Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

Aida
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Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Aida »

Ich habe am 14.1. ein Vorstellungsgespräch im OLG-Bezirk Oldenburg. Weiß irgendwer, was da auf mich zukommt? Freue mich über jede Antwort!
aeaeae
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von aeaeae »

Hallo,
das weiß ich leider auch nicht, habe mich dort auch beworben,
kannst du mir sagen, was du für Examina hast? UNd wielange hat es gedauert, bis du zum AC geladen wurdest seit der Bewerbung?

Danke! UNd viel Erfolg!
Aida
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Aida »

Der Anruf kam sofort am Tag nach dem Abschicken der Bewerbung, sowohl aus OL als auch aus Celle. Aber man darf ja nur an einem Gespräch teilnehmen. Ich weiß nicht, inwiefern es hier den Gepflogenheiten entspricht, seine Noten preiszugeben. Schick mir doch eine PN, dann sag ich sie dir.

Viele Grüße
Aida
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Aida »

aeaeae, du müsstest private Nachrichten zulassen, damit ich dir antworten kann.


viele grüße
Gelöschter Nutzer

Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo Aida,

wegen der hier lang und breit geführten Diskussionen um die jeweiligen Einstellungsvoraussetzungen in den einzelnen Bundesländern wäre es natürlich toll, wenn Du sagen könntest, ob Du beispielsweise zweimal "Gut", "VB", oder gar ein oder zweimal "befriedigend" hattest. Man munkelt hier ja, dass in Niedersachsen mittlerweile zwei "befriedigend" reichen würden und es wäre interessant, ob das stimmt.

Inhaltlich kann ich Dir leider nicht helfen - wünsche aber viel Erfolg!
Gelöschter Nutzer

Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ein Kollege und ich (je 2x vb) wurden recht schnell eingeladen. Die Geschwindigkeit hängt aber offensichtlich vom Bedarf und Nähe zum nächsten Einstellungsgespräch (dann auch einen Tag nach der Bewerbung) ab. Kollegen mit 2x befriedigend müssen scheinbar länger warten. Bessere Noten führen also scheinbar zu einer schnelleren Einladung. Und wenn dann die vb-ler aus dem eigenen Durchgang abgearbeitet sind, drängt ja schon wieder der nächste Durchgang... Also lohnt sicher die Bewerbung in einem größeren Bezirk mit mehr Bedarf (Celle?). Wenn man tatsächlich eingeladen wird, vermute ich, die Noten spielen dann weniger eine Rolle.

Das Gespräch selbst erfolgt vor einer Kommission aus Justizministerium, OLG-Richter und Staatsanwalt in zwei Blöcken. (1) Werdegang des Kandidaten und (2) praktische Rollenspiele.
Block 1 ist ein Stressinterview hauptsächlich zum Lebenslauf. Es werden Stationen des Lebenslaufes bewusst provokant beleuchtet ("Warum haben Sie denn das (nicht) gemacht?") und daran anknüpfende Themen diskutiert. In Block 2 wird man mit praktischen Fällen (oft Zwickmühlen) aus der Praxis von Staatsanwalt und Richter konfrontiert. Die Mitglieder der Kommission übernehmen (gelegentlich streitlustig) die jeweils anderen Rollen und der Kandidat muss sich diesen gegenüber behaupten und die Konstellationen einer praktikablen Lösung zuführen.
Innerhalb dieser Blöcke bewerten die Kommissionsmitglieder den Kandidaten anhand der in der Einladung mitgeteilten 8 Felder (Gerechtigkeitssinn, Belastbarkeit etc.).

Viel Erfolg!
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von TopLawyer »

Vielleicht von allgemeinem Interesse:
http://www.olg-hamm.nrw.de/formular/richteinst20030624.pdf (Verwaister Link automatisch entfernt)
gonzales17
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von gonzales17 »

Wie ist es denn gelaufen? Was wurde verlangt?

Gruß
Aida
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Aida »

Hat geklappt! Es gab ein paar kritische Nachfragen zum Lebenslauf ("Warum waren Sie nicht im Ausland?") und anschließend ein kurzes Rollenspiel. Das war´s dann auch schon. Nach 45 min war ich da raus. Im Gegensatz zum Bewerbungsgespräch in Bremen war es echt easy!
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von aeaeae »

Weiß einer zufällig, ob einen die vers. OLG ERST zum Gespräch/AC einladen und DANACH die Personalakte anfordern? Oder wird man gar nicht eingeladen, bevor denen die Personalakte vorliegt?
Gelöschter Nutzer

Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich war gestern in Celle. Meine Bewerbung lag denen am Mittwoch davor vor und sie haben mich an dem Mittwoch auch schon eingeladen. So schnell kann wohl keine Akte angefordert werden?

