Glauben an Gott?
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Die Bibel ist zweifellos von großem Wert in literarischer, kultureller, sozialer und spiritueller Hinsicht, nicht zuletzt auch als juridische Vorform des Rechtsprinzips. Mir gefällt die Weisung des biblischen Gottes, sich kein Bildnis (in welcher Form auch immer) zu machen, was auch die vielen Wahrheitstheorien als Überbau einschließt. Wir können nur winzige Bruchteile davon intuitiv empfangen (Apg. 17 Unbekannter Gott), es aber nie begreifen und erklären. Eine sehr moderne Auffassung, die das Judentum schon damals vertrat, ebenso das Richtertum als gottgewollte Regierungsform (Gott als Unsichtbarer König 1. Samuel 8,7) inklusive Demokratie, wo sich das Volk Israel für den menschlichen König entschied trotz Warnung vor Fremdherrschaft. Das beinhaltet für mich schon einen sehr modernen monotheistischen Gottesbegriff inmitten der archaischen Vielgötterei der umliegenden Völker.
- Urs Blank
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Das wäre der Kracher, wenn heute Abend im Jurawelt-Forum noch der Gottesbeweis gelingen würde. Und das an St. Halloween!
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Gott ist doch schon lange durch Thomas von Aquin bewiesen wordenUrs Blank hat geschrieben:Das wäre der Kracher, wenn heute Abend im Jurawelt-Forum noch der Gottesbeweis gelingen würde. Und das an St. Halloween!
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- Levi
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden
Um von "Existenz" sprechen zu können (jedenfalls in dem Sinne, wie wir heute diesen Begriff verwenden), müsste Gott eine Entität sein, das heißt ein Seiendes neben anderen Seienden, ein (konkreter oder abstrakter) Gegenstand neben anderen Gegenständen. - Eine solche Beschreibung ist dem jüdisch-christlichen Gott jedoch nicht angemessen (sondern nur einem fliegenden Spaghettimonster).Mr_Black hat geschrieben:Nein.Levi hat geschrieben: Dass man von einem transzendenten Gott nur mythologisch oder metaphorisch reden kann, ist dir aber schon klar, oder?
Gott existiert also, aber er ist transzendent? Oder schließt seine Transzendenz so etwas wie Existenz aus?
Der jüdisch-christliche Gott ist von den Gegenständen der Welt (dem Sein) nicht gesondert, sondern ihr (sinn-)tragenden Grund. "In ihm leben, weben und sind wir", wie es Lukas in der Apostelgeschichte formuliert. Oder wie Luther es formuliert: "Gott ist nicht ein ausgereckt, lang, breit, dick, hoch Wesen … sondern ein übernatürlich unerforschliches Wesen, das zugleich in jedem Körnlein ganz und gar und dennoch in allen und über allen und außer allen Kreaturen sei."
Gott ist also die Tiefenebene des Seins, die ihm seine Bestimmung gibt.
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden
Levi hat geschrieben:Um von "Existenz" sprechen zu können (jedenfalls in dem Sinne, wie wir heute diesen Begriff verwenden), müsste Gott eine Entität sein, das heißt ein Seiendes neben anderen Seienden, ein (konkreter oder abstrakter) Gegenstand neben anderen Gegenständen. - Eine solche Beschreibung ist dem jüdisch-christlichen Gott jedoch nicht angemessen (sondern nur einem fliegenden Spaghettimonster).Mr_Black hat geschrieben:Nein.Levi hat geschrieben: Dass man von einem transzendenten Gott nur mythologisch oder metaphorisch reden kann, ist dir aber schon klar, oder?
Gott existiert also, aber er ist transzendent? Oder schließt seine Transzendenz so etwas wie Existenz aus?
- Ara
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Ist aber Mutter/Vater nicht eine rein irdische Verbindung? Sowohl im Jenseits als auch in der Wiedergeburt ist diese Verbindung ja aufgelöst. Eine engere Verbindung als zu anderen Personen besteht dann ja nicht mehr. Daher ist es recht unwahrscheinlich, dass wir da unsere Familie sehen...Candor hat geschrieben:Meine 81-jährige Mutter ist krebskrank. Es ist ein schöner Gedanke, sie nach unser beider Tod wiederzusehen in einer geistigen Welt, die über den Tod hinaus bestehen könnte, wovon ich ausgehe. Gott als unnennbare kosmische Größe erscheint mir durchaus sinnvoll, nicht jedoch in den abergläubischen, naiven Gottesbildern der religiösen Institutionen.
Ich meine, man sucht sich seine Familie ja auf Erden schon nicht aus, da wäre es ja manches mal schon ein Trost, dass man zumindest nach dem Tod noch einmal neue Chancen hat :P
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden
+1Levi hat geschrieben:Um von "Existenz" sprechen zu können (jedenfalls in dem Sinne, wie wir heute diesen Begriff verwenden), müsste Gott eine Entität sein, das heißt ein Seiendes neben anderen Seienden, ein (konkreter oder abstrakter) Gegenstand neben anderen Gegenständen. - Eine solche Beschreibung ist dem jüdisch-christlichen Gott jedoch nicht angemessen (sondern nur einem fliegenden Spaghettimonster).Mr_Black hat geschrieben:Nein.Levi hat geschrieben: Dass man von einem transzendenten Gott nur mythologisch oder metaphorisch reden kann, ist dir aber schon klar, oder?
