Glauben an Gott?

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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Vortex hat geschrieben:
Candor hat geschrieben:Weil es neben dem Verstand auch noch eine Intuition und eine sensorische Empfindungs- und Gefühlsebene gibt?
Wenn es spürbar ist, ist es theoretisch beweisbar, weil es sich dann eben doch in der Realität manifestiert.

Und dann ziehen die Ausflüchte nicht mehr, denn im Grunde genommen würdest du sonst behaupten, dass du das Unfassbare erfassen könntest.
Man kann alles auf neurologischen Werten aufbauen, die Existenz des Menschen im Gehirn lokalisieren und mit dem Gehirntod die endgültige Auslöschung seiner Existenz definieren, aber die Psychologie und deren Modelle wird trotzdem notwendig bleiben, weil sich dadurch konkretere Aspekte herausarbeiten lassen. Auch die Rechtswissenschaften kämen nicht weit, wenn sie nur auf neurologisch relevanten Faktoren aufbauen würden. Aus diesem Grund sind (rechts-)philosophische Fragestellungen durchaus sinnvoll.

Wenn Du Deiner Frau/Freundin sagst, dass Du sie liebst, könntest Du damit eine rein hormonell-chemische Reaktionsweise meinen, die Liebe zu den eigenen Kindern wäre reiner Nesttrieb, der irgendwann abebbt, wenn die Kinder groß sind. Mir persönlich wäre diese Erklärung zu einseitig, auch wenn ich diesen Aspekt nicht ausklammere. Es gibt aber nicht nur diese Ebene für das Phänomen Gefühl.
Zuletzt geändert von Gelöschter Nutzer am Dienstag 1. November 2016, 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Vortex
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Vortex »

Levi hat geschrieben:
Vortex hat geschrieben:
Levi hat geschrieben:Aber nur einmal interessehalber gefragt: Was ist dann dein Gott?
Das heißt, woran hängst du dein Herz und worauf verlässt du dich?
Die Frage ging nicht an mich, aber ich will sie trotzdem beantworten: Familie und Freunde.
Aber ich nenne meine Familie und Freunde nicht "Gott", weil das nicht die gängige Definition von Gott ist und daher womöglich zu Missverständnissen führt. Ich fände das ziemlich wahllos.
Warum sollte es "wahllos" und "nicht die gängige Definition von Gott" sein?

Genau das ist es doch, wenn Christen von Gott reden. Luther hat dies im Großen Katechismus treffend expliziert: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-266/4
Mir persönlich geben diese Semantik-Spielereien nichts, ich komme auch ohne das Wort "Gott" ziemlich gut klar, sehe darin keinen Mehrwert.
Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass es über kurz oder lang zu Missverständnissen mit meinen Mitmenschen führen würde, wenn ich hergehe und alles Mögliche (zB. meine Freunde) "Gott" nenne.
Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen Pantheismus und Atheismus.
Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich sage ja auch nicht zu meiner kleinen Nichte: Mein Blutdruck ist zu hoch, bitte umarme mich, damit er sinkt und Du 5 Min. länger von meinem Pflegetrieb profitierst! :D
OJ1988
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von OJ1988 »

Es stimmt - das, was wir "Gefühle" nennen, kann man auch als biochemischen Vorgang beschreiben und evolutionsbiologisch erklären. Wer das als kränkend und tiefstehend empfindet und sich stattdessen lieber als "Schöpfung Gottes" empfinden will, der kann sich das gerne einreden. Mich persönlich tangiert das überhaupt nicht. Dass wir den Fortpflanzungstrieb dutzendfach verschieden sublimieren und darauf letztlich die gesamte menschliche Kultur aufbaut, mag "hart" klingen, ändert aber nichts. Grow a pair.
Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Dass der Mensch seine Libido (Freud) und sein Machtstreben (Adler) kulturell sublimierend verwertet, spreche ich nicht ab, aber das schließt nicht aus, dass der Mensch sich wie eine Pflanze der Sonne zuwendet, also noch etwas anderes außerhalb seiner selbst sein kann. Das sehen durchaus auch Wissenschaftler so: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 564-2.html
OJ1988
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von OJ1988 »

Der Mensch wird sich seinen Über-Menschen in absehbarer Zeit selbst schaffen, sei es durch AI (Silicon Valley) oder genetische Manipulation (China). Mal sehen, wie sich das auf religiöse Menschen auswirkt.
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Tibor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Warum lieben dann manche Menschen lieber einen Hund oder eine Katze?
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Samson
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Samson »

OJ1988 hat geschrieben:
Candor hat geschrieben:
OJ1988 hat geschrieben:Wie kann man eigentlich Satzfetzen wie "das fühlbar Seiende" schreiben und dann noch auf "Absenden" klicken?
Weil es neben dem Verstand auch noch eine Intuition und eine sensorische Empfindungs- und Gefühlsebene gibt?
Dass Religion "gefühlte Wahrheit" ist, war mir auch schon klar. Bei dieser Schlichtheit erübrigt sich aber jede Metaphysik.
Du bist unsensibel.

