Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

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Fyrion
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Fyrion »

Ja und netto pro Jahr 4200 Euro sind einfach nicht besonders relevant bei den sonstigen Gehältern. Ich will jetzt auch keine Erbsenzählerei betragen, der Post mit "jetzt gehts an den Kragen" hat für mich suggeriert, dass es jetzt irgendwelche wirklich heftigen Maßnahmen geben würde. Alles was es bislang gibt, sind laue Lüftchen, wenn da nicht mehr kommt, dann geht die Krise quasi spurlos an den GKs vorbei.

Und wo steigen die Gehälter bitte um 20 000 pro Jahr? :eeeek: Normal sind Steigerungen von 5-10 000, vgl. https://www.azur-online.de/geld/gehaelter-associates (Verwaister Link automatisch entfernt) (A&O = 5, Gleiss Lutz = 10, Hogan Lovells = 5-10, Linklaters = 10 usw. usf.)

edit: Ok jetzt erst gelesen, dass du ausschließlich von Senior Associates sprachst. Warum gerade von denen? Und auch da wird es wesentliche Unterschiede zwischen den Kanzleien geben.
Kasimir
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Kasimir »

Fyrion hat geschrieben: Montag 6. April 2020, 18:27 Ja und netto pro Jahr 4200 Euro sind einfach nicht besonders relevant bei den sonstigen Gehältern. Ich will jetzt auch keine Erbsenzählerei betragen, der Post mit "jetzt gehts an den Kragen" hat für mich suggeriert, dass es jetzt irgendwelche wirklich heftigen Maßnahmen geben würde. Alles was es bislang gibt, sind laue Lüftchen, wenn da nicht mehr kommt, dann geht die Krise quasi spurlos an den GKs vorbei.

Und wo steigen die Gehälter bitte um 20 000 pro Jahr? :eeeek: Normal sind Steigerungen von 5-10 000, vgl. https://www.azur-online.de/geld/gehaelter-associates (Verwaister Link automatisch entfernt) (A&O = 5, Gleiss Lutz = 10, Hogan Lovells = 5-10, Linklaters = 10 usw. usf.)

edit: Ok jetzt erst gelesen, dass du ausschließlich von Senior Associates sprachst. Warum gerade von denen? Und auch da wird es wesentliche Unterschiede zwischen den Kanzleien geben.
Also ich habe als Associate in den ersten drei Jahren 10k pro Jahr mehr bekommen und dann als Senior Associate jeweils 20k mehr pro Jahr. Klar, da wird es Unterschiede zwischen den Kanzleien geben. 5-10% vom Netto weniger finde ich durchaus eine relevante Größe. Klar, niemand muss Hunger dadurch leiden, ob er nun 150k oder 160k verdient, aber einen einschneidenden Eingriff bedeutet das schon.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Liz
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Liz »

Kasimir hat geschrieben: Montag 6. April 2020, 18:36 5-10% vom Netto weniger finde ich durchaus eine relevante Größe. Klar, niemand muss Hunger dadurch leiden, ob er nun 150k oder 160k verdient, aber einen einschneidenden Eingriff bedeutet das schon.
+1

Haben oder nicht haben. Von 4.200 € (netto) kann man schon einen sehr schönen Urlaub machen. Und motivationstechnisch stelle ich es mir eher ungünstig vor, wenn die Associates auf ihre jährliche Gehaltssteigerung (und vorerst auf ihren Bonus) verzichten sollen, während die Partner nur ihre Entnahmen verschieben. Man kann sich ausrechnen, dass sich im nächsten Frühjahr niemand daran erinnern wird, dass man bei den Associates eine Gehaltserhöhung nachholen müsste.
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Fyrion
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Fyrion »

Kann man so sehen, für mich ist der Unterschied zwischen 140 und 150 T nicht wirklich entscheidend und ändert erst Recht nichts an der Motivationslage. Ehrlichgesagt würden fast alle Kollegen auch liebend gern auch 10, 20 oder 30k verzichten, wenn sie dafür regelmäßig um 18 Uhr Feierabend machen könnten ;) Die Schmerzgrenze ist nach meiner Nahbereitsempirie bei ziemlich genau 100k. Boni und co. sind nach meinem Dafürhalten ebenso total irrelevant. Der Tenor unter den Kollegen ist eher "es ist mir lieber ein bisschen weniger zu arbeiten, als unbedingt auf die geforderten Billables für den Bonus zu kommen". Das bisschen mehr Geld ist es den meisten nicht wert regelmäßig zB eine Stunde mehr zu machen, um auf die Bonusrelevanten Bereiche zu kommen. War vor ein paar Generationen vielleicht anders, aber, wie gesagt, ob es jetzt 120, 130 oder 160 T sind, ist einfach irrelevant, da ist ne Stunde mehr oder weniger Arbeit schon wesentlich gewichtiger.
Liz
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Liz »

