Jurawelt-Forum

Thh: ich meinte das nicht relativ zu Kindern in Familien oder zu früher, sondern im verhältnis dazu dass man sie besser schützen könnte. Mir ist schon klar dass sich seit den 50ern auf allen Ebenen ein bisschen was getan hat.

Ara: da kann man ja auch gerne drüber diskutieren. Ist nicht mein Thema, bin ich nicht drin, aber ich bin was Datenschutz angeht grdsl sehr streng insofern kann ich mir auch vorstellen dass wir da auf einen Nenner kommen und du auch gute Argumente hast. Etwas nervig und unangebracht finde ich aber direkt das unterstellen von Missionen und diffusen Gefühlen wenn es um diese Themen geht.

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Das dass kein sexueller Mißbrauch ist, ist klar. Wenn wir die Diskussion auf die Kategorien des Strafrechts beschränken wollen, ok. Ich denke aber, dass diese Geschichte zeigt, dass da doch so einiges läuft, was grenzwertig ist, wenn auch nicht strafbar. Und ich denke auch, dass von einem solchen Verhalten bis zu einem tatsächlich strafbaren Verhalten nicht mehr weit ist. Aber ich will da auch den ganzen harmlosen Perversen kein Unrecht tun. Mag sein, dass es nur creepy ist und auch die Creeps ihre Grenzen kennen

Das hab ich auch nirgends geschrieben, Ara. Dass das sexueller Missbrauch sei. Was du an me too nicht verstehst ist dass auch die Leute das nicht behaupten wenn sie sowas schreiben, du es aber immer rein liest.
Das sind lediglich Vorkommnisse die nicht vorkommen sollten und vor denen man Kinder schützen sollte. Nichts was mich traumatisiert hat. Aber sicher auch nichts bei dem ich bei meinem Kind die Schultern zucken würde.

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Tobias__21 hat geschrieben:

Muirne hat geschrieben:Tobias: ja ich kenne auch kaum jemanden der keine stories erzählen kann. Schon strange. Mir ist meine Geschichte auch erst letztens wieder eingefallen. Da wollte der Betreuer dass ich aus so ner abgeschlossenen duschkabine raus komme weil ich plötzlich kochen sollte obwohl er zum verabredeten Zeitpunkt nicht da war und ich bei ner anderen Betreuerin gefragt hab ob ich dann noch duschen kann. Hat getobt und geschrien. Ich sag ihm immer wieder ich kann grad nicht raus kommen weil ich direkt unter der Dusche stehe. Offensichtlich. Hat ihn null interessiert. Er hat geschrien, gegen die Tür geschlagen und wollte sie dann mit einem Geldstück öffnen. Zum Glück war die Hebelwirkung auf meiner Seite, sodass ich das verhindern konnte. Ich war da noch echt jung. Strange Menschen.

Krass, sowas ähnliches hatte meine Freundin neulich auch. Irgendwie eine Art Flashback. Ihr ist eingefallen, dass sie im Alter von 14 mal länger bei einer Freundin übernachtet hatte. Irgendwann kam der Vater der Freundin zu ihr und hat sie gefragt, ob schon mal ein Arzt ihre Brust abgetastet hat, von wegen Brustkrebs und so weiter. Sie hat das verneint und er hat dann gemeint, er könne das übernehmen, das wäre wichtig. Und so geschah es dann auch. Er war übrigens tatsächlich Arzt.

Sie hat jetzt deswegen keinen Knacks. Aber ich fand es schon richtig krass und abartig. Und irgendwie muss sie das ja verdrängt haben, dass das jetzt auf einmal kam. Sie meinte dann nur, sie glaubt, dass es kaum ein Mädchen gibt, das in dieser Hinsicht nicht auch was zu berichten hätten. Ich glaub langsam auch, dass sie mit der Einschätzung wohl leider Recht hat....

Sehr krass...
Und ja, Einzelfälle sind das leider nicht.

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thh hat geschrieben:

Quantensprung hat geschrieben:"Ergebnis eines über Jahre angelegten Dialog-Prozesses zwischen Bundesregierung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft"

Bin ich der einzige, der eine solche Formulierung für ein zuverlässiges Warnzeichen im Hinblick auf die Qualität solcher Berichte hält?

(Was ist "Zivilgesellschaft"? Warum bedarf es eines "Dialog-Prozesses" zwischen der Bundesregierung, der "Zivilgesellschaft" und der Wissenschaft - wäre es nicht sinnvoller, solche Fragen schlicht wissenschaftlich zu untersuchen?)

Weil es sich um eine völkerrechtliche Verpflichtung Deutschlands handelt. Darum.

