Re: Die Anti-Euro-Partei und ihre Späße
Verfasst: Sonntag 19. März 2017, 02:49
Ok, dein Appell an die nüchterne Sachlichkeit gilt aber nur für die etablierten Parteien und die Presse? Die dürfen sich als Lügner, Volksverräter etc. beschimpfen lassen, wenn offen rassistische Thesen der Rechtspopulisten aber kritisiert werden, ist das einseitig und voreingenommen? Das ist genau der Opfermythos, den ich meine. Austeilen, aber nicht einstecken können.Suchender_ hat geschrieben:
Ansonsten wiederholst du dich leider oft, ohne meine Gegenargumente auch nur anzusprechen. Alle deine Punkte habe ich schon adressiert:
Es ist billig, andere Parteien und Politiker pauschal als "rassistisch" abzustempeln und hiermit zugleich einen Freifahrtschein dafür auszustellen, sie stets in einem negativen Licht darzustellen. Dem widerspreche ich entschieden: Andere Ansichten müssen in einer Demokratie ausgehalten werden. Aufgabe der Medien ist es nicht, die Menschen zu erziehen, sondern primär, Zusammenhänge möglichst sachlich darzustellen.
Selbst wenn man der Ansicht wäre, dass eine "Erziehung" moralisch der richtige Weg wäre, ist ein solches Vorgehen dennoch nicht zielführend. Denn wer sich zur Partei macht, macht sich angreifbar und rechtfertigt auch die Kritik (vgl. "Lügenpresse", wenngleich ein vorbelastetes und polemisches Wort) zu einem gewissen Grad. Dieser Vertrauensverlust ist von zersetzender Wirkung für die Demokratie. Letztlich ist der FDGO damit nicht geholfen.
Ich halte es wie gesagt für eine fatale Untertreibung, AfD, Wilders etc. einfach nur als illiberale Demokraten darzustellen. Wer die Homoehe oder Zuwanderung ablehnt, mag Illiberal sein, muss aber kein Rassist sein. Höcke, Wilders, LePen etc. sind Rassisten. Eine wehrhafte Demokratie muss und darf Rassisten eben nicht tolerieren. Dass Demokraten erleichtert sind, wenn diese vermeintlich an Zuspruch verlieren, ist kein Wunder und darüber darf man natürlich berichten.Suchender_ hat geschrieben:Natürlich ist es in Ordnung, in Kommentaren allen konkret rassistischen oder falschen Aussagen entgegen zu treten, wie etwa einer bestimmten Höcke-Rede. Es ist dagegen in jeder Hinsicht falsch, eine grundsätzliche gewisse Voreingenommenheit gegenüber allen vermeintlichen "Illiberalen" einzunehmen, die sich sogar in regulären Berichte (nicht: Kommentaren) zeigt.
Das ist richtig. Und die NPD ist gegen Kinderschänder. Das ist in Deutschland sicher auch mehrheitsfähig. Macht die Partei aber nicht besser oder demokratischer. Es ist wie gesagt nicht rassistisch, die Flüchtlingspolitik zu kritisieren. Ich habe zum Beispiel noch nicht gehört, dass Sinn, Fleischhauer oder die Welt in den Mainstreammedien als Rassisten bezeichnet worden wären. Der Ton macht die Musik und selbstverständlich kann man auch die Flüchtlingspolitik innerhalb des demokratischen Spektrums kritisieren. Darauf beschränkt sich die AfD aber eben nicht. Sie nutzt bewusst Nazirhetorik, duldet offen rechtsradikale Mitglieder in ihren Reihen und gibt ihnen eine Plattform. Ich stimme zu, dass man sich mit denen auseinandersetzen muss, indem man deren Rhetorik Fakten entgegen setzt. Das wird auch durchaus gemacht. Ich finde es nur unglaubwürdig, sich über unfaire Berichterstattung zu beklagen, wenn diese Politiker dann als Rechtspopulisten bezeichnet werden.Außerdem muss anerkannt werden, dass auch die AfD et al. trotz ihrer viele Fehler in einigen Punkten das ansprechen, was andere Parteien lieber nicht thematisieren oder lange ignoriert haben. So ist es selbstverständlich zulässig, wenn ein Staat seine Grenzen sichert. Gerede von einem "Schießbefehl" ist dagegen plumpe Polemik. Auch ist es wahr, dass die Aufnahme und Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen nicht immer nur eitel Sonnenschein war. Dass viele Integrationsprobleme bestehen. Dass Deutschland natürlich nicht 1+ Mio. Menschen pro Jahr aufnehmen kann.
Aus der jüngeren Vergangenheit fällt mir unter anderem die Behauptung ein, es gebe eine Reisewarnung des auswärtigen Amtes für Schweden (ja, Schweden!). Die Lüge vom "Asylantenbonus" vor deutschen Strafgerichten, falsche Informationen zur Höhe der Sozialleistung für Asylbewerber, die von RT erlogene Geschichte des deutschrussischen Mädchens, das angeblich von Flüchtlingen massenvergewaltigt wurde, wurde bereitwillig ohne jede Prüfung aufgegriffen und weiter verbreitet, es wird ständig pauschal behauptet, deutsche Journalisten seien korrupt und würden irgendwelche politischen Anweisungen befolgen, falsche Fakten zum Klimawandel, Höckes wissenschaftlich abstruse Thesen zum afrikanischen Reproduktionsverhalten, die Behauptung, Clinton wolle einen Krieg mit Russland provozieren und ihre Kampagne sei vom US-Umweltministerium und der Bundesregierung finanziert worden, falsche Daten und Behauptungen zur Ausländerkriminalität etc. pp. Und mit den historischen Fakten rund um die Bombardierung Dresdens und den Holocaust nimmt man es in der AfD bekanntlich auch nicht so genau. Ich könnte die Aufzählung noch ewig fortsetzen, ich habe dafür noch nicht mal Google bemühen müssen.Schließlich ist es eher wenig einfallsreich, dass du zum wiederholten Mal auf "falsche Tatsachenbehauptungen" verweist. Was meinst du denn konkret, ohne jedes Strohmann-Argument oder jede Polemik?