Der US-Spionageskandal

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famulus
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von famulus »

Das wäre natürlich ein starkes Stück.
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julée
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von julée »

famulus hat geschrieben:Das wäre natürlich ein starkes Stück.
In der Tat. Wobei es natürlich auch geschickt sein dürfte, mal solche "Gerüchte" in die Welt zu setzen und zu schauen, was passiert.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von julée »

[enigma] hat geschrieben:Ich lese nur die Berichterstattung sehr genau, die sich wiederum auf die geleakten Informationen bezieht, von deren Echtheit man ja wohl ausgehen muss.

Dementsprechend geht es explizit um Verbindungsdaten, also Zeitpunkt, Dauer und Anschlüsse. Von inhaltlichen Aufzeichnungen ist abgesehen von einigen ungenauen Formulierungen in den Medien, die von "Überwachung" sprechen, derzeit nichts bekannt.
Anders aber wohl hier:
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-06/nsa-prism-faq hat geschrieben:Marina wiederum sammelt solche Metadaten für Internetverbindungen. Es handelt sich also um Informationen darüber, wer wem wann eine E-Mail geschickt hat, oder wer wann und wie lange online war und welche Internetseiten er dabei aufgerufen hat.
Spätestens wenn aufgezeichnet wird, welche Internetseiten aufgerufen wurden (und was ggf. bei google alles so gesucht wurde), dann weiß man ja doch auch relativ viel über die entsprechenden Inhalte. Und etwa bei Foren oder Blogs sollte sich dann ja relativ schnell nachverfolgen lassen, wer was geschrieben hat.
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Mr_Black
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Mr_Black »

Kasimir hat geschrieben:Was soll daran ein Skandal sein, dass ein Geheimdienst das tut, wozu er da ist?
Wir schmeißen hier in Deutschland gerade die versteckten letzten versteckten Ex-Stasi-Leute aus ihren Ämtern, aber "wenn ein Geheimdienst tut, was er eben tut" dann juckt das nicht?
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immer locker bleiben
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von immer locker bleiben »

[enigma] hat geschrieben:Das könnte die deutsche Zurückhaltung natürlich auch erklären.

http://pastebin.com/yMGTZ1PZ#
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Klabusterbeere
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Klabusterbeere »

Scaevola hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Was soll daran ein Skandal sein, dass ein Geheimdienst das tut, wozu er da ist?
Ein Geheimdienst ist nicht dazu da, die Zivilbevölkerung eines befreundeten souveränen Staates in einem derart großen Ausmaß zu überwachen.
Oder Regierungsstellen, EU-Organe etc...

Es ist jedenfalls reichlich naiv, sich damit zufrieden zu geben, dass eine Institution ihren Auftrag erfüllt. Vielleicht ist ja gerade der der Skandal?
Der Skandal ist einzig, dass sowohl Abwehr als auch Gegenspionage in unserem Land nicht funktionieren. Mit 500 Millionen ist der BND auch unterfinanziert. Da geht noch mehr.
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Klabusterbeere »

Mr_Black hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Was soll daran ein Skandal sein, dass ein Geheimdienst das tut, wozu er da ist?
Wir schmeißen hier in Deutschland gerade die versteckten letzten versteckten Ex-Stasi-Leute aus ihren Ämtern, aber "wenn ein Geheimdienst tut, was er eben tut" dann juckt das nicht?
Alle Stasi-Leute? Ich dachte nur die IM, weil die nutzlos geworden sind. Zumindest nach dem zweiten Weltkrieg wurden die fähigen Leute doch weiterbeschäftigt?
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immer locker bleiben
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von immer locker bleiben »

Klabusterbeere hat geschrieben:Alle Stasi-Leute? Ich dachte nur die IM, weil die nutzlos geworden sind. Zumindest nach dem zweiten Weltkrieg wurden die fähigen Leute doch weiterbeschäftigt?
In der Tat. Aus der "Abteilung fremde Heere Ost" wurde der BND, das Führungspersonal hat 1:1 weitergemacht. (Siehe Reinhard Gehlen, "Der Dienst").
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Ebbelwoi
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Ebbelwoi »

Bei der Beurteilung schwanke ich ehrlich gesagt ein wenig. Einerseits natürlich das beste Argument, staatlichen Stellen nicht weiter zu trauen, als man den Behördenleiter werfen könnte.