Liebe ist auch "gefühlte Wahrheit". Trotzdem füllt Heine Bände mit seiner wortreichen Beschreibung damit verbundenen Leidens. Wieso man derartiges so rüde abkanzeln muss erschließt sich mir nicht. Die Formulierung "das fühlbar Seiende" hat etwas lyrisches, gefällt mir gut und erinnert irgendwie spontan an Heidegger, was wahrscheinlich Quatsch ist.
Samson
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Samson »

Mr_Black hat geschrieben:Der Gott den Bibel und Koran beschreiben ist jedenfalls auf der einen Seite ziemlich eifersüchtig, auf der anderen Seite könnte er jeden Zweifel über seine Existenz ausräumen, in dem er sich zeigt und diverse Religionsstreitigkeiten mal klärt.

Oder aber ihm ist das alles total egal, weil er für uns gar nicht erfassbar ist, dann waren aber die bestehenden Religionen ein paar tausend Jahre ziemlich auf dem Holzweg und haben mit ihren ganzen Geboten, Verboten und Kriegen die Menschheit ziemlich behindert.
Die Offenbarung ist ABGESCHLOSSEN (nach biblischem Verständnis). Mithin: Nach Christlichem Verständnis HAT er sich eben durch Christus gezeigt; siehe hierzu auch Lukas 16:
Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, daß die wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. 27Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; laß sie dieselben hören. 30Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.
Samson
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Samson »

paul321 hat geschrieben: Ich glaub das ist alles Altes Testament - das gilt ja sowieso nicht mehr. Die ein oder andere göttliche Einmischung kann man mittlerweile wohl auch wissenschaftlich erklären. Ich meine das rote Meer scheint bei bestimmten Wetter bzw. Windlagen tatsächlich teilbar zu sein.
Da glaubst du falsch. Zumindest der Katholizismus hat diesen Standpunkt "Markionismus" eindeutig als ketzerisch verurteilt.
Samson
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Samson »

OJ1988 hat geschrieben:Der Mensch wird sich seinen Über-Menschen in absehbarer Zeit selbst schaffen, sei es durch AI (Silicon Valley) oder genetische Manipulation (China). Mal sehen, wie sich das auf religiöse Menschen auswirkt.
Elementarteilichen, brave new world und (der von mir leider noch ungelesene) die Möglichkeit einer Insel ist hier recht instruktiv.
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Levi
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Levi »

Mr_Black hat geschrieben:Der Gott den Bibel und Koran beschreiben ist jedenfalls auf der einen Seite ziemlich eifersüchtig, auf der anderen Seite könnte er jeden Zweifel über seine Existenz ausräumen, in dem er sich zeigt und diverse Religionsstreitigkeiten mal klärt.

Oder aber ihm ist das alles total egal, weil er für uns gar nicht erfassbar ist, dann waren aber die bestehenden Religionen ein paar tausend Jahre ziemlich auf dem Holzweg und haben mit ihren ganzen Geboten, Verboten und Kriegen die Menschheit ziemlich behindert.
Natürlich unterliegt das Verständnis Gottes in seiner Geschichte mit den Menschen einem Entwicklungsprozeß - und das ist auch gut so. 
Der christliche Gott offenbart sich sogar nur in der Geschichte und nicht in anderer Weise (z. B. in einem Buch o. ä.). 

Der jüdisch-christliche Gott ist heute keine regionale Stammesgottheit (neben vielen anderen) mehr. Er wohnt nicht mehr auf einem Vulkan im Norden Arabiens. Er speit keine Lava mehr und zündet keine Dornbüsche mehr an. Er hat sich sogar von seiner früheren Ehefrau (Aschera) getrennt. DiesesGottesbild hat bereits die Bibel in einem mehr als tausendjährigen Traditions- und Reflektionsprozess überwunden. Und die Geschichte geht weiter.

Insofern ist es richtig und falsch zugleich, dass die Menschen über Jahrtausende "ziemlich auf dem Holzweg" waren. Richtig deswegen, weil ihr Gottesbild - rückblickend betrachtet - in vielen Punkten unterkomplex und anthropomorph war. Falsch jedoch deswegen, weil der "Holzweg" der einzige Gott angemessene Weg ist. Es gilt der Grundsatz: Wenn du es erkennen kannst oder verstehst, dann ist es nicht Gott. Der jüdisch-christliche Gott ist immer ein Gott in Bewegung. Er wohnt nicht in Tempeln, die aus Steinen gebaut sind und lässt sich nicht (be)greifen.

