OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 11:52
Warum sollte es "absurd" sein, dass ein Fußballspieler Summe X verdient? Auch der Arbeitsmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
Weil wir immer zwei Ebenen trennen müssen: Wirtschaft und Gerechtigkeit/Moral.
Du argumentierst rein mit der Wirtschaftlichen Betrachtungsweise.
Wobei die Leute im Fall Fussball halt selbst schuld sind, wenn sie bereit sind, solche Unsummen dafür auszugeben, 22 Menschen auf Rasen hinter einem Ball herzurennen zu sehen, und sich daher nicht beschweren sollten.
Es ist nicht absurd, dass Fußballer so viel verdienen. Denn die Frage ist, was wäre die Alternative:
Fußballer verdienen nur so viel, weil so viel Geld in diesen Sport fließt, insbesondere über Werbung. Denkbare (nicht notwendig realistische) Alternativen:
- das Geld bliebe ausschließlich bei den Investoren - wäre das besser?
- es gäbe weniger Geld im Fußball, dh weniger Werbung - nur widerspricht das eklatant unserer Wirtschaftsordnung und es ist nicht ersichtlich, warum nur und ausgerechnet hier Werbung nicht zulässig sein sollte
- weniger Menschen schauen Fußball - offensichtlich haben sie aber Interesse daran
- das Geld wird "entnommen" und Dritten zugeführt - aber warum sollte eine derartige Enteignung zulässig sein, warum ausgerechnet nur in diesem Bereich usw
Solange also viele Menschen den Sport gerne schauen und er mit Werbung verknüpft wird (beides lässt sich nicht verhindern und ist für sich unproblematisch), ist die bestmögliche Lösung, dass die Fußballer viel Geld verdienen.
Zumal wir vielen Fußballern die Gehälter nur deshalb neiden, weil sie sich (was allerdings auch stimmt) wie dumme, abgehobene Arschlöcher benehmen und präsentieren. Bei einem Typen wie bspw. Simon Rolfes denkt man sich doch eher "Hat er sich verdient, der ist ja ganz nett" als etwa bei Armine Harit.
Freedom hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:06
OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 11:52
Warum sollte es "absurd" sein, dass ein Fußballspieler Summe X verdient? Auch der Arbeitsmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
Weil wir immer zwei Ebenen trennen müssen: Wirtschaft und Gerechtigkeit/Moral.
Du argumentierst rein mit der Wirtschaftlichen Betrachtungsweise.
Wobei die Leute im Fall Fussball halt selbst schuld sind, wenn sie bereit sind, solche Unsummen dafür auszugeben, 22 Menschen auf Rasen hinter einem Ball herzurennen zu sehen, und sich daher nicht beschweren sollten.
Nein, das "müssen" wir nicht, weil die Preisbildung unabhängig ist von moralischen Bewertungen. Wenn du meinst, dass Preisbildung von moralischen Bewertugen abhängig sein sollte, mag das deine Privatmeinung sein, macht aber einen Preis nicht "absurd".
Nunja, man könnte natürlich als Staat sagen, dort gibt es eine besondere Leistungsfähigkeit, an die knüpfen wir mal eine Steuer. Man könnte ja bspw. die Grundsteuer für Stadien/Parkplätze erhöhen, Kosten der Besicherung von Spielen zu Marktpreisen abrechnen (ist ja ein riesiger Streit aktuell) und letztlich könnte man natürlich an den Konsum der "unliebsamen" Fußballprols ran (Luxussteuer auf Rennwagen, teure Uhren). Man könnte, wenn man nur wollte.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Ganz so klar wie im Fußball ist es m.E. aber nicht überall. Beispiel: Investmentbanking. Ein Investmentbanker verdient so viel, weil er so viel Gewinn erwirtschaftet, z.T. ja sogar direkt über ein Bonisystem.
Da kann man sich ja schon fragen, wieso mit Investmentbanking überhaupt so viel Geld zu machen ist. Eine (echte) Finanztransaktionssteuer würde den Gewinn schmälern und das Gehalt des Investmentbankers damit eben auch. Und ob aus dem Investmentbanking jetzt viel Gutes folgt, wage ich mal zu bezweifeln.
Viel (!) schlimmer finde ich aber, das immer eher darüber diskutiert wird, ob 100.000 Euro brutto und 40.000 Euro brutto jetzt zu weit auseinanderliegen, was im netto "nur" einige Tausender pro Monat ausmachen wird, als darüber, dass praktisch keine Erbschaftssteuer gezahlt wird und man in diesem Land "reich" nicht mit Arbeit, sondern über Erbschaften wird. Gleiches Thema bei Vermögen. Wieso zahlt man auf Geld, das ausschließlich mit Geld, also durch auf dem Sofa sitzen, verdient wird, 25% steuer? Wer aber den ganzen Tag buckeln geht und sich die Gesundheit kaputt macht, zahlt dann ordentlich Einkommenssteuer. Man sollte das nichtmal gleich behandeln, aber "subventionieren" sollte man es garantiert nicht.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:22
Freedom hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:06
OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 11:52
Warum sollte es "absurd" sein, dass ein Fußballspieler Summe X verdient? Auch der Arbeitsmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
Weil wir immer zwei Ebenen trennen müssen: Wirtschaft und Gerechtigkeit/Moral.