@Fyrion: Also jedenfalls bzgl. Freshfields habe ich nichts davon gelesen, dass die Associates künftig um 18 Uhr nach Hause gehen dürfen.
stilzchenrumpel
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von stilzchenrumpel »

Liz hat geschrieben: Montag 6. April 2020, 21:35 @Fyrion: Also jedenfalls bzgl. Freshfields habe ich nichts davon gelesen, dass die Associates künftig um 18 Uhr nach Hause gehen dürfen.
Hä doch. 18 Uhr des Folgetages! Weil man demnächst weniger Wimis hat (keine Kündigungen ungleich weniger Neueinstellungen) und die ganzen Vollmachten "entwerfen" sich ja noch nicht von alleine...
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
Atropos
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Atropos »

Fairerweise muss man aber sagen, dass zumindest bei manchen US-Kanzleien der jährliche Bonus erheblich höher ausfällt, als bei britischen Kanzleien wie FF - und beim Bonus dürfte es relativ klar sein, dass er dieses Jahr nicht besonders üppig wird, entweder weil die Leute gar nicht die massiven Stunden schaffen oder weil einfach nicht genug Geld im Pool ist. Das macht im Zweifel viel mehr aus als ein salary freeze im Grundgehalt, wird aber natürlich nicht kommuniziert.

Aber seien wir doch mal ehrlich: Ich tippe mal (mich eingeschlossen), 90% der Associates im Markt würden sich die Finger danach lecken, wenn ihr Arbeitgeber ihnen öffentlich garantieren würde, dass sie in den nächsten 2 Jahren nicht gekündigt werden. Das ist an Planungssicherheit einfach in vielen Lebenssituationen enorm viel wert. Im Vergleich dazu bringen einem 10k mehr oder weniger pro Jahr jetzt auch nicht so viel; wenn es nur ums Geld maximieren geht, würde man ja eh nicht bei britischen Kanzleien arbeiten - die Amis zahlen mittlerweile einfach deutlich mehr.
Majorenkel
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Majorenkel »

Wenn ich mir die letzten Antworten durchlese....

Wen interessiert es, wenn 1000 Mitarbeiter von PWC oder Deloitte in Düsseldorf in Quarantäne müssen? Kommt dann die Post nicht mehr? Werden die Mülltonnen nicht mehr gelehrt? Können Kranke und Alte nicht mehr gepflegt werden? Haben wir aufgrund dessen Lebensmittelengpässe oder können dann die Wasserrohre oder Elektrik nicht mehr repariert werden?

Systemrelevanz...Gehalt

Diese Gehälter - Staatsdienst inklusive - sind ein Schlag ins Gesicht aller wirklich hart arbeitenden und systemrelevanten Berufe.

Auf der Arbeit beschwerte sich neulich ein Kollege auch. 4500 im Monat sind zu wenig für München. Hat dieser Menschenschlag mal daran gedacht, was Altenpfleger Dachdecker, Maurer, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Grafiker, Angestellte im Handel etc pp verdienen? Und die müssen auch in München leben.
Nur weil er sich ein wenig in der Gewerbemiete auskennt, sollte man nicht abgehoben sein, insb. nicht vor der Sekretärin. Keine Erziehung haben diese Leute genossen. Aber hauptsache am Freitag mit Segelschuhen rumlaufen.
Zuletzt geändert von Majorenkel am Dienstag 7. April 2020, 08:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von TedRemptation »

Majorenkel hat geschrieben: Dienstag 7. April 2020, 08:31 Wenn ich mir die letzten Antworten durchlese....

Wen interessiert es, wenn 1000 Mitarbeiter von PWC oder Deloitte in Düsseldorf in Quarantäne müssen? Kommt dann die Post nicht mehr? Werden die Mülltonnen nicht mehr gelehrt? Können Kranke und Alte nicht mehr gepflegt werden? Haben wir aufgrund dessen Lebensmittelengpässe oder können dann die Wasserrohre oder Elektrik nicht mehr repariert werden?