Andererseits wäre - Extremfall einmal andersrum - das Geschrei wohl relativ groß, wenn nach einem Zwischenfall herauskommt, dass man nicht reagieren konnte weil al Quaida eben kein Münztelefon mehr verwendet.

Was ich (politische Beurteilungen mal außen vor) jedoch viel frappierender finde ist das absolute Versagen der deutschen Stellen: Entweder macht man heimlich das Selbe und hält jetzt taktisch die Klappe ODER die komplette Abteilung Abwehr/Gegenaufklärung gehört ins Archiv versetzt. Was mir lieber wäre weiß ich ehrlich gesagt nicht. Dass es die (bis vor 2 Wochen) "guten" Amerikaner gewesen sind und nicht die "bösen" Werauchimmer merkt man ja eigentlich erst nachdem man feststell, DASS jemand die Daten abgreift.

Generell würde ich aber den Stimmen recht geben, die, was die inhaltliche Auswertung angeht, zur Entspannung raten. Wenn ich meinem Kumpel ne Mail schreibe, dass in der Nobel-Disse "White House" eine Bombenstimmung herrscht und mein afghanischer Freund Dschihad mit bestem bayrischen Akzent meinte "O, sam(m)a wida b'suffa?" dann stoßen die Algorithmen an ihre Grenzen und tun mir ehrlichgesagt die Analysten, die den Schmonzes lesen müssen, noch am meisten leid.

Spannend wirds höchstens, wenn da sensible Wirtschafts-/Firmengeheimnisse durch den Draht laufen...
Zuletzt geändert von Ebbelwoi am Montag 1. Juli 2013, 12:09, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt ganze Epochen, in denen zu gefallen beschämend ist.
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Scaevola »

immer locker bleiben hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:Das könnte die deutsche Zurückhaltung natürlich auch erklären.

http://pastebin.com/yMGTZ1PZ#
It is kind of what I expected.
Seltsame Quelle, aber dass der Artikel (angeblich) gelöscht wurde, spricht dafür, dass sein Inhalt zutrifft... :)

Im Ernst: das scheint mir doch recht halbgar zu sein. Dass es eine Kooperation zwischen den westlichen Diensten gibt, ist ja bekannt und sollte auch selbstverständlich sein. Soll hier aber behauptet werden, dass der BND "das deutsche Internet" anzapft und alles an die NSA weiterleitet? Vermutlich ist die Wahrheit irgendwo dazwischen (Deutschland / der BND ist mehr involviert, als wir gedacht haben, aber nicht so sehr, wie es von interessierter Seite jetzt suggeriert wird). Und was das "straight face" von Merkel betrifft: Vielleicht war es ja so, dass die deutsche Seite davon ausgegangen ist, dass die NSA hier punktuell die Verbindungen von "Terrorverdächtigen" ausspäht, und das toleriert hat. Wenn man dann erfährt, dass der Verbündete auf diesem Ticket in wesentlich größerem Ausmaß Daten gesammelt wurden, liegt es ja nicht fern, etwas mehr "Verhältnismäßigkeit" anzumahnen. Im Übrigen: Ich kann nicht glauben, dass Barack Obama hierher kommt und von Freundschaft redet, während er deutsche und europäische Organe ausspionieren lässt wie einen Feind, ohne rot, äh, ohne sein "straight face" zu verlieren....
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Scaevola »

immer locker bleiben hat geschrieben:
Klabusterbeere hat geschrieben:Alle Stasi-Leute? Ich dachte nur die IM, weil die nutzlos geworden sind. Zumindest nach dem zweiten Weltkrieg wurden die fähigen Leute doch weiterbeschäftigt?
In der Tat. Aus der "Abteilung fremde Heere Ost" wurde der BND, das Führungspersonal hat 1:1 weitergemacht. (Siehe Reinhard Gehlen, "Der Dienst").
Ich kann euch nicht folgen. Offenbar war doch Stasi im eigentlichen Sinne gemeint...
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von immer locker bleiben »

