Ich bin am verzweifeln. Leute ist es normal, dass man so einen psychischen Druck verspürt dass man am Tag mehr darüber nachdenkt abzubrechen als sich diesen scheiß zu geben? Bin dankbar um jegliche Antwort !
OrangensaftEddy
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Re: Examensschiss

Beitrag von OrangensaftEddy »

Ja, der psychische Druck ist normal.
Das Examen steht dabei dabei nur als Symbol.
Dahinter verbigt sich eine Bandbreite an Gefühlen und Gedanken.
Es spielt auch keine Rolle ob es das juristische Examen, das Lehramtsexamen ist oder die Abschlussprüfug zur Gas-Wasser-Abschlussprüfung ist.

Angst ist auch kein per se "schlechtes" Gefühl, sondern hat eine Warnfunktion.
Manchmal übertreibt diese Warnfunktion und es lähmt einen.
Natürlich hast du Zeit, Geld und Nerven bisher in das Studium gesteckt. Die Vorstellung dann das Examen nicht zu bestehe ist nicht schön.
Über deine Gedanken geht es in deine Gefühlswelt und bestimmt dann deine Realität.

Mit Stress und Ängsten umzugehen folgt aber immer änlichen Mustern, je nach Intensität.
Meine Lieblingsmethode ist sich der Angst zu stellen und mindenstens dreimal tief durchatmen. :) Aber auch Sport, Meditation und tausend andere Sachen können helfen. Vor allem Reden hilft mir auch ganz oft. Sich austauschen. (Geteiltes Leid ist halbes Leid)

Ich würd dir gerne sagen, du bist jung und ein nicht bestandenes Examen ist nicht dramatisch. Dabei ist ja noch nichtmal klar ob du es bestehst oder nicht.
Denn das schlimmste was dir persönlich passieren kann, ist, dass du stirbst. (Meiner Meinung nach kann einem nichts schlimmeres passieren)
Und selbst da, ist die Frage nicht ganz beantwortet, ob es wirklich das schlimmste ist.
Es fühlt sich natürlich vieles dramatisch an. Ist auch in Ordnung. :)
Ich weiss auch, dass ich dir deine Zweifel und Sorgen nicht wegreden kann.

Deine fachlichen Fähigkeiten kann ich leider nicht beurteilen. Das Gefühl nicht Examensbereit zu sein scheint aber auch normal zu sein.
Aber vllt können dir dazu andere bessere Ratschläge geben.

Was das gefühlt angeht dumm zu sein aber: das hat auch eine gewisse Normalität.
Die Dosis macht aber das Gift. Ein gesunder Zweifel und Selbstreflektion ist wichtig.
Wenn du dich für den klügsten halten würdest, wäre das ärgerlich. Dann gibts nichtsmehr zu lernen.

Wenn du reden möchtest, kannst du dich gerne bei mir melden.
Ich bin juristisch nicht der fachlich beste, aber ich kann mich gut in dich reinversetzen.
Motorola
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Re: Examensschiss

Beitrag von Motorola »

OrangensaftEddy hat geschrieben: Sonntag 14. Februar 2021, 00:29 Ja, der psychische Druck ist normal.
Das Examen steht dabei dabei nur als Symbol.
Dahinter verbigt sich eine Bandbreite an Gefühlen und Gedanken.
Es spielt auch keine Rolle ob es das juristische Examen, das Lehramtsexamen ist oder die Abschlussprüfug zur Gas-Wasser-Abschlussprüfung ist.

Angst ist auch kein per se "schlechtes" Gefühl, sondern hat eine Warnfunktion.
Manchmal übertreibt diese Warnfunktion und es lähmt einen.
Natürlich hast du Zeit, Geld und Nerven bisher in das Studium gesteckt. Die Vorstellung dann das Examen nicht zu bestehe ist nicht schön.
Über deine Gedanken geht es in deine Gefühlswelt und bestimmt dann deine Realität.

Mit Stress und Ängsten umzugehen folgt aber immer änlichen Mustern, je nach Intensität.
Meine Lieblingsmethode ist sich der Angst zu stellen und mindenstens dreimal tief durchatmen. :) Aber auch Sport, Meditation und tausend andere Sachen können helfen. Vor allem Reden hilft mir auch ganz oft. Sich austauschen. (Geteiltes Leid ist halbes Leid)

Ich würd dir gerne sagen, du bist jung und ein nicht bestandenes Examen ist nicht dramatisch. Dabei ist ja noch nichtmal klar ob du es bestehst oder nicht.
Denn das schlimmste was dir persönlich passieren kann, ist, dass du stirbst. (Meiner Meinung nach kann einem nichts schlimmeres passieren)
Und selbst da, ist die Frage nicht ganz beantwortet, ob es wirklich das schlimmste ist.
Es fühlt sich natürlich vieles dramatisch an. Ist auch in Ordnung. :)
Ich weiss auch, dass ich dir deine Zweifel und Sorgen nicht wegreden kann.

