Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo an alle Foristen,

Ich habe vor nem knappen Monat in Sachsen mein Zweites Examen absolviert. Note VB (9,3 Punkte), Platzziffer sollte sogar einstellig sein. (Sachsen ist halt ein verdammt hartes Pflaster...)
Mein Erstes, auch aus Sachsen, ist leider "nur" befriedigend. Und mein Traum ist der Justizdienst, für den ich mich in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern
(dort leben meine Eltern) beworben habe.

Von keiner Stelle habe ich seit Versenden der Bewerbung vor fast 3 Wochen gehört, außer von Ba-Wü (dort hatte ich mich testweise auch beworben), aber dort bin ich leider aus
dem Rennen raus (wohl wegen des Ersten und der Vielzahl der Bewerbungen). Daher nun meine Frage an die Erfahreneren:

Bin ich zu Ungeduldig, bzw. bestehen aussichtsreiche Chancen auf Einstellung trotz des schwachen Ersten? Und ist es eurer Meinung nach ratsam, sich in weiteren
Ländern mal auf Verdacht zu bewerben? Wenn ja, wo denkt ihr spielt das schwache Erste kaum eine Rolle?

Vielen Dank schon einmal für den Input und eure Zeit.
Karla82
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Karla82 »

Hast du dich schon telefonisch erkundigt? ich hab die Erfahrung gemacht, dass zumindest in einigen Bundesländern darüber Auskunft gegeben wird, wann denn die nächsten Vorstellungsgespräche anstehen (und ggf. auch, mit welchen Punkten man vielleicht so ungefähr eingeladen wird). Da je nach Haushaltslage Neueinstellungen ggf nur selten erfolgen, kann es auch sein, dass man nach der Eingangsbestätigung einige Monate erst mal nichts hört. So zB in Berlin. Über die von dir genannten Bundesländer kann ich leider nichts sagen...
Spencer
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Spencer »

Erst mal herzlichen Glückwunsch, deine Note ist gerade vor dem Hintergrund der Notenvergabe in den östlichen BL wirklich hervorragend!

Ohne jetzt schwarzmalen zu wollen: Ich hatte erst kürzlich ein Gespräch mit einem Kollegen aus Sachsen-Anhalt über die dortige Einstellungslage im öD.
Er sagte mir, dass die Justizverwaltung dort praktisch "zu" sei. Ein Bekannter von ihm wurde mangels freier Stellen sogar mit dem landesbesten Ergebnis von 11,x ablehnt und ist dann in ein westliches BL gegangen, wo er sofort Richter wurde.
Über die anderen von dir genannten BL kann ich nichts sagen, aber ich könnte mir vorstellen, dass dort die Lage ähnlich ist.
Ich erkläre mir das mit der Einstellungswelle Anfang der 90er Jahre, als viele Richter- und StA-Stellen mit politisch nicht vorbelasteten West-Juristen besetzt wurden, die jetzt so Anfang 50 sein dürften.
Hinzu kommt, dass die BL angesichts Schuldenbremse und (die östlichen) auslaufendem Solidarpakt II erstmals richtig ernst machen müssen mit ihren Konsolidierungsbemühungen. Da ist der öD leider einer der ersten (und auch populärsten) Sparposten.

Wenn das Richteramt wirklich dein Traumberuf sein sollte, würde ich mich vielleicht doch zu einem BL-Wechsel durchringen. Die Familie ist ja dadurch nicht "aus der Welt", auch wenn ich natürlich das Motiv "Heimatverbundenheit" absolut nachvollziehen kann.
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Einwendungsduschgriff
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Stimmgabel hat geschrieben:Von keiner Stelle habe ich seit Versenden der Bewerbung vor fast 3 Wochen gehört, außer von Ba-Wü (dort hatte ich mich testweise auch beworben), aber dort bin ich leider aus dem Rennen raus (wohl wegen des Ersten und der Vielzahl der Bewerbungen). Daher nun meine Frage an die Erfahreneren:
Wie "schwach" ist denn das Referendarexamen?
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Gelöschter Nutzer

Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Danke erstmal für die Infos.

