Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

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Samson
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Samson »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben: alles eine Frage der Arbeitseinteilung...
Und des Rechtsgebiets, des Mandantenkreises, der Partnererwartungen..
Swann
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Swann »

Kasimir hat geschrieben: Ja, ich habe ein Leben neben dem Beruf, keine Sorge; inkl. Freunde, Freundin und Hobbies. Die Freizeit verschiebt sich natürlich nahezu ausschließlich auf das Wochenende, wobei ich morgens häufig vor der Arbeit Sport mache. Und ich mache meine Arbeit gern und fühle mich bei meinem Arbeitgeber sehr wohl, was aber nicht heißt, dass ich mir durchaus bewusst bin, weniger arbeiten zu wollen (und werden) wenn z.B. Kinder da sind.
Wie geht das? Welche Hobbies kann man so ausüben, dass sie sich komplett auf das Wochenende verweisen lassen, wo sie mit Freunden/Freundin etc. konkurrieren?
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Tibor
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Tibor »

Man kann bspw früh am Morgen laufen gehen bzw sonstigen Sport betreiben. Man muss sich als Kritiker auch nichts vormachen, mit Kindern macht man unter der Woche auch recht wenig "außer Haus", wenn man nicht den Partner mit den Kindern allein zu Haus sitzen lassen will. Auch da beschränken sich Hobbyaktivitäten auf das Wochenende.
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von julée »

Aber es ist ja schon was anderes, wenn man sich einen Tag pro Woche von 19-21 Uhr zum Sport oder sonstwas verabschieden kann oder ob das auch zwingend am Wochenende stattfinden muss.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Ant-Man »

Thandor79 hat geschrieben:Was sagt eigentlich der Arbeitsschutz zu 12 Stunden netto bei Angestellten?
Die Diskrepanz zwischen geltender Gesetzeslage und gelebter Praxis ist allgemein bekannt.
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Tibor
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Tibor »

julée hat geschrieben:Aber es ist ja schon was anderes, wenn man sich einen Tag pro Woche von 19-21 Uhr zum Sport oder sonstwas verabschieden kann oder ob das auch zwingend am Wochenende stattfinden muss.
Natürlich; dafür kann der Nichtfamilienmensch auch zwischen 6 und 8 Uhr genüsslich Sport treiben und danach ins Büro gehen, während sich Eltern mit schulpflichtigen Kindern um diese Uhrzeit bereits im Stau den Ar*** breit sitzen. Man sollte nie die Single-Freiheiten als Student als Maßstab nehmen.

Btw in mir bekannter GK gab es eine Mittags-Lauf-Gruppe. Die sind um 12:30 Uhr zur 45min Stadtrunde aufgebrochen, haben danach schnell geduscht und den Salat am Arbeitsplatz verdrückt. Das kann man als ArbN idR im normalen ÖffD-Job bereits mangels Duschmöglichkeit (ich hätte fast Duschgriff geschrieben) nicht.
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von julée »

Klar, kann man alles machen und sich irgendwie organisieren. Aber viele "normale" Aktivitäten dürften ausscheiden, wenn man frühstens um 21 Uhr den Stift fallen lassen kann.
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Samson
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Samson »

Tibor hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Aber es ist ja schon was anderes, wenn man sich einen Tag pro Woche von 19-21 Uhr zum Sport oder sonstwas verabschieden kann oder ob das auch zwingend am Wochenende stattfinden muss.
Natürlich; dafür kann der Nichtfamilienmensch auch zwischen 6 und 8 Uhr genüsslich Sport treiben und danach ins Büro gehen, während sich Eltern mit schulpflichtigen Kindern um diese Uhrzeit bereits im Stau den Ar*** breit sitzen. Man sollte nie die Single-Freiheiten als Student als Maßstab nehmen.
Also ich bevorzuge um 8 Uhr aufzustehen, aber jeder wie er mag... Selbst in Spitzenzeiten mache ich lieber noch um 23 Uhr sport. Aber echt, die Möglichkeit zum relativen Langschlafen (was zugegebenermaßen bei den vorerwähnten schulpflichtigen Kindern nicht geht) ist einer der wesentlichen Vorteile dieses Berufs.
Gelöschter Nutzer

Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ant-Man hat geschrieben:
Thandor79 hat geschrieben:Was sagt eigentlich der Arbeitsschutz zu 12 Stunden netto bei Angestellten?
Die Diskrepanz zwischen geltender Gesetzeslage und gelebter Praxis ist allgemein bekannt.
Ich denke (und hoffe) dass sich im Zuge der fortschreitenden compliance Tendenzen in der Wirtschaft sich auch hier mittelfristig etwas ändern müssen wird. Vielleicht braucht es einfach ein paar Associates die sich als Whistleblower betätigen
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von peppowitsch »

