da ich via PN gefragt wurde wie es denn bei mir weitergegangen ist, poste ich meine Antwort auch nochmal hier in den Thread:
Klausuren liegen der, von mir beauftragten, Kanzlei vor.
Im öffentlichen Recht (2x 3pkt bekommen) ist die Zulässigkeit vollkommen OK und auch ein paar Sachen in der Begründetheit ganz gut. Von daher recht strenge Bewertung aber keine eindeutigen Bewertungsfehler. Man könnte höchstens monieren, dass die Gutachter nicht wirklich sagen was jetzt warum falsch ist. Chancen also (gerade weil ich beide Prüfer überzeugen müsste): nahezu 0.
Im Zivilrecht (war hier die Wahlklausur des Prüfungsamtes): 1x 3pkt und 1x 4 Pkt bekommen. Interessant ist hierbei, dass der Erstkorrektor die 3 Pkt gegeben hat, der Zweitkorrektor sich dem Erstkorrektor aber nicht anschließen wollte. Der Erstkorrektor unterstellt mir dabei u.A. die Gesetztesdogmatik und Systematik nicht verstanden zu haben und stützt diese Behauptung auf meinen Aufbau. Mein Aufbau weicht deutlich von der Lösungsskizze ab. Der Zweitkorrektor ist da anderer Meinung und sagt im Prinzip: "ungewöhnlicher Aufbau, ABER kann man so machen".
Der Erstkorrektor ist übrigens ein Steuerberater und der Zweitkorrektor Richter...
Ich überlege derzeit noch, ob ich jetzt überhaupt weiter machen soll. Der Spaß würde jetzt noch einige Tausend € kosten. Als nächstes stünde ein professionelles Gegengutachten eines wissenschaftlich tätigen Zivilrechtslers an. Chance ist da, aber sie ist gering. So jedenfalls die Einschätzung meines Anwaltes.
Was meine beruflichen Alternativen angeht: die Resonanz auf meine bisherigen Bewerbungen war leider sehr mau. Wenn ich eingeladen wurde habe ich im Vorstellungsgespräch im Prinzip brilliert aber wurde mehrfach als "überqualifiziert" bezeichnet und bin eben mit 30 recht alt und die Unternehmen wollen keinen Azubi der überhaupt nicht rein passt weil er viel mehr Wissen hat als die anderen Azubis und ggf. auch als die nächsten Vorgesetzten... Einerseits muss ich aufzeigen, dass ich ernsthaft studiert habe, andererseits wird dann sehr schnell klar wieviel ich eigentlich weiß und wie extrem knapp ich an Jura gescheitert bin. Die Personaler begreifen auch immer erst nach diversen Nachfragen, dass ich wirklich nicht mit Jura weitermachen kann....
Allerdings habe ich eine direkte Zusage von der Polizei (Bundesland auf Nachfrage via PN) bekommen und könnte dort ab dem 01.08 ein duales Studium zum Kriminalkommissar beginnen. Das Eignungsauswahlverfahren ist durchaus fordernd und nur etwa 3% bekommen eine direkte Zusage.
Es besteht aus:
- Sprach- und Bildungstest
- Diktat
- Intelligenztest
- Sporttest
- Referat
- Vorstellungsgespräch
- polizeiärtzlicher Untersuchung mit: 3 verschiedenen Sehtests, Hörtest, zahnärztlicher Untersuchung, Urintest, Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Lungenvolumen-/Lungenfunktionstest, einer allgemeinen Untersuchung inkl. Wirbelsäule etc.
Bei der Polizei winkt natürlich kein sooo schlechtes Gehalt, eine super Absicherung eine durchaus interessante und fordernde Tätigkeit (gerade wo mir Strafrecht immer am meisten Spaß gemacht hat und sich so als "Hilfsorgan" der Staatsanwaltschaft viel mit dem repressivem Strafrecht und weniger mit dem präventiven Gefahrenabwehrrecht (so aber bei Tätigkeit als Schutzpolizei) in Berührung kommen würde).
Ich ziehe die Polizei derzeit ernsthaft in Erwägung. Die Alternative wäre (angenommen ich mache weiter und bekomme sogar noch meinen halben Punkt) ein sehr schlechtes erstes Staatsexamen, dass mich zwingen würde das zweite Staatsexamen auch noch zu machen. Dann wäre ich am Ende gute 33 Jahre alt und würde wohl nur sehr schwer einen sicheren und guten Job finden, müsste mich ggf. früh selbständig machen und wäre mit sehr vielen Problemen und Unsicherheiten konfrontiert. Da ist die Polizei mit der ganzen Sicherheit schon eine willkommene Alternative.