Na gut, ich finde es höchst unfair, Obama vorzuhalten, gerade er sei für die Spaltung der Gesellschaft verantwortlich und insbesondere für die "Rassenprobleme". Was hätte Obama tun sollen? In der Sprache Reichelts: Hätte er "weißer" oder "schwarzer" sein sollen? Obama hat sich tatsächlich bemüht, ein Präsident sowohl der Weißen als auch der Schwarzen zu sein. Das kann man ihm wohl kaum ankreiden. Darüber hinaus hatte er die längste Zeit seiner beiden Wahlperioden mit einem gelähmten Kongress zu tun und mit jede Menge Problemen, die andere noch viel schlechter gelöst hätten.hlubenow hat geschrieben:Da müßtest Du ggf. begründen, mir scheint der Artikel sehr plausibel.
Obama hatte halt das Pech, dass in ihn völlig überzogene Erwartungen gesetzt wurden, denen er nicht gerecht werden konnte. Ich denke, im Großen und Ganzen hat er sich nach Kräften bemüht, ein verantwortungsvoller Präsident zu sein. Worin er wirklich versagt hat, ist, sich vom Establishment abzugrenzen. Eben das kritisiert Reichelt aber nicht.
Die Vorwürfe zur Außenpolitik halte ich ohnehin für absurd. Es ist z.B. weniger Obamas (späterer) Isolationismus, der die Probleme in Syrien und Libyen hat entstehen lassen, als vielmehr der (anfängliche) Interventionismus, der vor allem auf Clinton zurückging. So hat man die Region durch das Aufrüsten von Islamisten in Syrien und Libyen nachhaltig destabilisiert und sich dabei zudem in eine Eskalationsspirale mit Russland begeben. In Deutschland wird das wenig zur Kenntnis genommen bzw. nicht selten als Putin-Versteherei abgetan, aber was dort geschehen ist, konnte nicht ohne russische Reaktion bleiben, weil es dessen Interessen nachhaltig berührte.
Julian Reichelt ist übrigens einer der krassesten Hardliner, was Syrien angeht. Am liebsten wäre es ihm wohl, gleich auch noch die Bundeswehr dorthin zu schicken, damit sie gegen Assad und die Russen kämpft (Art. 26 GG I hin oder her). Dabei blendet er - natürlich - auch völlig aus, dass die anderen Konfliktparteien in der Regel nicht besser sind und noch weniger geeignet erscheinen, der Region wieder etwas Stabilität zu geben.