Du argumentierst rein mit der Wirtschaftlichen Betrachtungsweise.
Wobei die Leute im Fall Fussball halt selbst schuld sind, wenn sie bereit sind, solche Unsummen dafür auszugeben, 22 Menschen auf Rasen hinter einem Ball herzurennen zu sehen, und sich daher nicht beschweren sollten.
Nein, das "müssen" wir nicht, weil die Preisbildung unabhängig ist von moralischen Bewertungen. Wenn du meinst, dass Preisbildung von moralischen Bewertugen abhängig sein sollte, mag das deine Privatmeinung sein, macht aber einen Preis nicht "absurd".
Das ist ein Forum. Natürlich ist der Post meine Privatmeinung, was soll er sonst sein?
Und wo habe ich gesagt, dass die Preisbildung davon abhängig sein soll? Du bist nicht in der Lage, zwei Aussagen zu trennen: Erstens: "Wir müssen die Marktpreise abhängig machen von Moral" Und zweitens: Die Fähigkeit bzw. Notwendigkeit, Ergebnisse des Marktes, also einer von uns gewählten Form der staatlichen Rahmenbedingungen, an weiteren Erwägungen zu messen. An "Höheren" Maßstäben.
Und geh doch mal bitte zu den normalen Menschen, geh mal zu den "Systemrelevanten" Berufen, geh mal zur Krankenschwester, die dich behandelt, wenn du auf der Krankenstation liegst mit Corona und sag ihr ins Gesicht, dass es gut und richtig ist, dass Fussballspieler so viel verdienen, am besten noch in dem arroganten Unterton. Sag ihr ins Gesicht, dass es "gut" und "richtig" ist, dass sie so wenig verdient. Und dass es da auch keine Gegenargumente gibt. Und dass es dumm wäre, das mal mit Moral in Frage zu stellen.
Freedom hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 11:42Wir beschweren uns über Fussball-Gehälter [...]
Ich nicht. Den größten Nachteil, den ich davon habe, sind erhöhte Ticketpreise. Da diese bei meinem Club aber - für mich (meist Steher, hin und wieder Sitz) - noch nicht aus dem Rahmen fallen, sehe ich keinen Bedarf zur Empörung. Durch den Wettbewerb der Pay-TV-Anbieter bezahle ich für mein Sky-Abo mE auch noch nicht so viel mehr, dass ich mich wirklich aufregen müsste. Nervig ist zwar, auf einige Spiele, die nur von anderen Anbietern übertragen werden, verzichten zu müssen; dies reguliert dann aber meinen Konsum, hin und wieder bin ich daher auch ganz dankbar darüber...
(Vielleicht liegt mein fehlender Neid aber auch daran, dass ich aus meiner aktiven Zeit in der Jugend viele kenne, die nicht den Sprung zu den Profis geschafft haben und heute strugglen. Auf jeden Spieler, der ein Millionengehalt verdient, kommen geschätzt 200+ Jungs, die mehr oder weniger lange (aka verpasste Chancen) alles auf die Karte "Profifußball" gesetzt (weil es nicht selten auch die einzige spielbare Karte war, die ihnen ausgeteilt wurde - und ohne 100 % Commitment wird heutzutage niemand Profi), die es aber nicht geschafft haben.)
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
Sektnase hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:34
Ganz so klar wie im Fußball ist es m.E. aber nicht überall. Beispiel: Investmentbanking. Ein Investmentbanker verdient so viel, weil er so viel Gewinn erwirtschaftet, z.T. ja sogar direkt über ein Bonisystem.
Da kann man sich ja schon fragen, wieso mit Investmentbanking überhaupt so viel Geld zu machen ist. Eine (echte) Finanztransaktionssteuer würde den Gewinn schmälern und das Gehalt des Investmentbankers damit eben auch. Und ob aus dem Investmentbanking jetzt viel Gutes folgt, wage ich mal zu bezweifeln.
Viel (!) schlimmer finde ich aber, das immer eher darüber diskutiert wird, ob 100.000 Euro brutto und 40.000 Euro brutto jetzt zu weit auseinanderliegen, was im netto "nur" einige Tausender pro Monat ausmachen wird, als darüber, dass praktisch keine Erbschaftssteuer gezahlt wird und man in diesem Land "reich" nicht mit Arbeit, sondern über Erbschaften wird. Gleiches Thema bei Vermögen. Wieso zahlt man auf Geld, das ausschließlich mit Geld, also durch auf dem Sofa sitzen, verdient wird, 25% steuer? Wer aber den ganzen Tag buckeln geht und sich die Gesundheit kaputt macht, zahlt dann ordentlich Einkommenssteuer. Man sollte das nichtmal gleich behandeln, aber "subventionieren" sollte man es garantiert nicht.