Jedenfalls hats bei mir nicht geklappt (man konnte nicht feststellen, dass ich persönlich wirklich Richterin werden wolle/offensichtlich fehlende Indetifizierung mit dem Auftrag der Justiz). Ich war vorher drei Jahre Anwältin und ich hatte den Eindruck, dass man sich ganz besonders rechfertigen muss, wenn man vorher länger Anwalt war. Der Hinweis, dass man als Anwalt nur beraten kann, aber immer offen lassen muss, dass eine Behörde oder ein gericht evtl. anders entscheiden würde, ein Richter hingegen eigenverantwortlich Entscheidungen treffen darf, und ein Organ mit Verfassungsrang ist / Teil der Judikative und dass mich das besonders reizt, hat nicht gelangt. Im Nachggespräch haben sie präzisiert, dass sie offensichtlich Beispiele haben wollten, über gute und schlechte Erfahrungen mit Richtern und warum ich das genauso oder besser machen will. Ich habe mir ein paar Ideen inzwischen zurecht gelegt, bin aber immer noch nicht ganz schlau draus geworden. Habt ihr vielleicht noch Ideen, was die da hören wollen und ist jemand in der Hinsicht auch schon so gegrillt worden im Gespräch?

Wer kann mir sagen, wie das Gespräch in Bremen ablief? Du, Aida?

1000 Dank!
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von graue Maus »

Mich würde im Hinblick auf, dass was Du von Deinem VG erzählst, mal generell interessieren, ob es eher ein Vor- oder Nachteil ist, wenn man vorher im Anwaltsberuf tätig war? Ist es dann ratsam sich direkt nach der mündlichen Prüfung des zweiten zu bewerben also bevor man irgendetwas anderes gemacht hat??? :-k
Gelöschter Nutzer

Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Lieselotte hat geschrieben:Jedenfalls hats bei mir nicht geklappt (man konnte nicht feststellen, dass ich persönlich wirklich Richterin werden wolle/offensichtlich fehlende Indetifizierung mit dem Auftrag der Justiz).
Das kenn ich irgendwoher. Bei mir hat die Wahlstation in einer Bundesoberbehörde, um Zweifel an meinem festen Willen aufkommen zu lassen. Diese konnte ich nicht mehr ausräumen. Eine Wahlstation bei OLG oder StA hat sich da bei mir im Bekanntenkreis als durchaus nützlich erwiesen.
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Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von T0bi »

Hm, wobei ich das zumindest im Grundsatz irgendwie schon verstehe. Ein Richter, der nicht wirklich mit Herz und Seele dabei ist, kann sich schnell zu einem gewichtigen Klotz am Bein entwickeln. Selbst einen Richter auf Probe bekommt man fast nicht mehr vom Richterstuhl. Von daher sollte man bei seiner Bewerbungsvorbereitung einfach echt viel Zeit darauf verwenden, die eigene Motivation kritisch zu hinterfragen und überzeugend aufzuarbeiten und z.B. auch mit Freunden die Bewerbungssituation zu üben. Das bedarf sicherlich einiger Zeit der Vorbereitung. Dies zumal dann, wenn man durch eine vorhergehende Tätigkeit als Anwalt oder eine Wahlstation bei der Exekutive zu erkennen gibt, dass es wohl auch noch alternative Routen im Lebensplan gibt oder gab.

Ich würde aber weder das eine noch das andere als K.O.-Kriterium ansehen. Keinesfalls, sonst bekäm man ja keine Einladung. Das hier mitschwimmende Selbstmitleid ("konnte ich nicht mehr ausräumen", "schon so gegrillt worden") kann ich mir daher nur als Fehler in der Vorbereitung erklären. Es gilt beim Bewerbungsgespräch ja immer: (Vermeintliche) Schwächen im Lebenslauf als Stärken verkaufen. Der Anwalt könnte sagen, er empfinde es als wichtig, auch einmal die anwaltliche Seite erlebt zu haben. Hier könnte man auf Vorbilder wie RiBGH Dr. Bergmann verweisen, der vor seiner BGH-Tätigkeit dort jahrelang als Anwalt auftrat. Fast einzigartig und m.E. eine ungemeine Bereicherung für die Judikative! Mit Wahlstation Bundesoberbehörde könnte man sagen, dass einem gerade die Vielfalt juristischer Tätigkeit und die Ausbildung zum Volljuristen als Feature der deutschen Ausbildung immer imponiert hat und man sein Referendariat noch einmal dahingehend nutzen wollte.