Syndikus001 hat geschrieben:
Ant-Man hat geschrieben:
Thandor79 hat geschrieben:Was sagt eigentlich der Arbeitsschutz zu 12 Stunden netto bei Angestellten?
Die Diskrepanz zwischen geltender Gesetzeslage und gelebter Praxis ist allgemein bekannt.
Ich denke (und hoffe) dass sich im Zuge der fortschreitenden compliance Tendenzen in der Wirtschaft sich auch hier mittelfristig etwas ändern müssen wird. Vielleicht braucht es einfach ein paar Associates die sich als Whistleblower betätigen
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Re: AW: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Thandor79 »

peppowitsch hat geschrieben:
Syndikus001 hat geschrieben:
Ant-Man hat geschrieben:
Thandor79 hat geschrieben:Was sagt eigentlich der Arbeitsschutz zu 12 Stunden netto bei Angestellten?
Die Diskrepanz zwischen geltender Gesetzeslage und gelebter Praxis ist allgemein bekannt.
Ich denke (und hoffe) dass sich im Zuge der fortschreitenden compliance Tendenzen in der Wirtschaft sich auch hier mittelfristig etwas ändern müssen wird. Vielleicht braucht es einfach ein paar Associates die sich als Whistleblower betätigen
Snitches get stitches.
Das wäre doch mal ein Rücken-Spruch für die Robe.
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von alphateddy »

Kasimir hat geschrieben:
nepomoc hat geschrieben:Mir ist bewußt, daß das ein heikles Thema ist. Stelle ich doch das Selbstbild vom leistungstragenden High Potential in Frage. Ich will es trotzdem versuchen...

Ich würde die durchschnittliche Brutto-Arbeitszeit in einer Großbude von 9:00 - 21:00 benennen. Klar ist das vom Rechtsgebiet, vom Partner und von der Auftragslage abhängig. Und die Schwankungen sind stark.

Ich würde gerne wissen, welche Erfahrungen ihr bezüglich der durchschnittlichen Netto-Arbeitszeit gemacht habt. Die Mittagspausen sind ja für gewöhnlich ausgedehnter als beim tarifgebundenen Arbeitnehmer. Während ruhiger Phasen läßt sich eine Menge an Privatem inner- und außerhäusig erledigen. So manche Stunde mag auch nur totgeschlagen zu werden, um sich in der Flaute wenigstens mal blicken zu lassen. Aber auch sonst gehen einige Stunde beim Schwatz mit Kollegen und in der Kaffeepause verloren.

Ich habe vor längerem mal die Abhandlung eines Psychologen gesehen, nach dessen Untersuchung eine gewöhnlicher 8-Stunden Tag im Durchschnitt 5 Stunden reale Arbeit beinhaltet. Ein sehr guter Freund hat das für eine namhafte Kanzlei in New York mal mit 8 Nettostunden beschrieben.

Ich bin gespannt auf Eure Einschätzung...
Ich habe gerade überlegt, ob ich Respekt zollen soll oder nicht, habe mich ganz ehrlich gesagt für "nicht" entschieden. Wer wirklich 9 Uhr ins Büro geht und im Schnitt schnitt 23:00 geht, der hat nicht anders verdient als unglücklich zu werden und mit 50 einen Herzkaspers zu bekommen. Das ist einfach nur bekloppt, egal wie viel Geld es dafür gibt. Ich arbeite auch sehr viel, wobei ich mir meine Zeit sehr frei einteilen kann, aber jetzt, mit 38, habe ich Abstand davon genommen, auch nur im Ansatz solche Arbeitszeiten hinzulegen. Das kann einfach nicht glücklich machen oder gesund sein.

Aber mal im Ernst. Wie macht man so etwas? Wie hält man das psychisch und körperlich aus? Wir reden ja nicht, von einem Projekt über ein paar Wochen, sondern vom Durchschnitt...
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von chr1983 »

In dem Zusammenhang Arbeitszeiten in GKen habe ich eine möglicherweise banale, aber ernstgemeinte Frage, insbesondere an diejenigen unter uns, die schon Kinder haben: Wie macht Ihr das mit gemeinsamen Mahlzeiten? Findet sowas unter der Woche einfach nicht statt? Oder zumindest Frühstück? Mein derzeitiger Job lässt es glücklicherweise zu, dass ich mit meiner Familie sowohl frühstücken als auch zu Abend essen kann, was ich sehr genieße. Dies wird sich im kommenden Jahr voraussichtlich ändern, sodass es mich echt interessieren würde, wie das bei Euch so läuft.
"Eine Banane bleibt eine Banane." (VG Frankfurt, Urt. v. 08.06.2016 - 5 K 4598/14.F)
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Syd26 »

Mal ganz aktuell: http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance ... 71106.html

Du kannst ja um 17 Uhr gehen und danach Dich noch mal an den Schreibtisch setzen. ;)

Und da wundern sich alle, dass die Ausfallzeiten wegen psychischer Erkrankungen zunehmen. ](*,) ](*,)
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
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Re: Nettoarbeitszeit in Großkanzleien

Beitrag von Parabellum »

Ist doch ein guter Deal.
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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