Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo zusammen! Ich bin mir zwar nicht 100 % sicher, ob ich hier im richtigen Teil des Forum bin, aber notfalls kann der Beitrag ja sicherlich auch verschoben/gelöscht werden, oder?
Ich will nicht lange um den heißen Brei reden, deshalb:

Ich hab erst vor kurzer Zeit mit dem Jurastudium angefangen und finde auch soweit alles in Ordnung, nur an den überfüllten Hörsaal muss ich mich noch gewöhnen. Ich hatte anfangs befürchtet auf viele der berühmt-berüchtigten Juraschnösel zu treffen, aber glücklicherweise blieb ich größtenteils verschont! :D
Leider habe ich ein viel größeres Problem: Vor kurzem saß ich wieder am Schreibtisch und während ich so lernte, kam mir urplötzlich ein Gedanke: Das willst du doch gar nicht! Mir wurde auf einmal klar, dass ich Schreibtischarbeit eigentlich überhaupt nicht mag. Dass war mir schon bei der vorbereitung auf das Abi aufgefallen, aber ich habe den Gedanken wieder verdrängt. Und jetzt ist er wieder da. Versteht mich nicht falsch, ich hab nichts dagegen während des Studium häufig und viel am Schreibtisch zu sitzen, aber mein ganzes Leben hinter einem solchen zu verbringen, also meinen Lebensunterhalt mit einem reinen Schreibtischjob zu verdienen, das möchte ich keinesfalls!
Irre ich mich wenn ich davon ausgehe, dass der Beruf des Juristen (in welchem Feld auch immer) ein reiner Schreibtischjob ist? Gibt es Bereiche, die das weniger sind? Ich wär' echt dankbar um Antworten. :(
Nemesis63
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von Nemesis63 »

Das mit den Jura Schnöseln kommt noch, die bilden sich im laufe des Semester langsm heraus. Sobald einer deiner Freunde anfängt sich wie dein Großvater zu kleiden solltets du ihm einen Pflock ins Herz rammen!

Ernsthaft: 98% deines Berufslebens als Jurist wirst du vorm Schreibtsich, respektive sitzend verbringen müssen. Seine körperliche Ertüchtigung muss man sich woanders holen.

Oder meintest du damit, das sman nicht in kontakt mit anderen menschen kommt? Dann kann ich dich beruhigen, die wenigsten juristen sind reine "Schreibtischttäter"
T0bi
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von T0bi »

Wie kann ein Jura-Student so eine Frage stellen? Das kann doch nicht wahr sein. Mal 5 Minuten über die Studienwahl nachgedacht?
"die Bezeichnung Penner hat nicht...stets beleidigenden...Charakter. So werden etwa im Einzelhandel umgangssprachlich schlecht verkäufliche Artikel...im Gegensatz zum Renner auch als Penner bezeichnet (wikipedia.de)" (BayVGH NZA-RR 2012, 302)
Gelöschter Nutzer

Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hey, angreifen lassen muss ich mich hier nicht! Ich habe auch nie in dier Vorstellung gelebt, dass spätere Berufsleben bestünde nur aus Action und wasweißich. Meine Frage bezog sich vielmehr darauf, ob es auch juristische Berufe gibt, die nicht nur am Schreibtisch Abwechslung bieten. Dabei geht es mir nicht um körperliche Ertüchtigung, sondern vielmehr darum, dass sich mein Arbeitsalltag nicht nur auf das Aktenwälzen beschränken soll.
EinHeinz
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von EinHeinz »

Dazu kannst du dich doch auch selbst informieren und etwas kreativ sein.
Bei uns in der Gegend gibt es bspw einen recht bekannten Anwalt für Verkehrssachen. Der ist oft außerhalb unterwegs. Allerdings bleibt die Arbeit mit Akten niemand erspart. Du kannst ja die Sachen auf ein iPad knallen und dich ins Café deiner Wahl setzen. ;)

Ich mein es ist doch nur logisch dass du den Großteil deiner Zeit am Schreibtisch sitzt. Genau dafür lernst du jahrelang den Umgang mit Gesetzen und Texten. Es braucht keinen Streifenpolizist der das Europarecht beherrscht oder einen Astronaut der kurz vorm Mars zivilprozessrechtliche Fragen beantwortet. ;)

Ansonsten bleibt nur zu sagen - es ist kein Beinbruch nach einem Jahr das Studium zu wechseln.
joee78
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von joee78 »

Du trittst als RA vor Gericht auf. Da sitzt du nicht am Schreibtisch. Ich denke aber damit hab ich dir nichts gesagt, was du nicht schon wüsstest. :-w
Sind Sie ein Mensch? Sowas Ähnliches, ich bin Anwalt.

Blade II
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scndbesthand
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von scndbesthand »

Es gibt Möglichkeiten, den Aktenberg etwas kleiner zu bekommen, aber es ist richtig: weit über 50% der Zeit sitzt man nun mal am Schreibtisch. Jeder Jurist bekommt seine Sachverhalte in irgendeiner Form von schriftlichen Unterlagen mitgeteilt. Und die zur Lösung erforderlichen Rechtsquellen liegen auch nur schriftlich oder in juristischen Datenbanken vor. Die Subsumtionsarbeit, der Kern der juristischen Tätigkeit, muss daher notwendig im Büro hinterm Schreibtisch getan werden. Vielleicht ist Strafverteidiger ja was für Dich, da nimmt man mehr an Gerichtsverhandlungen teil als im Zivilrecht.

