Arbeitszeit Bereiche des öffentlichen Dienstes

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Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Arbeitszeit Bereiche des öffentlichen Dienstes

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Man hat schon so viel gehört aber irgendwie wenig verlässliche Zahlen, welche Arbeitszeiten in welchem Bereich des öffentlichen Dienstes a) vorgesehen und b) realistisch sind.

Etwa auf Richteramt, Staatsanwaltschaft, Ministerialbeamte, Regierungen, Fachbehörden, Polizei, und sonstige Behörden aller Art bezogen, in denen Juristen typischerweise arbeiten.

Dass selbst mancher fertige Jurist, auch hier im Forum, völlig falsche Vorstellungen hat, kann man ja vielleicht durch eine Sammlung in diesem Thread ändern :)

Ich fange mal an: Habe beim Auswärtigem Amt gelesen, dass Diplomaten oft "nicht weniger arbeiten als als Anwälte in den großen Kanzleien". Kann ich kaum glauben aber ich glaube, dass es gerade dort schon Flexibilität gibt. Was ich eben weiß, ist dass bei der Vertretung am Europarat die Leute um 19 Uhr rausmüssen, weil die security weg ist. Um ca. 8 Uhr Arbeitsbeginn. Nach eigener Aussage würden sie aber gerne je nach Arbeitsbedarf länger arbeiten, was in diesem Fall eben aus anderen Gründen nicht geht. Fazit: Bei Sonderbehörden wie AA sehr unterschiedlich ausgestaltet. Denke mal das ist bei anderen Bereichen nicht so?!
warteschleifencandidatus
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Beitrag von warteschleifencandidatus »

Da jeder ja eine Verwaltungsstation hatte, kann auch jeder was beitragen:

Ein Finanzamt in Berlin: Der Typ (Leiter der Rechtsabt.) hat seinen Job noch Anfang der Neunziger bekommen, hatte wohl ein Ausreichend. Naja wochentags nie nach fünf Uhr anwesend gewesen. Freitags bis 11 Uhr. War aber so langweilig dort, dass ich nach schon nach 3 Monaten nur noch weg wollte. Man hat dann zwar "ausgedient" (naja), aber Herausforderungen gleich Null. Würd ich nicht mal annehmen, wenn man ihn mir anbieten würde.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Meine Kollegen, die als Staatsanwalt oder Richter angefangen haben, sind in den ersten Monaten regelmäßig in ihrer Arbeit abgesoffen und haben abends lange und auch am Wochenende gearbeitet. Das wird wohl besser, wenn man mehr Berufserfahrung hat. Am Landgericht, wo ich zur Ausbildung war, haben aber auch die älteren Richter keine 40 Stunden Woche gehabt.
In Bundesministerien kommt die Arbeitsbelastung sehr auf die Abteilung an. Auch dort gibt es Referenten, die eher 45 bis 50 Stunden in der Woche machen, ist aber wohl nicht die Regel.
BernieWeh
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Beitrag von BernieWeh »

Polizeibehörde/Widerspruchsstelle in Berlin: exakt die vorgeschriebene Zeit, keine Minute länger. Erfüllte jedes Klischee.

Einige Mitarbeiter haben sich beschwert, dass wenn sie sich bei der Vorgesetzten um 16.30 Uhr abmelden, sie dann ja noch durch das ganze Gebäude gehen müssten und das ja eigentlich auch zur Arbeitszeit zählen würde.

Ansonsten: viele und nicht unbedingt kurze Pausen während der Arbeitszeit, wo dann Brote und Kaffee rausgeholt wurden, dazu natürlich die "richtige" Mittagspause.

Unerträglich.
ElGraf
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Beitrag von ElGraf »

Das auswärtige Amt ist - wie schon vermutet - sicher ein Sonderfall, aber das einzige, was ich beitragen kann, und zwar eine Botschaft mit "Tropenarbeitszeiten". Dort ist im Schnitt nach 14 Uhr keiner mehr anzutreffen. Im höheren Dienst hat man dann halt mal noch ein paar Abendverpflichtungen (keine Ahnung, ob die als Überstunden gezählt werden), die mir aber weder sonderlich unangenehm, noch sonderlich arbeitsintensiv vorkamen.
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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Als Richter oder Staatsanwalt spielt der Glücksfaktor auch eine grosse Rolle. Wenn man auf ein abgesoffenes Dezernat gesetzt wird arbeitet man entsprechend lange. Beim Amtsgericht bekommt man als Assessor häufig Dezernate, die die bereits ernannten Richter nicht wollen. Ich habe 10 Monate ein Mischdezernat (Owis/Strafsachen, Mietsachen) bearbeitet und dort von morgens 8 bis nachts sowie am Sonntag gearbeitet. Bei der Staatsanwaltschaft hängt m.E. viel vom Glücksfaktor ab, eine Kollegin hat einen Bestand an allgemeinen Strafsachen von über 400 übernommen, wohingegen ich einen Bestand von 250 im Jugenddezernat übernommen habe und eigentlich jetzt Feierabend machen könnte.
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

