Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Moderator: Verwaltung
- Ara
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Nein. Es geht ja gerade nicht darum dem potentiellen Täter "einen Kulturschock zu ersparen". Es geht darum eine Tatgelegenheit zu vermeiden und das potentielle Opfer zu schützen.
Du bist übrigens meiner Frage ausgewichen: Warum wird die Situation dadurch verbessert, dass ein potentielles Opfer nicht mehr durch Präventivmaßnahmen die Tatgelegenheiten minimiert? Oder: Warum verhindert ein präventives Verhalten eines potentiellen Opfers irgendwie, dass wir positiv auf die potentielle Täter einwirken können?
Du bist übrigens meiner Frage ausgewichen: Warum wird die Situation dadurch verbessert, dass ein potentielles Opfer nicht mehr durch Präventivmaßnahmen die Tatgelegenheiten minimiert? Oder: Warum verhindert ein präventives Verhalten eines potentiellen Opfers irgendwie, dass wir positiv auf die potentielle Täter einwirken können?
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Besteht denn für den potentiellen Täter bei solchen Taten im zwischenmenschlichen Bereich überhaupt ein Anlass, sein Verhalten zu ändern, wenn sich alle anderen so verhalten, dass ihn keiner mehr "provoziert" und er sich der Situation gar nicht erst stellen muss? Und hat die fehlende Verhaltensänderung für ihn einen "Preis"? Wenn er nicht provoziert wird und auch keine sozialen Nachteile für ihn damit verbunden sind (der prügelnde Ehemann hat im Zweifel irgendwann Schwierigkeiten ne Neue zu finden), wohl nicht. Also warum sollte er sein Verhalten überdenken oder gar ändern?
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Losgelöst von dieser grundsätzlichen Diskussion sind junge Frauen, die in so einer "Massenunterkunft" arbeiten, sicherlich gut beraten, sich etwas bedeckter anzuziehen, und ich würde vom Arbeitgeber eigentlich erwarten, dass er seinen Mitarbeiter(inne)n solche Verhaltenstipps auch auf den Weg gibt. In meiner Referendars-AG haben wir einmal ein Männergefängnis besucht. Unsere AG-Leiterin hat uns vorher auch geraten, als Frauen da nicht gerade knapp bekleidet zu erscheinen und am besten (weil die Treppenstufen und einige Wege dort als Metallgitter ausgeführt waren) auch keine Röcke/Kleider zu tragen. Wo viele jüngere, alleinstehende Männer aufeinanderhocken, die in ihrer gegenwärtigen Situation nicht wirklich auf normalem Weg mit Frauen in Berührung kommen, muss man leider Gottes damit klarkommen. Insofern verstehe ich schon, was Ara meint. Beschweren darf sich eine Frau darüber natürlich trotzdem.
Im Übrigen habe ich zwar noch keine Flüchtlingsunterkunft von innen gesehen, kenne aber viele Leute, auch Frauen, die in solchen Einrichtungen arbeiten, von denen hat sich noch niemand über dreiste oder übergriffige Bewohner beschwert. Klar gibt es immer wieder mal Leute, die sich daneben benehmen, aber die Regel ist das nach meinen Erfahrungen (aus zweiter Hand) jedenfalls nicht. Ich habe allerdings nach dem Lesen des verlinkten Erfahrungsbericht auch den Eindruck gehabt, dass da jemand recht verklärt an die Sache rangegangen ist und nun etwas unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde.
Im Übrigen habe ich zwar noch keine Flüchtlingsunterkunft von innen gesehen, kenne aber viele Leute, auch Frauen, die in solchen Einrichtungen arbeiten, von denen hat sich noch niemand über dreiste oder übergriffige Bewohner beschwert. Klar gibt es immer wieder mal Leute, die sich daneben benehmen, aber die Regel ist das nach meinen Erfahrungen (aus zweiter Hand) jedenfalls nicht. Ich habe allerdings nach dem Lesen des verlinkten Erfahrungsbericht auch den Eindruck gehabt, dass da jemand recht verklärt an die Sache rangegangen ist und nun etwas unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde.
- Ara
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Okay dann sind wir bei dem Punkt halt tatsächlich divergent.
