Als Verwaltungsbeamter für eine Richterstelle bewerben?

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

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carstella
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Als Verwaltungsbeamter für eine Richterstelle bewerben?

Beitrag von carstella »

Nach dem großen Dämpfer heute muss ich mal meine Jobplanungssituation neu sortieren.

Also folgendes:
Ich hab mich nach dem 2. Examen letztes Jahr im Mai in Berlin als Richter beworben. Das ist auch das, was ich unbedingt machen möchte - also allererste Priorität. Ich habe mich allerdings erst zum Sommer diesen Jahres beworben, da ich damals mit meinem zweiten Kind im achten Monat schwanger war.

Bis jetzt lief alles nach Plan. Mir wurde gesagt, dass ich mit den Noten wahrscheinlich zum nächsten Termin für die Einstellungsgespräche geladen werde. Dieser sollte eigentlich im April stattfinden. Wie ich heute nun erfahren hab, ist das aber abgeblasen, da die Senatsverwaltung Inventur gemacht hat und festgestellt hat, dass zu viele Richter eingestellt worden sind. Wann der nächste Termin stattfinden wird ist ungewiss. Geplant ist er im September. Aber angesichts der bevorstehenden Wahlen, könne man das nicht mit Sicherheit sagen.

Nun hat die Senatsverwaltung für Inneres auch gerade 6 Stellen ausgeschrieben. Klingt von der Sache her super - ist für mich die perfekte ZWEITE Wahl. Aber eben auch nur die zweite... Eigentlich hatte alles gepasst. Die Richtersache sollte sich im April entscheiden und die Auswahl für die Senatsverwaltung für Inneres soll im Mai stattfinden. Ich hätte dann also gewusst woran ich bin. Hätte.... - aber nun ist ja alles anders.

Nun stelle ich mir die Frage, in wie weit ich diese zweite Bewerbung nun verfolgen soll. Wenn man mich da nun - rein hypothetisch - nehmen würde und ich dann am 1.8.2011 als Beamtin anfangen sollte, hat das irgendeinen Einfluss auf meine Richterbewerbung (offiziell oder inoffiziell)?

lg
carstella
Gelöschter Nutzer

Re: Als Verwaltungsbeamter für eine Richterstelle bewerben?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich sehe kein Problem darin, zuerst Verwaltungserfahrung zu sammeln, um sich dann für ein Richteramt zu bewerben. Gerade in der Verwaltungs- oder Sozialgerichtsbarkeit wird dies nach meinem Kenntnisstand sogar als Vorteil angesehen ! Zu den örtlichen Verhältnissen in Berlin kann ich aber nichts sagen. Jedoch: Was sollte das Land dagegen haben, jemanden der sich in der Verwaltung bewährt hat, später auch als Richter einzusetzen ?
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bilguer
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Re: Als Verwaltungsbeamter für eine Richterstelle bewerben?

Beitrag von bilguer »

carstella hat geschrieben:Nun stelle ich mir die Frage, in wie weit ich diese zweite Bewerbung nun verfolgen soll. Wenn man mich da nun - rein hypothetisch - nehmen würde und ich dann am 1.8.2011 als Beamtin anfangen sollte, hat das irgendeinen Einfluss auf meine Richterbewerbung (offiziell oder inoffiziell)?
Zumindest keinen negativen Einfluß!

Gruß
bilguer
Karla82
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Re: Als Verwaltungsbeamter für eine Richterstelle bewerben?

Beitrag von Karla82 »

Hallo,

ich stehe vor einer ähnlichen Entscheidung, Wunsch ist der Justizdienst, aber da es in Berlin/Brandenburg momentan ja recht schwierig ist, frage ich mich, ob ich doch erstmal mit etwas anderem beginnen soll... allerorts wird einem dazu geraten, erstmal irgendwo anzufangen, man könne sich ja sofort weiter auf andere Stellen bewerben, die einen mehr interessieren (bei mir auch Justiz/sonstiger öff. Dienst). Vielleicht können Leute das beantworten, die das schon mal gemacht haben: wie habt ihr das rein praktisch gemacht? Nehmen wir an, man arbeitet in der Kanzlei x und fragt dann bspw. in der 2. und in der 4. Arbeitswoche usw., ob man einen Tag frei haben könnte für ein Bewerbungsgespräch?? Ich stelle mir das einfach so schwierig vor, wenn man dort gerade erst in der Einarbeitungsphase ist und ständig nach freien Tagen für Vorstellungsgespräche bittet??? Kommt dann nicht die berechtigte Frage: Sagen Sie mal, wollen Sie eigentlich überhaupt für uns arbeiten?
iolsai
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Re: Als Verwaltungsbeamter für eine Richterstelle bewerben?

Beitrag von iolsai »

Mit Ehrlichkeit wird man da nicht weit kommen.

Ich stand in den letzten paar Monaten vor dem gleichen Problem.
Mein Karriereziel war immer Unternehmen bzw. knapp dahinter, Justiz.
Aber da das Justizministerium ewig braucht (und ich davon ausging, dass meine Note wegen der Sparmaßnahmen wohl für eine Einstellung nicht ausreichen würde) und Stellen in Unternehmen für Berufsanfänger nicht gerade im Übermaß angeboten werden, habe ich mich natürlich auch in Kanzleien beworben.

Jobangebote von letzteren hatte ich viele, aber nie war es so, dass ich dort wirklich auf Dauer arbeiten wollte. (Arbeitszeit, Gehalt, Arbeitsklima)

Erst einmal irgendwo anfangen und dann weitersuchen kam für mich nicht in Frage, denn das Problem ist, dass man nur basierend auf der Stellenanzeige, nicht sagen kann, ob man die Stelle wirklich haben will.
Wenn man gute Noten hat (und ich gehe mal davon aus, dass das bei dir auch zutrifft, da du dir grundsätzlich Chancen im Justizdienst ausrechnest), dann wird man, jedenfalls so meine Erfahrung, zu verdammt vielen Vorstellungsgesprächen eingeladen- und erst da merkt man, wie die Konditionen wirklich sind.
--> Bewerbungsmarathon
Und wie man den neben einem Vollzeitjob machen soll- keine Ahnung.
Ein oder zwei Mal kann man sicher auch in der Einarbeitungszeit frei bekommen (Zahnarzttermin oder irgendeine andere Ausrede) oder man kann eventuell das Vorstellungsgespräch in den späten Abend legen.
Aber öfter? Oder gar zugeben, dass man ein Bewerbungsgespräch hat, also schnell wieder weg will? Da kann man schnell in der Probezeit fliegen.

Wenn du den Job natürlich nur zum Übergang siehst bis es mit Verbeamtung/Richterstelle klappt, dann sieht die Sache anders aus.

Ich persönlich bin ganz froh, dass ich mich in den letzten paar Monaten intensiv auf die Jobsuche konzentriert und letztlich die Zusage für meinen absoluten Traumjob bekommen habe.
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