Umfrage: Was spricht Eurer Meinung nach für den Anwaltsberuf?

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Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Stimmt.


Der Thread heißt übrigens "Was spricht FÜR den Anwaltsberuf".

Nicht: "Warum ich kein Anwalt werden will".
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

Volki hat geschrieben:Um mal zurück zum Thema zu kommen: Auch meiner Meinung nach, und nach der ist ja gefragt, spricht nichts für den Anwaltsberuf. Rein gar nichts. Nada. Niente.

Gründe:

Es existieren meiner Erfahrung nach lediglich vier Typen von Anwälten, ich wäre ganz sicher keiner davon.

Die einen sind es schon ewig und drei Tage, haben zu einer Zeit Examen gemacht, als das Wünschen noch geholfen hat und können sich, angesichts ihres erfolgreich laufenden Anwaltsnotariats, keinen abwechslungsreicheren, stressigeren, herausfordernderen Beruf vorstellen. Im Gespräch zwischen den Terminen erzählen sie immer von den "armen jungen Kollegen" und wie gut man es doch hat, schon seine Schäfchen im Trockenen zu haben.

Die anderen wären viel lieber Richter geworden oder hätten wenigstens "was mit Medien" (hilfsweise: "was mit Umweltschutz") gemacht. Ging leider beides nicht: Examina dumm gelaufen, Auftreten großkotzig, schriftlicher Ausdruck mangelhaft. Sitzen nun mit Wohnzimmerkanzlei in der Großstadt, tun vergnügt und beschäftigt, verstecken sich aber auf dem Klo, wenn Sie mit Runde ausgeben dranwären und sind in wirklichkeit kreuzunglücklich.

Die dritten hätten Richter werden können (denken sie jedenfalls), sind aber "vom Staat" aus dem Ref so abgetörnt (alleine schon dieses Linoleum auf den Fluren. Und wie der Putz bröckelt. Und diese Beamtenärsche. Und null Beförderungsperspektive. Ein mal R1, immer R1, wer will das schon). Arbeiten jetzt angestellt in einer Großkanzlei und können sich keinen lukrativeren, abwechslungsreicheren, stressigeren, herausfordernderen Beruf vorstellen.

Die vierten wollten nie etwas anderes werden. Und zwar Wald und Wiesen in der Kleinstadt. Selbst arbeiten und ständig, das liegt ihnen im Blut. Sie können sich keinen abwechslungsreicheren, stressigeren, herausfordernderen Beruf vorstellen. Und so wie sie es angehen, wird es irgendwann auch sicher lukrativ.
=D>
wenigstens einer ;-)
Manolaw hat geschrieben:Stimmt.


Der Thread heißt übrigens "Was spricht FÜR den Anwaltsberuf".

Nicht: "Warum ich kein Anwalt werden will".
wer wird denn so am wortlaut kleben.... immer noch auf krawall gebürstet?
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j 20.07.07
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j_laurentius
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Beitrag von j_laurentius »

Hallo Volki,

auf mich trifft aber keine Deiner Charakterisierungen zu ;-)

Viele Grüße, Jana
raskolnikov
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Beitrag von raskolnikov »

Klischees über Klischees. Ich bin übrigens freiwillig Anwalt geworden, mache meine Arbeit sehr gerne, sitze in einem schönen Büro und verdiene nebenbei auch noch besser als ein Richter. Deshalb finde ich, es spricht nichts für den Staatsdienst!
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Volki
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Beitrag von Volki »

Jana: Würde sagen, klarer Fall von Kategorie vier, m.E. ohnehin die sympathischste Kategorie.

Raskolnikow: Kategorie drei? Freut mich, sage ja nicht, dass das schlecht ist, sage nur, dass ich das nicht als erstrebenswert ansehe.