Systemrelevanz...Gehalt

Diese Gehälter - Staatsdienst inklusive - sind ein Schlag ins Gesicht aller wirklich hart arbeitenden und systemrelevanten Berufe.

Auf der Arbeit beschwerte sich neulich ein Kollege auch. 4500 im Monat sind zu wenig für München. Haben diese Leute mal daran gedacht, was Altenpfleger Dachdecker, Maurer, schilder und lichtreklamehersteller, grafiker etc pp verdienen? Und die müssen auch in München leben.
Das hab ich ihm auch vorgehalten. Nur weil er sich ein wenig in der Gewerbemiete auskennt, solkte man nicht abgehoben sein, insb. Nicht vor der Sekretärin. Keine Erziehung haben diese Leute genossen
Das Gehalt orientiert sich in normalen Zeiten (und nicht in der Ausnahmesituation wie momentan) aber nicht an der "systemrelevanz", sondern primär an Angebot und Nachfrage. Es sind viele gute Juristen gesucht und das Angebot ist (im Vergleich zu Ausbildungsberufen) eben relativ klein. Dementsprechend sind die Gehälter höher. Ich weiß nicht, was daran "abgehoben" sein sollte, im Vergleich angemessen verdienen zu wollen.
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Tibor
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Tibor »

Majorenkel hat geschrieben: Dienstag 7. April 2020, 08:31 Wen interessiert es, wenn 1000 Mitarbeiter von PWC oder Deloitte in Düsseldorf in Quarantäne müssen? Kommt dann die Post nicht mehr? Werden die Mülltonnen nicht mehr gelehrt? Können Kranke und Alte nicht mehr gepflegt werden? Haben wir aufgrund dessen Lebensmittelengpässe oder können dann die Wasserrohre oder Elektrik nicht mehr repariert werden?
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Diese Gehälter - Staatsdienst inklusive - sind ein Schlag ins Gesicht aller wirklich hart arbeitenden und systemrelevanten Berufe.
Man kann sicherlich über Ineffizienzen im Verwaltungsstaat nachdenken, aber es ist etwas platt und eher Bild-Niveau für ein Jura-Forum, wenn man nun Verkäufer, Arzthelferin etc zu systemrelevanten Beruf hochjazzt und alles andere als irrelevant einstuft. Es ist doch viel mehr so, dass das Gesamtökosystem "Gesellschaft" von allen etwas benötigt. Auch die Verkäuferin und der Krankenpfleger sind auf einen funktionierenden Staat angewiesen; vom Verwaltungsmitarbeiter in der Lebensmittelaufsichtsbehörde bis zum Volljuristen in der Krankenkasse. Diese ganzen "Systemrelevanten" sind aktuell in der Wahrnehmung der Bürger nur deshalb "allein relevant", weil sie in einem funktionierenden Staat bestehen. Du kannst dir deine Aldi-Verkäuferin und den Krankenpfleger in der Pfeife rauchen, wenn Aldi pleite ist und es keine Ärzte gibt, wenn Chemiegiganten keine Medizin herstellen oder der Kettenbäcker keine Aufbackbrötchen mehr herstellt. Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, das wir nicht im Bauernstaat leben, sondern in einer systemteiligen Gesellschaft.

Davon ab kann man natürlich über Vergütungssysteme sprechen. Im öffentlichen Dienst orientiert sich die Vergütung an der Ausbildung. Das bildet auch die "schnelle Ersetzbarkeit" ab, denn ich finde wohl eher jemand, den ich binnen Schnellkurs zum Müllwagenfahrer umschulen kann, als einen Mediziner, der eben im städtischen Krankenhaus den OP leitet. In der Privatwirtschaft geht es ebenfalls nach Vorbildung/Austauschbarkeit und damit individuellen Mehrwert. Wer sich nun aus falsch verstandener "Systemrelevanz" einzelne Berufsgruppen rauspickt und denen dauerhaft Zuschläge zahlt, muss sich bewusst sein, dass damit in anderen Zeiten andere Berufsgruppen ihre "Systemrelevanz" herausstellen werden. Das System funktioniert aber nicht, wenn alle Menschen im öffD nun A13 besoldet sind.
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Theopa »

Majorenkel hat geschrieben: Dienstag 7. April 2020, 08:31 Diese Gehälter - Staatsdienst inklusive - sind ein Schlag ins Gesicht aller wirklich hart arbeitenden und systemrelevanten Berufe.

