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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Montag 6. November 2017, 19:15
von Tobias__21
Wenn nicht viel passieren kann, warum nicht? Sogar ich habe mal einem Stinkstiefel von FFW Anwalt einen gepfefferten Brief für meinen Bruder geschrieben, als der mit Klage gedroht hat. Des Spaßes wegen hätte ich das meinen Bruder sogar vor dem AG mit vorheriger Instruktion ohne Anwalt ausfechten lassen :D :D Es kam aber nie wieder was.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Montag 6. November 2017, 19:18
von Einwendungsduschgriff
Tibor hat geschrieben:...
Es geht nicht um die Familienbeziehung. Die mag super sein, aber ich möchte niemals meine eigene Familie in juristischen Problemen vertreten oder beraten. Gar keine Angst vor Haftungsansprüchen - das ist nun wirklich Käse, lieber Tibor -, sondern ich möchte, dass jemand anderes haftet, nämlich jemand, der Geld dafür bekommt und einen entsprechenden Vertrag nebst dazugehörigerer Versicherung abgeschlossen hat.

Meine Oma kann mir ganz lange einen husten. Ich werde ihr erklären, dass ich das nicht mache. Das mag mir auf die Füße fallen in der Familie, aber wenn sie beratungsresistent ist, soll mir ihr Husten schnuppe sein. Mich in irgendetwas einlesen: kein Weg. Mein Vater bastelt mir auch trotz Kompetenz kein umfassendes optoelektronisches System für meine Wohnung. Meine Mutter kuriert auch nicht meine Zähne. Meine andere Familienangehörigen lassen mich auch nicht verantwortungsfrei an ihrem Wissen und ihrer spezifischen beruflichen Kompetenz wahrnehmen. Alles würde ich zugleich niemals anfragen. Ich würde sogar jegliche Bemühungen ablehnen.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Montag 6. November 2017, 19:24
von Tobias__21
Ein Mann mit Prinzipien :)

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Montag 6. November 2017, 20:20
von Tibor
Und gibt es für dich keine Fälle, in der eine Sekundärhaftung nicht eigentlich ausgeschlossen ist, weil die Sache a) Sonnenklar oder b) selbst bei einem Fehler noch leicht reparabel ist (bspw w.o. mit Gang zum kostenfreien SG, wenn der WS nicht erfolgreich war)?

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Montag 6. November 2017, 20:28
von Muirne
Bei uns wird auch geholfen, ich finde das ganz natürlich und es hat doch auch etwas schönes. Mein Vater macht alles, was mit Elektrik, Geld, Autos und sonstigen Reparaturen zusammenhängt, mein Bruder ist insbesondere für Autos und Umzüge da und ich halt für den rechtlichen Kram.
Ich helfe auch meinen alten Nachbarn von früher, bei denen ich als Kind/Jugendliche oft war. Wenn ich denen helfen kann, indem ich dem Vermieter einen Brief schreibe, dann kann ich eben bisschen was zurück geben. Ehrensache.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 07:44
von Einwendungsduschgriff
Natürlich helfe ich auch, aber eben nicht mit konkreten juristischen Tätigkeiten. Ich müsste mich wahrscheinlich auch in fast alles einlesen, da mein fachlicher Beritt für einen Menschen in meinem familiären Umfeld unnütz ist. Aus dem Zivilrecht habe ich zum Beispiel alles vergessen, was irgendwie relevant sein könnte (Familienrecht, Erbrecht, Miete, Verträge/Widerrufsrechte, rund ums Haus etc.). Staatshaftungsrecht geht noch irgendwie, aber wird hoffentlich selten relevant. Liegt vielleicht auch etwas an der Familienkultur: beide Eltern kommen aus Berufen, wo man wenig nachschaut, sondern das gerade sich stellende Problem mit dem aktiven Wissen und der Praxiserfahrung sofort löst. Deswegen hatmeine Aussage "Müsste ich nachgucken oder mich richtig einlesen." früher zu staunender Verwunderung gesorgt hat.

Manches Mal gibt es auch ungeahnte Talente: mein Vater hat sich letztlich - bedingt durch seine ehrenamtliche Tätigkeit - in ein pflege-/heimrechtliches Thema vertieft. Er hatte keine Literatur zur Verfügung, lediglich den Text und die Gesetzesbegründung. Er erzählte mir dann, wie er die Rechtslage versteht. Ich habe zunächst nichts gesagt, da ich zur genau gegenteiligen Auffassung gekommen wäre. Nach einem kurzen Nachschlagen: er hatte Recht. Und zwar klar.