Manolaw: Die Frage nach dem Dafür impliziert stets auch und beantwortet sich oft über die Frage nach dem Dagegen. Zumal: Jetzt melden sich ja die konstruktiven Befürworter. QED.
Die Robe ist über der Kleidung zu tragen.
--
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Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Volki hat geschrieben:Manolaw: Die Frage nach dem Dafür impliziert stets auch und beantwortet sich oft über die Frage nach dem Dagegen.
Na klar. Die Antwort "nichts spricht dafür" beeinhaltet schon 'ne Menge Pro-Argumente. :D


Ich finde es etwas erstaunlich, wie negativ der Anwaltsjob hier gesehen wird. Viel negativer ist mir im gesamten Referendariat der Staatsdienst aufgefallen. In irgendeinem Dezernat seine Pensen abarbeiten zu müssen, erscheint mir alles andere als erstrebenswert. Ich glaube auch nicht, dass das juristisch tatsächlich anspruchsvoller ist als die Anwaltstätigkeit (sofern man sie denn wirklich ernst nimmt). Und überhaupt: Wer will schon Schiedsrichter sein, wenn er selber spielen kann?
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Beitrag von schlafkatze »

Manolaw hat geschrieben:Wer will schon Schiedsrichter sein, wenn er selber spielen kann?
und wenn der schiri pfeift, hat der spieler zu kuschen ;-)
"herr anwalt, ich muß ihnen leider mitteilen, daß sich die kammer ihrer ansicht nicht anschließen kann". ach, ich freu mich schon ....
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j 20.07.07
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Meiner Ansicht nach sprechen gegen den Anwaltsberuf (zumindest als angestellter Anwalt): Chefs.
Zumindest solche, nach deren Pfeife man zu tanzen hat (persönlich keine wirklich schlechten Erfahrungen gemacht, da selber nur wiss. Mit., aber von vielen Anwälten so mitbekommen).

Eindeutiger Pluspunkt für den Richterdienst,

der "Wenn-Anwalt-dann-hoffentlich-Kategorie-3" SpVGG
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Beitrag von schlafkatze »

SpvGG Jung und Schück Rul hat geschrieben:Meiner Ansicht nach sprechen gegen den Anwaltsberuf (zumindest als angestellter Anwalt): Chefs.
Zumindest solche, nach deren Pfeife man zu tanzen hat (persönlich keine wirklich schlechten Erfahrungen gemacht, da selber nur wiss. Mit., aber von vielen Anwälten so mitbekommen).
das ist wirklich ein punkt. das hab ich gerade bei ner ganz guten freundin von mir mitbekommen, die erst 1,5 jahre "zum geldverdienen" bei ner großkanzlei gearbeitet hat und jetzt als richterin am lg angefangen hat. sie meinte zwar, die arbeit wär auch nicht weniger, aber man muß erstens nicht dauernd rechenschaft darüber bei irgendjemand, und sei es nur ein zeiterfassungsystem, ablegen, und könne sich zweitens das wann und wo selbst aussuchen. das argument entfällt natürlich beim einzelkämpferanwalt.
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j 20.07.07
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Beitrag von strafrechtler »

Na hier ist ja was los ...

Also ich weiß noch nicht, was ich später (nach meiner Diss) machen will. Es kommt mir sehr seltsam vor, dass der Staatsdienst hier pauschal mit hohem Niveau gleichgesetzt wird ... also in bezug auf meine KfH-Zeit kann ich das bestätigen, aber ansonsten scheint es mir individuell zu sein mit ähnlicher Streubreite wie im Anwaltsberuf.

Der Vorteil des Anwaltsberuf ist für mich genau der, den der Threadersteller genannt hat: Man kann (mehr oder weniger) auf dem Gebiet anfangen, auf dem man arbeiten möchte. Als Richter in einer Wirtschaftsstrafkammer oder gar als Vorsitzender einer KfH wird man bekanntlich nicht geboren. Der Nachteil ist der, dass man keinen sicheren Job hat. Ich kann mir weiterhin beides vorstellen und habe mich noch nicht entschieden.
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Beitrag von raskolnikov »