Ich würde übrigens auch mal sexuell belästigt:

Ich bin nach einer durchzechten Nacht in einer Gaybar gelandet, die noch offen hatte. Nach ein paar Kurzen an der Theke hat mir auf einmal jemand seine Hand in die Hose gesteckt, aber so richtig. Ich habs verkraftet und der Typ hat auch überlebt

Ich will damit jetzt nichts bagatellisieren oder so, aber als kleine Aufheiterung zwischendurch, bevor die Stimmung wieder kippt

Quantensprung hat geschrieben:

thh hat geschrieben:(Was ist "Zivilgesellschaft"? Warum bedarf es eines "Dialog-Prozesses" zwischen der Bundesregierung, der "Zivilgesellschaft" und der Wissenschaft - wäre es nicht sinnvoller, solche Fragen schlicht wissenschaftlich zu untersuchen?)

Weil es sich um eine völkerrechtliche Verpflichtung Deutschlands handelt. Darum.

Das beantwortet die Frage - allerdings nicht die nach dem Wert des Ergebnisses ...

Muirne hat geschrieben:Thh: ich meinte das nicht relativ zu Kindern in Familien oder zu früher, sondern im verhältnis dazu dass man sie besser schützen könnte.

Dann ist die Formulierung aber etwas missverständlich. "Kinder werden in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen kaum gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch geschützt" ist ein ganz anderer Spin als "Kinder werden kaum gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch geschützt, auch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen" oder "Kinder werden kaum gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch geschützt, in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen aber etwas besser als anderswo".

Tobias__21 hat geschrieben:Ich würde übrigens auch mal sexuell belästigt:

Ich bin nach einer durchzechten Nacht in einer Gaybar gelandet, die noch offen hatte. Nach ein paar Kurzen an der Theke hat mir auf einmal jemand seine Hand in die Hose gesteckt, aber so richtig. Ich habs verkraftet und der Typ hat auch überlebt

Ich will damit jetzt nichts bagatellisieren oder so, aber als kleine Aufheiterung zwischendurch, bevor die Stimmung wieder kippt

Richtig in die Hose rein? Hast ihm hoffentlich eine gegeben?
Begrapscht wurde ich auch schon mal.

Aber ne Frau wollte mich auch schon zwingen sie zu küssen. hat mich dann beschimpft als ich sie mehrmals abgewehrt hab. war aber eher harmlos.

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thh hat geschrieben:

Muirne hat geschrieben:Thh: ich meinte das nicht relativ zu Kindern in Familien oder zu früher, sondern im verhältnis dazu dass man sie besser schützen könnte.

Dann ist die Formulierung aber etwas missverständlich. "Kinder werden in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen kaum gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch geschützt" ist ein ganz anderer Spin als "Kinder werden kaum gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch geschützt, auch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen" oder "Kinder werden kaum gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch geschützt, in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen aber etwas besser als anderswo".

Da hast du natürlich völlig recht. Es war auch ohne intensives nachdenken geschrieben und sollte mehr als platzhalter für den link dienen. was wasserdichtes zu formulieren war in dem moment nicht meine Absicht

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Muirne hat geschrieben:

Tobias__21 hat geschrieben:Ich würde übrigens auch mal sexuell belästigt:

Ich bin nach einer durchzechten Nacht in einer Gaybar gelandet, die noch offen hatte. Nach ein paar Kurzen an der Theke hat mir auf einmal jemand seine Hand in die Hose gesteckt, aber so richtig. Ich habs verkraftet und der Typ hat auch überlebt

Ich will damit jetzt nichts bagatellisieren oder so, aber als kleine Aufheiterung zwischendurch, bevor die Stimmung wieder kippt

Richtig in die Hose rein? Hast ihm hoffentlich eine gegeben?
Begrapscht wurde ich auch schon mal.

Aber ne Frau wollte mich auch schon zwingen sie zu küssen. hat mich dann beschimpft als ich sie mehrmals abgewehrt hab. war aber eher harmlos.

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Ja, richtig. Ich hatte so weite Baggy an. Er ist richtig an den kleinen (ähhh großen ) Tobias ran Geschossen hab ich ihm keine, der war sternhagelvoll. Ich hab ihm aber klar gemacht, dass ich hetero bin und dass das nicht geht. Dann meinte er nur: "Ach, wir sind da wohl etwas anders drauf als ihr Heten" Darauf gabs dann erstmal ne Runde Schnaps.

^^

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Muirne hat geschrieben: Und entschuldigung aber natürlich sind erweiterte Führungszeugnisse in diesem Bereich nichts was ich überflüssig finde, nur um ja mehr Leute anzulocken.

