"Ausgekommen" ist gut. Es ist ja nicht so, dass man bislang irgendwas gegen den IS bewirkt hätte.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Ist das denn so klar und nicht eher etwas, was die NATO-Mitglieder sich selbst und andere glauben machen wollen? Immerhin ist die Anti-IS-Koalition auch bisher (weitgehend) ohne die Türkei ausgekommen. Man kann sogar mit Fug und Recht sagen, dass die Türkei den IS bislang eher unterstützt als bekämpft hat.[enigma] hat geschrieben:Das Problem ist, dass die NATO die Türkei nun mal braucht. Deshalb wird die Kritik zumindest seitens der USA wohl auch eher verhalten ausfallen.
Entwicklung der Türkei
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Re: Entwicklung der Türkei
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Re: Entwicklung der Türkei
Wie kommst du darauf? Natürlich hat man das:sai hat geschrieben:"Ausgekommen" ist gut. Es ist ja nicht so, dass man bislang irgendwas gegen den IS bewirkt hätte.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Ist das denn so klar und nicht eher etwas, was die NATO-Mitglieder sich selbst und andere glauben machen wollen? Immerhin ist die Anti-IS-Koalition auch bisher (weitgehend) ohne die Türkei ausgekommen. Man kann sogar mit Fug und Recht sagen, dass die Türkei den IS bislang eher unterstützt als bekämpft hat.[enigma] hat geschrieben:Das Problem ist, dass die NATO die Türkei nun mal braucht. Deshalb wird die Kritik zumindest seitens der USA wohl auch eher verhalten ausfallen.
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(Man müsste schon sehr ignorant sein, wenn man die Gewinne in Syrien, die auf Assad zurückgehen, als Versagen der Anti-IS-Koalition ausflaggen wollte.)
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Re: Entwicklung der Türkei
Zumal Kobane noch im letzten Sommer als hoffnungsloser Fall galt, da war es ja nur noch eine Frage von Tagen oder Wochen, bis der IS die Stadt einnimmt.
Zu Türkei und NATO: Die Türkei stellt halt ihre Basen zur Verfügung, was ja jetzt kein geringer strategischer Faktor ist. Außerdem hat man eben das wohl mächtigste "Nahost"-Land als Verbündeten auf seiner Seite. Wobei Erdogan ja derzeit viel tut, um das in Frage zu stellen. Bevor man das aufgibt wird es aber leider mehr brauchen als ein paar Menschenrechtsverletzungen und Militäraktionen gegen die Kurden. Die werden wohl ein typisches Bauernopfer darstellen.
Zu Türkei und NATO: Die Türkei stellt halt ihre Basen zur Verfügung, was ja jetzt kein geringer strategischer Faktor ist. Außerdem hat man eben das wohl mächtigste "Nahost"-Land als Verbündeten auf seiner Seite. Wobei Erdogan ja derzeit viel tut, um das in Frage zu stellen. Bevor man das aufgibt wird es aber leider mehr brauchen als ein paar Menschenrechtsverletzungen und Militäraktionen gegen die Kurden. Die werden wohl ein typisches Bauernopfer darstellen.
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Re: Entwicklung der Türkei
Das Versagen hat doch schon weitaus vorher begonnen. Es wäre durchaus zu verhindern gewesen, dass der IS sich überhaupt in der Art und Weise, wie er es nun getan hat a) bildet und b) ausbreitet.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Wie kommst du darauf? Natürlich hat man das:sai hat geschrieben:"Ausgekommen" ist gut. Es ist ja nicht so, dass man bislang irgendwas gegen den IS bewirkt hätte.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Ist das denn so klar und nicht eher etwas, was die NATO-Mitglieder sich selbst und andere glauben machen wollen? Immerhin ist die Anti-IS-Koalition auch bisher (weitgehend) ohne die Türkei ausgekommen. Man kann sogar mit Fug und Recht sagen, dass die Türkei den IS bislang eher unterstützt als bekämpft hat.[enigma] hat geschrieben:Das Problem ist, dass die NATO die Türkei nun mal braucht. Deshalb wird die Kritik zumindest seitens der USA wohl auch eher verhalten ausfallen.
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Das militärische Eingreifen bis jetzt ist Augenwischerei und das (veruschte) Wegbomben eigener Versäumnisse und Inkonsequenzen.