Straftaten folgen ja mehr oder weniger nem Trend. Gut zu sehen ist es doch an Banküberfällen und EC-Karten-Skimming. Je schwerer die Banken und die Kunden den Tätern es gemacht haben, desto mehr ging diese Art von Kriminalität zurück. Ich glaube nicht, dass man den gleichen Effekt erzielt hätte, wenn man einfach nur immer wieder öffentlich den Tätern erklärt hätte, dass man Leuten nicht die Konten leerräumt. Effektiv war, dass Kunden die Hand über das Nummernfeld gelegt haben und die Banken ihre Automaten kostspielig umgerüstet haben.
Und auch bei Sexualdelikten halte ich das "Umerziehen" von Tätern für ein sehr ambitioniertes Ziel. Es mag sicher die schönere Welt sein, wenn man einfach so viele potentielle Täter wie möglich davon überzeugt, dass ihre Straftaten nicht gut sind. Allein mir fehlt der Glaube.
Und ich ganz persönlich würde hier ungerne weitere Opfer in Kauf nehmen, um möglicherweise langfristig mal ein (ungewisses) Umdenken zu erreichen. Da nehme ich lieber den kleineren Erfolg hin. Ich kann hier aber die Gegenansicht zumindest verstehen, auch wenn ich sie nicht für den richtigen Weg halte.
Straftaten folgen ja mehr oder weniger nem Trend. Gut zu sehen ist es doch an Banküberfällen und EC-Karten-Skimming. Je schwerer die Banken und die Kunden den Tätern es gemacht haben, desto mehr ging diese Art von Kriminalität zurück. Ich glaube nicht, dass man den gleichen Effekt erzielt hätte, wenn man einfach nur immer wieder öffentlich den Tätern erklärt hätte, dass man Leuten nicht die Konten leerräumt. Effektiv war, dass Kunden die Hand über das Nummernfeld gelegt haben und die Banken ihre Automaten kostspielig umgerüstet haben.
Und auch bei Sexualdelikten halte ich das "Umerziehen" von Tätern für ein sehr ambitioniertes Ziel. Es mag sicher die schönere Welt sein, wenn man einfach so viele potentielle Täter wie möglich davon überzeugt, dass ihre Straftaten nicht gut sind. Allein mir fehlt der Glaube.
Und ich ganz persönlich würde hier ungerne weitere Opfer in Kauf nehmen, um möglicherweise langfristig mal ein (ungewisses) Umdenken zu erreichen. Da nehme ich lieber den kleineren Erfolg hin. Ich kann hier aber die Gegenansicht zumindest verstehen, auch wenn ich sie nicht für den richtigen Weg halte.
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
@Ara: die Frage ist doch, welchen "Preis" die Prävention für das potentielle Opfer hat und ob das Ziel so erreichbar ist. Und es geht ja nicht nur darum, dass die Arbeit in so einer Flüchtlingsunterkunft vermutlich auf Dauer tatsächlich angenehmer ist, wenn man den kurzen Rock zu Hause lässt, sondern auch darum, dass Taten à la Köln nur verhindert werden können, wenn Frauen kurze Röcke nur noch in den eigenen vier Wänden tragen.
Oder wie willst Du Belästigungen im Schwimmbad vermeiden? Doch wohl dadurch, dass die fraglichen Männer lernen, dass ein Bikini keine Einladung ist, und nicht dadurch, dass Frauen nicht mehr schwimmen gehen, wenn Männer da sind.
Und ja, auch Freiheit hat ihren Preis und wenn es Tatgelegenheiten gibt, wird es auch Opfer geben. Aber obwohl ich z. B. um den "Stadtplantrick" weiß, helfe ich trotzdem noch Touristen, die nicht wissen wie sie an ihr Ziel kommen.
Oder wie willst Du Belästigungen im Schwimmbad vermeiden? Doch wohl dadurch, dass die fraglichen Männer lernen, dass ein Bikini keine Einladung ist, und nicht dadurch, dass Frauen nicht mehr schwimmen gehen, wenn Männer da sind.
