Brexit-Referendum.

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Tibor
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Tibor »

Und warum gibt es bei solchen Fragen kein Erfordernis der qualifizierten Mehrheit (66% bzw. 75%)? Ich meine, nun geben 51,9% den Ausschlag und erzeugen erhebliche Folgen für die 48,1%? Das gibt doch auch im Inland böses Blut.
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batman
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von batman »

Survivor hat geschrieben:
batman hat geschrieben:Ja, das Königreich hat schon sehr unter der Flüchtlingsproblematik gelitten.
Es wird zumindest in der Mehrheit so empfunden, oder wie erklärst Du Dir sonst die verheerende Niederlage der Remainer?
Von "verheerend" würde ich nicht sprechen, aber eine derartige Wortwahl scheint heute üblich.
Ich nehme zur Kenntnis, dass das Leiden des weißen Mannes offenbar sehr stark und sehr schmerzhaft sein muss und dass es sich - überall in Europa - nur schwer kurieren lässt.
juraklasse
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von juraklasse »

Wie schätzt ihr denn die Auswirkungen des Brexits auf den Markt der Wirtschaftssozietäten ein?
Es wird aus dem Dienstleistungsbereich (Banken, Versicherungen) wohl zu Verlagerungen ins EU-Ausland, vor allem Niederlande/Deutschland (Frankfurt) kommen. Werden die Kanzleien in Deutschland (v.a. Frankfurt) an Bedeutung gewinnen und neue Mitarbeiter benötigen?
Ich vermute, dass gerade für engliche Kanzleien die aktuelle Situation sehr besordniserregend ist.
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Einwendungsduschgriff
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Vermutlich gilt noch nie mehr als zuvor: Britannia rules the Waves. Herr Schraeg: Danke. Das war klug. Wie immer.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Honigkuchenpferd »

immer locker bleiben hat geschrieben:Es ist aber Cameron, der sich von UKIP hat treiben lassen, anstatt souverän zu agieren. Das geht zum großen Teil in die Kiste "Die Geister, die ich rief ...".
Was heißt "souverän agieren"? In GB hat sich seit mehreren Jahren eine große EU-Skepsis aufgestaut. Obwohl GB nicht zur Eurozone gehört, war die Euro-Krise - mitsamt der mannigfaltigen fragwürdigen "Lösungen", um sie zu bewältigen - dabei ein erster wesentlicher Katalysator. Das Thema "Einwanderung" spielt dort schon seit Jahren eine immer größer werdende Rolle. Wenn man das Prinzip der Volkssouveränität ernst nimmt, ist es dann doch völlig richtig, einmal ein Referendum anzuberaumen. Das birgt immer die Gefahr, dass etwas herauskommen könnte, was man nicht gut findet...

Ansonsten konnte Cameron schlicht nicht damit rechnen, dass es zu einer derartigen Eskalation der Migrationskrise kommen und die EU dabei ein derart klägliches Bild abgeben würde. Das hat das Fass letztlich sehr wohl zum Überlaufen gebracht. Unter anderen Umständen hätte es eine Mehrheit für "Leave" nie gegeben. Cameron hat getan, was er konnte, um in den letzten Monaten noch für ein "Remain" zu werben. Aber viele konnte er dann alles in allem nicht mehr überzeugen, obwohl er sein Kabinett recht weitgehend hinter sich gebracht hatte. Und anders als manch anderer, der an seinem Stuhl klebt, hat er nun immerhin den Anstand, seinen Hut zu nehmen, obwohl er die Tories noch 2015 zu einem erstaunlich deutlichen Wahlsieg geführt hatte:

http://www.faz.net/aktuell/politik/brex ... 05831.html

Aber für Johnson wird das jetzt auch kein Zuckerschlecken.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von mea parvitas »

Tibor hat geschrieben:Hat eigentlich schon jemand an die Wettbüros gedacht? Warum geben die 85% als Quote für Remain aus? Waren die von den Brexit-Leuten gekauft, damit die eigentlichen Remain-Voters zu Hause bleiben und nur die Brexit-Voters aktiv werden? :-k
DIe Quote für den Eintritt eines bestimmten Ereignisses bestimmt sich nicht nach der vom Wettbüro festgelegten Wahrscheinlichkeit, sondern nach dem Wettverhalten der Wetter. Der Bookie macht schließlich unabhängig vom Ausgang des Events immer Gewinn.
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Tibor
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Tibor »

Wieder was dazu gelernt.
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[enigma]
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von [enigma] »

Die Flüchtlinge sind mal wieder schuld ::roll:

Immerhin besteht Hoffnung für die Zukunft.
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Tibor
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Tibor »

Die "Schuldigen" zu suchen ist wohl eher irrelevant. Die Frage ist, wie wird die EU, wie werden andere EU-Staaten, wie GB und wie der Rest der Welt reagieren?