finanzamt: dienst nach vorschrift
finanzminsterium: dienst nach anordnung oder arbeitsanfall. die zeiterfassung endet halt irgendwann. gehen kann man trotzdem nicht,
Der öffentliche Dienst braucht gar nicht für sich zu werben. Das ist wie Freibier auf der Wiesn, da braucht es auch keine konzertierten Marketinganstrengungen.
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Christian aus Mainz
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Beitrag von Christian aus Mainz »

polizei: im prinzip reichen 40 wochenstunden aus. die polizisten selbst fangen sagenhaft früh an und sind dementsprechend früh weg. zum selbstverständnis der jursten gehört es aber, dass die anfallenden dinge erledigt werden. nach 18:00 uhr ist man aber auch meist weg.

cam
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daniel28
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Beitrag von daniel28 »

In der Verwaltung also höherer Dienst im Regelfall 40 Stunden, Bayern 42 Stunden, teilweise auch noch 39 Stunden.
Bei den Staatsanwaltschaft läuft das soweit ich weiß nach Referaten, mann wird aber wohl nicht unter 40 Stunden rauskommen.
Syd26
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Beitrag von Syd26 »

In Bayern 42 Stunden, kenne eine Kollegin, die seit kurzem Staatsanwältin ist. Sie ist etwa von sieben bis sieben im Büro, manchmal auch am Wochenende. Mittlerweile rät sie jedem davon ab.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57E4A0 ... ntent.html

Unglaublicher interessanter Artikel zum öffentlichen Dienst, der so viele auch überraschende Aussagen enthält, dass ich gar keine zum Zitieren aussuchen konnte.

Bin auch mal gespannt, was Schlafkatze und die anderen Staatsdiener hier dazu sagen. Mir hat der Artikel etwas mulmig gemacht, in den Staatsdienst zu wollen.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich kann den Inhalt des Artikels nicht bestätigen. In der obersten Landesverwaltung in der ich tätig war wurden Bürgeranfragen auf Staatssekretärsebene innerhalb von 5-6 Tage beantwortet. Eingang->Sichtung->Verteilung aufs Referat->Sachbearbeiter (Ich)->Vorlage an Referatsleiter->Vorlage an Gruppenleiter->Vorlage an Abteilungsleiter->Staatssekretär
Jede Vorlage bedeutet: Das Ding wird von alleine weitergeben und jeder setzt seine bunte Unterschrift drunter. Wenn einer meint, das was geändert werden muss, ändert ers selbst.
P.S.:Beamte gibt es da auch immer weniger. In der Abteilung in der ich war, bestand die Hälfte aus Angestellten.
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schlafkatze
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Beitrag von schlafkatze »

es ist doch ein albernes vorurteil zu glauben, daß man in großunternehmen nicht in gleichem maße aneckt, wenn man sein arbeitstempo, welches man sich durch staatsexamenvorbereitung antrainiert hat, fortsetzt udn dann hieraus auch noch forderungen in richtuing eigener karriere stellt. auch wärhend meiner ref zeit nebentätigkeit in großkanzlei hieß es dauern "wie, schon fertig?". dumm zusätzlich, daß man das zeug auch noch verwerten konnte ....
Der öffentliche Dienst braucht gar nicht für sich zu werben. Das ist wie Freibier auf der Wiesn, da braucht es auch keine konzertierten Marketinganstrengungen.
j 20.07.07
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

rechtsamt:

nicht vor 9 da

halb elf kaffepause (mind. halbe stunde)

12 uhr mittagspause

halb drei gleiche kaffepause

fünf uhr schicht im schacht
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

rechtsamt:

nicht vor 9 da

halb elf kaffepause (mind. halbe stunde)

12 uhr mittagspause

halb drei gleiche kaffepause

fünf uhr schicht im schacht
... kann ich so nur bestätigen ...
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