Gott existiert also, aber er ist transzendent? Oder schließt seine Transzendenz so etwas wie Existenz aus?
Der jüdisch-christliche Gott ist von den Gegenständen der Welt (dem Sein) nicht gesondert, sondern ihr (sinn-)tragenden Grund. "In ihm leben, weben und sind wir", wie es Lukas in der Apostelgeschichte formuliert. Oder wie Luther es formuliert: "Gott ist nicht ein ausgereckt, lang, breit, dick, hoch Wesen … sondern ein übernatürlich unerforschliches Wesen, das zugleich in jedem Körnlein ganz und gar und dennoch in allen und über allen und außer allen Kreaturen sei."
Gott ist also die Tiefenebene des Seins, die ihm seine Bestimmung gibt.
Gut formuliert, hab ich ja mit dem Verweis auf Apostelgeschichte 17 auch ausgedrückt. Es gibt übrigens eine Initiative von christlich orientierten Juristen, die sich im ökumenischen Kontext treffen und sich mit juristischen Aspekten der Bibel befassen, z. B. zum Thema Wahrheit: http://christ-jurist.de/cms/index.php/p ... gress-2014
Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Vielleicht ist ja beides möglich, das schließt sich nicht gegenseitig aus. Also ICH will meine Eltern wiedersehen, ebenso meine Geschwister. Na ja, auf einen meiner Halbbrüder könnte ich evtl. verzichten, aber ich war schon immer sehr nachsichtig. Vielleicht will ich auch einfach sehen, ob mein Einfluss sich positiv ausgewirkt hat.Ara hat geschrieben:Ist aber Mutter/Vater nicht eine rein irdische Verbindung? Sowohl im Jenseits als auch in der Wiedergeburt ist diese Verbindung ja aufgelöst. Eine engere Verbindung als zu anderen Personen besteht dann ja nicht mehr. Daher ist es recht unwahrscheinlich, dass wir da unsere Familie sehen...Candor hat geschrieben:Meine 81-jährige Mutter ist krebskrank. Es ist ein schöner Gedanke, sie nach unser beider Tod wiederzusehen in einer geistigen Welt, die über den Tod hinaus bestehen könnte, wovon ich ausgehe. Gott als unnennbare kosmische Größe erscheint mir durchaus sinnvoll, nicht jedoch in den abergläubischen, naiven Gottesbildern der religiösen Institutionen.
Ich meine, man sucht sich seine Familie ja auf Erden schon nicht aus, da wäre es ja manches mal schon ein Trost, dass man zumindest nach dem Tod noch einmal neue Chancen hat :P
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Ich respektiere Religion sehr. Aber ich verstehe kein Wort von dem was Levi da schreibt; und bin der festen Ansicht, dass ein Gedanke, der nicht so formuliert werden kann dass ihn einfache Menschen verstehen keine Substanz haben kann.
Im Übrigen habe ich kürzlich einiges über Neuheidentum gelesen. Die Vorstellung, das Götter (plural!) nicht transzendent, sondern bildlich darstellbarer Teil der Welt sind (also im wesentlichen Personifikationen von Lebensbereichen und Naturphänomee ) keineswegs zwingend als gegenüber dem Christentum als "archaisch". M.E. ist durchaus vertretbar in der Edda mehr Tiefe zu sehen als in frühchristlicher Offenbarungsliteratur.
Im Übrigen habe ich kürzlich einiges über Neuheidentum gelesen. Die Vorstellung, das Götter (plural!) nicht transzendent, sondern bildlich darstellbarer Teil der Welt sind (also im wesentlichen Personifikationen von Lebensbereichen und Naturphänomee ) keineswegs zwingend als gegenüber dem Christentum als "archaisch". M.E. ist durchaus vertretbar in der Edda mehr Tiefe zu sehen als in frühchristlicher Offenbarungsliteratur.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Dieses transzendente Geschwurbel (bis sich in einem geschlossenen System alles in Wohlgefallen auflöst) hier im Forum, sobald es um Religion geht, stößt mich immer wieder vor den Kopf.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Das ist ehrlich gesagt ein Gedankengang den ich nie nachvollziehen konnte: Wieso sollte mein Wunsch über Welt/Jenseits irgendeinen Einfluss darauf haben,wie die Welt beschaffen ist?Candor hat geschrieben:Vielleicht ist ja beides möglich, das schließt sich nicht gegenseitig aus. Also ICH will meine Eltern wiedersehen, ebenso meine Geschwister. Na ja, auf einen meiner Halbbrüder könnte ich evtl. verzichten, aber ich war schon immer sehr nachsichtig. Vielleicht will ich auch einfach sehen, ob mein Einfluss sich positiv ausgewirkt hat.Ara hat geschrieben:Ist aber Mutter/Vater nicht eine rein irdische Verbindung? Sowohl im Jenseits als auch in der Wiedergeburt ist diese Verbindung ja aufgelöst. Eine engere Verbindung als zu anderen Personen besteht dann ja nicht mehr. Daher ist es recht unwahrscheinlich, dass wir da unsere Familie sehen...Candor hat geschrieben:Meine 81-jährige Mutter ist krebskrank. Es ist ein schöner Gedanke, sie nach unser beider Tod wiederzusehen in einer geistigen Welt, die über den Tod hinaus bestehen könnte, wovon ich ausgehe. Gott als unnennbare kosmische Größe erscheint mir durchaus sinnvoll, nicht jedoch in den abergläubischen, naiven Gottesbildern der religiösen Institutionen.
