Wie Thema finden und sichergehen, daß es noch "frisch" ist?

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Philosophicum
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Wie Thema finden und sichergehen, daß es noch "frisch" ist?

Beitrag von Philosophicum »

Ich spiele momentan mit dem Gedanken zu promovieren, habe aber noch keinen blassen Schimmer worüber.
Wie habt ihr euer Thema gefunden, könnt ihr da mal ein wenig über eure Erfahrung berichten?
Und wenn man ein Thema meint gefunden zu haben, wie kann man überprüfen, ob das Thema nicht schon mal bearbeitet wurde? Gibt es irgendwo so ne Art "Dissertationen-Datenbank" o.ä.?
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Baron
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Re: Wie Thema finden und sichergehen, daß es noch "frisch" ist?

Beitrag von Baron »

Philosophicum hat geschrieben: Gibt es irgendwo so ne Art "Dissertationen-Datenbank" o.ä.?
es gibt eine. heisst "verzeichnis der hochschulschriften" oder so. ist aber laut kritschgau schon lange nicht mehr aktuell.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

In der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt und Leipzig werden wohl auch alle Dissertationen aufbewahrt. Und auf der Seite ist eine Suche, da werden zu den Stichworten alle Werke gelistet.

Da das der Onlinekatalog ist, dürfte der sehr aktuell sein.

http://www.d-nb.de/
BernieWeh
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Beitrag von BernieWeh »

Ich denke, die Anforderungen an die "Frische" eines Themas werden überschätzt.
Selbst wenn es bereits eine Dissertation zu deinem Thema geben sollte, dürfte das nicht schaden. Du musst dich halt dann mit der Arbeit auseinandersetzen und das dürfte doch nicht das Problem sein.

Überleg doch nur, wieviele Ansichten es zu den klassischen Jurastreitigkeiten gibt, die sich meist nur marginal unterscheiden. Und viele Dissertationen begnügen sich damit, solche alten Streitigkeiten aufzurollen und sich dann einer Ansicht anzuschließen und vielleicht ein neues Argument beizutragen.

Da dürftest Du auf der sicheren Seite sein, wenn es zu deinem Thema schon was gibt.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Zum Finden eines Themas: am besten mal in den für das jeweilige Rechtsgebiet relevanten Zeitschriften schauen, was gerade aktuell diskutiert wird (z.B. Reaktionen auf ein Urteil, auf eine (geplante) Gesetzesänderung...). Ganz hilfreich können auch Festschriften sein, da finden sich manchmal auch Themen, die bisher noch gar nicht weiter bearbeitet wurden, die sich aber durchaus für eine wissenschaftliche Aufarbeitung anbieten...
Und am besten schauen, ob es mehr als eine Sache gibt, die interessant sein könnte, kommt recht häufig vor, dass der Doktorvater von einem bestimmten Thema (aus den verschiedensten Gründen) nicht so angetan ist wie man selbst.
Jedenfalls: viel Spaß bei der Themensuche! :)
Philosophicum
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Beitrag von Philosophicum »

Kann nicht noch jemand berichten, wie er/sie sein/ihr Thema gefunden hat?
Kasimir
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Beitrag von Kasimir »

Also mein Thema hat sich letzendlich aus einem Teilbereich meiner Seminararbeit ergeben, die ich bereits bei meinem Doktorvater geschrieben habe. Bei den anderen Themenvorschlägen, die ich ihm gemacht habe, habe ich in den einschlägigen Fachzeitschriften des Rechtsgebiet die Inhaltsverzeichnisse der letzten Jahre einfach mal durchgeblätter und geschaut, was mich a) interessiert und b) evtl. noch nicht wirklich erforscht worden ist. Dankbar sind mE auch immer Schnittstellenthemen, also z.B. "Die GmbH & Co KG in der Insolvenz" oder "Die Besteuerung der SE" oder "Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Zinsschranke" oder "Öffentlich-rechtliche Genehmigungen in der due diligence". Also das sind jetzt alles Beispiele, die ich irgendwo mal gehört habe oder mir spontan eingefallen sind. Einfach mal querlesen, dann findest Du bestimmt auch ein Thema. Wichtig ist mE noch, dass man nicht so viel Respekt hat. Die meisten Wissenschaftler kochen auch nur mit ganz lauwarmem Wasser" ;-)
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

1. Die Anforderung "Frische" wird überschätzt. Ein Thema muss nicht frisch sein. Es muss einen Fortschritt in der Wissenschaft bringen. Das können auch nicht untersuchte Themengebiete sein, die älter sind.

2. Ich würde mich zur Sicherheit nicht auf die Dt. Nationalbibliothek beschränken, sondern hiermit auch in unseren deutschsprachigen Nachbarländern mitsuchen.
http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html (Verwaister Link automatisch entfernt)
Philosophicum
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Beitrag von Philosophicum »

Also nachdem ich mir ein paar Gedanken gemacht habe, worüber ich was schreiben könnte (Bereich Erbrecht, evtl. mit rechtsgeschichtlichem oder rechtsvergleichendem Einschlag), mußte ich leider feststellen, daß es zu ALLEN Themen, die mir einfielen, bereits Dissertationen gibt. :-(

Wie habt ihr es geschafft, ein Thema zu finden, mit dem sich tatsächlich noch niemand beschäftigt hat?