Es gibt natürlich noch die Wissenschaft. Da liest, forscht und publiziert man ja bekanntlich nur noch und hält sich nur selten in Lehrveranstaltungen auf. ;)
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Mr_Black
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von Mr_Black »

Was wäre denn für Dich ein Job, der kein "Schreibtisch-Job" ist?

Ich glaube fast jeder akademische Beruf ist zu einem Großteil ein Schreibtisch-Job.

Mir fallen nur folgende Ausnahmen ein:

- Medizin
- Lehrer/Bildungssektor
- sozialer Bereich
- Naturwissenschaften mit Feldforschung/Labor
- Archäologie

(wobei auch jeder dieser Berufe vermutlich lange Schreibtischzeiten beinhaltet)

Berufe mit eher körperlicher Arbeit sind ja eher klassische Handwerks- und Ausbildungsberufe.
- Söldner des Rechts -
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EinHeinz
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von EinHeinz »

Baubranche darf man zumindest viele km schrubben beim richtigen Beruf. Manche landwirtschaftliche/geologische/geographische Sachen in Ministerien und oberen Behörden enthalten im Optimalfall 30-50% Arbeit außerhalb des Büros. Gleiches für Unternehmen (Vermessungstechnik, Landwirtschaft). Sport (ok kann man hilfsweise als soziales einordnen).

Ich denke auch gewisse Informatik-, Medien-, Marketing-, Designberufe kann man großzügig als etwas anderes klassifizieren. Ich vermute die klassische Schreibtischarbeit umfasst vorallem immer nachfolgende Akten die niemals aufhören?
Die Abwechslung in einem Ministerium besteht ja oftmals im Wechsel des Referats?! Da sind die oben genannten Sachen mitunter schon etwas anderes.

Für diese Arbeit mit Akten muss man halt schon etwas "gemacht" sein. Wer kein Buch anfasst was mehr als 150 Seiten hat wird wohl ähnlich wenig Spaß mit dem Papier auf Arbeit haben. Ebenso sollte man wohl nicht in die Landwirtschaft gehen wenn man keinen Dreck und schlechtes Wetter mag. Da bleibt halt im Zweifle nur das Studienfach zu wechseln wenn die Erkenntnis einsetzt.

PS: Spätestens im Winter liegt bei fast allen Schreibtischarbeit an. ;)
Zuletzt geändert von EinHeinz am Mittwoch 26. Oktober 2011, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von HRP »

Also als Anwalt hast du natürlich Mandantengespräche und schlägst dann auch mal bei Gericht auf, das meiste wird aber Aktenarbeit sein. Als Richter dürfte das noch mehr der Fall sein, weil du dann nur 1-2 Tage die Woche Sitzungen hast und den Rest der Zeit ebenfalls Akten wälzt. In der Behörde wälzt du im Zweifel nur Akten. Was ich von Leute in Großbuden gehört habe, ist das auch weit überwiegend Lese- und Schreibarbeit. Dafür werden wir halt bezahlt.

Wenn du damit haderst, nutze dein erstes Semester doch, um dir mal andere Fachbereiche anzugucken. Gute (!!!) Lehrer braucht man bspw. immer.
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von berliner84 »

Hallo! Ich würde den Thread gern nochmal aufwärmen. Hat jemand Ideen für einen Job als Volljurist, der verhältnismäßig viele Aufgaben jenseits des Schreibtischs bietet? Damit meine ich auch den Schreibtisch im Gerichtssaal. :-) Grüße!
Zuletzt geändert von berliner84 am Montag 3. Februar 2014, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von Parabellum »

berliner84 hat geschrieben:Hallo! Ich würde den Thread gern nochmal aufwärmen. Hat jemand Ideen für einen Job als Volljurist, der verhältnismäßig viele Aufgaben jenseits des Schreibtischs bietet? Damit meine ich auch den Schreibtisch im Gerichtssaal. :-) Grüße, Thomas
Magst Du uns noch ein paar Infos zu Deinen fachlichen Neigungen geben, damit wir hier nicht völlig im Nebel rumstochern?

Meine erste Idee: https://mil.bundeswehr-karriere.de/portal/a/milkarriere/!ut/p/c4/PccxDoAgDEDRs3gBurt5C3UrhNhKBdNSvb5M5g8vH3YYVXz4wM6tosAKW-I5vuFiKajKWXNg0vwPtUSWyAXjQNwsnK5sHe6yTB_4_9U3/ (Verwaister Link automatisch entfernt)
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von berliner84 »

Oh, danke für die schnelle Antwort. Das geht schon in die richtige Richtung, allerdings ist mir die Bundeswehr zu riskant!

Ich suche erstmal nach Referendariatsstationen. Ich kann mir einen Verwaltungsjob durchaus vorstellen, aber auch eine anwaltliche Tätigkeit - ich hätte dabei nur gerne viel "Außeneinsatz", bei dem man sich bewegt. Leider haben wir in Deutschland ja keine Jury-Tribüne, vor der man auf- und abschreiten kann. ;-)
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von Parabellum »

Bevor jetzt noch diverse Exotenstellen kommen: Schon mal über privates Baurecht nachgedacht? Relativ handfeste Materie, handfeste Mandanten und technische Themen. (Und, zugegebenermaßen, im worst-case kubikmeterweise Akten dazu.)
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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Re: Jurist - ein reiner Schreibtischjob??

Beitrag von berliner84 »

Ja, privates Baurecht klingt gut! Darüber hab ich wirklich schon nachgedacht. Was meinst du mit "handfest"? (Bau-)technisch bin ich leider nicht sehr versiert, im Gegenteil, aber das kann man sich ja aneignen. Die Exotenstellen interessieren mich aber natürlich auch - wobei ich gerne auf Dauer in Deutschland arbeiten würde.
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