Das Argument verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht: ja, es ist vielleicht Aufwand, der abschrecken mag, aber wenn dafür jemand, der bislang "nur" mit einer kleinen KiPo-Sammlung aufgefallen ist, nicht ohne Weiteres mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten kann und hierdurch in die Lage versetzt wird, zu ihnen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, was später ggf zu einem Missbrauch oder verstörenden, übergriffigen Verhaltensweisen (und dazu gehört sicherlich auch Muirnes Duschgeschichte, weil es eben nicht bei der bloßen Nachfrage blieb, warum sie jetzt dusche anstatt zu kochen) ausgenutzt werden kann, ist es das m. E. wert.

Liz hat geschrieben:

Muirne hat geschrieben: Und entschuldigung aber natürlich sind erweiterte Führungszeugnisse in diesem Bereich nichts was ich überflüssig finde, nur um ja mehr Leute anzulocken.

Das Argument verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht: ja, es ist vielleicht Aufwand, der abschrecken mag, aber wenn dafür jemand, der bislang "nur" mit einer kleinen KiPo-Sammlung aufgefallen ist, nicht ohne Weiteres mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten kann und hierdurch in die Lage versetzt wird, zu ihnen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, was später ggf zu einem Missbrauch oder verstörenden, übergriffigen Verhaltensweisen (und dazu gehört sicherlich auch Muirnes Duschgeschichte, weil es eben nicht bei der bloßen Nachfrage blieb, warum sie jetzt dusche anstatt zu kochen) ausgenutzt werden kann, ist es das m. E. wert.

Isses das auch wert wenn dadurch 50 andere Helfer abgeschreckt werden (sei es weil sie nicht unter Generalverdacht stehen wollen oder sonstigen Kleinkram drin stehen haben, für den sie sich schämen), dadurch das Betreuungsangebot dünner wird und die Jugendliche statt in offizielle Einrichtungen ihre Zeit unkontrolliert in der Wohnung von irgendwelchen Typen verbringen?

Ich halte das erweiterte Führungszeugnis als konkretes Beispiel auch nicht wirklich für ein großes Problem (ich denke es bringt aber auch keinen weiteren Schutz), aber man muss über so Punkte nachdenken. Vor allem muss man aber honorieren, dass in den letzten Jahren viel gemacht wurde.

Ara hat geschrieben: Isses das auch wert wenn dadurch 50 andere Helfer abgeschreckt werden (sei es weil sie nicht unter Generalverdacht stehen wollen oder sonstigen Kleinkram drin stehen haben, für den sie sich schämen), dadurch das Betreuungsangebot dünner wird und die Jugendliche statt in offizielle Einrichtungen ihre Zeit unkontrolliert in der Wohnung von irgendwelchen Typen verbringen?

Ich glaube kaum, dass 50 andere, ernsthaft interessierte Helfer dadurch abgeschreckt werden. Und es verdeutlicht jedenfalls für alle, dass sie mit einem solchen Ehrenamt eine besondere Verantwortung für andere Menschen übernehmen und daher besondere Anforderungen an die persönliche Verlässlichkeit gestellt werden - und zu sonstigem „Kleinkram“ könnte man ja auch einfach stehen.

Ich halte das erweiterte Führungszeugnis als konkretes Beispiel auch nicht wirklich für ein großes Problem (ich denke es bringt aber auch keinen weiteren Schutz), aber man muss über so Punkte nachdenken. Vor allem muss man aber honorieren, dass in den letzten Jahren viel gemacht wurde.

Natürlich ist ein sauberes erweitertes Führungszeugnis keine Garantie dafür, dass nichts passiert. Aber es ist ein gutes Mittel, um die Personen zu identifizieren, die in dieser Hinsicht bereits einmal strafrechtlich in Erscheinung getreten sind und damit potentiellerweise Wiederholungstäter sind. Die Schlagzeile „12-Jährige von mehrfach einschlägig vorbestraften Jugendbetreuer vergewaltigt“ ist jedenfalls vermeidbar. Und ja, es ist in den letzten Jahren sicherlich einiges passiert, aber im Hinblick auf Verhalten der Kategorie „creepy“ (nur weil etwas nicht strafbar ist, heißt ja nicht, dass ein solches Verhalten von Vertrauenspersonen gegenüber Jugendlichen oder Kindern ernstlich akzeptabel ist) scheint mir durchaus noch ein gewisser Handlungsbedarf zu bestehen. Es muss letztlich ein breites Bewusstsein dafür bestehen, was geht und was eher nicht geht, und es muss entsprechende Strukturen geben, innerhalb derer ein übergriffiges Verhalten - auch unterhalb der Strafbarkeitsschwelle - thematisiert werden kann.