Mich wundert es auch, wie negativ manche hier die Anwälte betrachten. Klar hab ich einen Chef, dem ich Rechenschaft ablegen muss. Und manchmal ist das sicher auch sehr nervig. Aber: Ohne Chef arbeitet man ja nur als Richter. Bei der StA etwa steht man nicht weniger unter Kontrolle als in einer Kanzlei. Ein Richter am LG ist dem Gesetz nach zwar frei. Tatsächlich aber übt der oder die Kammervorsitzende natürlich Einfluss auf ihn aus. Wer einmal R 2 kreigen will, muss schon so arbeiten, wie der Vorsitzende das will. Ein weiterer Punkt: In Ba-Wü kann man sich seine erste Stelle nach der Assessorenzeit nicht aussuchen. Da landet man dann schnell am Amtsgericht , und es kann doch nun wirklich keiner behaupten, dass Zivil- oder Strafrichter am AG ein wahnsinnig toller und interessanter Job ist!
Okay, Macht wie Richter haben Anwälte nicht. Aber wer deswegen Richter wird, hat seinen Beruf verfehlt...
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

und es kann doch nun wirklich keiner behaupten, dass Zivil- oder Strafrichter am AG ein wahnsinnig toller und interessanter Job ist!
Nein, aber ein ziemlich lauer, der auch noch recht gut bezahlt wird! Das ist für einige ausschlaggebend...

Ansonsten denke ich, dass es wirklich darauf ankommt, was man will:
Diejenigen, die in einer Großkanzlei (wie wahrscheinlich raskolnikov) mehr Geld verdienen als ein Richter, finden den Anwaltsberuf sicherlich nicht schlecht (aus den von raskolnikov schon aufgezählten Argumenten).
Auch die Anwäte, die schon immer "Wald + Wiesen"-Arbeit machen wollten + darin ihre Leidenschaft entdeckt haben, können sich sicherlich nicht über ihren Job beklagen + gut leben kann man davon (nach einiger Zeit) sicherlich auch.
Das Problem haben doch diejenigen, die eigentlich nie Anwalt werden wollten + aufgrund der Note quasi dazu gezwungen sind. Ich glaube, dass das immer noch die Mehrheit ist und wahrscheinlich lässt sich daher auch das negative Bild des Anwalts erklären...
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

ihr könnt mich jetzt gerne für einen idealisten halten, aber ich arbeite seit beginn meines studiums und nun auch während des refs bei einem anwalt (seit 2000).

ich mag das gefühl menschen helfen zu können. das ist der vorteil einer kleineren kanzlei und genau der grund, warum ich nie in einer grosskanzlei arbeiten möchte. viele mandaten sind für die hilfe dankbar und ich finde das immer wieder schön, wenn sich mandanten bei meinen "chefs" mit einer flasche wein oder einer netten karte für die hilfe bedanken.

gruss, huckster
Syd26
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Beitrag von Syd26 »

@Bluebird: das ist wohl was Wahres dran!

Meine Kollegen aus dem Ref sind dem Anwaltsberuf gegenüber überwiegend negativ eingestellt. Selbst dann, wenn klar ist, dass sie die Staatsnote nie erreichen werden.

Meine Gründe, um Anwältin zu werden:

-die Rechtsberatung (das würde mir fehlen, wenn ich was anderes machen würde)
-ganz unterschiedliche Fälle zu behandeln vom Führerscheinentzug bis zur Scheidung (was hab ich davon, wenn ich 20 Jahre Amstrichterin womöglich mit nur einem Rechtsgebiet bin?)
-Mandanten
-mein eigenes Büro, losgelöst von großen und alten Gebäuden der Justiz, wo jedes Zimmer gleich schlecht aussieht
-aktiv mitzuwirken und nicht als Richterin oder Staatsanwältin etwas bestimmtes aussprechen oder beantragen zu müssen
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Eine ja wirklich lebhafte Diskussion, die sich ja tatsächlich um das gewünschte Thema dreht =D>

Dann will ich mal meinen Teil dazu beitragen, doch wieder etwas abzuweichen: Erwägt hier jemand ernsthaft eine wissenschaftliche Karriere? Es scheint mir hier ja fast nur die Alternative Anwalt/Staatsdients diskutiert zu werden.
Mir ist klar, dass das Notenphänomen wahrscheinlich genau wie im Richteramt das Problem in vielen Fällen erledigt. Aber mal allgemein gefragt, könnte sich das jemand vorstellen?
Ich hätte sogar Lust dazu, bin aber sehr abgeschreckt von der Habilitation, der zT extrem schlechten Arbeitsmarktlage (v.a. was Öff-Rechtler angeht) sowie dem Verwaltungsaufwand, den Profs neben Forschung und Lehre haben.
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