Auf der Arbeit beschwerte sich neulich ein Kollege auch. 4500 im Monat sind zu wenig für München. Hat dieser Menschenschlag mal daran gedacht, was Altenpfleger Dachdecker, Maurer, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Grafiker, Angestellte im Handel etc pp verdienen? Und die müssen auch in München leben.
Es gibt eine ganz einfache Regel, wonach sich das Gehalt bestimmt: Wie schnell/leicht kann ich diese Person ersetzen, wenn sie kündigt? Genau nach dieser Regel verdient ein Christiano Ronaldo Millionen, da man diesen eben nicht mal schnell durch irgendjemanden aus der Regionalliga ersetzen kann.

Wenn es als Dachdecker strikt verboten wäre den Beruf auszuzüben ohne einen Dachdecker-Meister in Deutschland absolviert zu haben (wobei man erst nach der Meisterprüfung Geld verdient), man täglich 12 Stunden bei unbekanntem Feierabend (wenn der Kunde das Dach bis morgen fertig haben möchte bleiben wir bis nachts um 3 auf dem Dach) arbeiten würde und nur 20% der Absolventen überhaupt die Noten erreichen um in einem internationalen Dachdecker-Großbetrieb unterzukommen, dann würden diese Mitarbeiter wohl auch das doppelte oder dreifache verdienen.

Sich in dieser Situation als etwas besseres zu fühlen als Absolventen anderer Berufe bleibt natürlich Schwachsinn, selbst wenn man deren Jobs bereits gemacht hätte und nachweislich besser könnte.
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Fyrion
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Fyrion »

TedRemptation hat geschrieben: Dienstag 7. April 2020, 08:37
Majorenkel hat geschrieben: Dienstag 7. April 2020, 08:31 Wenn ich mir die letzten Antworten durchlese....

Wen interessiert es, wenn 1000 Mitarbeiter von PWC oder Deloitte in Düsseldorf in Quarantäne müssen? Kommt dann die Post nicht mehr? Werden die Mülltonnen nicht mehr gelehrt? Können Kranke und Alte nicht mehr gepflegt werden? Haben wir aufgrund dessen Lebensmittelengpässe oder können dann die Wasserrohre oder Elektrik nicht mehr repariert werden?

Systemrelevanz...Gehalt

Diese Gehälter - Staatsdienst inklusive - sind ein Schlag ins Gesicht aller wirklich hart arbeitenden und systemrelevanten Berufe.

Auf der Arbeit beschwerte sich neulich ein Kollege auch. 4500 im Monat sind zu wenig für München. Haben diese Leute mal daran gedacht, was Altenpfleger Dachdecker, Maurer, schilder und lichtreklamehersteller, grafiker etc pp verdienen? Und die müssen auch in München leben.
Das hab ich ihm auch vorgehalten. Nur weil er sich ein wenig in der Gewerbemiete auskennt, solkte man nicht abgehoben sein, insb. Nicht vor der Sekretärin. Keine Erziehung haben diese Leute genossen
Das Gehalt orientiert sich in normalen Zeiten (und nicht in der Ausnahmesituation wie momentan) aber nicht an der "systemrelevanz", sondern primär an Angebot und Nachfrage. Es sind viele gute Juristen gesucht und das Angebot ist (im Vergleich zu Ausbildungsberufen) eben relativ klein. Dementsprechend sind die Gehälter höher. Ich weiß nicht, was daran "abgehoben" sein sollte, im Vergleich angemessen verdienen zu wollen.
Also zunächst würde ich ja vorschlagen nicht auf den Troll einzugehen, aber dafür ist es zu spät. Dann also #2.
In einer Zombieapokalypse brauch ich auch eher nen Holzfäller und einen mit einer militärischen Ausbildung, während mir ein Psychologe oder Programmierer eher nicht so systemrelevant vorkommt. Trotzdem sind wir, glaube ich ganz froh, dass es Psychologen gibt und wir von einem PC aus schreiben und nicht mit Feder und Tinte. Aber diese zusammenhänge sollte man eigentlich so mit 14-15 in der "warum ist die Welt so?" Phase verstanden haben. Außer man ist Mitglied der Grünen Jugend, dann ist nicht kapieren wie die Welt funktioniert und lieber in einer Fantasy Welt leben wollen das Mittel der Wahl - aber nur, weil man für LARP zu uncool ist :D
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Freedom »

Sicherlich sind die Erwägungen deutlich zu kurz gegriffen.

