Lesen bildet. Das habe ich nie behauptet. Aber klar, ein Strohmann-Argument ist einfach. Dumm nur, dass es vor allem die fehlende Redlichkeit des Verwenders offenbart.julée hat geschrieben: Weder kann man jeden Studienanfänger zu einem guten Juristen machen, weil dazu schlichtweg auch ein wenig Talent und Fleiß gehört,
Aha, der Unterschied im Rechtsrahmen erklärt also die unterschiedlichen Durchfallquoten?!noch ist der Vergleich mit dem angloamerikanischen Rechtsraum zielführend, weil sich die dortigen Juristen schlichtweg in einem ganz anderen Rechtsrahmen bewegen.
Überdies ist Deine Annahme, jeder Jurist, der die Staatsexamina bestanden habe, sei zu selbstständigen juristischen Arbeiten und Denken in der Lage, verfehlt.
Wiederum: Lesen bildet. Das habe ich nie gesagt.
Es geht um "ordentliche" Examina. Von einem bloßen "Bestehen" war nie die Rede.
Dieses "Argument" ist der Gipfel der Unredlichkeit. Daraus, dass der Grünschnabel-Student, der es nicht besser wissen kann, fleißig alle Vorlesungen besucht -- und dies im Hinblick auf die zu erwerbenden Scheine z.T. faktisch auch "muss" --, leitest du allen Ernstes ab, dass sich klassische Vorlesungen "lohnen"?Abgesehen davon, dass die Realität immer wieder aufs Neue beweist, dass nicht jeder Volljurist Ahnung von Jura hat, ignoriert diese Annahme, dass der heutige Examensabsolvent nicht allein eine strikte Klausurvorbereitung betrieben hat, sondern in aller Regel in den ersten Semestern ganz klassische Vorlesungen besucht hat, Lehrbücher gelesen hat usw. D. h. die traditionelle Struktur der universitären Ausbildung schlägt sich im Ergebnis wieder. Ob Dein Reformmodell (strikte Klausurvorbereitung) dazu in der Lage ist, müsstest Du darlegen und beweisen. Eine Reform nur um der Reform willen ist Unsinn.
Es geht doch nicht darum, ob Vorlesungen "überhaupt etwas" bringen (dass ich dies nicht bestreite, habe ich schon in meinem ersten Kommentar hier im Thread deutlich gemacht), sondern ob sie im Vergleich zu den Alternativen eine effiziente Prüfungsvorbereitung darstellen.
Dein Argument ist in etwa so: "ich trainiere meinen Arm jedes Mal mit der gleichen 5 kg Hantel und derselben Anzahl an Wiederholungen. Mein Arm ist gewachsen!" -- das mag zutreffen, nur falls das Ziel der maximale Muskelzuwachs ist, dann handelt es sich bei der genannten Trainingsmethode eben nicht um die beste bzw. effektivste Methode (vgl. progressive Überlastung).