Und ja, auch Freiheit hat ihren Preis und wenn es Tatgelegenheiten gibt, wird es auch Opfer geben. Aber obwohl ich z. B. um den "Stadtplantrick" weiß, helfe ich trotzdem noch Touristen, die nicht wissen wie sie an ihr Ziel kommen.
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- Ara
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Man darf halt nicht vergessen, dass ein Ratschlag keine verbindliche Norm ist. Wäre der kurze Rock in Flüchtlingsheimen verboten, wäre ich der erste der es kritisieren würde.
So kann aber jeder ja selbst für sich entscheiden ob er die Verhaltensanpassung für zumutbar hält oder nicht.
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Der "Ratschlag" in Verbindung mit der Bezeichnung "Prinzesschen", für diejenigen, die sich über die "Notwendigkeit" einer solchen Verhaltensänderung beklagen, problematisiert aber fälschlicherweise das Opferverhalten und nicht das Täterverhalten - und schiebt dem "Prinzesschen" die Mitschuld zu, wenn es auf seiner naiven, rosaroten Weltsicht beharrt, anstatt das zu tun, was eben "vernünftig" ist.
Und der Unterschied zwischen einem expliziten Verbot bzw. Gebot und einer allgemeinen "Verhaltenserwartung" (haben wir Dir ja gleich gesagt") ist m. E. denkbar gering.
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Hier mal eine Wasserstandsmeldung aus dem Freiburger Nachtleben
http://www.badische-zeitung.de/kein-zut ... iskotheken
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Zu lesen, wie da genau die Richtigen ("die linke Studentenkneipe") das Rendezvous mit der Wirklichkeit kassieren und natürlich reihenweise umfallen, ist mir ein innerer Reichsparteitag.
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Ja, das ist schon ziemlich lustig... Ich freu mich auch auf die Landtagswahlen im März, wenn AFD bei 8+ Prozent ist und FDP bei 5, kann selbst Rot-Rot-Grün praktisch keine Mehrheit mehr bekommen, solange die CDU nicht unter 35% fällt. Vielleicht war das Ganze doch mal wieder so ein machtpolitisch-brillianter Merkel-Schachzug, vorausgesetzt natürlich, sie kann sich selbst halten.OJ1988 hat geschrieben:Zu lesen, wie da genau die Richtigen ("die linke Studentenkneipe") das Rendezvous mit der Wirklichkeit kassieren und natürlich reihenweise umfallen, ist mir ein innerer Reichsparteitag.
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
In die Richtung wird bereits argumentiert:
http://www.politico.eu/article/merkel-t ... -refugees/
Für meinen Geschmack traut man Merkel da ein bisschen zuviel politische Weitsicht zu.
http://www.politico.eu/article/merkel-t ... -refugees/
Für meinen Geschmack traut man Merkel da ein bisschen zuviel politische Weitsicht zu.
- Pillendreher
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Welcome to Loud City! THUNDER UP!
Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Mist, den Artikel aus dem lokalen Freiburger Käsblatt wollte ich auch posten. Interessant, wie sich selbst dort die öffentliche Meinung ändert. Vor Wochen wurden Ladendiebstähle im Edeka gegenüber der BEA noch dementiert. Inzwischen lassen sich auch diese Umstände, ob der neuen politischen Meinung wohl nicht mehr leugnen.
@Tobias_21 studierst du in der schönsten Stadt Deutschlands, oder wie kamst du auf den Artikel?
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Re: Vorfälle am Kölner Dom - Silvester 2015/16
Ja, komme aus einem Nachbarort von Freiburg. Wenn sogar Läden wie das white rabbit oder ELPI resignieren, sagt das leider einigeschefsebbo hat geschrieben:Mist, den Artikel aus dem lokalen Freiburger Käsblatt wollte ich auch posten. Interessant, wie sich selbst dort die öffentliche Meinung ändert. Vor Wochen wurden Ladendiebstähle im Edeka gegenüber der BEA noch dementiert. Inzwischen lassen sich auch diese Umstände, ob der neuen politischen Meinung wohl nicht mehr leugnen.
@Tobias_21 studierst du in der schönsten Stadt Deutschlands, oder wie kamst du auf den Artikel?
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