Vom Grosskanzleianwalt zum Richter?

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Learned Hand
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Re: Vielen Dank

Beitrag von Learned Hand »

cardorzo hat geschrieben:Nun ja, wenn ich meine Entscheidung gefällt habe, gebe ich natürlich Bescheid!

Beste Grüße

Cardorzo
Hast Du Dich inzwischen entschieden und vielleicht schon erste Erfahrungen gemacht, wie Du mit R1 leben kannst?
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Learned Hand hat geschrieben:
Mal aus der Perspektive des flexiblen, adäquat bezahlten Großbudenanwalts: was habe ich eigentlich davon, wenn der Justizdienst wegen schlechter Bezahlung der Richter keinen guten Nachwuchs mehr bekommt? Es hilft doch weder mir noch den Mandanten, wenn die Richter unmotiviert und schlecht ausgebildet sind. Noch viel schlimmer wird es, wenn ich nicht ausschließen kann, dass der Richter auf ein Zubrot in Form von Bestechung angewiesen ist (Rechtsstreitigkeiten im ehemaligen Ostblock sind in dieser Hinsicht nicht wirklich angenehm). Ich bin mir deshalb einigermaßen sicher, dass auch McKinsey oder irgendwelche anderen Rechenknechte bei der Beratung der Länder auf den Trichter kommen würden, dass Richter vielleicht eher noch einen Tick besser bezahlt werden sollten.
Obwohl Richter im Verhältnis immer schlechter bezahlt werden, steigen die Anforderungen immer mehr. Die Justiz kann es sich also problemlos leisten, die Gehälter nicht zu erhöhen. Weihnachts- und Urlaubsgeld gekürzt, Nullrunden im ÖD und dazu im Vergleich bis zu 100.000€ als Alternative (denn diejenigen die die Anforderungen an den richterdienst erfüllen können in aller Regel auch bei großkanzleien unterkommen.)

In den 70er Jahren wurde man noch mit einem befr. teilweise gar mit einem Ausreichend Richter. Ende der Neunziger noch problemlos mit 9,0 im Zweiten. Heutzutage werden nicht nur teilweise 10,X Punkte gefordert, dazu kommt auch noch ein Ass.-Center. Und der Run auf den Richterdienst ist ungebrochen. Wohingegen die Großkanzleien teilweise richtig Probleme bekommen, die wirklich guten Leute zu bekommen, weil die auf Grund der sehr geringen Partneraussichten zum Teil keine Lust mehr haben.
Spencer
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Beitrag von Spencer »

wenn man mit altgedienten Richtern spricht, raten die einem alle von dem Beruf ab ("heutzutage..."). unser AG-Leiter meinte sogar offen, dass er aufgrund ständig steigender Fallzahlen und stagnierenden Gehalts "frustriert" sei. Bin mir allerdings nicht sicher, ob diejenigen, die da klagen, sich tatsächlich für den Anwaltsberuf entscheiden würden, wenn sie die freie Wahl hätten, da kommt das Gehalt nämlich nicht aus der Steckdose und Feierabend ist eher nach als vor 8... Mein Ausbilder meinte nur, dass man halt nicht wissen könne, wie es in 20 Jahren aussieht, womit er m.E. das eigentliche Problem beschrieben hat.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Alle Richte, die ich bisher getroffen habe, haben entschieden vom Richter-Beruf abgeraten und gemeint, bei erneuter Wahl würden Sie es nun anders machen. Und die wirkten alle ehrlich und direkt.
Tequila
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Beitrag von Tequila »

JM hat geschrieben:Alle Richte, die ich bisher getroffen habe, haben entschieden vom Richter-Beruf abgeraten und gemeint, bei erneuter Wahl würden Sie es nun anders machen. Und die wirkten alle ehrlich und direkt.
Da frage ich mich natürlich, warum sie nicht den Beruf wechseln. Die Noten müssten dafür doch ausreichen und ehemalige Richter haben es sicher nicht so schwer, etwas vernünftiges zu finden.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Da wär ich mir nicht so sicher ... so wie Anwälte auf Staatsdiener schauen ...
Spencer
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Beitrag von Spencer »