Aber ein wahrer Kern steckt eben doch darin: Wir beschweren uns über Fussball-Gehälter, die außerhalb jeder Relation stehen zu "normalen" Gehältern - die für uns nunmal bei Richter anfangen und bei GK partner aufhören, in "Unserer" Welt.

Sie kommen zustande durch Angebot nachfrage, völlig richtig. Aber hat von uns noch nie jemand den Gedanken angestellt, dass das teils absurd ist was Fussballer bekommen? Gibt ja immerhin auch Sportarten mit gehaltsobergrenzen.

Warum sollte also jemand, der in einer anderen Welt mit anderen Kontakten und Gehältern lebt, nicht Diskussionen bei uns über 100k als absurd wahrnehmen?

Ich hatte ja mal so eine begeisterte Phase nachm Examen wo ich meinte, Bekannten und Bekanntschaften von den Gehältern erzählen zu müssen, die man dort erzielen kann. Die Reaktionen waren...eher negativ. Wenn du dich mit einem Krankenpfleger unterhälst, der auch 50h arbeitet und dafür sehr wenig bekommt sollteste im Smalltalk nicht von solchen Gehältern erzählen.

Natürlich ist das hier dagegen ein Juristen-Forum, daher gelten diese Erwägungen nicht und es wäre sinnlos, nicht darüber zu reden, nur weil gehälter in anderen Branchen niedriger sind.

Aber wir sollten sicherlich nicht solche, die sich hier hin auch mal verirren und kritisieren, als Trolle bezeichnen oder als dumm hinstellen.
Wir leben am Ende eben aucch in einer Art "Blase" im Vergleich zu vielen anderen Berufen.
Digiwas?
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von OJ1988 »

Warum sollte es "absurd" sein, dass ein Fußballspieler Summe X verdient? Auch der Arbeitsmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
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Tibor
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Re: Zukünftige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Beitrag von Tibor »

Freedom hat geschrieben: Dienstag 7. April 2020, 11:42 Sie kommen zustande durch Angebot nachfrage, völlig richtig. Aber hat von uns noch nie jemand den Gedanken angestellt, dass das teils absurd ist was Fussballer bekommen? Gibt ja immerhin auch Sportarten mit gehaltsobergrenzen.
Ja, aber das liegt doch daran, dass mit "Fußball" eben viel Geld verdient werden kann. Wenn einzelne Vereine Umsätze in 9-stelligen Eurowerten erzielen (Dortmund knapp eine halbe Milliarde Euro p.a.) und die Gewinne auch 9-stellig sind, dann ist doch klar, dass das Geld irgendwo herkommt. Warum kaufen die Menschen Trikots für 100 €, zahlen Eintrittsgelder oder Streaming-Pakete? Warum zahlen Werbekunden astronomische Beträge? Weil es sich für jeden irgendwie "rechnet". Jeder gibt halt Geld für Dinge aus, die es ihm "wert" sind. Ich würde für so einen bunten Schwitzlappen aus Kunststoff never-ever mehr als 5 € ausgeben (kann man ja nicht anziehen, ohne wie ein Puma zu stinken). Das ist eben Angebot und Nachfrage.

Das Problem ist doch, das Angebot und Nachfrage nicht überall funktioniert (bspw. Gesundheitsversorgung). Deshalb gibt es bei uns sowas wie Sozialversicherung und staatliche Zuschüsse. Und auch in diesen Beträgen spiegelt sich wieder, was uns das ganze "wert" ist. Wenn der Bürger eben ächzt, wenn der GKV-Beitrag steigt bzw. in Fiskalhaushalten politisch um Zuschuss-Milliarden gerungen wird, dann ist das auch ein Marktmechanismus. Und das es funktioniert, sehen wir doch aktuell ganz schön. Einige Bürger verstehen, dass das uns das Gesundheitssystem "mehr wert" sein sollte. Man wird so sicherlich mehr Zuschüsse/Beiträge aktivieren können.
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