Meine Meinung: GB wird in den nächsten Jahren hart am Exit zu arbeiten haben, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch an der Umsetzung. Es ist ja nicht nur eine Kündigung, man muss auch ggf sonstige Verträge prüfen. Dazu gibt es unzählige Rechtssetzung, die man ersetzen (EU-VO) muss oder ändern kann (EU-RL). In letzteren Fällen dürfte sich also der tatsächliche rechtliche Exit etwas hinziehen, da dies eine riesige Arbeit ist und sicherlich auch nicht alles, was aus der EU kam nun per se falsch ist (selbst aus Sicht der UKIP). Aber inhaltlich wird GB versuchen seine Schäfchen anders ins trockene zu bringen. Der Ausverkauf der Dublin-Docks und der Schweiz wird beginnen, denn London wird hier ganz klar den non-EU-Finanzplatz Nr. 1 machen. Wir werden aggressive Gesetzesänderungen sehen, insb. also auch Gesetze, die bestimmte Investoren aus den EU-Staaten bzw. der Schweiz etc nach GB holen soll (Stichworte: laschere Finanzmarktaufsicht, Steueroasen). Und die EU? Wie wird sie reagieren? Sie wird - wegen der Behäbigkeit - nur reagieren und nicht agieren können. Man wird schauen, wo und mit welchen Maßnahmen GB die "EU angreift" und dann gibt es eine Reaktion. Ich vermute ein großes Feld der Zusammenarbeit wird gar nicht angepackt werden, weil auch in GB erstmal nur die "sichtbaren" EU Einflüsse für das Wahlvolk abgearbeitet werden müssen. Aber selbst da (Stichwort: Arbeitnehmer aus Polen etc) wird es nicht von jetzt auf gleich gehen. Interessant wird auch, wie sich das ganze auf das Verhältnis zur USA auswirken wird.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Honigkuchenpferd »

[enigma] hat geschrieben:Die Flüchtlinge sind mal wieder schuld ::roll:
Es war ja klar, dass offensichtliche Kausalzusammenhänge hier wieder, ohne auch nur den geringsten Versuch einer tatsächlichen argumentativen Widerlegung (die auch nicht gelingen könnte), in Abrede gestellt und dann auch noch in Aussagen "umgedeutet" werden, die gar niemand getroffen hat. "Schuld" ist - was diesen Aspekt angeht - vor allem Merkel nebst EU-Spitze um Juncker und Co. mit einer völlig inkompetenten Politik. Dazu genügt es einfach mal, die Kommentare in der "Daily Mail" zu lesen.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von [enigma] »

England wird sich politisch und wirtschaftlich noch stärker an die USA binden und in dieser Beziehung der deutlich schwächere und abhängigere Partner sein (wird langfristig wohl nichts mit "Britain First").

Mit der EU wird man langfristig vorteilhafte Abkommen aushandeln, weil die Mitgliedstaaten mal wieder nicht mit gemeinsamer Linie auftreten. Das bietet dann anderen Ländern den Anlass, ebenfalls über den Austritt abzustimmen.

Interessant wird vor allem sein, ob UK die europafreundlichen Teile wird halten können. Das wird politisch oder wirtschaftlich keinen großen Unterschied machen, emotional und psychisch wird das für viele Briten aber noch ein Drama.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Tibor hat geschrieben:Die "Schuldigen" zu suchen ist wohl eher irrelevant. Die Frage ist, wie wird die EU, wie werden andere EU-Staaten, wie GB und wie der Rest der Welt reagieren?