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Re: Entwicklung der Türkei
Angesichts der Tatsache, dass es unter anderem immerhin gelungen ist, den Völkermord an den Jesiden abzuwenden, halte ich es für Quatsch, das militärische Eingreifen als bloße "Augenwischerei" zu bezeichnen. Natürlich sind in der Region schwere Fehler gemacht worden, aber nun ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Darüber hinaus ist Nahost-Politik für den Westen aus gutem Grund kein angenehmes Feld: Es sind eben nicht nur eigene "Versäumnisse und Inkonsequenzen", die zu dieser Situation geführt haben.sai hat geschrieben:Das Versagen hat doch schon weitaus vorher begonnen. Es wäre durchaus zu verhindern gewesen, dass der IS sich überhaupt in der Art und Weise, wie er es nun getan hat a) bildet und b) ausbreitet.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Wie kommst du darauf? Natürlich hat man das:sai hat geschrieben:"Ausgekommen" ist gut. Es ist ja nicht so, dass man bislang irgendwas gegen den IS bewirkt hätte.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Ist das denn so klar und nicht eher etwas, was die NATO-Mitglieder sich selbst und andere glauben machen wollen? Immerhin ist die Anti-IS-Koalition auch bisher (weitgehend) ohne die Türkei ausgekommen. Man kann sogar mit Fug und Recht sagen, dass die Türkei den IS bislang eher unterstützt als bekämpft hat.[enigma] hat geschrieben:Das Problem ist, dass die NATO die Türkei nun mal braucht. Deshalb wird die Kritik zumindest seitens der USA wohl auch eher verhalten ausfallen.
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(Man müsste schon sehr ignorant sein, wenn man die Gewinne in Syrien, die auf Assad zurückgehen, als Versagen der Anti-IS-Koalition ausflaggen wollte.)
Das militärische Eingreifen bis jetzt ist Augenwischerei und das (veruschte) Wegbomben eigener Versäumnisse und Inkonsequenzen.
Aber geht es darum wirklich? Kein NATO-Staat ist derzeit bereit, Bodentruppen dorthin zu schicken (was im Grunde auch verständlich ist). Vor diesem Hintergrund funktioniert die bisherige Strategie immerhin einigermaßen. Auch bei stärkerem türkischen Engagement ist von einem Kurswechsel hin zu eigenen Bodentruppen nicht auszugehen. Wollte man den IS wirklich besiegen, wären sie aber wohl unabdingbar. Eingedenk all dessen sprach ich davon, dass man bislang auch ohne die Türkei "ausgekommen" ist.
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Re: Entwicklung der Türkei
Das ist alles sicherlich richtig. Es wird aber schlicht und ergreifend nicht reichen, um das Pulverfass, dass man sich da (mit) heran gezüchtet hat, auch nur im Ansatz kontrollieren zu können.Honigkuchenpferd hat geschrieben: Angesichts der Tatsache, dass es unter anderem immerhin gelungen ist, den Völkermord an den Jesiden abzuwenden, halte ich es für Quatsch, das militärische Eingreifen als bloße "Augenwischerei" zu bezeichnen. Natürlich sind in der Region schwere Fehler gemacht worden, aber nun ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Darüber hinaus ist Nahost-Politik für den Westen aus gutem Grund kein angenehmes Feld: Es sind eben nicht nur eigene "Versäumnisse und Inkonsequenzen", die zu dieser Situation geführt haben.
Aber geht es darum wirklich? Kein NATO-Staat ist derzeit bereit, Bodentruppen dorthin zu schicken (was im Grunde auch verständlich ist). Vor diesem Hintergrund funktioniert die bisherige Strategie immerhin einigermaßen. Auch bei stärkerem türkischen Engagement ist von einem Kurswechsel hin zu eigenen Bodentruppen nicht auszugehen. Wollte man den IS wirklich besiegen, wären sie aber wohl unabdingbar. Eingedenk all dessen sprach ich davon, dass man bislang auch ohne die Türkei "ausgekommen" ist.
"Der Westen" hat dadurch, dass er immer wieder halbherzig aber nie richtig eingegriffen hat, im nahen Osten ein komplettes Trümmerfeld hinterlassen. Und irgendwann wird uns das alles um die Ohren fliegen. Man wird sich entscheiden müssen, ob man es richtig macht - militärische Intervention mit allem, was dazu gehört - oder weitermacht wie bisher, ohne dass man auf Dauer nennenswerte Erfolge verzeichnet. Aber solange das Öl weiter fließt und die eigenen Leute nicht sterben glaube ich nicht, dass irgendetwas passieren wird.