Soweit ich weiß ist bei einem Wechsel vom Staatsdienst in die freie Wirtschaft die Alterssicherung futsch. es gibt aber Überlegungen, dass zu ändern...
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Außerdem sind viele Richter in kleinen Orten und haben dort seit vielen Jahren ihre Existenz und Familie; die werden nicht in eine Kanzlei wechseln, wenn es mit Umzug, Schulwechsel etc. verbunden ist.
Spencer
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Beitrag von Spencer »

Ein Grund, warum der Staat sich immer noch die besten Absolventen aussuchen kann, ist nicht unbedingt, dass die Richterstelle so attraktiv ist, sondern eher, dass es in den Großkanzleien einfach an langfristigen Perspektiven fehlt. Dort wird man einige Jahre voll eingespannt, nur um dann den Laden wieder zu verlassen, Partnerchancen gleich null. Da wird man sich mehr einfallen lassen müssen, als an der Gehaltsschraube zu drehen. Habe in letzter Zeit diesbezüglich schon häufiger von auf Dauer angestellten Anwälten gelesen, die zwar nicht Partner geworden sind, aber deren Sachverstand man sich auch nicht entgehen lassen will. Vielleicht liegt darin ja eine langfristige Perspektive.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Spencer hat geschrieben:Ein Grund, warum der Staat sich immer noch die besten Absolventen aussuchen kann, ist nicht unbedingt, dass die Richterstelle so attraktiv ist, sondern eher, dass es in den Großkanzleien einfach an langfristigen Perspektiven fehlt.
Es geht halt immer nur um relative Attraktivität. Natürlich würde jeder gerne bei einer 3-Tage-Woche spannende Fälle bearbeiten und 500.000€ verdienen. Aber sowas gibt es halt nicht. Und deshalb kann man schon von der Attraktivität der Richterstelle sprechen. Neben den langfridtigen Perspektiven, die sicherlich fehlen, kommt aber hinzu dass fast alle RA 50-60h+ pro Woche arbeiten. Es ist doch in vielen Fällen nicht so, dass in kleineren Kanzleien weniger gearbeitet wird (es sei denn es fehlen die Mandaten). Da sind Alternativen die mehr Zeiten für die Familie übrig lassen doch interessant. Auch wenn es sich manche nicht vorstellen können, auch als Richter wird man wohl noch so gerade über die Runden kommen.
Spencer
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Beitrag von Spencer »

stimmt schon, work-live-balance ist auch gerade für Frauen in der Familienplanung ein wichtiges Kriterium. ich verstehe auch nicht, wieso die 60h-Woche bei den Großen wie in Stein gemeißelt ist. Dann verdienen die Leute halt 70.000 statt 100.000 und haben dafür ein paar Fälle weniger zu betreuen und um 8 Feierabend statt um 10, wenn die Kinder schon schlafen. oder denke ich da jetzt zu naiv? 8-[
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

ich frage mich immer, bei welchen Großbuden man 50 Stunden pro Woche hat, dann klopf ich da mal an - nach meiner Erfahrung ist 60 das Minimum
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Oh, toll, diese Diskussion schon wieder. Siehe Associate Einstiegsgehälter Thread. 50 Stundenwoche ist wirklich illusorisch, das habe ich selbst beim kleinen Anwalt in der Station überschritten.
Tequila
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Beitrag von Tequila »

ckd hat geschrieben:Oh, toll, diese Diskussion schon wieder. Siehe Associate Einstiegsgehälter Thread. 50 Stundenwoche ist wirklich illusorisch, das habe ich selbst beim kleinen Anwalt in der Station überschritten.
Ich habe die andere Diskussion nicht verfolgt, aber wieso sollte das bei mehr Mitarbeitern mit weniger Gehalt nicht gehen? (wenn das schon ausführlich diskutiert wurde, bin ich mit ner kurzen Antwort zufrieden ;))
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