Auch ein Bewerbungsgespräch bei einer Behörde unterscheidet sich insoweit nicht vom "freien Markt". Hier wie dort muss man sich überzeugend verkaufen.
"die Bezeichnung Penner hat nicht...stets beleidigenden...Charakter. So werden etwa im Einzelhandel umgangssprachlich schlecht verkäufliche Artikel...im Gegensatz zum Renner auch als Penner bezeichnet (wikipedia.de)" (BayVGH NZA-RR 2012, 302)
Gelöschter Nutzer

Re: Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe in Niedersachsen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

T0bi hat geschrieben:dass einem gerade die Vielfalt juristischer Tätigkeit und die Ausbildung zum Volljuristen als Feature der deutschen Ausbildung immer imponiert hat und man sein Referendariat noch einmal dahingehend nutzen wollte.
Ziemlich genau so hab ich das auch erklärt, weil es nicht zuletzt der Wahrheit entsprach. Das hat auch weniger mit Selbstmitleid zu tun, sondern war nur Reaktion auf die Frage nach der Anwaltstätigkeit als möglichem Nachteil. Völlig richtig ist der Hinweis auf eine wirklich (!) gründliche Vorbereitung, gerade wenn man weiß, dass es sich um ein Stressinterview handelt, bei dem auch bewusst provokative Fragen gestellt werden. Und genau solche "Flecken" im Lebenslauf bieten sich da eben an. Halbherzige Erklärungen bringen da tatsächlich nichts.

Aber Leute mit passender Wahlstation in der Justiz haben es da leichter, weil bei denen die Frage eben nicht aufkommt, sondern die Motivation für den Beruf stillschweigend vorausgesetzt wird. Auch mal über den Tellerrand geblickt haben, wirkt da fast nachteilig. ("Sie konkurrieren mit Leuten, deren Werdegang nur auf den Richterberuf ausgelegt ist und die sich nur hier bewerben.") Klar, gibt es da auch andere Erfahrungen. Ich fand meine eigene nur gerade hier im Thread bestätigt. Nahe liegende Begründungen werden eben nicht immer akzeptiert. Also auch diese von einem besonders kritischen Freund zur Übung auseinander nehmen lassen! Die Kommission hat eben die Möglichkeit, aufgrund relativ kleiner Tatsachenbasis, relativ große Steine in den Weg zu rollen ("Sie wissen sicher, dass unsere Ablehnung für ganz Niedersachsen gilt.").

Darüber, ob der unbedingte Wille, Richter zu werden, bereits beim Studienanfang vorliegen muss, ließe sich wohl streiten. ("Weil ich in der Schule Schiedsrichter im Tischtennis war, wollte ich schon immer...") Auch das Referendariat nur darauf auszurichten (Wahlstation), halte ich für a) gewagt und b) engstirnig. Dann erschwert einem die Wahlstation beim OLG am Ende vielleicht noch den Berufseinstieg in andere Bereiche, wenn dann die Examensnote eben doch nicht für die Justiz reicht ("Warum wollen Sie denn unbedingt bei uns anfangen, wo Sie doch offensichtlich immer in die Justiz wollten?"). Da sollte man das Referendariat von beiden Seiten wohl doch eher als möglichst breite Ausbildung und Entscheidungsgrundlage für die Berufswahl ansehen. Ich bspw. habe eher wenig Sinn darin gesehen, noch eine Station bei Gericht oder StA zu absolvieren, sondern wollte noch was neues als uU ebenso interessante Alternative sehen.
T0bi hat geschrieben:Auch ein Bewerbungsgespräch bei einer Behörde unterscheidet sich insoweit nicht vom "freien Markt". Hier wie dort muss man sich überzeugend verkaufen.
Das kann ich nur unterstreichen! Nach meinen Erfahrungen sind die Anforderungen an die Performance im Verfahren sogar wesentlich härter.
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