Meine Meinung: GB wird in den nächsten Jahren hart am Exit zu arbeiten haben, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch an der Umsetzung. Es ist ja nicht nur eine Kündigung, man muss auch ggf sonstige Verträge prüfen. Dazu gibt es unzählige Rechtssetzung, die man ersetzen (EU-VO) muss oder ändern kann (EU-RL). In letzteren Fällen dürfte sich also der tatsächliche rechtliche Exit etwas hinziehen, da dies eine riesige Arbeit ist und sicherlich auch nicht alles, was aus der EU kam nun per se falsch ist (selbst aus Sicht der UKIP). Aber inhaltlich wird GB versuchen seine Schäfchen anders ins trockene zu bringen. Der Ausverkauf der Dublin-Docks und der Schweiz wird beginnen, denn London wird hier ganz klar den non-EU-Finanzplatz Nr. 1 machen. Wir werden aggressive Gesetzesänderungen sehen, insb. also auch Gesetze, die bestimmte Investoren aus den EU-Staaten bzw. der Schweiz etc nach GB holen soll (Stichworte: laschere Finanzmarktaufsicht, Steueroasen). Und die EU? Wie wird sie reagieren? Sie wird - wegen der Behäbigkeit - nur reagieren und nicht agieren können. Man wird schauen, wo und mit welchen Maßnahmen GB die "EU angreift" und dann gibt es eine Reaktion. Ich vermute ein großes Feld der Zusammenarbeit wird gar nicht angepackt werden, weil auch in GB erstmal nur die "sichtbaren" EU Einflüsse für das Wahlvolk abgearbeitet werden müssen. Aber selbst da (Stichwort: Arbeitnehmer aus Polen etc) wird es nicht von jetzt auf gleich gehen. Interessant wird auch, wie sich das ganze auf das Verhältnis zur USA auswirken wird.
Noch kann man in der Tat eigentlich gar nichts sagen, weil ja auch völlig offen ist, wie sich das auf andere Staaten in Europa auswirken wird, in denen es eine erhebliche Unzufrieden mit der EU gibt. In Rom hat vor ein paar Tagen z.B. die Kandidatin des M5S bei der Bürgermeisterwahl haushoch gewonnen. Wenn Grillo dort an die Macht kommt, ist die EU tatsächlich Geschichte. Dass das Ergebnis Grillo Auftrieb geben wird, liegt auf der Hand. Ansonsten ist es natürlich auch denkbar, dass - angesichts der notwendigen langwierigen Verhandlungen - in ein paar Jahren alles schon wieder ganz anders aussieht.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von [enigma] »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:Die Flüchtlinge sind mal wieder schuld ::roll:
Es war ja klar, dass offensichtliche Kausalzusammenhänge hier wieder, ohne auch nur den geringsten Versuch einer tatsächlichen argumentativen Widerlegung (die auch nicht gelingen könnte), in Abrede gestellt und dann auch noch in Aussagen "umgedeutet" werden, die gar niemand getroffen hat. "Schuld" ist - was diesen Aspekt angeht - vor allem Merkel nebst EU-Spitze um Juncker und Co. mit einer völlig inkompetenten Politik. Dazu genügt es einfach mal, die Kommentare in der "Daily Mail" zu lesen.
Eigentlicher Grund ist die Schuldzuweisung an die EU für alle Probleme, die die inkompetente britische Regierung trotz aller Sonderrechte verursacht hat oder nicht lösen konnte. Selbst Cameron hat das EU blaming jahrelang exzessiv forciert und wirbt dann plötzlich für den Verbleib.

Merkel, Brüssel und Flüchtlingshorden sind da natürlich eine schöne scapegoat. Dass derartige populistische, emotionale und instinktive Argumentationen in Volksentscheiden besonders stark ziehen, bezweifle ich nicht. Ich bestreite deshalb keinen Kausalzusammenhang, ich bedauere ihn lediglich, weil ich die Verknüpfung dieser Punkte für inhaltlich falsch halte.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Survivor »

@Honigkuchenpferd: Zustimmung. Wobei ich meine, dass die EU aufgrund der völlig konträren Ansichten der Mitgliedstaaten ein besseres Bild in der Flüchtlingskrise ohnehin nicht hätte abgeben können. Was hätte sie tun können, etwa die Mitgliedstaaten zwingen, Flüchtlinge aufzunehmen oder die Grenzen so sichern, dass keine Flüchtlinge mehr hineinkommen? Wohl kaum. Die Nationalstaaten haben Fakten geschaffen, die die EU nicht ändern kann, die über die EU aber sämtliche Mitglieder betreffen.
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Re: Brexit-Referendum.

Beitrag von Tibor »

Die EU ist nicht Schuld an "der Flüchtlingskrise", denn die EU hatte insoweit nicht die erforderlichen Kompetenzen. Schuld waren die Mitgliedsstaaten.
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