Umfrage: Was spricht Eurer Meinung nach für den Anwaltsberuf?

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@huckster:
Das meinte ich mit "es kommt darauf an, was man will". Bei dir ist sicherliche eine gewisse Leidenschaft für den Beruf vorhanden + daher wirst Du auch kaum eine negative Einstellung zum Anwaltsberuf haben.
Im Grunde sehe ich es auch so wie Du: Die Gründe, die Du angesprchen hast, machen für mich den ANwaltsberuf mittlerweile (nach einigen Stationen im Ref.) auch interessanter als den Staatsdienst (obwohl ich nie Anwältin werden wollte)!
Aber was für mich gegen den Anwaltsberuf spricht ist, die schlechte finanzielle Lage (zumindest das was man so hört ... nähere Erfahrungswerte habe ich nicht) und die damit einhergehende Existenzangst (es gibt doch genügend Beispiele von der Wohnzimmerkanzlei ... darauf hätte ich nach mind. 6 Jahren Studium einfach keine Lust)!
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j_laurentius
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Beitrag von j_laurentius »

Deine Ängste sind nicht unbegründet, Bluebird (warum dachte ich eigentlich immer, Du wärest ein Mann? naja, egal), aber mit einer vernünftigen Strategie recht gut zu bekämpfen. Es macht wenig Sinn, sich nur die Zulassung zu besorgen und dann auf Mandanten zu warten. Man muß schon einiges investieren, in ein Büro, in Werbung, an Zeit. Und man muß Geduld haben, man muß in den ersten Jahren möglichst weitgehend finanziell abgesichert sein, z.B. durch den Partner. Außerdem muß man sich überlegen, welche Nischen man besetzen möchte. Es macht wenig Sinn, in einem Örtchen wie z.B. Bonn der fünfzigste Anwalt mit Interessenschwerpunkten Familienrecht und allgemeines Zivilrecht zu sein. Man muß schon Felder belegen, in denen man einer unter (eher) wenigen ist. Und so langsam kann man sich dann einen Mandantenstamm aufbauen.

Außerdem muß man auch über den Tellerrand hinausschauen können. Das Internet, in dem man sich bundes- oder gar weltweit präsentieren kann, ist hierfür wunderbar. Ich habe Mandanten aus dem gesamten Bundesgebiet und auch aus dem Ausland.

Übrigens passe ich auch nicht in Volkis Kategorie vier, ich wollte nämlich nie Anwältin werden, erst die Arbeitsmarktlage hat mich dazu gebracht. Übe die Tätigkeit aber mittlerweile gern aus.

Viele Grüße, Jana
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@ bluebird

deine angst kann ich nachvollziehen. die anwälte für die ich arbeite haben sich letztes jahr selbstständig gemacht. viel arbeit (60-70 std. pro woche), kleine mandate, jeden monat nachrechnen.

zum anderen muss man sich die ersten jahre durchbeissen. nicht jeder ist dafür gemacht. ich will damit nicht sagen, dass ich das kann. wohl ist mir bei dem gedanken auch nicht. zum anderen liebe ich aber die unabhängigkeit und möchte auch nicht mein ganzes leben in deutschland verbringen.

ansonsten schlieese ich mich j_laurentius an.

gruss, huckster
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veltina
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Beitrag von veltina »