@Einwendungsduschgriff: 1. Staatsprüfung war "nur" befriedigend, 7,13 Punkte. Ist zwar für sächsische Verhältnisse gar nicht so schlecht, (im Sinne von statistisch überdurchschnittlich) aber eben daher kein Doppelprädikat. Gab und gibt meines Wissens nach auch heute keine Möglichkeit eines Verbesserungsversuchs für das Erste. Nur nach Freischuss oder "Durchfall". Daher muss ich mit der Note leben, auch wenn sie mich anko....

@spencer: Falls ich den Eindruck vermittelt habe, unbedingt in den neuen Ländern bleiben zu wollen, täuscht das. Ich bin zwar gern Sachse und würde schon bei Gelegenheit bleiben, aber der Beruf, den ich ausüben will, ist mir dann doch wichtiger. Hier komme ich aber zunächst in den Genuss der Landeskinderregelung, und Sachsen-Anhalt bzw. Mecklenburg-VP habe ich wegen der ähnlich harten Prüfungsbedingungen gewählt. Ich habe halt die Sorge, dass Entscheider in Ländern wie Hessen oder Niedersachsen nicht wissen, was VB in Sachsen wert ist...

Ist Bayern denn eine Bewerbung wert zur Zeit? Dort habe ich Wehrdienst geleistet, und es hat mir da gut gefallen. Zudem habe ich hier im Forum gelesen, dass dort nicht so sehr auf's Erste geschaut wird.
iolsai
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von iolsai »

In Bayern zählt ausschliesslich die Note des 2. Examens.

9,3 war die Grenznote im letzten Einstellungsdurchgang. Soweit ich gehört habe, dann aber für Posten in der letzten Pampa. Wenn dir das nichts ausmacht, dann auf alle Fälle bewerben.

Ich weiß nicht, wie in Sachsen das Verhältnis von schriftlicher zu mündlicher Prüfung ist, aber es wird immer in den bayerischen Maßstab umgerechnet. Mündliche zählt also 25%.
bill-1
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von bill-1 »

Dieses Umrechnen ist echt der größte Schwachsinn, wenn man es sich mal genau überlegt..
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Levi
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Levi »

Warum sollte die Umrechnung "Schwachsinn" sein?

Die unterschiedlichen Anteile von schriftlichen und mündlichen Prüfungen sind doch gerade der Hauptgrund dafür, warum die bayerischen Examina häufig als "schwerer" (in Wirklichkeit nur schlechter benotet) wahrgenommen werden als die Examen in anderen Bundesländern.

Hätte ich z.B. mein 2. Staatsexamen statt in Bayern in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Berlin gemacht, läge meine Gesamtnote - bei gleichen Durchschnittsnoten im schriftlichen und mündlichen Teil der Prüfung - um 0,94 Pt. höher.

Gerade in dem engen Notenkorridor, in dem sich die meisten Examens-Gesamtnoten bewegen (5,5 - 9,5 Pt.) macht 1 Pt. mehr oder weniger sehr viel aus (rund ein Viertel des Notenkorridors). Ich finde eine Umrechnung daher nur gerecht. Eigentlich sollten das alle Arbeitgeber so machen. Nur so werden die Fähigkeiten und Leistungen der Bewerber tatsächlich vergleichbar.
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von non-liquet »

Levi hat geschrieben:Warum sollte die Umrechnung "Schwachsinn" sein?
Vielleicht hat da jemand ein Formschreiben bekommen, in dem mitgeteilt wurde, dass man die Übernahme in die bayerische Justiz nicht in Aussicht stellen könne... :-w
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Einwendungsduschgriff
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Stimmgabel hat geschrieben:@Einwendungsduschgriff: 1. Staatsprüfung war "nur" befriedigend, 7,13 Punkte. Ist zwar für sächsische Verhältnisse gar nicht so schlecht, (im Sinne von statistisch überdurchschnittlich) aber eben daher kein Doppelprädikat. Gab und gibt meines Wissens nach auch heute keine Möglichkeit eines Verbesserungsversuchs für das Erste. Nur nach Freischuss oder "Durchfall". Daher muss ich mit der Note leben, auch wenn sie mich anko....
Okay, dann wundert mich das Aussieben für Baden-Württemberg auch nicht mehr. Schade für Dich.
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iolsai
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von iolsai »

Die Umrechnung ist doch nur fair.
Viele Arbeitgeber wollen auch die Einzelnotenübersicht sehen. Ich habe diese immer beigelegt und bin damit sehr gut gefahren.