Gefährlich wird es dann, wenn es trotzdem versucht wird. Dann wird Glaube zum Fundamentalismus. Man glaubt, ein sicheres Fundament zu haben, auf dem man aufbauen kann und das man verteidigen muss, verkennt dabei jedoch, dass ein transzendenter Gott genau eine solche Glaubenssicherheit nicht bieten kann. Glauben ist Geschenk und freie Gnade, nicht etwas was man festhalten und verteidigen könnte oder gar müsste.
Samson
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Samson »

Levi hat geschrieben:Es gilt der Grundsatz: Wenn du es erkennen kannst oder verstehst, dann ist es nicht Gott.
Gibt es außer dem Argument, dass du und Bonhoeffer das sagen, noch irgendein Argument für diesen Standpunkt? Ich halte das für absolut unhaltbar.
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Mr_Black
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Mr_Black »

Levi hat geschrieben: Es gilt der Grundsatz: Wenn du es erkennen kannst oder verstehst, dann ist es nicht Gott. Der jüdisch-christliche Gott ist immer ein Gott in Bewegung. Er wohnt nicht in Tempeln, die aus Steinen gebaut sind und lässt sich nicht (be)greifen.
Warum gilt dieser Grundsatz?
Wer hat ihn aufgestellt und warum sollte er richtig sein?
Warum haben die großen Religionen 2000 Jahre etwas völlig anders gemacht?
Was ist mit dem muslimischen Gott?
- Söldner des Rechts -
Orkan der Rechtspflege
Gelöschter Nutzer

Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Levi hat geschrieben:
Mr_Black hat geschrieben:Der Gott den Bibel und Koran beschreiben ist jedenfalls auf der einen Seite ziemlich eifersüchtig, auf der anderen Seite könnte er jeden Zweifel über seine Existenz ausräumen, in dem er sich zeigt und diverse Religionsstreitigkeiten mal klärt.

Oder aber ihm ist das alles total egal, weil er für uns gar nicht erfassbar ist, dann waren aber die bestehenden Religionen ein paar tausend Jahre ziemlich auf dem Holzweg und haben mit ihren ganzen Geboten, Verboten und Kriegen die Menschheit ziemlich behindert.
Natürlich unterliegt das Verständnis Gottes in seiner Geschichte mit den Menschen einem Entwicklungsprozeß - und das ist auch gut so. 
Der christliche Gott offenbart sich sogar nur in der Geschichte und nicht in anderer Weise (z. B. in einem Buch o. ä.). 

Der jüdisch-christliche Gott ist heute keine regionale Stammesgottheit (neben vielen anderen) mehr. Er wohnt nicht mehr auf einem Vulkan im Norden Arabiens. Er speit keine Lava mehr und zündet keine Dornbüsche mehr an. Er hat sich sogar von seiner früheren Ehefrau (Aschera) getrennt. DiesesGottesbild hat bereits die Bibel in einem mehr als tausendjährigen Traditions- und Reflektionsprozess überwunden. Und die Geschichte geht weiter.

Insofern ist es richtig und falsch zugleich, dass die Menschen über Jahrtausende "ziemlich auf dem Holzweg" waren. Richtig deswegen, weil ihr Gottesbild - rückblickend betrachtet - in vielen Punkten unterkomplex und anthropomorph war. Falsch jedoch deswegen, weil der "Holzweg" der einzige Gott angemessene Weg ist. Es gilt der Grundsatz: Wenn du es erkennen kannst oder verstehst, dann ist es nicht Gott. Der jüdisch-christliche Gott ist immer ein Gott in Bewegung. Er wohnt nicht in Tempeln, die aus Steinen gebaut sind und lässt sich nicht (be)greifen.

Gefährlich wird es dann, wenn es trotzdem versucht wird. Dann wird Glaube zum Fundamentalismus. Man glaubt, ein sicheres Fundament zu haben, auf dem man aufbauen kann und das man verteidigen muss, verkennt dabei jedoch, dass ein transzendenter Gott genau eine solche Glaubenssicherheit nicht bieten kann. Glauben ist Geschenk und freie Gnade, nicht etwas was man festhalten und verteidigen könnte oder gar müsste.
Diese Entwicklung lässt sich jedoch schon in der hebräischen Bibel ablesen, d. h. in diesem Sinne ist die hebräische Bibel erfüllt und bestätigt im Neuen Testament, nicht jedoch außer Kraft gesetzt, so wie das Judentum heutzutage ebenso lebendig eine sehr hohe monotheistische Religion ausübt. Ich persönlich stehe diesem sowieso näher als den Kirchen, die doch vieles falsch übersetzt und Unnötiges darauf gesetzt haben. Jesus war selbst Jude, weshalb sich auch Juden mit ihm beschäftigen: http://www.laschoresch.org/ueber-uns/ra ... areth.html und https://www.youtube.com/watch?v=WZsqSlRjSd0
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