SpvGG Jung und Schück Rul hat geschrieben:Erwägt hier jemand ernsthaft eine wissenschaftliche Karriere? Es scheint mir hier ja fast nur die Alternative Anwalt/Staatsdients diskutiert zu werden.
Mir ist klar, dass das Notenphänomen wahrscheinlich genau wie im Richteramt das Problem in vielen Fällen erledigt. Aber mal allgemein gefragt, könnte sich das jemand vorstellen?
Ich hätte sogar Lust dazu, bin aber sehr abgeschreckt von der Habilitation, der zT extrem schlechten Arbeitsmarktlage (v.a. was Öff-Rechtler angeht) sowie dem Verwaltungsaufwand, den Profs neben Forschung und Lehre haben.
"Kennen Sie jemanden, der nicht davon träumt?" ;) Na gut, wird schon einige geben, aber mich würde das schon auch reizen. Aber du hast ja die Punkte schon genannt - extreme Konkurrenz, extrem schlechter Arbeitsmarkt, dazu eine extrem lange Phase der Unsicherheit... Tja. Ich betrachte halt die mir bekannten PDs, und von denen hat es eine knappe Minderheit bisher geschafft, einen Ruf zu kriegen. Andererseits landet man wahrscheinlich als Jura-PD auch nicht unbedingt im Nichts, wenn es am Ende mit der wissenschaftlichen Karriere nicht klappt, sondern findet noch sein Plätzchen auf dem Anwaltsmarkt, insofern ist das Risiko nicht uferlos.
Andererseits hab ich festgestellt, dass man als Anwalt auch lehren und publizieren kann, wenn man die Zeit und Lust hat. Daher - wozu Prof? Für deren Arbeitszeiten sind sie ja doch eher nicht so toll bezahlt, und daran wird sich nichts ändern.

Mich schreckt (theoretisch!!! ich hab ja noch nicht mal das Erste) eher ab, dass man ja quasi jeden Ruf annehmen muss, und sei es ins letzte hässliche Kaff, und so oft wechselt man den Job als Prof ja nicht.
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http://www.kiva.org - Wer hat das beste Händchen bei der Schuldnerwahl? :D
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@schlkatze

hat deine freundin nicht auh den richter-beruf gewählt, weil er sehr familienfreundlich ist?
jan
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Beitrag von jan »

Mich reizt beim Richter die Unabhänigkeit, die soziale Absicherung, die (freien) Arbeitszeiten...

Anwalt ist aber wohl nicht gleich Anwalt. Auf eine Ein-Mann-Kanzlei hab ich aber definitiv kein Bock, genausowenig wie auf ne Großbude. In einer mittelgroßen Kanzlei könnte ich es mir -vielleicht- vorstellen.

Interessanter scheint mir da aber noch die Arbeit in Unternehmen oder Verbänden.

Ohne zweites Examen sind diese Fragen für mich zur Zeit aber eher sekundär.
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

larzerrus1 hat geschrieben:@schlkatze

hat deine freundin nicht auh den richter-beruf gewählt, weil er sehr familienfreundlich ist?
möglicherweise. allerdings schätze ich sie nicht so ein, sie und ihr mann haben außerdem so viel geld, daß da schnell ein kindermädchen da ist.
Der öffentliche Dienst braucht gar nicht für sich zu werben. Das ist wie Freibier auf der Wiesn, da braucht es auch keine konzertierten Marketinganstrengungen.
j 20.07.07
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

veltina hat geschrieben:
Mich schreckt (theoretisch!!! ich hab ja noch nicht mal das Erste) eher ab, dass man ja quasi jeden Ruf annehmen muss, und sei es ins letzte hässliche Kaff, und so oft wechselt man den Job als Prof ja nicht.
Ein weiterer wichtiger Punkt, richtig: Man kann, wenn in Frankfurt/Oder ein Lehrstuhl frei wird, der fachlich passt, sich kaum erlauben, aus ästhetischen Gründen sich nicht zu bewerben, zumindest wenn man (wie ich) eine Vorliebe für Nahrung und Obdach hat.
Und in den coolen Städten (ergo: Hamburg oder Berlin, Duck und Renn vor den Süd- und Westländern hier) etwas zu bekommen ist wahrscheinlich Utopie.
Aber es wäre inhaltlich letzten Endes sehr reizvoll, weil man sich ja zumindest ein wenig aussuchen kann, was einen gerade interessiert und wozu man veröffentlichen möchte. Also vom Faktor Unabhängigkeit auch nicht zu verachten, wenn man denn erst einmal drin ist im Geschäft.
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Beitrag von strafrechtler »

