"Sehr gut" im Stationszeugnis!?

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Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Sofern das überhaupt jemand liest, könnte es natürlich passieren, dass Du an den 17 Punkten gemessen wirst.
Ich weiß nicht, weshalb es sich so hält, dass Stationszeugnisse niemand lesen würde - ich kann das überhaupt nicht bestätigen, ganz im Gegenteil.

@Idee1290: Du hast aus der Sicht deiner Ausbilder eine Spitzennote verdient, also nimm' sie mit.
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thh
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von thh »

Idee1290 hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 17:46Ich häng mich jetzt mal ran: In meiner Wahlstation (Anwalt, Ausland, aber deutsche Kanzlei und mit dem deutschen Notensystem sozialisierte Anwälte) hat man mir auch im Zeugnis ein sehr gut angeboten. Ich wurde bisher auch oft gelobt und die haben Sachen von mir oft direkt so rausgeschickt bzw. das ganze Dokument übernommen, ohne Sachen zu verändern. Ich gehe also davon aus, dass es von denen ehrlich gemeint ist und kein bloßes Kuschelzeugnis sein soll. Aus eigener Erfahrung haben die von sich aus schon gesagt, 18 lieber nicht, aber 17 wären drin. Ich schwanke jetzt auch, ob ich das noch auf 16 Punkte drücken sollte, Weil 17 "zu nett" wirken könnte. Was würdet ihr empfehlen?
Dass die Stationsnoten insgesamt - auch im staatlichen Teil - zumeist deutlich nach oben verschoben sind, sollte allgemein bekannt sein (weshalb zumindest in einem OLG-Bezirk darauf gedrungen wird, eine Bewertung nach Examensmaßstäben durch einen entsprechenden Hinweis zu verbalisieren). Der langjährige Durchschnitt in den Justizstationen lag dort bei 11-12 Punkten; daher sind 8-9 Punkte ein Hinweis auf unterdurchschnittliche Leistungen, und 17 Punkte eben eine wirklich gute Leistung (aber auch nicht vergleichbar mit einem 17-Punkte-Examen).
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Tobias__21 »

Hier fangen sie auch wieder an, das anzupassen, zumindest beim Staat. In der ZR Station hat mein Ausbilder gesagt, dass er Noten wie im Examen vergibt, das kenntlich macht, und auch darunter schreibt, was die letzten 10 Referendare von ihm für Noten bekommen haben. Er meinte aber gleichzeitig auch, dass es niemanden interessiert und die im Zweifel bei ihm anrufen würden, wenn sie was über den Referendaren wissen wollen (bei Bewerbung Staatsdienst). Ob es stimmt, kA, aber warum sollte er lügen? Kann aber auch sein, dass es anderenorts anders gehandhabt wird.

Von Kollegen hab ich gehört, dass die ihre Zeugnisse in der RA Station selbst schreiben sollten.
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Muirne
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Muirne »

Bei uns war in den staatlichen Stationen auch sehr streng.
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Tobias__21 »

Muirne hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:51 Bei uns war in den staatlichen Stationen auch sehr streng.
Hier auch. ZR und ÖR waren am härtesten. StA ging eigentlich. Die waren froh, wenn man sie in Ruhe gelassen hat :D Für die 15 Punkte in ÖR musste ich aber wirklich richtig buckeln. Antragserwiderung im einstweiligen Rechtsschutz übers Wochenende geschrieben, Ganze Satzungen entworfen, usw.
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Muirne »

Meine Ausbilderin hat Leuten mit VB im Examen auch befriedigend gegeben und dann als der Staat deshalb anrief das erklärt. Wurd auch Richterkollege dann. Ich hab geschafft wie ein Tier und bin auch nur auf ein unteres VB gekommen.
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Muirne »

Tobias__21 hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:54
Muirne hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:51 Bei uns war in den staatlichen Stationen auch sehr streng.
Hier auch. ZR und ÖR waren am härtesten. StA ging eigentlich. Die waren froh, wenn man sie in Ruhe gelassen hat :D Für die 15 Punkte in ÖR musste ich aber wirklich richtig buckeln. Antragserwiderung im einstweiligen Rechtsschutz übers Wochenende geschrieben, Ganze Satzungen entworfen, usw.
Ich hab für unteres VB Nächte durchgearbeitet. Und ich arbeite schnell. War nicht schön. :-#
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Tobias__21 »