Scaevola hat geschrieben:Im Ernst: das scheint mir doch recht halbgar zu sein. Dass es eine Kooperation zwischen den westlichen Diensten gibt, ist ja bekannt und sollte auch selbstverständlich sein. Soll hier aber behauptet werden, dass der BND "das deutsche Internet" anzapft und alles an die NSA weiterleitet? Vermutlich ist die Wahrheit irgendwo dazwischen (Deutschland / der BND ist mehr involviert, als wir gedacht haben, aber nicht so sehr, wie es von interessierter Seite jetzt suggeriert wird). Und was das "straight face" von Merkel betrifft: Vielleicht war es ja so, dass die deutsche Seite davon ausgegangen ist, dass die NSA hier punktuell die Verbindungen von "Terrorverdächtigen" ausspäht, und das toleriert hat. Wenn man dann erfährt, dass der Verbündete auf diesem Ticket in wesentlich größerem Ausmaß Daten gesammelt wurden, liegt es ja nicht fern, etwas mehr "Verhältnismäßigkeit" anzumahnen. Im Übrigen: Ich kann nicht glauben, dass Barack Obama hierher kommt und von Freundschaft redet, während er deutsche und europäische Organe ausspionieren lässt wie einen Feind, ohne rot, äh, ohne sein "straight face" zu verlieren....
Bin geneigt +1 zu sagen.

Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass der Teufel im Detail der "Auslegung" der Vereinbarungen steckt und insbesondere auf deutscher Seite das wahre Ausmaß dessen, was passiert, vielleicht verkannt wurde ... so richtig überzeugend finde ich die angeblichen "Vereinbarungen" für souveräne Staaten auch nicht. Zur Zeit des kalten Krieges, als wir alle die Juniorpartner der USA wahren, mag das gepasst haben. Heute kann man das wohl kaum als "souverän" bezeichnen.
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Klabusterbeere »

Scaevola hat geschrieben:
immer locker bleiben hat geschrieben:
Klabusterbeere hat geschrieben:Alle Stasi-Leute? Ich dachte nur die IM, weil die nutzlos geworden sind. Zumindest nach dem zweiten Weltkrieg wurden die fähigen Leute doch weiterbeschäftigt?
In der Tat. Aus der "Abteilung fremde Heere Ost" wurde der BND, das Führungspersonal hat 1:1 weitergemacht. (Siehe Reinhard Gehlen, "Der Dienst").
Ich kann euch nicht folgen. Offenbar war doch Stasi im eigentlichen Sinne gemeint...
Wenn ich Chef(referendar) vom BND gewesen wäre, hätte ich jeden fähigen Stasi-Mann übernommen. So wie es Sachsen z.B. gemacht hat. Oder das BKA. Und die anderen auch, denn irgendwo sind die 17.000 Mannen und Frauinnen ja schließlich untergekommen.
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Klabusterbeere »

Ebbelwoi hat geschrieben:Andererseits wäre - Extremfall einmal andersrum - das Geschrei wohl relativ groß, wenn nach einem Zwischenfall herauskommt, dass man nicht reagieren konnte weil al Quaida eben kein Münztelefon mehr verwendet.
Zum Glück gabs ja Echelon bzw. gibt's ja Prism, die haben ja 9/11 und Boston verhin... 'tschuldigung. Mein Fehler.
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Re: Der US-Spionageskandal

Beitrag von Mr_Black »

immer locker bleiben hat geschrieben:
Klabusterbeere hat geschrieben:Alle Stasi-Leute? Ich dachte nur die IM, weil die nutzlos geworden sind. Zumindest nach dem zweiten Weltkrieg wurden die fähigen Leute doch weiterbeschäftigt?
In der Tat. Aus der "Abteilung fremde Heere Ost" wurde der BND, das Führungspersonal hat 1:1 weitergemacht. (Siehe Reinhard Gehlen, "Der Dienst").
Nach den Einstellungsrichtlinien des MfS war die Einstellung von früheren NSDAP- und SS-Mitgliedern sowie Mitgliedern des Polizei- und Geheimdienstapparates des NS-Regimes nicht gestattet. Personen, die bei ihrer Einstellung ihre NS-Vergangenheit verschwiegen, wurden entlassen. Beim MfS wurde ebenfalls kein früherer Wehrmachtsoffizier hauptamtlich eingestellt

http://de.wikipedia.org/wiki/Ministeriu ... ng_der_HVA
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