Ich habe mir über die Wissenschaft auch schon so meine Gedanken gemacht, auch wenn ich gerade erst mit meiner Diss angefangen habe. Die Aussichten sind halt arg schlecht, und mir erscheint es schwierig, mit Mitte oder Ende 30 noch den Absprung zu schaffen (jedenfalls auf dem Niveau, das man vorher hätte haben können). Wollen würden tät ich schon ;) Zu den Noten: Ohne ein Prädikat im Ersten wird es sicher schwer, aber davon abgesehen (bitte nicht als arrogant auslegen) scheinen sie mir keine besondere Rolle zu spielen. Das mit den Städten halte ich für ein Luxusproblem, zumal man nicht notwendig dort bleiben muss. Irgendwo in der näheren oder ferneren (man muss ja nicht jeden Tag antanzen :-w) Umgebung wird sich schon ein akzeptables Plätzchen finden. Dass man Präferenzen hat und sich mit einigen Orten nur sehr schwer anfreunden könnte, ist natürlich klar.
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Beitrag von Kritschgau »

strafrechtler hat geschrieben:Ich habe mir über die Wissenschaft auch schon so meine Gedanken gemacht, auch wenn ich gerade erst mit meiner Diss angefangen habe. Die Aussichten sind halt arg schlecht, und mir erscheint es schwierig, mit Mitte oder Ende 30 noch den Absprung zu schaffen (jedenfalls auf dem Niveau, das man vorher hätte haben können). Wollen würden tät ich schon ;) Zu den Noten: Ohne ein Prädikat im Ersten wird es sicher schwer, aber davon abgesehen (bitte nicht als arrogant auslegen) scheinen sie mir keine besondere Rolle zu spielen. Das mit den Städten halte ich für ein Luxusproblem, zumal man nicht notwendig dort bleiben muss. Irgendwo in der näheren oder ferneren (man muss ja nicht jeden Tag antanzen :-w) Umgebung wird sich schon ein akzeptables Plätzchen finden. Dass man Präferenzen hat und sich mit einigen Orten nur sehr schwer anfreunden könnte, ist natürlich klar.
Die Noten spielen durchaus eine Rolle. In der Regel wird im Berufungsausschuss 2x VB als Kriterium festgesetzt. Davon wird u.U. dann abgewichen, wenn im Zweiten kein VB erreicht wurde, im ersten Examen aber ein sehr gut stand. So die Erfahrung in den Berufungskommissionen bei uns an der Uni, was sich mit Erzählungen von Kollegen anderer Fakultäten deckt.
Was m.E. wirklich von der Wissenschaft abschreckt sind die schlechten Arbeitsbedingungen. Die Bezahlung ist unter W nicht sehr attraktiv, die Ausstattung der Unis ist oft veraltet und neue Gelder sind nur selten erreichbar. Aber das Berufsbild an sich ist schon sehr verlockend...finde ich jedenfalls.
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Beitrag von strafrechtler »

Vielen Dank für diesen kleinen Einblick in die Berufungspraxis! Wird ja an den meisten Unis recht ähnlich sein. Ich meinte vor allem, dass die Note (nach meinem Wissensstand) nicht wichtig ist, solange man die Hürden überspringt. Ob Bewerber A 2x 12 Punkte und Bewerber B 2x 10 Punkte vorweisen kann, dürfte angesichts der Vielzahl anderfer Kriterien keine so große Rolle spielen. Oder irre ich wieder?
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Kritschgau
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Beitrag von Kritschgau »

strafrechtler hat geschrieben:Vielen Dank für diesen kleinen Einblick in die Berufungspraxis! Wird ja an den meisten Unis recht ähnlich sein. Ich meinte vor allem, dass die Note (nach meinem Wissensstand) nicht wichtig ist, solange man die Hürden überspringt. Ob Bewerber A 2x 12 Punkte und Bewerber B 2x 10 Punkte vorweisen kann, dürfte angesichts der Vielzahl anderfer Kriterien keine so große Rolle spielen. Oder irre ich wieder?
Ne da hast du völlig recht. Wenn 2xVB das Kriterium ist, dann gehts nur noch um die bisherigen VÖ´s, insb. Diss und Habil und ob und wie er auf die ausgeschriebene Stelle passt.
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