Muirne hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:54 Meine Ausbilderin hat Leuten mit VB im Examen auch befriedigend gegeben und dann als der Staat deshalb anrief das erklärt. Wurd auch Richterkollege dann. Ich hab geschafft wie ein Tier und bin auch nur auf ein unteres VB gekommen.
M.E. könnte man doch auf eine Note verzichten. Man schreibt einfach wie sich der Ref gemacht hat. Stärken/Schwächen/Verhalten und gut ist.
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Tobias__21 »

Muirne hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:56
Tobias__21 hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:54
Muirne hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:51 Bei uns war in den staatlichen Stationen auch sehr streng.
Hier auch. ZR und ÖR waren am härtesten. StA ging eigentlich. Die waren froh, wenn man sie in Ruhe gelassen hat :D Für die 15 Punkte in ÖR musste ich aber wirklich richtig buckeln. Antragserwiderung im einstweiligen Rechtsschutz übers Wochenende geschrieben, Ganze Satzungen entworfen, usw.
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Ja, deswegen: Einfach keine Noten vergeben. Es hängt auch am Ausbilder. Ich hab schon Horrorstories aus den Anwaltsstationen gehört. Da wurden die Leute richtig runtergeputzt und haben geschafft wie Sklaven. Dafür dass im Zeugnis dann noch gestänkert wurde und sich über ihre Belastbarkeit ausgelassen wurde. Mehr als VB gabs da übrigens auch nicht.
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Muirne »

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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von thh »

Tobias__21 hat geschrieben: Donnerstag 21. Juni 2018, 20:56M.E. könnte man doch auf eine Note verzichten. Man schreibt einfach wie sich der Ref gemacht hat. Stärken/Schwächen/Verhalten und gut ist.
Naja, eine Note erlaubt eben eine zusammenfassende Bewertung auf einen Blick. Das ist ja letztlich auch in Arbeitszeugnissen so üblich, in Form eines entsprechend formulierten Satzes. -- Außerdem sind gerade Stationszeugnisse ohnehin notwendig subjektiv geprägt: was soll man nach 14 Wochen (oft dank Urlaubs einer oder gar beider Seiten auch noch kürzer), in denen man sich in der Regel 1-2x vergleichsweise kurz sieht, schon groß bewerten können?
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Tobias__21 »

Gerade deswegen würde es sich doch anbieten nur einen Text zu verfassen. Es kann ja gut sein, dass der Ref nur wenige Arbeiten macht, der Ausbilder in Urlaub ist, der Ref. Urlaub nimmt, etc. Man braucht ja auch eine Weile um sich in die Station reinzufinden. Bei mir ging es immer sehr schnell, bis ich gute Leistungen abliefern konnte, bzw. mich verbessert habe und die Fehler abstellen konnte. Da habe ich halt einfach Glück mit meiner Auffassungsgabe (soll jetzt keine Selbstbeweihräucherung sein, gibt genug Dinge, die ich nicht kann) Andere brauchen da etwas länger. Das heisst ja nicht, dass die dann mal schlechte Juristen werden, sondern nur, dass sie halt etwas mehr Vorlauf brauchen, wenn sie neues erlernen müssen. Man sollte m.E da mehr die Lernwilligkeit, das Verhalten und die Motivation des Ref in den Vordergrund stellen, nicht die Qualität der Arbeiten. Aber ja, als junger Richter hast du auch nicht zwei, drei Monate Zeit, bis du ein Urteil halbwegs unfallfrei formulieren kannst. Schnelligkeit im Lernen ist ja mit das wichtigste
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Auf Noten verzichten fände ich auch nicht sachgerecht - trotz Ausbildungscharakter sind es irgendwo ja auch "Arbeitszeugnisse". Und wenn sich jemand zeitlich wirklich sehr eingebracht hat, könnten sie auch viel aussagen (provokant gesagt: möglicherweise auch mehr als Examensklausuren). Das Problem ist nur, dass viele ihre Stationen so wahrnehmen, dass sie nur 1x pro Woche vorbei schauen, Akten abholen und dann wieder gehen. Das halte ich für einen Systemfehler (gerade im Vergleich mit anderen Ländern, die ein Äquivalent zum juristischen Vorbereitungsdienst kennen), und aus meiner Sicht wäre es wünschenswert, wenn die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden würden, dass die Ref-Stationen zeitlich viel ausfüllender wären. Das gilt gerade auch für die Stationen bei Gericht und der StA.
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Liz »