Bei Berufseinsteigern zählt nun mal vor allem die Note.

Nach meiner Erfahrung, sowie Aussagen aus dem Bekanntenkreis, reichen zumindest in Bayern für die meisten interessanten Stellen (außer bei der Justiz)grundsätzlich 8 Punkte aus, wenn der Rest passt. Natürlich jeweils abhängig von der tatsächlichen Konkurrenz.

7P schriftlich, 12P mündlich sind in dem einen Bundesland 9P und in z.B. Bayern 8,25 P.
Und dann vielleicht noch nen Bewerber, der 9 P sowohl im schriftlichen als auch im mündlichen Teil hat.

Welcher von den 3en ist jetzt der bessere Jurist?
Die beiden ersten sind vielleicht nicht so toll im Schreiben aber mündlich wirklich gut (oder hatten ne Kuschelkommission) der Letztere ist gut im Schriftlichen und mündlich ne Niete (und sie wollten ihm die Note nicht versauen) oder er hatte eine schwierige Kommission und musste für die 9Punkte im mdl. Teil echt was leisten.

Worauf es letztlich ankommt, liegt immer bei dem gegenüber, der am Schluss entscheidet wem er den Job gibt.

Jedenfalls für Stellen in der freien Wirtschaft.
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von nona »

in nrw wird angeblich auch nur aufs zweite geschaut...für mich sehr ärgerlich, aber für dich natürlich gut :-)
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Bonnvoyage
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von Bonnvoyage »

nona hat geschrieben:in nrw wird angeblich auch nur aufs zweite geschaut...für mich sehr ärgerlich, aber für dich natürlich gut :-)
Kommt nach meinem Wissensstand auf den OLG-Bezirk an. Hast du vielleicht konkrete Beispiele (z.B. einen Link), der deine Annahme bestätigt?
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von nona »

leider nicht! hab die Info von einer befreundeten Richterin auf probe (Duisburg) die sagte eine Freundin von ihr würde mit 10,x im ersten und 8,5 im zweiten jetzt seit 2 Jahren nicht eingeladen...also scheinen Sie das gute 1. zumindest nicht positiv zu bewerten...und unsere Ausbilder im ref (auch olg Düsseldorf) behaupten auch durchweg das 1. sei völlig egal, man würde auch mit 6 punkten im 1. eingeladen, würde also auch nicht negativ bewertet! aber wie gesagt, was offizielles dazu hab ich leider nicht! wäre auch sehr dankbar über gegenteilige Infos, wäre ja schön, wenn das vb im ersten nicht umsonst wäre :-) sind deine anderen Infos aus Hamm? da mein ich früher mal gehört zu haben, es reiche ein vb, egal ob 1. oder 2., wenn das andere ein befr ist, aber ob das noch aktuell ist?!
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Re: Bewerbung zum Justizdienst überhaupt aussichtsreich?

Beitrag von nona »

in dem Zusammenhang: kann jemand was zu den Gerüchten sagen, in nrw brauche man für die sta "nur" ein gutes befr (denke so ab 8,5), wenn "der Rest stimmt" (was das auch immer heißt :-)) hat mir meine Ausbilderinbei der sta gesagt. Sie sagte, die sta wäre bei weitem nicht so beliebt wie die ordentliche Gerichtsbarkeit und wenn ich z.b. die wahlstation bei der sta machen würde, hätte ich ganz gute Chancen, auch wenn das 2. kein vb würde...kann mir das aber irgendwie nicht vorstellen...und sie war jetzt auch über 40, also wohl auch nicht frisch eingestellt ;-)
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