Mal im Garten helfen etc.: kein Ding. Wobei ich weder tapezieren/malern kann noch irgendwelche sonstigen baulichen Aufgaben verrichten - das Höchste der Gefühle ist eine Lampe an den Strom anzuschließen. Ich kann mich aber freilich auch nicht daran erinnern, dass meine Eltern jemals auf die Idee gekommen wären, selbst zu streichen o. Ä. Dann lieber einmal weniger in den Urlaub.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 08:30
von Liz
Oftmals geht es ja auch nur um die reine Formulierungshilfe und Beachtung einiger Dos and Don‘ts. Und da ist es sicherlich sinnvoller, wenn das juristisch vorgebildete Familienmitglied das macht und ggf. mal sicherheitshalber ins Gesetz und in den Kommentar schaut, als wenn irgendwas wenig Durchdachtes rausgeht oder für einen Bagatellfall gleich der Anwalt zu bezahlen ist.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 09:10
von Einwendungsduschgriff
Ich kann das nachvollziehen, aber mein Stil wäre es nicht und da ich etwas entweder ganz oder gar nicht mache überwiegen hier meine Prinzipien. Es mag sinnvoller sein, aber ich weiß nicht, ob ich da wirklich ein Vorteil wäre - das muss jeder für sich entscheiden. Nicht falsch verstehen: ich kann solche Texte wahrscheinlich besser formulieren als meine Familienangehörigen, aber meinereiner hat größten Respekt vor familiär-emotional bedingten Blindheitsmustern und ich würde mich bei einer kritischen Selbstreflexion immer dabei ertappen, in diese Blindheitsmuster zu geraten. Wer diese Blindheitsmuster nicht befürchtet oder sie bändigen kann: go for it!

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 09:39
von Liz
Das mag ja jeder halten, wie er möchte. Aber emotionale Verwicklungen habe ich nun wirklich nicht, wenn ich dem Mieter meiner Oma schreibe (bzw für sie das Schreiben vorformuliere) "nein, ist nicht". Damit ist nämlich in aller Regel das Thema auch vom Tisch, insbesondere wenn dem gegnerischen Anwalt klar wird, dass er es nicht nur mit einer alten Dame zu tun hat, die er möglicherweise mit etwas Show außergerichtlich einschüchtern kann.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 09:42
von Einwendungsduschgriff
Prima, wenn Du das für Dich ausschließen kannst. Respekt. Ich kann das nicht. So richtig weiß ich aber nicht, ob Du meinen Post verstanden hast. Mir ging es darum, dass ich wahrscheinlich anders agieren werde - sowohl hinsichtlich der Rechtsansicht wie auch den Formulierungen -, wenn ich persönlich mit dem "Mandanten" verbunden bin. Und das gilt es auszuschalten, um meinem Stil treu zu bleiben.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 09:55
von immer locker bleiben
Einwendungsduschgriff hat geschrieben:
Tibor hat geschrieben:...
Es geht nicht um die Familienbeziehung. Die mag super sein, aber ich möchte niemals meine eigene Familie in juristischen Problemen vertreten oder beraten. Gar keine Angst vor Haftungsansprüchen - das ist nun wirklich Käse, lieber Tibor -, sondern ich möchte, dass jemand anderes haftet, nämlich jemand, der Geld dafür bekommt und einen entsprechenden Vertrag nebst dazugehörigerer Versicherung abgeschlossen hat.
Das macht nur dann Sinn, wenn es a) um etwas geht, von dem Du wirklich selbst nichts verstehst und b) die Summen für Haftungsüberlegungen groß genug sind. Denn: so eine Anwaltshaftung muss erst mal durchgesetzt werden, viel Spaß dabei.

Der eigentliche Grund dafür, dass man die eigene Familie nicht beraten möchte, liegt daran, dass Familienmitglieder und Freunde oft mit aufwendigem Nonsense kommen. Das aber kann man der Familie dann auch genau so sagen: "Hör' zu, das bringt nichts, der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Problem ..."

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 10:42
von Schlumpfi
Irgendwie scheinen Eure Familienmitglieder teilweise streibarer zu sein als meine. :-w Bei mir waren meine Aktivitäten in 11 Jahren Volljuristendasein 4 mal gefragt, davon 2 mal in den letzten zwei Wochen. Und einmal hab ich meine Beratung praktisch aufgedrängt (Spontanberatung § 14 SGB I analog ;) ), weil meine Eltern im Leben nicht drauf gekommen wären, dass man in dem Fall was machen könnte - bringt meinem Vater jetzt immerhin ein dreistelliges Plus bei der Rente.

Im vierten Fall handelte es sich um einen Erbschaftsstreit. Ich geb zu, da waren alle Probleme vorhanden, die Einwendungsduschgriff anführt. Hohe emotionale Verwicklungen, Einarbeiten in ein schwieriges Thema, komplexer Sachverhalt. Im gerichtlichen Verfahren hätten meine Eltern eh einen Fachanwalt gebraucht. Nur letztlich war es da ein Vorteil, dass das Gegenüber (mein Onkel => Lehrer! =; ) die Gelegenheit bekommen hat, den Ernst der Lage zu unterschätzen, weil eben kein Rechtanwalt aktiv war, sondern nur die Tochter seines kleinen Bruders.

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 12:37
von jurabilis
Wenn man in einem deutschen Juristenforum in eine Verteidigungshaltung gedrängt wird, weil man ein Mann von Prinzipien ist, mache ich mir langsam Sorgen um die Welt :D

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 13:47
von thh
Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Ich finde das ja rürig und wenn man sich als Staatsdiener mal zehn Minuten Zeit nimmt, fallen einem doch - selbst auf dem eigenen Expertengebiet - schnell mindestens zwei/drei Rechtsanwälte ein, die das besser können
Hm ... nein, ganz so würde ich das nicht unterschreiben.
Einwendungsduschgriff hat geschrieben:und vor allem Erfahrung in der Beratung haben und dann dafür haften.
Das allerdings fraglos.

Wobei ich auf meinem "Expertengebiet" aus anderen Gründen kaum Angehörige (Freunde, ...) vertreten kann. :)

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Verfasst: Dienstag 7. November 2017, 14:06
von Honigkuchenpferd