@Tobias_21: Ein reines Textzeugnis ist auch nicht weniger fehleranfällig, gerade wenn man den Referendar möglicherweise kaum kennt und zu vielen Dingen eigentlich nichts Qualifiziertes sagen kann. Und Lernkurven kann man in den Zeugnissen ja problemlos darstellen; demjenigen eine bessere Note zu geben, der von Anfang an wirklich praxisverwertbare Leistungen abliefert (die meisten Referendare tun es eher nicht), als demjenigen, der erst in Woche 11 der Station etwas halbwegs Praxistaugliches abliefert, halte ich jedoch für gerechtfertigt. Und wenn man den Zeugnistext mit der Stationsnote abgleicht, bekommt man ja durchaus einen Eindruck, ob die Note jetzt eher knauserig oder höchst wohlwollend ist.

@Quantensprung: Das ist sicherlich ein guter Punkt. Als Ausbilder muss man eben auch Zeit mit seinem Referendar verbringen wollen (und können) und manche Dinge einfordern. Im Übrigen liegt es natürlich auch in der Hand des Referendars, entsprechendes Engagement zu zeigen - ich kenne wenige Kollegen, die dafür nicht empfänglich wären.
Tobias__21
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Re: "Sehr gut" im Stationszeugnis!?

Beitrag von Tobias__21 »

Ein "Mehr" stelle ich mir schwierig vor. Man hat ja auch noch AGen, Probeexamen, ggf. Sitzungsdienst und irgendwann sollte man auch noch lernen. Man muss dann ja auch passende Fälle für den Ref haben. Daran kann es auch oft scheitern. Ich hab es zweimal erlebt, dass meine Ausbilderin bei der StA nichts für mich hatte, was sie mir mitgeben konnte. Zumindest nix in ihrem Büro. Irgendwelches Zeug hat sie garantiert noch auf WV gehabt, wo was taugliches dabei gewesen wäre. Und in der Anwaltsstation wird es ja noch schwieriger. Wenn man es irgendwie hinbekommen würde, dass die Referendare wirklich nur Sachen bekommen die examensrelevant sind, wäre ein Mehr an Praxisarbeit sicherlich förderlich. Mir kam es in den Klausuren auch zweimal zu Gute. Klar soll sich der Ref auch in unbekannte Gebiete einarbeiten, aber wenn man die praktische Ausbildung stärker in den Fokus rückt, muss das auch mit der Examensrelevanz der Arbeit korrelieren, denn die Zeit fehlt zum eigenständigen Lernen und Wiederholen.

@Liz: Ich hatte oft das Gefühl, dass man gerade bei der StA und in der Behörde eher wenig Zeit für Rückfragen und Ausbildungsgespräche gehabt hat, was ich auch verstehen kann. Meine Ausbilderin war auch noch nicht sehr lange bei der StA. Bei erfahrenen Ausbildern sieht es sicher anders aus. Mein Ausbilder im ZR hatte immer Zeit etwas zu erklären und hat sich auch wirklich mit mir und meinen Fehlern befasst und mir Tipps gegeben, wie ich das abstelle, oder was besser werden muss. Bei der StA hatte ich das so nicht. Da sind sicher 8 Arbeiten komplett unbesprochen geblieben. Das meiste hab ich mir da ja selbst, bzw. thh ;), beigebracht. Das muss dann eben auch stimmen, wenn man mehr verlangt. Und da kommt es dann halt auch auf die Persönlichkeit des Ausbilders an. Hat ja nicht jeder Bock auf einen Referendaren.
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