Das habe ich mich tatsächlich auch schon mehrfach gefragt. Ich bin auch immer wieder erstaunt, dass bspw. Wetten auf Lebensmittelpreise eine anerkannte und zulässige Form der Betätigung einer Bank oder einer sonstigen Finanzinstitution ist.
Freedom hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:06
OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 11:52
Warum sollte es "absurd" sein, dass ein Fußballspieler Summe X verdient? Auch der Arbeitsmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
Weil wir immer zwei Ebenen trennen müssen: Wirtschaft und Gerechtigkeit/Moral.
Du argumentierst rein mit der Wirtschaftlichen Betrachtungsweise.
Wobei die Leute im Fall Fussball halt selbst schuld sind, wenn sie bereit sind, solche Unsummen dafür auszugeben, 22 Menschen auf Rasen hinter einem Ball herzurennen zu sehen, und sich daher nicht beschweren sollten.
Die Frage ist ja, wer bestimmt, was moralisch gut und gerecht ist. Der SPD-Parteivorstand? Der Markt bildet einen Preis und der Staat sollte nur in absoluten Ausnahmefällen eingreifen. Bei Fußballergehältern sehe ich keinen Bedarf für einen Eingriff.
Ich würde sie komplett verbieten. Aber dann sind wir im Prinzip wieder bei der Diskussion aus dem anderen Thread zum Verhältnis zwischen Handlungsfreiheit und Verboten.
Kasimir hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 13:10
Die Frage ist ja, wer bestimmt, was moralisch gut und gerecht ist. Der SPD-Parteivorstand?
Na dieses Forum als höchste moralische Instanz im Lande
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
Freedom hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:36
OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:22
Freedom hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 12:06
OJ1988 hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 11:52
Warum sollte es "absurd" sein, dass ein Fußballspieler Summe X verdient? Auch der Arbeitsmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
Weil wir immer zwei Ebenen trennen müssen: Wirtschaft und Gerechtigkeit/Moral.
Du argumentierst rein mit der Wirtschaftlichen Betrachtungsweise.
Wobei die Leute im Fall Fussball halt selbst schuld sind, wenn sie bereit sind, solche Unsummen dafür auszugeben, 22 Menschen auf Rasen hinter einem Ball herzurennen zu sehen, und sich daher nicht beschweren sollten.
Nein, das "müssen" wir nicht, weil die Preisbildung unabhängig ist von moralischen Bewertungen. Wenn du meinst, dass Preisbildung von moralischen Bewertugen abhängig sein sollte, mag das deine Privatmeinung sein, macht aber einen Preis nicht "absurd".
Das ist ein Forum. Natürlich ist der Post meine Privatmeinung, was soll er sonst sein?
Und wo habe ich gesagt, dass die Preisbildung davon abhängig sein soll? Du bist nicht in der Lage, zwei Aussagen zu trennen: Erstens: "Wir müssen die Marktpreise abhängig machen von Moral" Und zweitens: Die Fähigkeit bzw. Notwendigkeit, Ergebnisse des Marktes, also einer von uns gewählten Form der staatlichen Rahmenbedingungen, an weiteren Erwägungen zu messen. An "Höheren" Maßstäben.
Und geh doch mal bitte zu den normalen Menschen, geh mal zu den "Systemrelevanten" Berufen, geh mal zur Krankenschwester, die dich behandelt, wenn du auf der Krankenstation liegst mit Corona und sag ihr ins Gesicht, dass es gut und richtig ist, dass Fussballspieler so viel verdienen, am besten noch in dem arroganten Unterton. Sag ihr ins Gesicht, dass es "gut" und "richtig" ist, dass sie so wenig verdient. Und dass es da auch keine Gegenargumente gibt. Und dass es dumm wäre, das mal mit Moral in Frage zu stellen.
Du hast die Diskussion angefangen damit, dass hohe Gehälter bei Fußballspielern "absurd" seien. Ich finde die Gehälter nicht "absurd", sondern nachvollziehbar, weil sie den Regeln der Preisbildung auf einem freien Markt gehorchen.
Das hat aber nichts damit zu tun, ob ich es selbst "richtig" finde, dass man Fußbällern hohe Gehälter zahlt. Dazu habe ich schlicht keine Meinung, weil ich so nicht über anderer Leute Vermögensverhältnisse nachdenke. Deshalb würde ich auch einer Krankenschwester nicht ins Gesicht sagen, dass es "gut" ist, dass sie so "wenig" verdient. Die Höhe ihres Arbeitslohnes richtet sich nicht nach dem moralischen Wert ihrer Arbeit (der - da dürftest du zustimmen - davon völlig unabhängig ist), sondern danach, wieviele Arbeitnehmer auf dem Markt die gleiche Arbeitsleistung anbieten.
Kasimir hat geschrieben: ↑Dienstag 7. April 2020, 13:10
Die Frage ist ja, wer bestimmt, was moralisch gut und gerecht ist.
Dafür haben wir Parlamente, die eingegrenzt durch die Verfassung und Grundrechte (geronnene Gerechtigkeitsmaximen) diese Fragen beantworten können und sollen.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."