Deine fachlichen Fähigkeiten kann ich leider nicht beurteilen. Das Gefühl nicht Examensbereit zu sein scheint aber auch normal zu sein.
Aber vllt können dir dazu andere bessere Ratschläge geben.

Was das gefühlt angeht dumm zu sein aber: das hat auch eine gewisse Normalität.
Die Dosis macht aber das Gift. Ein gesunder Zweifel und Selbstreflektion ist wichtig.
Wenn du dich für den klügsten halten würdest, wäre das ärgerlich. Dann gibts nichtsmehr zu lernen.

Wenn du reden möchtest, kannst du dich gerne bei mir melden.
Ich bin juristisch nicht der fachlich beste, aber ich kann mich gut in dich reinversetzen.
+1

Was das Fachliche angeht, so ging es mir bis vor einem halben Jahr genauso. Ich konnte keinen einzigen Fall eigenständig lösen. Ich kann dir deshalb nur raten, ab sofort möglichst viele Originalklausuren zu skizzieren. Am Anfang wird dir das schwer fallen und du wirst wahrscheinlich einfach nur gefrustet sein. Jedoch geht es dabei nicht darum möglichst die Lösungsskizze zu treffen, sondern erstmal nur "zu machen" (von mir aus auch mit danebenliegendem Schema/Skript). So wirst du schnell bestimmte Strukturen erkennen, die immer wieder auftauchen und dir das Lösen auch unbekannter Fälle erleichtern.

Diesbezüglich kann ich dir nur ein JuS-Abo empfehlen. Die haben hunderte (Original-)Klausuren zu jedem Fachgebiet und Unterthema, geordnet nach Schwierigkeit. Wenn du ab sofort täglich (!) mindestens eine solche Klausur löst, wird der Erfolg nicht lange auf sich warten lassen! Glaub mir, mir ging's nämlich auch so.
OrangensaftEddy
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Re: Examensschiss

Beitrag von OrangensaftEddy »

Ja super, schön. Das sind doch aufbauende Worte von Motorola!
Und Bafög gibts auch noch bis Ende des Jahres! \:D/
Weltraumbaer
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Re: Examensschiss

Beitrag von Weltraumbaer »

Hallo Bade1986,

das Gefühl alles zu können und doch nichts zu können und irgendwie weiß man und irgendwie ist alles dem Untergang geweiht. Die absoluten Standardgefühle des Jura-Studiums. Hundertmal erlebt und gelebt und ich bin hundert prozentig sicher, dass ich ebenfalls irgendwann diese Gefühle durchleben werde, spätestens einen Tag vor dem Examen. Einige vor mir haben es schon gesagt: Angst ist natürlich ein unangenehmes Gefühl, welches einen lähmen kann, aber auch jemanden anspornen kann. Ich habe 2016/2017 einfach nichts mehr hinbekommen und mein gesamtes Studium war eine einzige Katastrophe und ich habe die gesamte Gefühlspalette von Existensängsten, Exmatrikulation und Selbstmordgedanken durchgemacht, bis ich eine scheinbar verkackte Prüfung doch bestand und mir klar wurde, dass das Studium machbar ist und eben nicht so schwer und das meine Panik und lähmende Angst von daher rührte, dass ich fundamentale Probleme im Leben hatte und und meine Pläne und Vorstellungen mit der Realität nicht in einklang waren und das nur weiter meinen Teufelskreislauf aus Angst und Panik füllte. Mein Rat mag etwas oberflächlich und ignorant erscheinen, aber es ist meine zentrale Devise für's Studium und wahrscheinlich darüber hinaus: Fehlschläge und Versagen sind unausweichlicher Bestandteil des Lebens. Niemand kann dir garantieren, dass du das Examen bestehen wirst und niemand kann dir sagen, das dein Wissen ausreichend sein wird. Egal was passieren mag, lasse dich niemals von deiner Angst und Panik überwältigen und in Lethargie verfallen in der Hoffnung es werde dadurch besser, weil es nicht dadurch besser wird. Durchatmen und sich selbst gegenüber ehrlich sein und Fehler finden und weitermachen und es nochmal versuchen, egal wie oft man auf's Maul fliegt.

Quicktipps: durchatmen und klarmachen, dass das Examen kein Hexenwerk ist. @Motorola hat wohl die fachlich beste Antwort gegeben und du solltest dich danach richten. Langfristig empfehle ich Routine in den Tag zu bringen und ein Ventil zum Stressabbau zu finden.
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