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Re: Entwicklung der Türkei
Quark. Wie soll denn eine solche "militärische Intervention" im "nahen Osten" aussehen? Bodentruppen in den gesamten nahen Osten inklusive Türkei?sai hat geschrieben:Das ist alles sicherlich richtig. Es wird aber schlicht und ergreifend nicht reichen, um das Pulverfass, dass man sich da (mit) heran gezüchtet hat, auch nur im Ansatz kontrollieren zu können.Honigkuchenpferd hat geschrieben: Angesichts der Tatsache, dass es unter anderem immerhin gelungen ist, den Völkermord an den Jesiden abzuwenden, halte ich es für Quatsch, das militärische Eingreifen als bloße "Augenwischerei" zu bezeichnen. Natürlich sind in der Region schwere Fehler gemacht worden, aber nun ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Darüber hinaus ist Nahost-Politik für den Westen aus gutem Grund kein angenehmes Feld: Es sind eben nicht nur eigene "Versäumnisse und Inkonsequenzen", die zu dieser Situation geführt haben.
Aber geht es darum wirklich? Kein NATO-Staat ist derzeit bereit, Bodentruppen dorthin zu schicken (was im Grunde auch verständlich ist). Vor diesem Hintergrund funktioniert die bisherige Strategie immerhin einigermaßen. Auch bei stärkerem türkischen Engagement ist von einem Kurswechsel hin zu eigenen Bodentruppen nicht auszugehen. Wollte man den IS wirklich besiegen, wären sie aber wohl unabdingbar. Eingedenk all dessen sprach ich davon, dass man bislang auch ohne die Türkei "ausgekommen" ist.
"Der Westen" hat dadurch, dass er immer wieder halbherzig aber nie richtig eingegriffen hat, im nahen Osten ein komplettes Trümmerfeld hinterlassen. Und irgendwann wird uns das alles um die Ohren fliegen. Man wird sich entscheiden müssen, ob man es richtig macht - militärische Intervention mit allem, was dazu gehört - oder weitermacht wie bisher, ohne dass man auf Dauer nennenswerte Erfolge verzeichnet. Aber solange das Öl weiter fließt und die eigenen Leute nicht sterben glaube ich nicht, dass irgendetwas passieren wird.
Von der Türkei war nun nicht wirklich etwas anderes zu erwarten, als die gelegenheit zu nutzen, die Kurden (die sicherlich einen eigenen Staat "verdient" hätten) unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung gleich ebenfalls zu terrorisieren. Das ändert aber nichts daran, dass die Türkei mittelfristig nicht herum kommen wird, die IS ernsthaft zu bekämpfen. Die Geister, die ich rief.
Und das Öl-Argument ist nun wirklich absurd; warum spukt das eigentlich bei jeder Gelegenheit herum, insb. wenn die USA von der Diskussion auch nur am Rande umfasst werden? Der Ölpreis reguliert sich von selbst; wenn einige im nahen Osten den Hahn kurzzeitig zudrehen, werfen andere aufgrund steigender Preise wieder Öl auf den Markt usw.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Meanwhile in Ankara...
https://twitter.com/HazalKoptagel/status/754035715709739008 (Verwaister Link automatisch entfernt)
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
In den türkischen Nachrichten ist wohl von einem Militärputsch die Rede.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Sky News: Turkish military says "it has taken over"[enigma] hat geschrieben:In den türkischen Nachrichten ist wohl von einem Militärputsch die Rede.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Wat? Gegen Erdogan? Für westliche Werte und Demokratie? ...[enigma] hat geschrieben:In den türkischen Nachrichten ist wohl von einem Militärputsch die Rede.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Laut CNN meldet das türkische Militär, "führende Regierungsmitglieder" verhaftet zu haben. Etwas überraschend, dass Putin fast 9 Monate braucht, um sowas zu organisieren, die Russen waren schon mal effizienter
EDIT: Laut CNN (das sich auf Reuters beruft) sollen türkische Generäle in einer E-Mail an Reuters verkündet haben, sich gegen die Abschaffung der Demokratie durch Erdogan zu wenden. "The rule of law" und die diplomatischen Beziehungen sollen wiederhergestellt werden.
EDIT: Laut CNN (das sich auf Reuters beruft) sollen türkische Generäle in einer E-Mail an Reuters verkündet haben, sich gegen die Abschaffung der Demokratie durch Erdogan zu wenden. "The rule of law" und die diplomatischen Beziehungen sollen wiederhergestellt werden.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Mal sehen, was daraus noch wird. Um Erdogan wäre es jedenfalls nicht schade.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Wenn man also Demokrat ist, und mit der Regierung nicht zufrieden, wie wär's dann mit Wahlen?[enigma] hat geschrieben:... sollen türkische Generäle in einer E-Mail an Reuters verkündet haben, sich gegen die Abschaffung der Demokratie durch Erdogan zu wenden. "The rule of law" und die diplomatischen Beziehungen sollen wiederhergestellt werden.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Hält sich die NATO da raus, oder droht da auch noch was?
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