daimos hat geschrieben:[enigma] hat geschrieben:[...] Die Kurden und irakischen Christen kann man tatsächlich relativ bedenkenlos aufrüsten, weil die in der überwiegenden Mehrheit eben nicht radikal und fundamentalistisch sind.
Definiere "radikal". Langfristiges Ziel von PUK und DPK ist ein kurdischer Staat. Da sind sie ganz auf PKK-Linie. Anfang Juli hat der Barzani (DPK) ein
Unabhängigkeitsreferendum vorgeschlagen. Die jetzt von den Peschmerga eroberten irakischen Gebiete (insb. die ölreiche Stadt Mossul) werden die Kurden nicht mehr freiwillig hergeben, gerade weil diese Gebiete auch als Teil Kurdistans angesehen werden. PKK-Kämpfer, die sich in den Nordirak zurückziehen, werden von der kurdischen Autonomieregierung auch nicht behelligt - sehr zum Ärger der Türkei.
Die Mehrheit der Kurden im Irak und der Türkei verfolgen ihre Unabhängigkeitsziele politisch und lehnen Terroranschläge ab, zumal diese dem Ziel eher schaden. Du willst ja wohl auch nicht die nordirischen Katholiken mit der IRA oder die spanischen Basken mit der ETA geichsetzen. Dass die Kurden in der türkischen Regierung vertreten sind, hat zumindest die türkischen Kurden bisher recht zuverlässig besänftigt. Die derzeitigen Kämpfer gegen die IS sind keinesfalls deckungsgleich mit der PKK, auch wenn natürlich viele kampferprobte PKK Mitglieder daran teilnehmen. Die Kämpfer werden in den kurdischen Städten aus der Mitte der Gesellschaft rekrutiert, hätten bisher nie daran gedacht, sich der PKK anzuschließen und kämpfen eben nicht für einen eigenen Staat sondern gegen eine akute Bedrohung. Es mag überraschend sein, aber anscheinend macht es auch für Kurden einen Unterschied, ob man Zivilisten mit Bomben in die Luft sprengt oder gegen eine Terrororganisation kämpft, die das eigene Volk ausrotten will. Ebensowenig kämpfen die Peschmerga mit Gewalt gegen die Türkei oder die irakische Regierung, obwohl zumindest letztere ein leichtes Ziel gewesen und die derzeitige Situation eine ideale Gelegenheit dazu wäre. Die derzeitigen Kämpfe dienen nicht der Gebietseroberung sondern dem Schutz vor IS, die die Kurden selbst verfolgt und auslöschen will.
Dass es innerhalb der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung radikale Gruppierungen wie die PKK gibt, streitet niemand ab. Ebenso ist es ein Risiko, dass die Waffen, mit denen die "gemäßigten" Kurden nun aufgerüstet werden sollen, in den Händen von Radikalen landen. Dieses Risiko muss man aber gegen das Risiko eines Nichthandelns abwägen. Es gibt keine Handlungsoption, bei der am Ende mit Sicherheit ein Happy End zu erwarten ist. Dass man die kurdischen Interessen am Ende nicht ignorieren kann, wenn man sie nun die Kohlen aus dem Feuer holen lässt, liegt auf der Hand. Dass Gebietsabtretungen der Türkei nicht zur Debatte stehen ebenfalls. Aber diplomatisch (und auf der kurdischen Seite ist der Wille zur Diplomatie durchaus vorhanden) wird man sich dann eben vielleicht auf einen Kompromiss einigen können. Eine Unterstützung der gemäßigten kurdischen Gruppen mit anschließender Beteiligung an der irakischen Regierung und weitgehender gesicherter Autonomie im Nordirak hat aber zumindest das Potenzial einer halbwegs friedlichen Situation. Man müsste den Irak eben auch international beim Aufbau unterstützen und nicht die gesamte Verantwortung auf die USA schieben. Damit mag man ja moralisch recht haben, geholfen ist damit aber niemandem.
Wenn das dann nicht klappt, ist das ein neues Problem, das dann neue Lösungen erfordert, wenne s sich stellt. Bis dahin wäre es aber keine bessere Alternative, sehenden Auges einen Völkermord in Kauf zu nehmen. Zumal es besser ist, IS jetzt zu stoppen, als zu warten, bis sie die Türkei angreifen. Dann hat man nämlich plötzlich den Bündnisfall und hängt mit drin, ob man will oder nicht.
doctor hat geschrieben:
Hab ich das mit PKK=Peschmerga jemals behauptet? Nein!
Um diese Verwirrung zu vermeiden, hättest du vielleicht etwas genauer herausarbeiten können, dass die einen Halbaffen und die anderen Viertelaffen sind.