Ich meine, man sucht sich seine Familie ja auf Erden schon nicht aus, da wäre es ja manches mal schon ein Trost, dass man zumindest nach dem Tod noch einmal neue Chancen hat :P
Re: Manches muss einfach gemeldet werden
So hab ich es nicht gemeint, d. h. Ara sprach ja darauf an, dass jemand evtl. nicht diesen Wunsch hegt. Bei mir wäre der Wunsch vorhanden, unabhängig davon, ob er realisiert werden kann, obwohl es schon auch spirituelle Ideen gibt, die gerade vom Wunsch als Realitätserschaffer in der Matrix ausgehen. Aber das würde zu weit führen. Sonst muss sich OJ1988 noch übergeben.Samson hat geschrieben:Das ist ehrlich gesagt ein Gedankengang den ich nie nachvollziehen konnte: Wieso sollte mein Wunsch über Welt/Jenseits irgendeinen Einfluss darauf haben,wie die Welt beschaffen ist?Candor hat geschrieben:Vielleicht ist ja beides möglich, das schließt sich nicht gegenseitig aus. Also ICH will meine Eltern wiedersehen, ebenso meine Geschwister. Na ja, auf einen meiner Halbbrüder könnte ich evtl. verzichten, aber ich war schon immer sehr nachsichtig. Vielleicht will ich auch einfach sehen, ob mein Einfluss sich positiv ausgewirkt hat.Ara hat geschrieben:Ist aber Mutter/Vater nicht eine rein irdische Verbindung? Sowohl im Jenseits als auch in der Wiedergeburt ist diese Verbindung ja aufgelöst. Eine engere Verbindung als zu anderen Personen besteht dann ja nicht mehr. Daher ist es recht unwahrscheinlich, dass wir da unsere Familie sehen...Candor hat geschrieben:Meine 81-jährige Mutter ist krebskrank. Es ist ein schöner Gedanke, sie nach unser beider Tod wiederzusehen in einer geistigen Welt, die über den Tod hinaus bestehen könnte, wovon ich ausgehe. Gott als unnennbare kosmische Größe erscheint mir durchaus sinnvoll, nicht jedoch in den abergläubischen, naiven Gottesbildern der religiösen Institutionen.
Ich meine, man sucht sich seine Familie ja auf Erden schon nicht aus, da wäre es ja manches mal schon ein Trost, dass man zumindest nach dem Tod noch einmal neue Chancen hat :P
- famulus
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Mit fortschreitendem Intellekt wird es eben immer anspruchsvoller, sich selbst etwas vorzumachen.OJ1988 hat geschrieben:Dieses transzendente Geschwurbel (bis sich in einem geschlossenen System alles in Wohlgefallen auflöst) hier im Forum, sobald es um Religion geht, stößt mich immer wieder vor den Kopf.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Das ist zutiefst faszinierend. Es wird Zeit endlich mal den Gottesstaat und den Luther anzugehen. Im Übrigen: Sooo evident überlegen ist der atheistische Standpunkt nicht.famulus hat geschrieben:Mit fortschreitendem Intellekt wird es eben immer anspruchsvoller, sich selbst etwas vorzumachen.OJ1988 hat geschrieben:Dieses transzendente Geschwurbel (bis sich in einem geschlossenen System alles in Wohlgefallen auflöst) hier im Forum, sobald es um Religion geht, stößt mich immer wieder vor den Kopf.
M.E. Ist es eine Frage des Geschmacks, nicht des Intellekts.
Re: Manches muss einfach gemeldet werden
Wobei der wissenschaftliche Standpunkt diesbezüglich sowieso neutral offen ist, sonst gäbe es keinen Fortschritt.famulus hat geschrieben:Mit fortschreitendem Intellekt wird es eben immer anspruchsvoller, sich selbst etwas vorzumachen.OJ1988 hat geschrieben:Dieses transzendente Geschwurbel (bis sich in einem geschlossenen System alles in Wohlgefallen auflöst) hier im Forum, sobald es um Religion geht, stößt mich immer wieder vor den Kopf.