Nach meinen längeren Recherchen habe ich inzwischen fast den Eindruck, daß ich mich auf ein exotisches Gebiet stürzen müßte (Markenrecht, Vergaberecht o.ä.), um überhaupt noch ein "frisches" Thema zu finden.
Pippen
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Beitrag von Pippen »

Das wird doch alles nicht so eng gesehen von den Profs. Themen überlegen (mind. 3-4; nicht zu allg., nicht zu konkret; was kann ich, was will ich, Zeitschriften durchforsten), Thema grob querchecken (wichtig dabei ist nicht dass, sondern wie viel zu einem Thema bereit geschrieben wurde), Prof. sprechen.

Wenn das Thema kein hot burner ist, kannst su loslegen. Der Prof gibt ohnehin vorher grünes Licht. Meistens wird die Thematik bei näherer Beschäftigung von allein konkreter und detaillierter und DANN macht es Sinn sich festzulegen und nur noch da "zu forschen". Irgendwann stehst du so über dem Stoff, dass du zur Not auch das Thema noch leicht abwandeln könntest. Dazu kommt, dass man das Thema auch gleich spezifieren kann zB durch Bezug auf Landesrecht (Das Persönlichkeitsrecht in NRW) und/oder eine best. Zeit (Das Persönlichkeitsrecht in NRW im Jahre 1990 unter Berücksichtigung usw. usf.).
Exocomp
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Beitrag von Exocomp »

Kasimir hat geschrieben: Die meisten Wissenschaftler kochen auch nur mit ganz lauwarmem Wasser" ;-)
Das geht aber nur, wenn der Druck nicht allzu hoch ist ;)
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Philosophicum hat geschrieben:Also nachdem ich mir ein paar Gedanken gemacht habe, worüber ich was schreiben könnte (Bereich Erbrecht, evtl. mit rechtsgeschichtlichem oder rechtsvergleichendem Einschlag), mußte ich leider feststellen, daß es zu ALLEN Themen, die mir einfielen, bereits Dissertationen gibt. :-(

Wie habt ihr es geschafft, ein Thema zu finden, mit dem sich tatsächlich noch niemand beschäftigt hat?

Nach meinen längeren Recherchen habe ich inzwischen fast den Eindruck, daß ich mich auf ein exotisches Gebiet stürzen müßte (Markenrecht, Vergaberecht o.ä.), um überhaupt noch ein "frisches" Thema zu finden.
Wie hast Du Dich denn bisher auf die Themensuche gemacht? Ich denke, Du solltest nur dann ein anderes Rechtsgebiet in Betracht ziehen, wenn Dich das auch interessiert - wenn Du nur aus dem Grund, dass sich dort leichter ein Thema findet, Vergabrecht nimmst, tust Du Dir auf lange Sicht keinen Gefallen. Es ist manchmal schon richtig ätzend, sich ständig mit einem Thema zu beschäftigen, das einen an sich interessiert, ich will mir nicht vorstellen, wie es ist, wenn man eigentlich keine große Lust auf ein Thema hat.
Exocomp
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Beitrag von Exocomp »

Ich habe mich bisher aufgrund anderweitiger Prioritäten (für die nächsten 40 Jahre ;) ) nicht auf die Themensuche gemacht. Daher bin ich da auch recht unbedarft. Hätte aber zwei Ansätze:
- Zum einen kann man sich "frische" Instanzrechtsprechnung anschauen. Urteile von Instanzgerichten werden nicht selten gerade aus dem Grund veröffentlicht, da sie "frisches" Gedankengut beinhalten und es entweder noch keine höchstrichterliche Rechtsprechung zu dem Thema gibt, oder aber ein entsprechender Wandel eingeleitet werden soll. Der Ansatz hat allerdings mindestens zwei Nachteile: Das Thema kann in der Literatur bereits ausgekaut sein; Das Thema ist für eine Diss. zu dünn.
- Der zweite Ansatz dürfte vielversprechender sein. Man schaue sich Reformgesetze an. Größere Gesetzesänderungen, zumal rechtspolitisch brisante, bergen meist eine Fülle an neuen Problemen, zu den sich noch so gut wie niemand geäußert hat, so dass die Chance, erster zu sein, recht hoch ist. Mit dem Erbrecht wird man aber wohl das Problem haben, dass das Rechtsgebiet relativ statisch ist. Ob sich da was tut, kann man aber gut unter GESTA (googeln!) nachschauen.

Im Übrigen kenne ich mehrere Leute, die jeweils parallel ein Thema beackert haben. Die wussten davon auch ersteinmal nicht, hatten das zufällig herausgefunden und konnten sich dann einigermaßen absprechen.
ÖR-Spezine
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Beitrag von ÖR-Spezine »

eine gute Freundin von mir promoviert zur zeit - Themensuche:

ist zum Prof gegangen, der meinte sie könne gerne bei ihm promovieren, hat ihr liste der themen seines aktuellen seminars gegeben, sie sollte sich eins der themen aussuchen - fertig :)
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Wie unschön.
Wenn man eigene Themen sucht, setzt man sich schon mal damit auseinander, wo der Schwerpunkt liegen kann und wo die Probleme und vor allem: Ob man mit diesem Thema mindestens 12 Monate verbringen möchte.

Die Themensuche war bisher der unangenehmste Teil des gesamten Vorhabens, aber sicher auch einer der wichtigsten.
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